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man sich, wo sich die echte Vorhaut Jesu befindet. Zumindest, wer das größere, das prachtvollere Stück des göttlichen Stückes besitzt. Lachhaft ist es auf alle Fälle, was die Kirche da für einen Quatsch erzählt, um zu noch mehr Geld und Macht zu kommen. Ich weiß, bei wem die Vorhaut Jesu steckt, jedoch unsichtbar für alle anderen. Bei der heiligen Katharina von Siena.

      Die heilige Katharina von Siena (1347–1380) behauptete, dass Jesus ihr erschienen sei, um ihr seine Vorhaut (Heilige Vorhaut Jesu – Sanctum praeputium) als Verlobungsring zu schenken, den sie seitdem trug. Leider war dieser Ring laut ihrer Aussage unsichtbar.7 Moment a mal, Jesus wurde das labbrige Ding lange vor Katharina von Siena abgeschnitten. Ja, wer und wo hat man denn das Teilstück aufbewahrt und elastisch gehalten? Machte das jemand mit dem Öl des heiligen Ölbaumes, eines Olivenbaumes aus dem Garten Gethsemane? Ihr wirres Denken war leider auch unsichtbar.

      1969 schaffte die Katholische Kirche den 1. Januar als „Tag der Beschneidung des Herrn“ ab und als letzte Gemeinde beendete das italienische Calcata 1983 seinen alljährlichen Prozessionsmarsch der heiligen Vorhaut: Angeblich war die Reliquie gestohlen worden. Klar, die Vorhaut, die es nie gab, außer am Pimmel des Little Jesus, wurde gestohlen. Wer das glaubt, wird wahrlich selig. Und da sag noch einer, in der Kirche gäbe es nichts Perverses. Und wie die heilige Katharina das labbrige oder doch bereits vertrocknete Teilstück mit Körper und Seele liebt, nein, das will ich mir nicht, wirklich nicht vorstellen.

      Da es Unmengen von diesem göttlichen Hautstückchen gibt, frage ich mich, ob eine Heilige aus dem heiligen Stück eine Mahlzeit gemacht hat. Na, viel hat es dann ja nicht zu essen gegeben. Einfach, spartanisch einfach. Eingelegt in Öl, etwas Gewürz dazu und einen leckeren Sud, mmhh, einfach himmlisch duftend und wohlschmeckend. Total lecker? Pfeu Deipel, allein schon die Vorstellung, ein Mahl daraus zu machen, ist ekelerregend. Es zu essen, ist wahrlich pervers. Ja, ich weiß, ich habe mich über dieses Thema schon sehr ausgelassen, aber nur mit einem Wisch und Weg darüber zu schreiben, zu berichten, war mir dann doch zu wenig.

      Viele Reliquien besitzen, so sagt man und habe ich es gelesen, heilende Kräfte und die Wallfahrer erhofften sich von ihnen Gesundung. So wurden in Würzburg Kopfschmerzen geheilt, indem man den Kranken die Schädeldecke des heiligen Makarius auf den Kopf legte. Besser wäre es, man hätte es ihnen auf ihren Schädel gehauen. Zur Erkennung und Befreiung des religiösen Wirrwarr, der tief in ihren Hirnen steckt.8

      Germanus von Auxerre9 hilft, heißt es, gegen Durchfall aber auch gegen Tollwut und Irrsinn. Na, wenn das mal kein Beschiss ist.

      Vom heiligen Stephan werden dreizehn Arme als Reliquien verehrt. Wenn ein hoher Geistlicher verstarb, konnte es leicht geschehen, dass er zerlegt wurde, um dessen Gebeine und Innereien als teure, aber doch Wunder bringende Reliquien zu verscherbeln.10

      Das angebliche Leichentuch Christi, das Turiner Grabtuch, dürfte die wohl bekannteste Reliquie sein, über deren Echtheit auch heute noch Diskussionen und Streitigkeiten geführt werden. Der Erzbischof von Turin, Severino Poletto, meinte, die Echtheit sei nicht so wichtig, entscheidend sei der Akt der Verehrung als Zeichen des lebendigen Glaubens.11 Und so latschen weitere Millionen Pilger zu dem Turiner Grabtuch und füllen, nach Bestaunen und Erleuchtung ihres Geistes, die Kasse der Kirche.

       Weitere erheiternde geheiligte Trophäen

      In den Klöstern und Kirchen werden christliche Trophäen, man nennt sie Reliquien, gesammelt, um sie den Kirchenbesuchern zu zeigen. Diese vergammelten, verbleichten Knochen verstorbener Heiliger sollen heilende Kräfte besitzen, sagt man ihnen nach. Vom Kreuze Jesu gibt es rund um die Welt zig Tausende Splitter unterschiedlicher Größe. Das ein oder andere Holzstück hat dann vielleicht noch das getrocknete Blut des Gekreuzigten an sich. Wahrscheinlich gibt es davon so viele, dass man locker einen Güterzug damit füllen kann. Da frage ich mich, wie oft Jesus für die Sünden seiner Getreuen und Untreuen, genehmigt von seinem Papa, an ein Kreuz genagelt wurde. Ein Kreuz hat dann nicht gereicht.

      Auch die Heilige Lanze, die dem Gottessohn von einem Söldner in die Seite gestoßen wurde, gibt es zu bestaunen. Und wenn es schon etwas Einzigartiges zu bewundern gibt, dann wollen es auch andere für ihre Kirchenhäuser haben. Und so gab es wundersame Vermehrungen der geheiligten Lanze zuhauf. Schließlich will jeder das Marterwerkzeug anbeten, das man Jesu in die Seite gerammt hat. Gibt es auch den in Essig getränkten Schwamm massenhaft zu bestaunen? Was die Katholische Kirche an geheiligten Andenken, unter denen sich meist nur Fälschungen befinden, zusammengetragen hat, ist von der Menge und dem Wert unschätzbar geworden.

      Gefährlicher wird kirchliche Frömmigkeit, wenn Fanatismus hinzukommt. Und dazu tragen die anbetungswürdigen Reliquien von Heiligen und Nichtheiligen ihr Scherflein bei. Und die Kirche freut sich, mit diesem Plunder Gläubige in ihre Häuser zu locken, um dort dann nicht nur zu beten, Sünden zu bereuen, nein, um auch Geld dazulassen. Reliquien sind nun mal eine Einnahmequelle, die niemals versiegen darf. An den Festtagen der Heiligtümer rutschen Gläubige kilometerlang auf den Knien zu den Gottestempeln, um ihre Bußfertigkeit vor aller Augen zu zeigen. Andere schlagen sich mit Dornen gespickten Geißeln und Peitschen, bis das Blut in Strömen über ihren Körper fließt. Sie foltern sich selbst, noch heute, mit von Nägeln übersäten Bußgürteln.

      In einigen katholischen Ländern stellt man die Kreuzigung Christi leibhaftig nach. Vom Glauben vernebelte Menschen lassen sich mit Eisennägeln auf die gleiche Weise auf ein Holzkreuz nageln, wie es mit Christus geschehen sein soll. Das Kreuz wird aufgerichtet und der Geistesgestörte hängt dann stundenlang in der Sonne und brutzelt vor sich hin, bis er das ausgemergelte Erscheinen Jesu hat. Es ist für einen gesunden Menschenverstand unvorstellbar, dass Gott seine sich selbst zerstörende Kreatur als wohltuend und erquicklich empfindet und diesen Irren auch noch Bonuspunkte auf seiner Warteliste gutschreibt oder diesen Unsinn weiter fordert und fördert. Kommt Sadismus gar von Gott?

      Das alles und noch viel, viel mehr mach(t)en vor allem Christen, um ins himmlische Paradies zu kommen. Ich muss aber auch betonen, dass dies kein rein christliches Syndrom ist, sondern das Krankheitsbild der meisten Religionen überhaupt. Das gilt auch für die strenggläubigen, Kritik abweisenden Evangelikalen, vornehmlich in den USA.

      Welch Glück aber für uns, dass es den Wahnsinn und den Unsinn der Kirche so offen zu sehen und so lautstark zu hören gibt. Ganz zu meiner Freude … Und wer noch nicht genug davon hat, zu lesen, was es alles über diesen ideologischen Müll gibt, der möge bitte im Internet danach suchen. Da gibt es viel, sehr viel darüber zu lesen, worauf man nur noch den Kopf schütteln und sich ein oder mehrere Geistesgetränke hineinschütten muss, um mit diesem Kirchenblödsinn ein wenig klarzukommen. Zum Lachen ist es allemal.

      … und weiter geht’s mit der Reliquiensammlung.

       Du heiliger Bimbam

      Als wenn das mit den Reliquien noch nicht reichen würde, gibt es auch noch die Windeln Jesu – ja, Windeln, denn eine reicht ja nicht –, die sich in Aachen befinden. Aachen besitzt noch drei weitere Reliquien: den Lendenschurz Jesu, ein Kleid Mariens und das Enthauptungstuch Johannes des Täufers. Die Aachener zeigen alle sieben Jahre vier ihrer Reliquien. Hoffentlich sind die Windeln nach reichlichem Gebrauch des Kleinen von seiner Mama auch gewaschen worden. Wenn nicht, dann haben sie auch noch die göttlich duftende, zermatschte Wurst dazubekommen – mittlerweile getrocknet. Was den Lendenschurz angeht, sollte man untersuchen, ob sich eventuell Spuren von Gottessamen darin befinden. Das aber wird den Kirchenherren nicht gefallen, wenn sich dann herausstellt, dass Gottessohn seinen Samen ungewollt und ohne Zweck von sich gab. Aber auch, weil sie keinen geklonten Jesus in ihren Reihen haben wollen, der dann den Thron Petri besteigen beziehungsweise in Anspruch nehmen möchte.

      Und wie sieht es in Aachen mit der Echtheit der Reliquien aus? Dazu möchte ich die Frankfurter Rundschau zitieren:

      „[…] für Bischof Heinrich Mussinghoff kommt es auch gar nicht darauf an, ob es ‚die Windeln sind, in die Jesus wirklich reingemacht hat‘. Deutlicher lässt sich moderne Skepsis kaum entkräften. Es geht laut Mussinghoff nicht um ‚Echtheit‘ im naturwissenschaftlichen Sinn, sondern um den Glauben, um eine geistliche Verbindung der Menschen von heute mit den biblischen Gestalten.

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