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aus der DDR

       Frühshoppen in unserem Dorf

       Körperteile und deren Funktionen auf Deutsch

       Intellektuelle Sprache! Alder!

       Bin ich Deutsch genug?

       Über den Autoren

      Nach nun ungefähr 12 Jahren in Deutschland stelle ich mir die Frage, ob ich mittlerweile in der Gesellschaft integriert bin oder nicht. Es existieren weder ein Formular noch eine Art Vordruck, in das man lediglich ein Kreuz setzen und feststellen kann, zu wie viel Prozent man zum Zeitpunkt X integriert ist. Auch Tipps, wie die nächsten Schritte auszusehen haben, lassen sich nirgendwo finden. Aus diesem Grund habe ich mir selbst einen Wegweiser ausgedacht. Dafür habe ich die Gesellschaft genauestens beobachtet. Ich habe versucht, sie bestmöglich zu imitieren, um so viel wie nur möglich von ihr zu lernen.

      Ich stellte mir auch die Frage, wie leicht, wie einfach, wie kompliziert, wie entsetzlich und wie fröhlich kann Integration eigentlich sein?

      Wann ist der Moment gekommen, dass man sagen kann: Ich bin angekommen! Wann kann ich meinen Koffer endgültig im Schrank verstauen und verrotten lassen?

      Endlich ist es soweit! Endlich bietet sich mir die Möglichkeit, meine Gedanken in einem Buch niederzuschreiben. Warum? Scheinbar gehört es zum Leben eines Deutschen dazu, ein Buch zu schreiben. Lesen ist für die meisten Deutschen wie Wasserpfeiferauchen für die Araber. Sie tun es immer, zu jeder Zeit und an jedem Ort. Nur mit dem Unterschied, dass es bei der Wasserpfeife duftet, beispielsweise nach Apfel, beim Lesen ist dies wohl eher nicht zu erwarten. Glaubt man den Vorurteilen, versetzt das Rauchen einer Wasserpfeife den Raucher in einen wahren Rausch. Liebesromane können dies aber auch. Ich hingegen lese gern Sachbücher, am liebsten aber Romane. Diese besitzen durchaus das Potenzial, den Leser in einen Zustand zu versetzen, der dem eines Rausches sehr nahekommt. Sie geben einem die Möglichkeit, dem Alltag zu entfliehen und in das Leben von anderen einzutauchen. In der Regel sind diese Romane leidenschaftlicher als das, was im typischen Leben so passiert, wie beispielsweise im Job, Kinder, Garten, Alterungsprozess, Wechseljahre oder die Midlife-Crisis. Es ist schon eine merkwürdige Sache, dass in meinem Kopf auch das Wort „Veralterung“ herumschwebt. Jedoch wird dieses Wort von der automatischen Rechtschreibkontrolle meines Computers als falsch markiert. Sehr merkwürdig. Scheinbar möchte mein deutscher Rechner dieses Wort nicht annehmen. Der Vergleich zwischen der Wasserpfeife und dem Buch soll an dieser Stelle nicht weiter ausgeführt werden, jedoch werde ich später noch einmal darauf zurückkommen.

      Also beschloss ich im Jahre 2003, das Jahr, als ich nicht ganz freiwillig bzw. nahezu gezwungen nach Deutschland auswanderte, mich in die Gesellschaft zu integrieren. Integrationskurse gab es damals leider nicht, da es zu diesem Zeitpunkt auch noch kein Integrationsproblem gab. Die Regel lautete: Wer sich dafür entschieden hat, hier zu leben, muss auch sehen, wie er klarkommt. Schafft man es nicht, sich alleine zu versorgen, ist das kein Problem der Gesellschaft, sondern das Problem des Einzelnen. So gab es damals z. B. auch noch keinen Einbürgerungstest.

      Wie cool! Ich darf mich also komplett selbstständig integrieren. Gemäß Duden wird integrieren definiert als: „Zu einem übergeordneten Ganzen zusammenschließen; in ein übergeordnetes Ganzes aufnehmen; vereinheitlichen.“ Oder anders ausgedrückt: Ich schließe mich mit den anderen zusammen, ich nehme alles auf, was sie mir anbieten und dann bilde ich eine Einheit mit dem großen Ganzen. Also machte ich mich auf den Weg, oder muss es eigentlich auf dem Weg heißen? Um ehrlich zu sein, weiß ich es nicht so genau, aber ich bin jetzt unterwegs zum Ziel der INTEGRATION. Wie lange es wohl dauern wird, so eine Integration? 6 Monate schätze ich mal. Sprachlich bin ich gar nicht so schlecht, ob es jedoch reicht oder nicht, ist eine ganz andere Frage. Man sagt, dass ein Ausländer mindestens B1-Niveau nach GER-Richtlinien erreichen sollte, um einen Job zu finden. Ich habe sogar C2-Niveau. Ob das reicht? Mal schauen.

      Im Moment wohne ich in einer sehr kleinen Stadt im Osten Deutschlands. Hin und wieder erzählt man mir von den DDR-Zeiten. Dies kann ich jedoch nicht so gut einordnen, da die meisten Deutschen, die ich bislang nur als Touristen in meinem Heimatland kennengelernt habe, diese Zeit nicht sehr häufig erwähnten. Die deutsche Geschichte ist auch kein typisches Thema, worüber man während des Urlaubs redet. Somit stand ich meiner ersten Herausforderung auch schon gegenüber: Was ist der Unterschied zwischen den Bürgern im Osten und den Bürgern im Westen? Was sind das für Typen? Was muss man eigentlich wissen, wenn man im Osten lebt? Würde ich noch im Westen leben, wäre das kein Problem, da ich bei den Wessis gelernt habe, nicht sehr viel über die Ossis zu reden. Streng genommen nehmen sie den Osten gar nicht so richtig wahr. Das ist zumindest mein Eindruck.

      Als ich mit meiner Frau im Westen Deutschlands Urlaub machte, wurde unser gemeinsames Kind krank. Wir mussten folglich zum Arzt. Nach dem Arztbesuch regte meine Frau sich mächtig auf, da der Arzt sie nicht angesprochen hatte. Sie sagte, er habe sie nicht einmal angesehen. Ich hatte dies nicht so wahrgenommen. Ich konnte mir vorstellen, dass der Arzt wohl dachte, da der ausländische Mann das Machtwort in der Familie innehat, rede ich mit ihm. Aus der Sicht meiner Frau lag die Ursache darin, dass sie einen Ostdialekt hat. Jeder sieht das anders.

      „Ach du grüne Neune“, war ein Ausdruck, den ich neulich gehört habe. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, welche neune man eigentlich meint. Es gab auch ein Kabarett unter dem Motto „Jammer-Ossi und Besser-Wessi“. Ich hatte genug Probleme in meinem Heimatland wegen ethnischer und religiöser Zugehörigkeit, jetzt muss ich mich mit einem Problem befassen, welches eigentlich nicht so direkt mit mir zu tun hat. Aber wer sich integrieren will, muss sich informieren!

      So habe ich auch mal das Wort Selters für Wasser benutzt, weil man das Wort hier stets gebraucht und laut der Erklärung für Integration, soll ich ja das aufnehmen, was die Leute hier sagen und machen. In einem Westladen, als ich nach Wasser für meinen Sohn mit der Bezeichnung Selters fragte, schaute man mich nur sehr verwundert an! In dem Moment wurde mir klar, manchmal ist es im Westen besser lieber „Kanakendeutsch“ als „Ostdeutsch“ zu sprechen. Mit denen kennen sie sich besser aus und die Vorurteile halten sich im Rahmen. Die Ausländer können ja nicht behaupten, sie wären immer ein Teil Deutschlands gewesen. Die Ossis schon! Als ich das Wort Kanake zum ersten Mal hörte, fühlte ich mich nicht angesprochen. Ich suchte nach der Herkunft des Wortes und fand heraus, dass das Wort eine Bezeichnung für einen Ureinwohner Neukaledoniens sei. Aus dieser Erfahrung nahm ich mit, dass es doch nicht so gut ist, alles einfach so aufzunehmen, ohne es zu hinterfragen. Ich muss die Begriffe selektiv aufnehmen, denn ich muss aufpassen, wo und wie ich welches Wort benutze. Von daher stellt sich die Frage, von wem soll ich was aufnehmen?

      An dieser Stelle fällt mir etwas ein. Meine Frau machte häufig die Aussage: Spinnst du? „Die spinnen wohl die Ägypter“, sagte mein Stiefvater oft zu mir und danach lachte er sehr laut. Dies ist ein berühmtes Zitat von Asterix und Obelix. Ich persönlich empfinde dies als einen tollen Ausruf. Jedoch während meines Studiums habe ich dies nie gehört. Ich bin stets auf der Suche nach umgangssprachlichen Ausdrücken und wie man diese locker im Alltag sagen und benutzen kann. Somit versuchte ich, diesen Ausdruck in meinen Sprachgebrauch zu integrieren. Jedoch lachten die Zuhörer nur. Einmal sagte ich dieses Sprichwort zu einem Schüler, da er im Unterricht sehr laut war. Er starrte

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