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bezeichnet.

      Die Erde wird auch mit geladenen Teilchen aus allen Richtungen überschüttet, der sogenannten kosmischen Strahlung. Hierbei handelt es sich um Atomkerne und subatomare Teilchen, die sich nahezu mit Lichtgeschwindigkeit bewegen. Aus dem Erdinneren kommen Strahlungen, die von Uran und anderen radioaktiven Elementen emittiert werden. Die kosmische Strahlung aus dem Weltall und die Strahlungen aus Gestein und Boden liefern die kleinen Ionen, welche die elektrischen Ströme transportieren, die uns in der unteren Atmosphäre umgeben.

      Das ist die elektromagnetische Umgebung, in der wir entstanden sind. Der Austausch von Elektrizität zwischen den Schichten erfolgt ständig und hat das Leben auf der Erde überhaupt erst möglich gemacht.

      Wir alle leben in einem ziemlich konstanten vertikalen elektrischen Feld von durchschnittlich 130 Volt pro Meter. Bei schönem Wetter ist der Boden unter uns negativ und die Ionosphäre über uns positiv geladen. Die Potenzialdifferenz zwischen Boden und Himmel beträgt etwa 300.000 Volt. Die spektakulärste Erinnerung daran, dass die Elektrizität ständig in uns und um uns ist, ist natürlich der Blitz. Er gleicht außerdem einem Boten, der uns Nachrichten von Sonne und Sternen liefert. Die Elektrizität fließt durch den Himmel weit über uns, entlädt sich explosionsartig in Gewittern nach unten, rast durch den Boden unter uns und fließt dann bei schönem Wetter – getragen von kleinen Ionen – sanft durch die Luft zurück. All das wiederholt sich fortdauernd, und so belebt die Elektrizität die gesamte Erde. Etwa 100 Blitze, von denen jeder eine Billion Watt Energie liefert, treffen die Erde jede Sekunde. Während eines Gewitters kann die elektrische Spannung in der Luft um uns 4.000 Volt pro Meter und mehr erreichen.

      Als ich mich vor 25 Jahren zum ersten Mal für den globalen Stromkreis zu interessieren begann, zeichnete ich die folgende Skizze, um ihn besser verstehen zu können.

      Die Skizze verdeutlicht, dass lebende Organismen ein Teil des globalen Kreislaufs sind. Jeder von uns erzeugt seine eigenen elektrischen Felder, die uns wie die Atmosphäre vertikal polarisieren, wobei unsere Füße und Hände in Bezug auf die Wirbelsäule und den Kopf negativ sind. Unsere negativ geladenen Füße laufen auf dem negativen Boden, während unsere positiv geladenen Köpfe in den positiven Himmel deuten. Die komplexen Stromkreise, die sanft durch unseren Körper fließen, werden durch Erde und Himmel vervollständigt. Auf diese sehr konkrete Weise sind Erde und Sonne, das Große Yin und das Große Yang – wie im Klassiker des Gelben Kaisers zur Inneren Medizin beschrieben – Energiequellen für das Leben.

      Es wird allgemein nicht genügend gewürdigt, dass auch der umgekehrte Fall zutrifft: Das Leben braucht nicht nur die Erde, sondern die Erde braucht auch das Leben. Die Atmosphäre zum Beispiel existiert nur, weil grüne Organismen seit Milliarden von Jahren wachsen: Die gesamte Sauerstoff- und höchstwahrscheinlich auch Stickstofferzeugung erfolgt durch Pflanzen. Dennoch versäumen wir es, unser hochempfindliches Luftkissen wie ein unersetzliches Kleinod zu behandeln, das bei Weitem kostbarer ist als der seltenste Diamant. Für jedes Atom fossiler Energien – wie Kohle und Erdöl – das wir verbrennen, für jedes Kohlendioxid-Molekül, das wir daraus produzieren, zerstören wir permanent ein Sauerstoffmolekül. Das Verbrennen fossiler Brennstoffe, d. h. frühzeitlicher Pflanzen, die einst der Zukunft Leben einhauchten, ist regelrecht zum Ruin der Schöpfung geworden.

      Das Leben ist aber auch für die Elektrizität unentbehrlich. Lebende Bäume ragen aus dem negativ geladenen Boden ungefähr 30 Meter in die Luft. Die meisten Regentropfen – außer bei Gewittern – laden die Erde positiv auf. Dabei ziehen die Bäume den Regen förmlich aus den Wolken heraus. Aus diesem Grund trägt das Fällen von Bäumen elektrisch zu einem Niederschlagsverlust in Gebieten bei, in denen früher Wälder standen.

      „Was die Menschheit betrifft“, sagte Loren Eiseley, „diese unzähligen kleinen, freistehenden Teiche mit ihrem eigenen schwärmenden Korpuskularleben – was sind sie schon, nur ein stilles Gewässer, ja, nur die Möglichkeit, Wasser außerhalb der Reichweite von Flüssen fließen zu lassen.“1 Die Wüsten werden nicht nur von uns Menschen, sondern vor allem durch den Baumbestand bewässert. Bäume erhöhen die Verdunstung und senken die Temperaturen, und die Lebensströme, die durch ihren Saft fließen, existieren in einem zusammenhängenden Kontinuum mit Himmel und Regen.

      Wir sind alle Teil einer Erde, die lebt, denn sie ist ein Element des lebendigen Sonnensystems und des lebendigen Universums. Das Schauspiel der Elektrizität in der Galaxie, die magnetischen Rhythmen der Planeten, der elfjährige Zyklus der Sonnenflecken, die Schwankungen des Sonnenwinds, das Donnern und Blitzen auf der Erde, die biologischen Strömungen in unserem Körper – all dies hängt voneinander ab. Wir sind wie winzige Zellen im Körper des Universums. Ereignisse auf der anderen Seite der Galaxie beeinflussen auch alles Leben hier auf der Erde. Und vielleicht darf man sogar auch sagen, dass jede dramatische Veränderung des Lebens auf der Erde – wenn auch kleine, aber dennoch spürbare – Auswirkungen auf Sonne und Sterne hat.

      B

      Als die City and South London Electric Railway im Jahr 1890 ihren Betrieb aufnahm, hatten empfindliche Instrumente am sieben Kilometer entfernten Royal Observatory in Greenwich Störungen empfangen.2 Die Physiker dort waren sich nicht bewusst, dass elektromagnetische Wellen von dieser und jeder anderen elektrischen Eisenbahn ebenfalls in das Weltall strahlten und die Magnetosphäre der Erde veränderten. Eine Tatsache, die erst Jahrzehnte später entdeckt werden sollte. Um zu verstehen, was das für Leben und Natur bedeutet, widmen wir uns hier zunächst noch einmal dem Blitz.

      Das Gebäude, in dem wir leben, d. h. die Biosphäre, dieser ungefähr 88 Kilometer hohe Raum, der mit Luft gefüllt ist und die Erde umgibt, ist ein Hohlraumresonator. Jedes Mal, wenn ein Blitz einschlägt, tönt der Hohlraum wie ein Gong. Das statische elektrische Feld, in dem wir uns bewegen und in dem die Vögel fliegen, wird vom Blitz mit 130 Volt pro Meter aufrechterhalten. Darüber hinaus löst er ein Echo in der Biosphäre bei bestimmten niederfrequenten Resonanzen („very low frequencies“, VLF) – 8 Schläge pro Sekunde (oder Hz), 14, 20, 26, 32 und so weiter – aus. Diese Resonanzen sind nach Winfried Schumann benannt, dem deutschen Physiker, der ihre Existenz voraussagte und mit seinem Assistenten Herbert König 1953 deren ständige Präsenz in der Atmosphäre bewies.

      Nun ist es auch so, dass sich unser Gehirn in einem Zustand wacher Entspannung auf diese ganz bestimmten Frequenzen einstellt. Das dominante Muster eines menschlichen Elektroenzephalogramms von vor der Geburt bis zum Erwachsenenalter – der bekannte Alpha-Rhythmus im Bereich von 8 bis 13 Hz oder 7 bis 13 Hz bei einem Neugeborenen – ist auf die ersten beiden Schumann-Resonanzen beschränkt. Ein alter Teil des Gehirns, das sogenannte limbische System, das an der Verarbeitung von Emotionen und am Langzeitgedächtnis beteiligt ist, erzeugt Theta-Wellen von 4 bis 7 Hz, die von der ersten Schumann-Resonanz nach oben begrenzt werden. Der Theta-Rhythmus ist bei kleinen Kindern und während der Meditation bei Erwachsenen stärker ausgeprägt. Dieselben Frequenzen, sowohl die Alpha- als auch die Thetawellen, pulsieren auch bei Tieren, und soweit wir wissen, geschieht dies mit überraschend geringen Abweichungen. In entspanntem Zustand haben Hunde einen Alpha-Rhythmus von 8 bis 12 Hz, der mit dem unsrigen identisch ist. Bei Katzen ist der Bereich von 8 bis 15 Hz etwas breiter. Kaninchen, Meerschweinchen, Schweine, Ziegen und Kühe, Frösche, Vögel und Reptilien weisen fast die gleichen Frequenzen auf.3

      Schumanns Assistent König war von den Ähnlichkeiten dieser atmosphärischen Wellen mit den elektrischen Schwingungen des Gehirns so beeindruckt, dass er eine Reihe von Experimenten mit weitreichenden Folgen durchführte. Die erste Schumann-Resonanz, schrieb er, ist tatsächlich so sehr identisch mit dem Alpha-Rhythmus, dass es selbst einem Experten schwerfällt, den Unterschied zwischen den Aufzeichnungen des Gehirns und denen der Atmosphäre zu erkennen. König war überzeugt, dass dies kein Zufall war. Die erste Schumann-Resonanz kommt bei schönem Wetter unter ruhigen, ausgeglichenen Bedingungen vor, genauso wie auch der Alpha-Rhythmus im Gehirn in einem ruhigen, entspannten Zustand auftritt. Der Delta-Rhythmus hingegen, der aus unregelmäßigen Wellen mit einer höheren Amplitude um 3 Hz besteht, tritt in der Atmosphäre unter unruhigen, unausgeglichenen Wetterbedingungen und im Gehirn bei Krankheits- oder gestörten Zuständen

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