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160 Kilometer vor der Atlantikküste aufgestellt und im Meeresboden verankert. Der erste, 175 Kilometer östlich von Cape Cod, wurde im Dezember 1955 in Betrieb genommen, während der letzte, 135 Kilometer südöstlich des New Yorker Hafens, im Frühsommer 1957 aktiviert wurde.

      Schließlich musste jeder der 195 ursprünglichen Radarstandorte, die den kanadischen Himmel überlagerten, in der Lage sein, Überwachungsdaten von größtenteils sehr entfernten Orten zu senden. So wurde jeder Standort mit Hochleistungsfunksender ausgestattet, die typischerweise im Mikrowellenspektrum zwischen 600 und 1.000 MHz und mit Sendeleistungen von bis zu 40 Kilowatt betrieben wurden. Sie verwendeten eine Technologie namens „troposphärische Streuung“. Riesige Antennen in Form gewölbter Werbetafeln richteten ihre Signale über den fernen Horizont, um sie von Partikeln in der unteren Atmosphäre 9,5 Kilometer über der Erde abprallen zu lassen und so einen Empfänger zu erreichen, der Hunderte von Kilometern entfernt war.

      Gleichzeitig wurde in ganz Alaska ein weiteres vollständiges Netzwerk solcher Antennen installiert, das sogenannte White Alice Communications System. Die ersten wurden am 12. November 1956 in Betrieb genommen und das gesamte System wurde am 26. März 1958 offiziell eröffnet.

      Die „Asiatische“ Grippepandemie begann Ende Februar 1957 und dauerte über ein Jahr. Die meisten Todesfälle gab es im Herbst und Winter 1957–1958.

      Ein Jahrzehnt später brachten die Vereinigten Staaten eine weltweit erste Konstellation von Militärsatelliten in einer Höhe von etwa 33.300 Kilometer in die Erdumlaufbahn, mitten im Herzen des äußeren Van-Allen-Strahlungsgürtels. Die 28 Satelliten, die als erstes Verteidigungs-Kommunikations-Satellitenprogramm oder Initial Defense Communication Satellite Program (IDCSP) bezeichnet werden, wurden nach dem Start der letzten acht Satelliten am 13. Juni 1968 in Betrieb genommen. Die „Hongkong“-Grippepandemie begann im Juli 1968 und dauerte bis März 1970.

      Obwohl es bereits einige Satelliten im Weltraum gab, wurden sie alle in den Sechzigerjahren einzeln gestartet. Zu Beginn des Jahres 1968 waren insgesamt nur 13 Satelliten über der Erde in Umlauf. Das IDCSP erhöhte diese Anzahl schlagartig nicht nur auf das Dreifache, sondern platzierte sie auch noch inmitten der anfälligsten Schicht der Erdmagnetosphäre.

      In jedem Fall der vorgenannten Pandemien – 1889, 1918, 1957 und 1968 – wurde die elektrische Hülle der Erde, die im nächsten Kapitel beschrieben wird und mit der wir durch unsichtbare Fäden verbunden sind, plötzlich und zutiefst gestört. Diejenigen, für die diese Bindung am stärksten war, deren Wurzeln am lebendigsten waren und deren Lebensrhythmus am engsten mit den gewohnten Pulsationen unseres Planeten in Einklang stand – mit anderen Worten, kräftige, gesunde junge Erwachsene und schwangere Frauen – waren auch die, die am meisten gelitten haben und unter denen die meisten Todesfälle vorkamen. Wie bei einem Orchester, dessen Dirigent plötzlich wahnsinnig geworden ist, konnten seine Organe – die Instrumente, die ihm Leben verleihen – nicht länger weiterspielen.

      KAPITEL 9

      Die elektrische Hülle der Erde

      A

      Alle Dinge durch unsterbliche Kraft,

      Nah oder fern,

      Sind versteckt

      Miteinander verbunden,

      So dass du keine Blume berühren kannst,

      ohne dass ein Stern es spürt

      Francis Thompson,

      in The Mistress of Vision

      Wenn ich eine Blume betrachte, sehe ich sie ganz anders als eine Honigbiene, die von ihr angelockt wird, um Nektar zu sammeln. Die Biene sieht wunderschöne ultraviolette Muster, die für mich unsichtbar sind; sie hingegen erkennt die Farbe Rot nicht. Eine rote Mohnblume ist für sie ultraviolett. Die Fingerkrautblüte ist für mich ein pures Gelb, für die Biene ist sie jedoch lila, mit einem gelben Blütenkelch, der sie zu ihrem Nektar lockt. Die meisten weißen Blüten sind in ihren Augen blaugrün.

      Wenn ich in den Nachthimmel schaue, erscheinen die Sterne als glitzerndes Licht, das durch die Erdatmosphäre funkelt. Ansonsten herrscht überall – mit Ausnahme des Monds und einiger Planeten – totale Dunkelheit und Schwärze. Das ist allerdings nur eine Illusion. Wenn wir alle Farben der Welt wahrnehmen könnten, einschließlich des Ultravioletts wie die Honigbienen und des Infrarots wie die Schlangen, und auch die Niederfrequenzen wie die Welse und Salamander, die Radiowellen, die Röntgenstrahlen, die Gammastrahlen, die langsamen galaktischen Pulsationen – wenn wir alles wahrnehmen könnten, wie es tatsächlich in seinen unzähligen Formen und Schattierungen, in all seiner blendenden Pracht ist – dann sähen wir bei Tag und bei Nacht überall Form und Bewegung anstelle von Schwärze.

      Fast die gesamte Materie im Universum ist elektrisch geladen, ein endloses Meer ionisierter Teilchen. Aufgrund des unberechenbaren und lebensechten Verhaltens dieser elektrifizierten Materie werden sie – wie der Inhalt lebender Zellen – Plasma genannt. Die Sterne, die wir sehen, bestehen aus Elektronen, Protonen, blanken Atomkernen und anderen geladenen Teilchen, die in ständiger Bewegung sind. Der Raum zwischen den Sternen und Galaxien ist keineswegs leer. Ganz im Gegenteil, in ihm schwirrt es regelrecht mit elektrisch geladenen subatomaren Teilchen, die in riesigen wirbelnden elektromagnetischen Feldern schwimmen und von diesen Feldern nahezu auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt werden. Plasma ist ein so guter Stromleiter, weitaus besser als alle Metalle, dass Plasmafilamente – unsichtbare Drähte, die Milliarden von Lichtjahren lang sind – elektromagnetische Energie in gigantischen Schaltkreisen von einem Teil des Universums zum anderen transportieren und den Himmel formen. Unter dem Einfluss elektromagnetischer Kräfte über Milliarden von Jahren sammeln sich kosmische Strudel entlang dieser Filamente wie Perlen an einer Schnur an und entwickeln sich dann zu Galaxien, die unseren Nachthimmel schmücken. Darüber hinaus teilen dünne Hüllen aus elektrischem Strom – Doppelschichten genannt – wie die Membrane der biologischen Zellen den intergalaktischen Weltraum in riesige Felder auf, von denen jedes unterschiedliche physikalische, chemische, elektrische und magnetische Eigenschaften haben kann. Einige mutmaßen sogar, dass eine Doppelschicht auf der einen Seite aus Materie und auf der anderen Seite aus Antimaterie besteht. Enorme elektrische Felder verhindern, dass sich die verschiedenen Regionen des Weltalls vermischen, genauso wie die Unversehrtheit unserer eigenen Zellen durch die elektrischen Felder der Membrane, die sie umgeben, erhalten bleibt.

      Die Milchstraße, in der wir leben, eine mittelgroße Spiralgalaxie mit einem Durchmesser von 100.000 Lichtjahren, dreht sich alle 250 Millionen Erdjahre um ihr Zentrum und erzeugt um sich herum ein Magnetfeld von galaktischer Größe. Man hat 500 Lichtjahre lange Plasmafilamente fotografiert, die zusätzliche Magnetfelder erzeugen, die aus unserem galaktischen Zentrum heraus schweifen.

      Unsere Sonne, ebenfalls aus Plasma, schickt in stetigem Fluss eine Flut von Elektronen, Protonen und Heliumionen aus, die als Sonnenwind bezeichnet wird. Mit einer Geschwindigkeit von fast 500 Kilometern pro Sekunde streift dieser über die Erde und alle Planeten, ehe er in das Plasma zwischen den Sternen diffundiert.

      Der eiserne Kern der Erde dreht sich in den elektrischen Feldern des Sonnensystems und der Galaxie um ihre Achse und erzeugt bei dieser Rotation ihr eigenes Magnetfeld, das die geladenen Teilchen des Sonnenwinds einfängt und ablenkt. Sie umhüllen die Erde mit einer Schicht aus Plasma, die als Magnetosphäre bezeichnet wird. Diese dehnt sich auf der Nachtseite des Planeten zu einem kometenartigen Schweif aus, der Hunderte von Millionen Kilometer lang ist. Einige der Partikel des Sonnenwinds sammeln sich in Schichten, dem sogenannten Van-Allen-Strahlungsgürtel. Dieser ist die Grenze der schützenden Plasmasphäre und in ihm zirkulieren die Sonnenwindpartikel in einer Entfernung von 900 bis 56.000 Kilometern über unseren Köpfen. Sie werden entlang der magnetischen Kraftlinien in Richtung der Pole getrieben, wo die Elektronen in der oberen Atmosphäre mit Sauerstoff- und Stickstoffatomen kollidieren. Diese fluoreszieren und erzeugen so das Nord- und Südlicht, die Aurorae Borealis und Australis, die in den langen Winternächten der hohen Breiten am Himmel tanzen.

      Die Sonne bombardiert unseren Planeten auch mit ultraviolettem Licht und Röntgenstrahlen. Sie prallen in 80 bis 400 Kilometer Höhe über uns

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