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veranlassen die Obrigkeit, mit Waffengewalt dagegen vorzugehen und es wird in die Menge geschossen, wobei 4 Menschen sterben.

      Anfang Mai findet ein kurzer Besuch auf der Insel statt. Während des Sommers finden wir die Familie auf Reisen in ganz Europa. Man besucht verschiedene maritime Kongresse und Ausstellungen.

      Ab September ist die Insel dann wieder Sommerresidenz. Neben den Freunden besucht wieder eine Gruppe deutscher Akademiker die Insel. Es könnte sich wieder um eine Delegation handeln, die wegen des Aquariums Rovinj besucht.

      Mutter Keyl berichtet gleich zum Neuen Jahr über Ereignisse in Frankfurter Gesellschaftskreisen. Beim Vergleich ihrer Briefe lässt sich feststellen, wie sie sich immer mehr höheren Kreisen, besonders dem Adel zuwendet. Auch die kaiserliche Familie und Bad Homburg wird erwähnt. Es ist nicht auszuschließen, dass hier bereits die Weichen für Barbaras Verbindung zu Prinz Adalbert von Preußen gestellt wurden. Gleich zu Beginn des neuen Jahres war Maries Großmutter (Luise Hoffmann aus Karlsruhe) hochbetagt verstorben. In diesem Zusammenhang liegen Kondolenzbriefe von entfernten Familienmitgliedern vor, so zum Beispiel von dem deutschen Botschaftsrat in Lima, der in seiner Dienstzeit als Generalkonsul in Triest Nachbar der Villa Adele war. Wenn diese Personen auch nie als Gast auf der Insel weilten, so ist durch die Briefe doch belegt, dass Marie bemüht war, den Kontakt zu wichtigen und hochrangigen Personen zu halten.

      Im Dezember unternahm Georg mit mehreren Herren der Triester Gesellschaft eine Reise nach Istanbul, die wohl dem Ausbau von Handelsbeziehungen der Stadt Triest im allgemeinen und nicht nur der Werft gegolten hat da Georg auch Mitglied der Handelskammer war. Namentlich genannt werden Ecomono und Graf Mülinen, von denen nur Letzterer einmal Gast auf der Insel war (1903).

      Dänemark, Juli, Hilda Bunge

      Antwerpen, Juli, Schloss Calixberghe bei Antwerpen, Herr und Frau Bunge, Dora Bunge, Eva und Sophie

      Berghof, Juli, Herr von Neupaur, Ulrich Strahlendorff, Albert Benecke

      Obersontheim, Juli–August

      Venedig, Oktober, Max Goeschen, Clara Goeschen, Baron Curt Gablenz, Alex Kessler

       1903

       Blatt 28–29

      Im Jahresrückblick wird erstmalig eine Krankheit namentlich erwähnt. Die Familie erkrankt in Triest an der Grippe, einer Krankheit, die um die Jahrhundertwende entschieden gefährlicher war als heute. Der Mai bringt wieder einen Ausflug mit der erzherzoglichen Familie, diesmal nach Venedig. Die „Suzume“ nimmt als Besucherin an der Regatta von Pula teil und der Erzherzog kommt mit seinen Kindern, aber ohne die Erzherzogin, zu Besuch. Bei den sonstigen Gästen handelt es sich um Familienmitglieder bzw. Freunde.

      In diesem Jahr wird Barbara 6 Jahre alt und aus einem Brief der Bremer Verwandtschaft erfahren wir, dass sie nun die Schule besucht. Im Gegensatz zu Hanna wird sie also nicht zuhause von der Mutter unterrichtet. Sie soll auch Klavierunterricht erhalten, wobei aber nicht erwähnt wird, ob von ihrer Mutter (wie bei Hanna) oder von einer externen Lehrerin. Großen Erfolg scheint die Musikerziehung aber nicht gehabt zu haben, denn der Flügel wurde in Meran bei einem Spediteur eingelagert und später verkauft. Das in dem Inventar von 1945 aufgeführte Grammophon dürfte auch wohl eher Marie von Hütterott zur Unterhaltung gedient haben. Ein interessanter Hinweis ist das Geburtstagsgeschenk der Großmutter für Hanna, ein „Kodak“. Die drei aufgetauchten Fotoalben sind eindeutig von Hanna zusammengestellt und sie scheint auch die überwiegende Zahl der Fotos gemacht zu haben.

      Die Mutter von Marie Hütterott, Louise Keyl, verbringt einen Urlaub mit einigen Familienmitgliedern in Adelboden. Sie schreibt wöchentlich einen Brief an ihre Tochter nach Triest, die an diesem Treffen nicht teilnehmen konnte. Ob diese Briefe eine Ausnahme sind, oder ob die Mutter wöchentlich einen Brief geschrieben hat, lässt sich nicht feststellen, es hat aber den Anschein.

      Zu Weihnachten hatte Georg Freunden und Verwandten Kisten mit Orangen übersenden lassen. Die Dankesbriefe für dieses damals sehr aufwändige und kostbare Geschenk liegen uns vor. Unter anderem auch von der Gräfin Pückler-Limpurg, von der er 1901 das Schloss Obersontheim gekauft hatte. Zu Ostern verteilt Mutter Keyl an ihre drei Töchter Geldgeschenke, die Marie Hütterott vom Bankhaus Metzler nach Wien überwiesen bekommt. Sicherlich war das kein kleiner Betrag und ich vermute, so wie er brieflich angekündigt wird, dass es sich um einen Vorschuss aus dem väterlichen Erbe handelt, denn zwei Jahre vorher war der Vater verstorben. Erstaunlich ist, dass Hütterotts nicht zum 70. Geburtstag der Mutter in Frankfurt sein konnten. Wir erfahren das aus einem Brief von Elsie Wendland, die an diesem Fest teilnahm.

      Schönbach/Bregenz, August, Automobiltour, Beneckes und Baron Wendland, Graf Szoldrsky, Hanna von Schwerzenbach, Onkel Carl von Schwerzenbach

      Schloss Saybusch, September, Erzhg. Karl-Stefan, Maria Theresia, Prinzessinnen Renata, Eleonore, Mechthildis

       1904

       Blatt 25, 30–32

      Der Winter in Triest war gut und fröhlich, und einige Tage verbringt die Familie in Wien. Merkwürdigerweise sind die Daten offen gelassen, als ob der Schreiber, vermutlich Georg von Hütterott, sich nicht genau erinnern kann und diese zu einem späteren Zeitpunkt einsetzen will. Dazu ist es dann wohl nie gekommen, denn es gibt im Gästebuch mehrere Eintragungen, in denen die Daten freigelassen wurden.

      Die Ostertage verbringt die Familie auf ihrer Yacht „Suzume“ vor der Insel S. Andrea. Bei der Yacht „Suzume“ handelt es sich um eine sehr luxuriöse Dampf-Segelyacht, die so groß ist, dass der Eigner sie im Kriegsfalle dem Kaiser zur Verfügung stellen muss. Das Heimatmuseum in Rovinj besitzt ein Modell dieses Schiffes. Das Schiff scheint aber so komfortabel zu sein, dass die Familie nicht ins Schloss zieht, sondern die Feiertage auf dem Boot verbringt. Das heißt aber auch, dass die Räume nicht soweit hergerichtet sind, dass ein Bezug jederzeit möglich ist. Die Winter können in der nördlichen Adria sehr rau und ungemütlich sein, mit starken Stürmen, die es notwendig machen, ein Haus auf einer Insel richtig zu verbarrikadieren, weshalb das Schloss vielleicht nicht sofort bewohnbar ist, wenn die Familie aus Triest anreist. Das würde aber auch heißen, dass auf der Insel kein Bewachungs- und Dienstpersonal zurückbleibt.

      Die verhältnismäßig große „Suzume“ wird, nach den Eintragungen im Gästebuch zu urteilen, aber nie für größere Reisen benutzt, sondern scheint ausschließlich im Raum der istrianischen Küste verkehrt zu haben. Es ist auch noch nicht geklärt, wie die Familie die Insel erreichte, wenn sie nicht mit ihrer eigenen Yacht kam. Soweit mir bekannt ist, verkehrte regelmäßig ein Dampfer des „Lloyd Adriatico“ ab Triest, und es gab auch die militärisch wichtige Eisenbahnverbindung Triest-Pula, die in Kanfanar eine eingleisige Abzweigung nach Rovinj besaß. Ob diese Strecke aber im Personenverkehr befahren wurde, ist mir unbekannt.

      Mit Beginn des Jahres kommen die üblichen Gäste, Verwandte, Freunde, einige Akademiker und mit der „S.M.S. Habsburg“ auch Marinemilitär. Ein gesellschaftlicher Höhepunkt ist der 11. September, als Maria Theresia, Prinzessin von Bayern, mit ihren Töchtern eintrifft. Sie vergisst nicht bei ihrer Eintragung darauf hinzuweisen, dass sie eine geborene Erzherzogin ist. Sie ist in Begleitung des Erzherzogs Karl Stefan unterwegs als Gast auf dessen neuen Luxusyacht „Rovenska“. Nähere Angaben über die Prinzessin sind dem Personenregister zu entnehmen.

      Erstaunlich ist, dass ein besonderes Familienfest nicht gefeiert wurde, nämlich die Silberhochzeit des Ehepaares Hütterott. Am 16. September 1904 sind drei Gäste eingetragen, zwei sind schon häufiger auf der Insel gewesen, der dritte, Walter E.T. Benecke, kommt anlässlich dieser Gelegenheit erstmalig und trägt dieses auch entsprechend in das Gästebuch ein.

      Hannas Foto vom Besuch in Saybusch

      Warum wurde nicht gefeiert, obwohl Hütterotts oder wenigstens ein Ehepartner an diesem Tage auf der Insel waren? Die Mutter schreibt ihrer Tochter einen vorwurfsvollen Brief, in dem sie bemängelt,

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