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gewesen zu sein, welches zur Unterkunft hochrangiger Gäste geeignet gewesen wäre. Auch war der Januar nicht die Zeit, um auf der Insel Ferientage zu verbringen.

      Blatt 2 verzeichnet zu Anfang neben dem Erzherzog auch noch den Konteradmiral Hermann Freiherr von Spaun, der an dem Aufbau der k.u.k.-Flotte maßgeblich beteiligt war. Außerdem war noch L.S.Capt. Oscar Cassini dabei, der bis in die zwanziger Jahre die Insel regelmäßig besucht.

      Es folgen dann in regelmäßigen Abständen Besuche des Erzherzogs von März bis Oktober 1891. Es ist anzunehmen, dass bei seinen Fahrten in der Adria, die sicherlich auch den Charakter von Inspektionsreisen haben, S. Andrea als Zwischenstation diente. Bei den Besuchen ergab sich für ihn auch die Gelegenheit, mit Hütterott wirtschaftliche und technische Belange der Flottenaufrüstung zu besprechen.

      Am 20. Juli kommt eine Gruppe Besucher mit dem Dampfer „Pelagosa“, die sich aus Deutschen und Italienern zusammenzusetzen scheint. Neben Adligen fallen auch einige Professoren auf.

      Am 17. September 1891 bezieht die Familie die Insel und scheint dort nun über geeignete Räumlichkeiten verfügt zu haben. Alle drei Familienmitglieder unterschreiben mit der Eintragung: Georg, Marie und Hanna.

      Erst am 1. Dezember findet die Rückreise nach Triest statt. Es ist auffallend, dass die Insel immer recht spät im Jahr bezogen wird. Wie weit das mit gesellschaftlichen und geschäftlichen Verpflichtungen in Triest verbunden ist, muss noch geklärt werden.

       1892

      Blatt 3–6

      Die Eintragungen beginnen im Juni mit dem Bezug der Insel durch die Familie. Neben den Besuchen des Erzherzogs scheinen die Gäste Verwandte und Freunde zu sein, die aber meistens nur einen Tag bleiben. Auffallend ist die große Zahl der Adligen unter den Besuchern. Hervorzuheben ist der Besuch des Direktors des Berliner Aquariums (das alte „Unter den Linden“ gelegene, nicht das heute noch vorhandene im Berliner Zoo). Es belegt, dass Georg Hütterott Verbindung zu der entsprechenden Einrichtung in Berlin und deren Ableger in Rovinj hatte.

      Auch ein japanischer Marineleutnant hat sich eingetragen. Vermutlich ist das mit dem Amt des Hausherrn als japanischer Konsul in Triest in Verbindung zu bringen. Für die Entschlüsselung der japanischen Eintragungen habe ich die Botschaften in Wien und Berlin bemüht. Leider verfügt das Archiv der Botschaft in Wien nicht mehr über Unterlagen aus der Vorkriegszeit. Biographische Angaben über die japanischen Besucher sind vermutlich nur über das Archiv des Außenministeriums in Tokio zu erhalten. Ein anderes Problem, mit dem ich die Japanische Botschaft in Berlin bemüht habe, ist, die Schriftzeichen zu entziffern. Genau wie bei uns sind die Eintragungen in einer Form verfasst, die in der heutigen Zeit schwer verständlich ist und nur unzureichend in unsere Umgangssprache übertragen werden kann. Die Eintragungen beziehen sich aber nur auf den Namen und den Rang des Gastes, wobei die Nennung des Ranges schon wieder viele Möglichkeiten offen lässt, wie z.B. bei zwei Personen „Direktor des kaiserlichen Hofes“ angegeben ist. Rangmäßig ist das für japanische Verhältnisse ein sehr hoher Rang, kann aber in der Hierarchie des Diplomatischen Corps auch wenig bedeuten. Aber nur einer der vier genannten Japaner ist im Marinewesen tätig.

      Im Archiv haben sich 4 Briefe erhalten, die von dem Notar Alvise Rismondo und Dr. Benussi-Moro stammen. Dabei geht es um Kreditangelegenheiten. Der Notar hat wohl erhebliche Außenstände und bittet Georg um einen Kredit zu Überbrückung. Dr. Benussi-Moro (der in späteren Jahren auch Bürgermeister von Rovinj ist) wird als Vermittler eingeschaltet. Aus den ersten Jahren in Rovinj liegen einige Briefe in Italienisch vor, die aber noch nicht übersetzt sind. Georg hat sich aber bereits ein hohes Ansehen in der Stadt erworben und wird von den Behörden um Ratschläge gebeten.

      Am 20. Mai wurde auf Schloss Pöls ein Brief an Georg Hütterott geschrieben (angeredet wurde er mit „Herr Consul“), dessen Absender leider nicht ermittelt werden konnte. Der Verfasser bedankt sich für eine Körbchen mit „Produkten von den Cissa Inseln“. Dabei handelte es sich um Artischocken. Er bedankt sich aber auch für einen „Erlaubnisschein“ und die Bemühungen zum Bezug von „Seewasser“. Vermutlich litt der Herr unter Schuppenflechte und durfte von der Insel aus Seebäder nehmen. Unter Umständen wurde für ihn mit Georgs Hilfe auch Wasser in Fässer abgefüllt und nach Schloss Pöls transportiert. Das wäre ein erster Hinweis auf Georgs Plan, Rovinj zum Kurort umzuwandeln. Auch heute noch ist die Wasserqualität an den Stränden der Inseln eine Hauptattraktion für die Touristen und vielen Festlandorten überlegen.

      Von Professor J. Bolle von der k.k. Landwirtschaftlich-Chemischen Versuchsstation in Görz liegt ein Schreiben vor, das sich hauptsächlich mit der Beschaffung einer landwirtschaftlichen Fachkraft befasst. Demnach war die Suche per Zeitungsanzeige nicht erfolgreich. Beigefügt ist dem Brief der Entwurf eines Arbeitsvertrages eines Italieners. Es hat sich also auch kein Deutscher für diesen Job gefunden. Der Brief belegt aber auch, dass Georg staatliche Institute in die Kultivierung seiner neuen Besitzung einbezieht. Ich vermute, es ging Georg bei seinen Bemühungen um eine landwirtschaftliche Nutzung auch darum, seinem Schwager Walter Benecke, der auf Berghof eine erfolgreiche Landwirtschaft betrieb, zu beweisen, dass einem Georg Hütterott alles möglich war. Bei der geringen Ackerfläche und dem kargen Boden dürfte es aber nur zur Selbstversorgung gereicht haben. Barbelis hat in späteren Jahren eine Kaninchenzucht betrieben und darüber in Verona auch einen Vortrag gehalten. Ob diese aber wirtschaftlich und erfolgreich war, ist nicht überliefert.

      Aus Rovinj liegt ein Bettelbrief der Franziskanermönche vor, deren Kirchturmglocke beschädigt ist und der dringenden Reparatur bedarf. Der Klostervorsteher redet Georg von Hütterott auch mit seinem Konsultitel an und bittet devot um Unterstützung. Pater Paolo bedauert, ihn nicht persönlich zu kennen, hat aber von seiner Großzügigkeit gehört. Die bei solchen Bettelbriefen üblichen Floskeln beiseite lassend, ist interessant, dass die Hütterotts sich wohl nicht bei allen Organisationen des Ortes vorgestellt, oder deren Repräsentanten auf der Insel empfangen haben. Das Franziskanerkloster ist im Stadtbild der Neustadt von Rovinj unübersehbar und dürfte auch in der gesellschaftlichen Struktur der Stadt eine entsprechende Rolle gespielt haben. Dass dazu auch zwei Jahre nach der Besitznahme der Insel noch kein Kontakt gesucht wurde, erstaunt.

       1893

      Blatt 7–9

      Das Jahr 1893 beginnt auf der Insel im April mit dem sicherlich ranghöchsten Besuch während der Ära Hütterott, nämlich der Witwe des Kronprinzen Rudolf, Stephanie von Belgien. Begleitet wurde Stephanie u.a. von der Erzherzogin Caroline Marie, der Schwester von Karl Stefans Frau Marie Therese. Dieser Besuch war kein Zufall, sondern ist demnach durch die Vermittlung des Erzherzogs zustande gekommen.

      Diesem Besuch wurde der größte Gedenkstein der Insel errichtet (er befindet sich jetzt an den Tennisplätzen). Ich vermute aber, dass dies nicht der ursprüngliche Platz des Steines ist; er müsste sich an einer auffälligeren Stelle befunden haben, um alle Besucher sofort zu beeindrucken. Es wäre aber auch eine Erklärung, dass der Stein auf dem höchsten Punkt der Insel aufgestellt wurde und sich somit fast noch an seinem ursprünglichen Ort befände.

      Kleinere Gedenksteine dieser Art finden sich an mehreren Stellen auf der Insel, tragen aber meistens nur Titel, Namen und Jahreszahl; teilweise auch in Verbindung mit einem vermutlich vom oder für den Gast gepflanzten Baum. Alle Steine stammen aus den ersten Jahren der Insel, Der letzte wurde 1904 errichtet. Eine von mir erstellte Bestandsaufnahme der Gedenksteine ist nach Jahreszahlen geordnet dem Personenregister angefügt.

      Es ist anzunehmen, dass in diesem Jahr das Schloss vollständig eingerichtet und somit auch repräsentativ bewohnbar war. Leider ist aus den Eintragungen nicht ersichtlich, ob die Gäste auch über Nacht blieben oder ob es sich nur um Tagesbesuche handelte. Jedenfalls dürften An- und Abreise, Aufenthalt und Essen mit entsprechendem Aufwand durchgeführt worden sein. Auch für die Sicherheit so hoher Persönlichkeiten müssten entsprechenden Vorkehrungen getroffen worden sein. Ich persönlich erinnere mich daran, welch „hohe Wellen“ es jedes Mal schlug, wenn Marschall Tito mit seiner Yacht und entsprechender Begleitung zwischen Mascin und Sturago entlang fuhr.

      Es wäre interessant, zu überprüfen, ob bei solchen Besuchen auch ein offizieller Besuch in der Stadt Rovinj gemacht wurde, oder ob es sich nur um „private

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