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      „Das geht nicht mich allein an.“

      „Aber was mich für alle Fälle angeht, du musst ihn frei lassen. Ansonst werde ich den Baum hier mit meinem Kopf zerstören.“

      Das war kein kleiner Baum. Ich konnte ihn kaum umarmen. Sollte Onkel Zhao mit dem Kopf gegen ihn stoßen, würde bestimmt nicht der Baum brechen. Tausendjahr bemerkte, wie der Bart seines Vaters zitterte und dessen Hals dicker wurde. Das sah nicht nach einem Spaß aus. Er bekam Angst: „Ihr geht zuerst nach Hause. Morgen werde ich ihn freilassen.“ Der Vater hielt seine Pfeife in der Luft: „Sollte ich ihn morgen nicht sehen, dann bist du ein Hundesohn, ich bin dann nicht mehr dein Vater!“

      In der nächsten Früh sah ich, als ich das Tor des Lagers aufmachte, daß vor mir eine Tragbahre auf dem Boden lag, auf der mein Vater schlief. Das Waschbecken in meinen Händen fiel vor Schreck zu Boden. Er hatte seine Augen fest geschlossen. Am unteren Kinnbereich wuchs ihm der Bart wie wilde Kräuter, an seinen Händen klebte viel Schmutz, seine Fäuste ballten sich. Drei Fingernägel steckten im blutigen Fleisch. Man würde die Fäuste nicht so fest ballen, wenn man nicht bis an seine Grenzen gequält wurde.

      Wir trugen ihn ins Haus. An seinem Gesicht waren keine auffälligen Verletzungen zu sehen, auch nicht an Brust und Rücken, seine Beine und Hände waren noch ganz. Wie konnte er aber in den letzten Zügen liegen? Mit einem Becher Medizin in der Hand kam Onkel Zhao ins Haus: „Zieht seine Hose runter. Ich kenne mich gut aus, wo mein Sohn anpackt.“ Onkel Yu war dabei, die Hose auszuziehen. Mein Vater bewegte sich ein bisschen und sagte: „Nein!“ Meine Mutter wollte das tun. Er bewegte sich noch mehr: „Nein! Nein!“ sagte er. Onkel Zhao streckte seine Hände nach meinem Vater aus, der sich noch mehr wehrte. „Jungherr, du brauchst dich nicht zu schämen, ich habe gesehen, wie du aufgewachsen bist. Welche Stelle an deinem Körper habe ich nicht gesehen, nicht abgetastet? Deinen Körper kenne ich besser als du selbst.“ Mein Vater machte seinen Mund einige Male auf wie ein sterbender Fisch: „Ihr geht alle raus. Lasst Guang-xian mir Medizin auftragen. Wo ist Guang-xian? Wo ist mein Sohn?“ Ich habe ihn dermaßen verletzt, er wollte trotzdem mich allein dazu bestimmen, seine Hose auszuziehen. Es lag auf dem Tisch, was für ein großes Herz er hatte und wie kleinlich meines war.

      Die Unerwünschten verschwanden nach und nach. Im Schlafzimmer blieben nur noch Onkel Zhao und ich. Mit zitternden Händen löste ich sein Hosenband und bemerkte, daß sein Penis am Hosenboden klebte, voll vom Blut verschmiert. Bei jeder meiner Handbewegungen runzelte er seine Stirn. Um ihm keine zu großen Schmerzen zuzufügen, bewegten sich meine Hände sehr sacht und möglichst langsam. Er hatte insgesamt dreiundzwanzig Mal gerunzelt, bis seine Hose richtig ausgezogen war. Onkel Zhao murmelte: „Welche Sünde!“ und strich die Medizin auf die Wunden. Nun sah ich deutlich, daß da unten die Stelle meines Vaters extrem stark geschwollen war. Die glänzende Oberfläche spiegelte den Medizinbecher und die wackelnde Hand Onkel Zhaos wider. Ohne es mit eigenen Augen gesehen zu haben, hätte ich mir nie vorstellen können, wie hässlich so eine Stelle aussah. Sie hatte ihre Ursprungsform verloren, sah jetzt rund aus, so rund wie eine Bleikugel, aber dann wieder nicht, denn sie wurde weich und schwoll ab infolge der Medizin aufstreichenden Hand Onkel Zhaos, bloß nicht in der Länge. Mir wurde eiskalt und ich zitterte schaudernd am ganzen Körper und knirschte ununterbrochen mit meinen Zähnen, als ob ich versuchte, alle meine zu Tausendjahr ausgesprochenen Worte zurücknehmen zu wollen.

      „Guang-xian, Pa befindet sich nur noch in den letzten Zügen und kann wahrscheinlich nicht mehr länger leben. Ich bin schuldig vor euch, ich habe eure Ehre besudelt. Pa kann dir nichts hinterlassen als nur ein paar Worte..., in Zukunft darfst du alles tun, nur das nicht, was dein Pa getan hat. Zehn Jahre lang habe ich es ausgehalten, ohne zu wissen, daß ich es zum Schluss doch nicht schaffen würde. Guang-xian, hast du dir meine Worte gemerkt?“

      „Ja!“

      Onkel Zhao fing an laut zu weinen: „Jungherr, mach dir keine Sorgen. Diese Medizin ist ein Rezept von deinem Großvater, die beste Medizin gegen Verletzungen. In wenigen Tagen wirst du geheilt sein. Ich wusste, daß mein Bastard grausam ist, aber daß er so brutal ist, habe ich nicht gewusst!“

      Mein Vater tat so, als hätte er alles gesagt, was er sagen wollte. Er schloss nun den Mund fest zu. Wäre mein Mund so fest zugemacht gewesen, hätte ich uns nicht diese Probleme bereitet. Ich biss meine Zähne zusammen und nahm mir insgeheim vor: In Zukunft werde ich nie mit einer Frau schlafen, auch wenn man mich mit einem Gewehr dazu zwingt. Lieber möchte ich sterben. Das schreckliche Beispiel mit meinem Vater ließ mich gründlich verstehen, wieviel Schmerzen man in dem Fall ertragen muss, indem man mit einer Frau ins Bett geht, die keine Ehefrau ist. Im schlimmsten Fall kann man nicht mehr pinkeln. Was nutzt es einem Menschen, Kommandeur zu sein, wenn er nicht mehr urinieren kann? Auf diese Weise habe ich einige Tage philosophiert. Meine Überlegungen, wie oben erwähnt, wurden mehr und mehr unverbrüchlich, so hart wie Stahlbeton.

      Nach diesem Ereignis erlitt meine Mutter eine schwere Blinddarmentzündung. Sie lag im Bett des Krankenhauses und genoss die Vorteile wie diejenigen, die große Leistungen überstanden hatten. Eines Tages fütterte ich sie zum Abendessen. Eigentlich konnte sie auch selber essen. Ich wollte damit meine Fürsorge zum Ausdruck bringen. Nach einigen Bissen sagte sie: „Guang-xian, diese Welt ist ein Chaos. Ich bin völlig verärgert. Ich habe keine Lust mehr zu leben.“ Kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen, drückte sie sich den Mund zu, sah mich mit einer gewissen Ernsthaftigkeit an und meinte: „Du wirst das aber nicht weitererzählen, was deine Mutter eben gesagt hat?“

      „Nein. Im schlimmsten Fall werde ich das höchstens Papa erzählen und wenn er das erfährt, wird er nicht zulassen, daß du nicht mehr leben willst.“

      Sie machte einen bösen Gesichtsausdruck und hob plötzlich ihre Stimme: „Wovor ich mich fürchte, ist dein Dreckmaul. Weißt du, manche Sachen kann man nicht mehr zurücknehmen, sobald man diese weiter gesagt hat. Und auch kann man nicht dann sterben, wenn man sterben will.“ Sie schob die Decke weg, stand vom Bett auf und wollte mich hinausbegleiten. Dabei sah es gar nicht danach aus, das sie eine Blinddarmentzündung hatte.

      Ich folgte ihr in die 6. Gasse der Drei-Bindungen-Straße. Wir gingen durch ein schattiges, feuchtes Tor hinein. Es war bereits ganz dunkel geworden und im Haus brannte kein Licht. Meine Mutter rief: „Tante Neun.“ Ein Licht flammte auf und erleuchtete unsere Augen. Die Gestalt einer alten Frau kam allmählich näher und wurde langsam deutlicher.

      „Fräulein Wu, du bist schon lange nicht mehr zu uns gekommen.“

      „Hilf mir Guang-xian aus meiner Familie, den Mund zu verschließen. Sein Mund hat in der letzten Zeit meiner Familie nicht wenige Katastrophen gebracht!“

      Meine Mutter nahm einen Geldschein aus der Tasche, den die Tante Neun annahm. Das Haus war wieder dunkel geworden. Ein Streichholz zündete ein Häufchen Papier an. Ich erhielt drei Stücke Weihrauchstäbchen von Tante Neun in die Hand gedrückt und machte dreimal Kotau. Die Tante Neun befahl: „Schließe deine Augen!“ Ich machte meine Augen zu. Sie legte ihre Hand, deren Haut älter war als Baumrinde, auf meinen Scheitel. Ihre Hand rutschte über meine Stirn, meine Augen, meine Nase und landete schwer auf meinen Mund. Überall dort, wo ihre Hand drüber strich, war ein Gefühl, als würde man von einem Messer geschnitten.

      „Guang-xian, nach diesem Mundverschluss sagst du nichts mehr unüberlegt!“

      Ich nickte mit meinem Kopf. Sie klebte mit einem Stück Papier meinen Mund zu. Es war ein kleines rotes, zwei Finger breites Stück Papier, das auf meinen Mund vertikal geklebt wurde, die eine Hälfte an meiner Oberlippe, die andere an der Unterlippe. Tante Neun erklärte mir, die Wirkung würde sich mindestens nach einer halben Stunde zeigen. Um schnell nach Haus zu kommen, fuhr ich, mit dem roten Papier auf dem Mund, zusammen mit meiner Mutter mit dem öffentlichen Bus. Viele Passagiere drehten sich nach mir um. Ich bekam daraufhin ein rotes Gesicht, noch röter als das Papier. Auf dem Heimweg fiel das Papier zweimal herunter. Ich las das zweimal auf, nässte es mit Mundspeichel und klebte es zurück auf meinen Mund. Ich betrachtete das Papier wie eine Verdiensturkunde, die speziell meinen fleißigen Mund auszeichnete.

      Dass Bergfluss

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