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Obergeschoss, gefolgt von dem Knarren der alten, hölzernen Stufen, als Nick die Treppe herunterkam.

      »Dein Daddy ist heute nicht der Schnellste«, sagte ich zu unserem kleinen Sohn Christopher, während ich ihm seine Mütze aufsetzte und anschließend den Reißverschluss seines Anoraks hochzog.

      »Also, ich wäre startklar«, bestätigte Nick hinter mir und schlüpfte in seine Jacke.

      »Dann kann es ja endlich losgehen. Nein, Pepper, du kannst nicht mitkommen. Pass schön auf unser Haus auf«, sagte ich zu unserem Labradormischling, der mich mit seinen treuen Augen erwartungsvoll ansah. Sofort bekam ich ein schlechtes Gewissen und sah zu Nick.

      »Nein, Anna, er bleibt hier. Ich dachte, wir waren uns einig, dass dort kein Ort für einen Hund ist«, erstickte er umgehend meine Zweifel im Keim.

      »Da hörst du, was Herrchen gesagt hat, Pepper. Wir sind bald zurück«, tröstete ich ihn, streichelte ihm über den Kopf und reichte ihm zum Abschied einen Hundekeks, den er nahm und damit zufrieden abschob. Nicks Mundwinkel zuckten belustigt, als ich zu ihm sah.

      »Was ist?«

      »Ach, nichts«, erwiderte er und schloss hinter uns ab.

      Auf unserer Fahrt begegneten wir Horden von Menschen, die zu Fuß dem Feuerplatz am Morsumkliff entgegenströmten.

      »Hier ist ja der Teufel los«, brummte Nick mehr zu sich selbst und passierte eine Gruppe Personen, die einen voll beladenen Bollerwagen hinter sich herzogen.

      »Solange alle gut gelaunt und friedlich bleiben, ist es doch in Ordnung.« Ich schenkte ihm einen Seitenblick.

      »Hoffen wir es.«

      »Oh nein, ich glaube, wir müssen umdrehen«, stellte ich fest, als der Parkplatz in Sichtweite kam.

      »Warum? Hast du etwas vergessen? Pepper geht es gut, er kennt das Alleinsein.«

      Bevor ich zu einer Antwort ansetzen konnte, erklang ein fröhliches »Peppa Hause!« aus dem Kindersitz auf der Rückbank, von dem aus sich Christopher zu Wort meldete.

      »Nein, beim Biikebrennen sind Hunde fehl am Platz, das sehe ich genauso wie du. Ich habe vergessen, Christophers Kopfhörer einzupacken. Die laute Musik des Fanfarenzuges ist zu laut für junge Ohren.«

      »Entspann dich, Sweety. Sie liegen seit gestern im Kofferraum.« Er deutete mit dem Daumen hinter sich.

      »Du bist ein wahrer Schatz!«, sagte ich, lehnte mich zu ihm rüber und drückte ihm einen dicken Kuss auf die Wange, als ein lautes Hupen ertönte. Gleich darauf riss der Fahrer vor uns die Wagentür auf, lehnte sich halb aus dem Auto und brüllte dem Fahrzeug vor ihm wütend etwas hinterher.

      »Die Schlacht um die Parkplätze ist in vollem Gang. Steigt schon mal aus, ich parke vorne an der Straße und komme dann nach«, entschied Nick beim Anblick des überfüllten Parkplatzes.

      Kurz darauf sah ich Nick hinterher, wie er wendete und den Weg ein ganzes Stück zurückfuhr, wo er den Wagen auf dem seitlichen Grasstreifen abstellen wollte. Während ich wartete, zogen immer mehr Menschen an uns vorbei, und ich hatte das Gefühl, als würde der Strom kein Ende nehmen.

      »Moin, ihr beiden!« Meine Freundin Britta mit ihrem Mann Jan tauchte plötzlich neben uns auf.

      »Moin, Britta! Hallo, Jan! Ich habe euch gar nicht kommen sehen.«

      »Wir standen dort hinten. Wo ist Nick?«

      »Er kommt gleich nach, er parkt den Wagen an der Straße, hier war es ihm zu voll«, erklärte ich.

      »Dieses Mal ist wirklich viel los.« Sie ließ ihren Blick über die Menschenansammlung schweifen.

      »Auf jeden Fall ist es gehörig kalt heute.« Jan setzte seine Mütze auf und zog dicke Handschuhe über die Hände. »Wie gemacht fürs Biikebrennen, da schmeckt und wärmt der Glühwein wenigstens ordentlich«, feixte er.

      »Und erst der Grünkohl im Anschluss«, ergänzte Nick.

      »Daddy!«, krähte Christopher und streckte seine kleinen Ärmchen nach seinem Vater aus, der ihn sogleich auf den Arm nahm.

      »Hey, Nick! Da bin ich ganz bei dir. Allein bei dem Gedanken bekomme ich Hunger«, bestätigte er mit einem Lachen. Dann wanderte sein Blick zum Himmel. »Ich glaube, wir bekommen heute noch Schnee.«

      »Was du nicht sagst. Bist du neuerdings unter die Meteorologen gegangen oder schmerzt die alte Kriegsverletzung?«, erkundigte sich Britta mit einem Augenzwinkern.

      »Sehr witzig. Nein, das spüre ich.«

      »Soso, das ist ja höchst interessant, mein Wettergott«, erwiderte Britta belustigt und hakte sich bei ihm unter.

      »Mach dich nur lustig über mich. Laut meiner WetterApp zieht ein Niederschlagsgebiet direkt auf uns zu. Hier, überzeuge dich selbst, wenn du mir nicht glaubst!« Er zog den Handschuh aus und wischte über das Display seines Smartphones, bevor er es demonstrativ in die Runde hielt.

      »Na, lassen wir uns überraschen. Wo bleiben eigentlich Uwe und Tina? Sie wollten sich mit uns treffen, aber ich kann sie nirgends entdecken.« Suchend sah ich mich auf dem überfüllten Platz nach unseren Freunden um.

      »Sie werden sicher jeden Augenblick kommen. Sieh dir die Autoschlange an, die sich den schmalen Weg entlang wälzt. Höchstwahrscheinlich stecken sie mittendrin«, vermutete Nick, als sein Handy klingelte.

      »Wenn man vom Teufel spricht«, murmelte er mit Blick auf das Display und hielt sich das Gerät ans Ohr. Während er zuhörte, zog er die Augenbrauen zusammen, sodass sich zwei senkrechte Falten in seine Stirn gruben. »Ich bin unterwegs, bis gleich!« Mit diesen Worten war das Gespräch beendet.

      »Sag schon, was ist los!«, erkundigte sich Jan, dessen Augen neugierig aufblitzten.

      »Das war Uwe. Offenbar gibt es ein Problem auf dem Feuerplatz.«

      »Ein Problem?«, wiederholte ich und versuchte, in Nicks Gesicht zu lesen.

      »Lass mich raten: Die Jungs von der Feuerwehr haben dem Glühwein bereits im Vorfeld den Garaus gemacht und es gibt keinen Nachschub. Richtig?«, scherzte Jan.

      »Nein, leider nicht«, entgegnete Nick, dem offensichtlich alles andere als zum Scherzen zumute war. »Die Feuerwehr hat einen anonymen Hinweis erhalten«, fuhr er stattdessen mit ernster Miene fort.

      »Ein anonymer Hinweis? Nun rück raus mit der Sprache und spann uns nicht länger auf die Folter!« Britta sah ihn erwartungsvoll an.

      »Uwe hat vage Andeutungen gemacht, dass mit dem aufgeschichteten Haufen etwas nicht stimmt. Genaueres weiß ich wirklich nicht, aber ich treffe mich gleich mit ihm vor Ort.«

      »Wir kommen mit«, entschied Britta kurzerhand.

      »Nein.« Nick schüttelte vehement den Kopf. »Ich gehe allein. Wenn wir wissen, was los ist, und grünes Licht geben, kommt ihr mit dem Fackelzug hinterher. Wir treffen uns bei den Einsatzfahrzeugen der Feuerwehr am Glühweinstand.« Er gab mir einen Kuss, übergab mir Christopher und bahnte sich den Weg durch die dicht gedrängte Menschenmenge.

      »Pass auf dich auf!«, rief ich ihm nach, was jedoch vom allgemeinen Stimmengewirr verschluckt wurde.

      »Was stimmt mit dem Feuerhaufen nicht?«, überlegte Britta laut vor sich hin.

      »Das weiß ich nicht, aber Nicks Gesichtsausdruck nach zu urteilen, wird es sich nicht um eine Lappalie handeln.«

      »Das klärt sich bestimmt. Ich hoffe nur, dass sich das Ganze nicht allzu sehr verzögert, mir ist nämlich verdammt kalt.« Britta rieb trotz Handschuhen demonstrativ die Hände gegeneinander und trat von einem Fuß auf den anderen. »Wo ist Jan geblieben? Er war eben noch hier.«

      »Er hat einen Bekannten entdeckt.« Ich deutete nach rechts, wo sich Jan ein paar Meter von uns entfernt angeregt mit einem Mann in einer abgewetzten Wachsjacke unterhielt.

      »Ach, das ist Kai! Kai Paulsen, der Weltenbummler. Den habe ich

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