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Trinkschokoladen bis hin zu Kuchen und anderen Leckereien. Da ich es heute besonders eilig hatte, steuerte ich direkt auf die Auslage mit dem Kuchenangebot zu.

      Zu Hause angekommen, bereitete ich für Christopher das Mittagessen zu, um ihn anschließend schlafen zu legen, was in der jüngsten Vergangenheit immer seltener von Erfolg gekrönt war. Erfahrungsgemäß meldete er sich spätestens nach 20 Minuten lautstark. Doch im Anschluss an das Schwimmen war er meistens derart müde, dass er schnell einschlief. Während er oben in seinem Kinderzimmer ruhte, deckte ich im Erdgeschoss den Kaffeetisch, da ich in Kürze mit Brittas Erscheinen rechnete. Ich hatte den Kuchen gerade ausgepackt und den Tee aufgesetzt, als unser Labradormischling Pepper bellend zur Haustür in die Diele stürmte.

      »Warum habt ihr die Klingel nicht längst ausgebaut!«, schlug sie mit einem Lachen vor und umarmte mich. »Moin, meine Liebe!«

      »Hallo, Britta! Gute Frage. Für den Fall, dass die lebendige einmal nicht zur Stelle sein sollte. Komm rein!«

      Pepper umkreiste neugierig meine Freundin, während ich ihr die Jacke abnahm und an die Garderobe hängte.

      »Brr, das ist verdammt kalt heute. Sicher bekommen wir bald Schnee. Die Luft riecht förmlich danach«, mutmaßte sie und rieb die Handflächen gegeneinander.

      »Meinst du? Das wäre schön. Ich liebe den Anblick der verschneiten Küste. Ein Spaziergang am verschneiten Strand ist einfach herrlich.«

      »Ich weiß, du bist eine hoffnungslose Romantikerin.« Sie zwinkerte mir zu.

      »Noch haben wir Winter, da darf man ein bisschen von Schnee träumen. Weihnachten bei sieben Grad Plus und Nieselregen war enttäuschend genug, findest du nicht?«, erinnerte ich Britta. »Komm mit ins Wohnzimmer. Da kannst du dich am Kaminfeuer bei einer Tasse Tee aufwärmen. Im Keitumer Teekontor habe ich eine neue Sorte entdeckt, du wirst sie mögen, davon bin ich überzeugt. Außerdem habe ich uns vorhin Kuchen besorgt und ein paar deiner Lieblingstrüffel.«

      »Das klingt einerseits verlockend, andererseits auch äußerst kalorienreich. Auf diese Weise werde ich meinen Winterspeck nie los!« Britta stieß einen kleinen Seufzer aus und legte demonstrativ eine Hand an ihren Bauch.

      »Ach was, bei der Kälte braucht der Körper eine Extraportion Energie«, versuchte ich, ihre Bedenken zu zerstreuen. »Setz dich!«

      »Wo ist Christopher?«, erkundigte sich Britta und streichelte Pepper, der sich fest an ihr Bein gedrückt und seine Schnauze auf ihrem Oberschenkel abgelegt hatte.

      »Er schläft. Nach dem Schwimmen ist er immer total erledigt. Selbst Peppers Gebell vermag ihn dann nicht aus seinen Träumen zu holen«, erklärte ich mit einem Lachen. Wie auf ein Kommando konnte ich ihn oben in seinem Zimmer rufen hören.

      »Na, so tief waren die Träume dann doch nicht«, grinste Britta und kraulte Pepper am Ohr, der genüsslich die Augen geschlossen hielt.

      Nun saßen wir zu dritt im Wohnzimmer, Christopher spielte mit seiner Holzeisenbahn, und ich goss dampfenden Tee in unsere Tassen.

      »Jetzt erzähl endlich, was du mir nicht am Telefon sagen wolltest, sonst platze ich vor Neugierde«, forderte ich sie auf und lehnte mich mit der Tasse in der Hand entspannt zurück.

      Sie straffte die Schultern und setzte eine bedeutungsvolle Miene auf. »Wie du weißt, vergibt der Unternehmerverein alljährlich einen Preis für Sylter Geschäftsleute. Dieses Jahr soll die Wahl auf eine Frau fallen.«

      »Gute Idee«, bemerkte ich beiläufig und steckte einen Trüffel in den Mund, um ihn genüsslich auf meiner Zunge zergehen zu lassen.

      »Die Jury hat insgesamt 15 Geschäftsfrauen ausgewählt und letztlich fünf nominiert. Eine davon bist du!«, offenbarte sie mir mit leuchtenden Augen. »Ist das nicht super?«

      »Ich? Bist du sicher?« Vor Schreck hätte ich mich beinahe an dem Trüffel verschluckt und trank schnell einen Schluck. »Wie kommen die auf mich? Und woher weißt du das?«

      Britta schien sich über mein verdutztes Gesicht zu amüsieren, denn sie lehnte sich mit einem Grinsen entspannt zurück, bevor sie mir eine Antwort gab. »Erstens bist du eine Sylter Unternehmerin mit deinem Landschaftsarchitekturbüro und zwar eine äußerst erfolgreiche, und zweitens weiß ich das von meinem Schwiegervater. Er ist langjähriges Mitglied in dem Verein, falls du dich erinnerst. Freust du dich?«

      »Natürlich, ich fühle mich außerordentlich geehrt, aber bislang ist nichts entschieden.«

      »Das ist wieder einmal typisch für dich, Anna! Ich bin überzeugt, dass du dieses Jahr das Rennen machst«, ließ sie mich wissen und aß von ihrem Schokoladenkuchen.

      »Kennst du die anderen Nominierten?« Im Grunde war es irrelevant, aber neugierig war ich trotz allem.

      »Monika Klaasen, Ellen Seiler, Patricia Trieschmann und Swantje Burkhardt«, erklärte Britta kauend.

      »Ich muss gestehen, die Namen sagen mir allesamt nichts«, gab ich zerknirscht zu.

      »Swantje betreibt ein Schmuckatelier in Kampen. Von ihr stammt meine Kette, die ich vergangenes Jahr von Jan zum Geburtstag bekommen habe. Sie hat ein Händchen für ausgefallene Stücke, ohne dass sie protzig oder überkandidelt wirken.« Sie griff sich an den Hals.

      »Das stimmt, die Kette ist schlicht und trotzdem ein absoluter Hingucker.«

      »Moni betreibt das Fitnessstudio in Westerland. Die müsstest du eigentlich kennen, sie war letztes Jahr auf meiner Geburtstagsfeier. Eine Gertenschlanke mit ganz kurzen schwarzen Haaren«, versuchte Britta, meiner Erinnerung auf die Sprünge zu helfen.

      »Momentan habe ich kein Bild vor Augen, tut mir leid.«

      »Egal. Dann bleiben noch die Anwältin Ellen Seiler und die Immobilienmaklerin Patricia Trieschmann. Die beiden kenne ich allerdings nicht persönlich. Wenn du mich fragst, hast du die besten Chancen auf den Titel.« Beherzt griff Britta in die Schale mit den Trüffeln und ließ eine rosafarbene Kugel in ihrem Mund verschwinden. »Hm, fantastisch!« Genussvoll schloss sie die Augen.

      »Ach, Britta! Das sagst du nur, weil ich deine Freundin bin.«

      »Nein, sondern weil du in kurzer Zeit ein florierendes Unternehmen aufgebaut hast, auf das du sehr stolz sein kannst. Dass du meine Freundin bist, spielt bloß eine untergeordnete Rolle«, betonte Britta mit einem Augenzwinkern.

      Ich musste schmunzeln. »Danke für dein Vertrauen. Warten wir ab, zu welchen Gunsten die Wahl ausgeht. Ich kann es ohnehin nicht beeinflussen«, stellte ich klar und schenkte Britta Tee nach.

      »Danke, Anna, der schmeckt wirklich gut. Mehr sollte ich allerdings nicht trinken, sonst muss ich ständig aufs Klo.« Sie kicherte hinter vorgehaltener Hand. »Bleibt es dabei, dass wir uns heute Abend zum Biikebrennen treffen? Um 18 Uhr ist Startschuss für den Fackelzug am Parkplatz Nösse.« Sie sah mich erwartungsvoll an und platzierte ihre Kuchengabel auf dem leeren Teller.

      »Ja, wie vereinbart. Möchtest du noch ein Stück?«, fragte ich.

      »Oh nein, vielen Dank. Ich muss ein bisschen auf meine Linie achten.« Sie verzog gequält den Mund.

      »Kommen Tim und Ben auch? Ich habe sie lange nicht mehr gesehen.«

      »Nein, dieses Jahr werden wir auf die beiden Jungs verzichten müssen. Das heißt, Ben ist mit seinen Freunden in List zur Biike verabredet, und Tim ist bei der Jugendfeuerwehr im Einsatz, allerdings in Morsum. Ihn werden wir vermutlich zu Gesicht bekommen, bevor er mit seinen Kumpels feiern geht. Sie werden allmählich flügge, ob ich es will oder nicht.« Ein Anflug von Wehmut mischte sich in ihre Stimme.

      »Das ist der Lauf der Zeit, meine Liebe! Da siehst du, wie es unseren Eltern mit uns ergangen sein muss. Bei meiner Mutter habe ich bis heute das Gefühl, dass sie nicht loslassen kann. Ehrlich gesagt, vermisse ich sie manchmal. Auf der anderen Seite gibt es Situationen, in denen ich über unseren räumlichen Abstand froh bin, wenn du verstehst, was ich meine.«

      »Ich kann dich gut verstehen, schließlich kenne ich deine Mutter lange genug. Aber glaube mir, sie

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