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Übernachtungshütten gab’s nur zwei Steckdosen. Für die Kaffeemaschine und für die Stehlampe. Aber alle Wanderer wollten ihre Smartphones aufladen. Tja, Pech.“

      Die Dame mit dem T-Shirt aus St. Thomas rückte zum Tresen vor und verlangte Briefmarken.

      „Ach, die Frau Stockmüller. Na, wieder zu Hause?“, fragte die Postangestellte.

      „Ja.“

      „Karibik, stimmt’s?“

      „Ja. War schön.“

      „So soll es sein. Macht sechs Euro zwanzig bitte.“

      Mehr war nicht zu sagen.

      Wolf-Rüdiger fingerte mit der rechten Hand nach seiner Geldbörse im Jackett und drehte sich ein letztes Mal zu Herbert um: „Also dann.“

      Herbert gab auf.

      Von der kauzigen Freundlichkeit der Tiroler, der Zartheit alpiner Blumen, vom überwältigenden Panorama der Gletscher, aber auch von den Blasen in den Wanderschuhen, der Atemnot in dünner Höhenluft oder womöglich seinen wunderbaren Gesprächen mit Susanne wollte hier niemand etwas wissen. Nicht mal sein Freund Wolf-Rüdiger. Als der gezahlt und allen Wartenden im Hinausgehen ein „Ciao-und-schön’-Tach-noch“ zugenickt hatte, war Herbert an der Reihe. Er ließ sein Päckchen wiegen, zahlte das Porto und trat auf die Fußgängerzone hinaus.

      Nun gut, vielleicht waren Ort und Zeitpunkt ungünstig und eine ausführliche Reise-Erzählung ergab sich ein andermal. Aber – hatte sie sich denn jemals ergeben?

      „Urlaubserlebnisse interessieren keinen, weil irgendwie alle irgendwo überall schon mal waren“, meinte Susanne am Abend, während sie grobe Socken auf den Wäscheständer hängte. „Die Fernreisenden können einander jederzeit mit exotischen Details übertrumpfen, und die Pauschaltouristen haben von ihren festgelegten Tagesabläufen in den weltweit gleichen All-inclusive-Hotels kaum was zu berichten. War doch bei uns nicht anders. Weißt du noch, als mich vor Jahren unser englisches Au-pair-Mädchen nach dem Teneriffa-Urlaub fragte: ‚How was it?‘ und ich sagte: ‚Na ja, it went so‘!?“

      Susanne prustete vor Lachen über ihren Lapsus von damals. Ihre nüchterne Analyse des allgemeinen Desinteresses an Urlaubsheimkehrern war trotzdem zutreffend. „Oder meinst du, es liegt am Alter?“

      Herbert verstand ihre Frage nicht.

      „Ich meine: Kleine Kinder und alte Leute erzählen nur von sich, interessieren sich kaum für das, was außerhalb ihres Vorstellungsvermögens liegt, und fragen deshalb auch nicht näher nach.“

      Herbert schüttelte den Kopf. „Nein, es liegt am technischen Fortschritt.“

      Das wiederum verstand nun Susanne nicht.

      „Das Zuhörenkönnen ist dem Zuschauenkönnen gewichen“, erklärte Herbert, „weil du von den Reisenden ja täglich Selfies geschickt kriegst, wo sie gerade sind.“

      Susanne hob den Wäscheständer zur Seite und fuhr sich mit den Fingern durch die Haarsträhnen: „Das ist zwar ein bisschen eitel und angeberisch, aber immer noch besser als hinterher Dia-Abende wie früher, stimmt’s?“

      Wenn einer mal so richtig „sein Herz ausschütten“ möchte, dachte Herbert Stunden später, kurz vor dem Einschlafen, dann bedeutet das umgangssprachlich, „sein Leid klagen“ zu dürfen. Dann erwartet den Zuhörer eine Litanei aus Problemen, Beschwernissen, Konflikten und Belastungen.

      Aber dass er, Herbert, der verkappte Romantiker, gerne mal „sein Herz ausschütten“ würde, weil es randvoll ist mit Freude und Begeisterung – das erwartet niemand. Schade eigentlich.

      „Einer der Gründe, warum man in Konversationen so selten verständige und angenehme Gesprächspartner findet, ist der, dass es kaum jemanden gibt, der nicht lieber an das denkt, was er gleich sagen will, anstatt auf das zu hören, was man ihm gerade erzählt“. Das hat François de La Rochefoucauld gesagt. Der war auch Romantiker. Allerdings schon 1664.

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