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Zukunft mit Vorbildcharakter.

      Es sind schon die Wiener selbst, die hier Innovation zeigen. Der Unmut über unsere verschwenderische Gesellschaft und die Klimakrise hat viele Unternehmer und Privatmenschen motiviert, etwas zu verändern. Die Rückbesinnung zu regionaler Produktion gibt der Stadtlandwirtschaft mehr Wertigkeit. Restaurants setzen vermehrt auf pflanzliche Küche und unterstützen dabei lokale Betriebe. In vielen Bezirken poppen Unverpacktläden auf, die eine Renaissance des Greißlers beschwören. Urban-Gardening-Projekte laden zum Mitgärtnern ein und tragen somit zum Schutz von Insekten bei. In diesen und noch viel mehr Bereichen erfindet sich Wien momentan ganz neu und gerade deshalb haben diese Projekte, Betriebe und Lokale eine ganz besondere Aufmerksamkeit, genauso von Touristen, verdient.

      Nachhaltig reisen ist kein Trend, es soll zum Selbstverständnis werden. Dazu gehört, sich Zeit zu nehmen, egal ob bei der Anreise oder vor Ort. Mit der perfekten Lage mitten in Europa ist Wien mit Fernbus und Zug an viele wichtige Städte unkompliziert angebunden. Ein Stückchen weg vom Massentourismus führt dieser Reiseführer auch an entlegenere Orte, an Plätze, die nicht umsonst vor allem von Wienern gerne besucht werden. Statt von einem zum anderen Sightseeing-Ort zu hetzen, lade ich in diesem Buch ein, sich etwas langsamer fortzubewegen, dabei bewusst großartige nachhaltige Konzepte kennenzulernen, mit Einheimischen zu quatschen und regionale Köstlichkeiten zu probieren.

      Der Begriff Nachhaltigkeit ist in seiner Bedeutung breit gefächert. Für diesen Reiseführer soll er alle Plätze zusammenfassen, die ökologisch wertvoll sind und/oder umweltbewusst agieren. Egal ob beabsichtigt erst seit Kurzem oder schon seit Jahren ganz selbstverständlich. Jeder hier ausgewählte Ort hat Nachhaltigkeit für sich selbst definiert und trägt somit einen kleinen oder großen Teil dazu bei, dass Wien immer und immer grüner wird.

      Auf meinem Blog roedluvan.at teile ich seit 2015 meine Versuche, einen nachhaltigen Alltag zu führen. Meine Wahlheimat Wien hat mich hierbei stark geprägt. Die vielen Möglichkeiten, ganz einfach secondhand, plastikfrei, fair, natürlich und bio einzukaufen, haben mein Leben vereinfacht. Das Angebot an Restaurants mit veganem Angebot wuchs ständig, weswegen ich heute auf nichts verzichten muss. Das Öffi-Netz lässt es selbst ohne Führerschein zu, dass ich regelmäßig im Wald wandern oder in Naturbadeseen und -flüssen schwimmen gehen kann. Es braucht eben nicht viel, um sich in Wien zu verlieben. Da sieht man übrigens ganz schnell drüber hinweg, dass einem hier Tag ein, Tag aus ein recht starker Wind entgegenweht.

      Ich bin davon überzeugt, dass Sie diese Stadt ebenfalls in ihr Herz schließen werden. Meine nachhaltigen Lieblingsplätze freuen sich auf Sie. Eine Mischung aus kulinarischen Highlights, bei denen garantiert jedes Mal zumindest ein rein pflanzliches Gericht dabei ist, familienfreundlichen Ausflugszielen und Tipps zu Einkaufsmöglichkeiten, egal ob Kleidung, Lebensmittel oder Souvenirs, zeigen, wie vielfältig das grüne Wien ist. Ich führe Sie spiralförmig von der Inneren Stadt in die äußersten Bezirke. Mal sehr persönlich, dann wieder sehr historisch, erzähle ich Ihnen von den einzelnen Plätzen, die ich durch sorgsame Recherche für Sie ausgewählt habe. Ich freue mich, wenn Sie Wien »nachhaltig« bereisen und wünsche viel Spaß beim Entdecken, Lesen und Genießen!

      Mira Nograsek

      Wussten Sie, dass Wien mehrmals zur lebenswertesten Stadt der Welt ausgezeichnet wurde? Dabei spielte der Umweltfaktor neben politischen, sozialen und wirtschaftlichen Aspekten eine Rolle.

1 Kaffee und Kuchen mal anders

      Innere Stadt: Simply Raw Bakery

      Beginnen wir im Herzen Wiens mit einem Stück Kuchen. Denn das kann man in der österreichischen Hauptstadt am allerbesten: Kaffee trinken und sich dazu mit einer sogenannten Mehlspeis verköstigen. Allerdings: Auch wenn der Unterschied kaum erkennbar ist, aber Mehl wird man in den Kuchen und Torten der Simply Raw Bakery vergeblich suchen.

      In der Straße, wo früher Draht gezogen wurde, wird heute pflanzlicher roher Kuchen in Bio-Qualität gebacken – pardon, ich meine natürlich zubereitet. Gabriele und Shanna, Mutter und Tochter, die sich ganz dem Leben als Rohkost-Veganerinnen verschrieben haben, wollen mit ihrem kleinen Café diese Vorzüge und Kreationen mit der Welt teilen. Nicht umsonst sind sie direkt im touristischen ersten Bezirk angesiedelt. Aber auch Wiener sollten zumindest einmal die kreativen Köstlichkeiten probiert haben. Denn die cremigen Torten können es locker mit einer klassischen Sachertorte oder einem hiesigen Apfelstrudel aufnehmen. Statt mit Schlagobers, also Sahne, wird mit Cashew-Creme getoppt, statt Mehl bilden Chiasamen den Tortenboden. Für alles gibt es einen gesunden und passenden Ersatz.

      Wer lieber schon am frühen Morgen das Café aufsuchen möchte, dem offenbart sich eine große Auswahl an Frühstücksoptionen. Pikante Schleckermäuler bekommen glutenfreies Brot, getoppt mit Avocado, Hummus oder Schnittlauch. Auf der süßen Seite kann zwischen Smoothie-Bowls, Waffeln, Grawnola (hierbei handelt es sich um keinen Tippfehler), Kokosjoghurt oder Porridge gewählt werden. Und dann gibt es natürlich noch die große Auswahl an Kuchen und Torten, die jeden Tag an der Theke variieren. Man würde meinen, am Ende einem Zuckerschock erliegen zu müssen, aber keine Sorge, denn auch raffinierten Zucker gibt es in der Simply Raw Bakery nicht. Satt und dabei glücklich wird man dennoch.

      Das Café ist klein, eine Reservierung wird empfohlen.

      Das Café ist nur einen fünfminütigen Fußweg von der U-Bahnstation Stephansplatz entfernt.

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      Simply Raw Bakery

      Drahtgasse 2 / Am Hof

      A-1010 Wien

      +43 (0)677 62469124

       www.simplyrawbakery.at

2 Ein kaltes Erlebnis

      Innere Stadt: Eis Greissler

      Das Verbindungsglied zwischen dem Wiener Wahrzeichen, dem Stephansdom, und dem wichtigen Verkehrsknotenpunkt Schwedenplatz ist die Rotenturmstraße. An vielen Tagen gleicht sie einem Parcours, auf dem abwechselnd großen Touristengruppen und Autos ausgewichen werden muss. Meiden sollte man den Weg aber trotzdem nicht, denn hier befindet sich eines der besten Eisgeschäfte Wiens: der Eis Greissler.

      Im niederösterreichischen Krumbach, mitten in der »Buckligen Welt«, haben Andrea und Georg Blochberger gemeinsam mit ihren 50 Bio-Kühen eine Genussrevolution gestartet. Mit viel Kreativität und Mut zu außergewöhnlichen Zutaten wurden vorzügliche Eissorten entwickelt, die seit 2011 ebenso in Wien geschleckt werden können. Alle kommen ohne künstliche Aromen, Konservierungsmittel und Farbstoffe aus. Vielmehr wird auf die hohe Qualität und Frische der Produkte geachtet. Dabei sind stets regionale und saisonale Bio-Waren in Verwendung. Ab und an werden aber auch exotischen Zutaten, wie etwa Mango oder Vanille, dem Gefrorenen beigemengt. Die Kooperation mit regionalen Betrieben wie etwa der Kräuterhandlung Sonnentor für die Bio-Gewürze oder kleinen Bio-Bauernhöfen ist maßgebend für die Geschmacksvielfalt und interessanten Kreationen, zu den etwa Kürbiskernöl oder Graumohn gehören. Die Auswahl an Eiscreme variiert täglich, für Veganer gibt es jeden Tag mindestens zwei Creme-Varianten, die aus österreichischem Soja oder Mandeln hergestellt werden. Außerdem kommen die Sorbets ebenfalls ohne tierische Produkte aus.

      Von der Warteschlange in der Rotenturmstraße darf man sich nicht erschrecken lassen. Es geht doch schneller voran, als man denkt, und am Ende lohnt sich das bisschen Warten für das mit Leidenschaft kreierte Eis allemal.

      Hier gibt es Eisgenuss vom Frühjahr bis in den Winter!

      Mit der U1 oder U3 bis zur Station Stephansplatz. Außerdem gut erreichbar mit der U4 und den Straßenbahnlinien 1 und 2, Station Schwedenplatz.

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