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      Impressum

      © 1976/2015 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-455-5

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

      1.

      „Ein Hinterhalt!“

      Einer der sieben Rudergasten hinter Ignazio hatte diesen erstickten Ruf ausgestoßen. Der Mann aus Porto fuhr mit einem Fluch herum. Was die geistigen Höhenflüge betraf, die sein Kommandant bisweilen zu unternehmen pflegte, so war Ignazio gänzlich unbedarft, nicht aber, was die kämpferische Praxis anging. Als Bootsmann auf einem Kriegsschiff Seiner Allerkatholischsten Majestät war er – was er ja unter Lucio do Velhos Führung immer wieder unter Beweis gestellt hatte – vor allen Dingen ein Mann der Tat.

      So mangelte es ihm nicht an der nötigen Geistesgegenwart. Er erfaßte die Situation mit einem Blick, und in einer Reflexbewegung senkte er die Hand mit der Lunte auf die Glut in dem kleinen Kupferbecken. Das Becken mit dem Holzkohlenfeuer hatte er im Bootsbug placiert, als sie die Serpentine von der Galeone „Santa Monica“ in die Jolle abgefiert und auf deren vorderem Dollbord montiert hatten.

      Ignazio sah die Gestalten aus der Dunkelheit auf das Boot zuschwingen. Sie schienen vom Ufer herüberzuschweben wie gigantische Nachtvögel – ein gespenstischer Anblick! Ignazio wußte, daß er handeln mußte, blitzartig handeln, wenn er das Unabwendbare noch verhindern wollte.

      Einer der Angreifer hatte bereits den Kommandanten Lucio do Velho erreicht. So viel Schwung lag in seiner Bewegung, daß er do Velho glatt mit sich von der Achterducht riß. Der Comandante versuchte, sich an der Ruderpinne festzuklammern, aber seine Finger glitten ab, er war verloren und stürzte mit diesem großen, breitschultrigen Teufel in das Wasser des Flusses, den die Spanier und Portugiesen gerade erst entdeckt hatten.

      El Lobo del Mar, durchzuckte es den Mann aus Porto. Der Seewolf – das ist er!

      Die anderen Kerle, die sich aus dem nahen Ufergebüsch auf das Boot gestürzt hatten, fielen über Ignazios Kameraden her.

      Ignazio fluchte noch einmal und schwenkte die Serpentine herum. Er war bereit, mitten in dieses Knäuel kämpfender Männer zu feuern, jawohl, Senor, auch auf die Gefahr hin, die eigenen Leute dabei aus der Jolle zu fegen. Ohne Rücksicht auf Verluste mußte er vorgehen, es war die einzige Möglichkeit, die ihm blieb.

      Sein Vorhaben wurde im Ansatz gestoppt.

      Jemand hechtete auch auf ihn zu, und zwar genau von der Stelle aus, an der die Bootsbesatzung kurz vorher ein verdächtiges Rascheln vernommen hatte.

      Ignazio wollte das kleine Geschütz mit aller Gewalt zünden. Er brauchte nur noch das jetzt glimmende Luntenende auf das Bodenstück der Serpentine zu senken. Ein ohrenbetäubendes Brüllen würde vom Fluß zur Tafelbucht eilen, ein Feuerblitz den Vorhang der Nacht zerschneiden.

      Aber da war der Gegner – auch einer dieser elenden Bastarde von der „Isabella“, ein Mann des Seewolfes. Wieder waren die Kontrahenten aneinandergeprallt, aber so ganz anders, als Lucio do Velho, Ignazio und die anderen sieben Männer des Bootes sich das vorgestellt hatten.

      Dan O’Flynns Gedanken waren in den wirbelnden Ablauf der Ereignisse verkettet. Er sprang wie eine große, geschmeidige Raubkatze aus dem struppigen, dichten Gebüsch des Ufers auf das nur noch etwa einen Yard entfernt liegende Boot der Feinde zu, schwang eine Handspake und dachte dabei: Hölle, wenn das bloß gutgeht!

      Dan landete im Bug der Jolle, war hinter dem Mann an der Serpentine und hieb mit der Spake zu.

      So eine Handspake aus solidem englischen Eichenholz war eine gefährliche Waffe in der Faust eines Mannes, der sie zu führen verstand. Und darauf verstanden sich die Seewölfe. Es war nicht der erste Nahkampf, den sie mit solchen Mitteln ausführten. Spaken und Belegnägel prasselten auf die Spanier und Portugiesen nieder. Hasard hatte ausdrücklich angeordnet, nur zu Säbeln, Degen und Messern zu greifen, wenn es unvermeidlich war.

      Dan sah die glühende Lunte in Ignazios Hand und riß instinktiv seinen Fuß hoch. Die Stiefelspitze traf, Ignazio stieß einen keuchenden Laut aus, und die Zündschnur entglitt seinen schmerzenden Fingern. Fast hätte sie das Bodenstück der Serpentine berührt. Dan fühlte, wie sich ihm die Nackenhaare sträubten. Er konnte nichts mehr unternehmen, um die Lunte zu löschen und sie beispielsweise ins Wasser zu tunken – er mußte sich ganz auf Ignazio konzentrieren, der den ersten Hieb eingesteckt und verdaut hatte und nun zum Gegenangriff ansetzte.

      Die Zündschnur glitt knapp an dem Zündkanal der Serpentine vorbei und legte sich in das Kupferbekken mit der nach wie vor glühenden Holzkohle.

      Dan blockte Ignazios Fausthieb ab und schlug wieder mit der Spake zu, aber auch diesmal fiel der Mann aus Porto nicht. Ignazio drosch mit beiden Fäusten auf Donegal Daniel O’Flynn ein, das Boot schwankte gewaltig. Hinter den beiden Männern war das erbitterte Schlagen und Ringen der übrigen Kämpfer. Do Velhos Bootsmann und rechte Hand stieß plötzlich die lästerlichsten Verwünschungen aus, denn seine Fäuste waren haarscharf an der Gestalt des jungen Mannes vorbeigewischt. Dan O’Flynn schien aus einem flexiblen Material gearbeitet zu sein. Er tänzelte hin und her, vor und zurück, bog sich und brachte Ignazio in höchste Verwirrung.

      Simpler, so schoß es Dan noch einmal durch den Kopf, hätte dieser Hinterhalt weiß Gott nicht geplant sein können. „Aber gerade darin liegt die Würze des Ganzen“, hatte der Seewolf auf dem Achterdeck der „Isabella VIII.“ gesagt, bevor sie aufgebrochen waren, um do Velho und seinen Mannen in der einsetzenden Dunkelheit am Fluß aufzulauern. Der Seewolf hatte Dan angegrinst, und es hatte dreist und verwegen in seinen eisblauen Augen gefunkelt.

      Schon am Nachmittag, als die Korsaren die „Isabella“ in die Flußmündung verholt hatten und stromaufwärts gesegelt waren, hatte Hasard einen Platz im Dickicht als „das richtige Versteck“, auserkoren. Dann, im Dunkeln, hatten Ferris Tucker, Shane, Carberry, Smoky und er sich hier ins Gestrüp gekauert. Dan hatte sich rund fünf Yards weiter oberhalb perfekt getarnt hingehockt und wie seine Kameraden pausenlos Ausschau nach den Gegnern gehalten. Schätzungsweise eine halbe Stunde hatten sie gewartet, dann war alles so gekommen, wie der Seewolf es sich ausgerechnet hatte – do Velhos Boot hatte sich genähert. Die beiden anderen Boote, die mit je acht Männern besetzt waren, verharrten vor der versteckten Flußmündung.

      Am späten Nachmittag hatten die Seewölfe von ihrem Schlupfwinkel aus beobachten können, wie die drei Boote von der „Santa Monica“, der „San Julio“ und der „Libertad“ abgefiert worden waren und Lucio do Velho zu einer neuerlichen, genaueren Inspektion der Tafelbucht aufgebrochen war.

      Baredi und zwei Späher des Hottentotten-Stammes hatten wenig später gemeldet, daß do Velho und Ignazio in den Pinienwald eingedrungen wären und die Spuren des hastigen Aufbruchs entdeckt hätten.

      Hasard

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