ТОП просматриваемых книг сайта:
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 246. Roy Palmer
Читать онлайн.Название Seewölfe - Piraten der Weltmeere 246
Год выпуска 0
isbn 9783954395828
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Bookwire
Carberry stieß einen undeutlichen Laut aus, der wie ein Grunzen klang. „Da hört ihr’s, er gibt selbst zu, daß er nicht ganz echt ist. Was soll auch schon dabei herauskommen, wenn sich eine Bajuwarin mit einem Sizilianer einläßt?“
Leone wandte den Kopf und fixierte ihn. „Beleidige meine Mutter nicht. Sie war eine aufrichtige, gottergebene, resolute Person. Sie wußte, was sie tat.“
„Sie lebt nicht mehr?“ fragte Hasard.
„Nein. Der Herr sei ihrer armen Seele gnädig.“
Der Seewolf räusperte sich und blickte zu seinem Profos. Carberry zog es vor, vorerst nichts mehr zu äußern.
Old Donegal Daniel O’Flynn war aus dem Achterkastell getreten und näherte sich mit verdrossener Miene. Die letzten Worte, die gesprochen worden waren, hatte er gehört, und so stellte er sich jetzt neben Hasard und Ben Brighton und musterte Hubertus Leone von oben bis unten.
„Bist du ein Gottesmann?“ fragte er.
„Nicht direkt“, erwiderte Leone. „Ich bin ein Ritter der himmlischen Heerscharen, ein Kreuzritter.“
„O Himmel, nein“, stöhnte der Kutscher entsetzt.
Hasard beschloß, dem Gespräch ein Ende zu bereiten.
„Daß neuerdings wieder ein Kreuzzug ins Heilige Land stattfindet, ist uns nicht bekannt“, sagte er. „Was hast du dir denn da in den Kopf gesetzt, Hubertus? Du bist allein und hast offenbar nicht einmal Munition für deine Pistole.“
„Doch – ich trage sie unter meinem Burnus versteckt.“
„Sollen wir ihn durchsuchen?“ fragte Big Old Shane.
Hasard verneinte, und Hubertus Leone sagte: „Das ist wirklich nicht erforderlich, mein bärtiger Freund. Pulver und Kugeln werde ich nur gegen die Heiden einsetzen, die ich aus der Wüste Sinai zu vertreiben gedenke.“
Shane wußte darauf nichts zu erwidern. Hasard rieb sich das Kinn und sah den hageren Mann forschend an. Er wurde immer noch nicht richtig schlau aus ihm. Hatte er nun einen normalen Menschen oder einen Geistesgestörten vor sich?
„Dorthin willst du also“, sagte er. „Der Landweg von hier aus ist zu weit und zu beschwerlich, darum empfiehlt es sich, ein Schiff zu benutzen, um die Halbinsel Sinai zu erreichen. Aber welcher europäische Herrscher schickt dich, wer steht hinter dir?“
„Kein König, kein Kaiser, ich habe nur einen Regenten.“ Wieder wies Leone zum Himmel. „Mein Weg ist vorgezeichnet, ich brauche ihm nur zu folgen.“
„Ein Kreuzzug auf eigene Faust, ohne Waffen, ohne Gefolgschaft?“ fragte Ferris Tucker, der inzwischen auch näher getreten war. „Das ist ja heller Wahnsinn!“
„Mein Heer werde ich noch finden, und die Waffen sendet uns der Himmel“, erklärte Hubertus Leone. „Alles ist vorherbestimmt. Das wüste Treiben der Heiden kann nur noch von kurzer Dauer sein. Am Berge Moses’ werden wir beginnen und dann die Meute der Ketzer und Frevler quer durch Palästina bis hinauf nach Anatolien und ins wilde Kurdistan zurücktreiben – dorthin, von wo sie stammen. Ein großes Heulen und Zähneklappern wird anheben, doch wir werden kein Erbarmen mit ihnen haben.“
„Versuche mal, die Türken zu vertreiben“, sagte Ben Brighton. „An denen beißt du dir die Zähne aus.“
Old O’Flynn warf ihm einen Seitenblick zu. „Da würde ich nicht so sicher sein. Was er sagt, hört sich gar nicht so schlecht an, finde ich.“
Shane blickte den Alten wütend an. „Das sieht dir ähnlich, Donegal. Fehlt noch, daß du ihm gut zuredest. Er scheint ein Geisterseher und Phantast zu sein wie du.“
„Wenn ich mein Holzbein abschnalle, kannst du mal spüren, wie meine Phantasien aussehen“, sagte der alte O’Flynn grollend.
„Schluß der Debatte“, sagte der Seewolf und richtete seinen Blick wieder auf Leone. „Erkläre mir jetzt, wie du auf die abwegige Idee verfallen bist, die Mitnahme an Bord eines Segelschiffs zu erzwingen. Konntest du dir nicht ausrechnen, daß das schiefgehen würde?“
Leone seufzte. „Meine Tat reut mich, und ich streue Asche auf mein Haupt. Doch die Zeit drängt, und der Ruf der Wüste Sinai war nicht zu überhören. Ich gelangte mit einer venezianischen Galeasse nach Beirut, dann nahm mich eine Beduinenkarawane mit bis nach Akka. Hier blieb ich hängen, es ging nicht mehr weiter. Meine bescheidenen Mittel reichten nicht aus, mir die Weiterreise auf dem Rücken eines Dromedars oder an Bord eines Schiffes zu erkaufen. Wo immer ich anfragte, empfing ich nur barsche Antworten. Man trat nach mir und stieß mich fort. Der Kapitän eines griechischen Kauffahrers lachte mich aus und ließ mich ins Hafenwasser werfen.“
„Eben“, sagte Carberry. „Ich bin also nicht der einzige, der so denkt.“
„So verfiel ich auf eine List“, fuhr Leone unbeirrt fort. „Ich erstand die Tartane und kaufte für wenige Heller Obst und Gemüse. Hätte ich mich nicht als Händler verkleidet, hätte man mich auf kein einziges Schiff mehr gelassen, denn es hatte sich im Hafen von Akka schon herumgesprochen, daß ich eine Passage erbetteln wollte. Man schimpfte mich einen dummdreisten Narren, einen Schwindler und Betrüger.“
„Aha“, sagte Hasard. „Und da mußtest du ausgerechnet auf uns stoßen? Ein dummer Zufall.“
„Eine törichte Tat“, sagte Hubertus Leone und senkte den Kopf. „Also dann, ich trete wohl am besten ans Schanzkleid und lasse mir den erforderlichen Tritt in den Allerwertesten verpassen, von dir persönlich, Sir.“
Hasard mußte unwillkürlich lachen. „Das ist nicht nötig. Ich will dir eine Chance geben. Ich halte dir zugute, daß die Pistole nicht geladen war und der Wein, den du uns verkauft hast, nicht gepanscht ist.“
„Das bedeutet?“ fragte Leone überrascht und hob die Augenbrauen.
„Du kannst mit uns fahren, wenn du willst. Unser Kurs führt tatsächlich weiter nach Süden und dann an der Halbinsel Sinai vorbei bis nach Ägypten. Ed und Shane, ihr könnt ihn jetzt loslassen.“
Der Profos und Big Old Shane gehorchten, zeigten aber zweifelnde Mienen. Der einzige, der nach dieser Entscheidung des Seewolfs zustimmend nickte, war der alte O’Flynn. Allein das reichte aus, um bei der Crew Argwohn hervorzurufen. Sonst war es nämlich immer der Alte, der seinen Protest anmeldete, wenn es darum ging, einen Fremden mitzunehmen oder ihn sonstwie zu unterstützen.
„Und – und was verlangst du dafür?“ fragte Hubertus Leone verdattert.
„Disziplin und Gehorsam“, entgegnete der Seewolf. „Wenn du nicht tust, was dir auf der ‚Isabella‘ befohlen wird, fliegst du wirklich über Bord, und zwar auf hoher See.“
Leone zeigte sich sehr erfreut. „Ich unterwerfe mich den Bordgesetzen. Und ich kann mich nützlich machen. Von der Seefahrt verstehe ich nämlich ein bißchen.“
„Das werden wir ja sehen, Freundchen“, sagte der Profos. „Das Grinsen vergeht dir noch, wenn ich dich richtig rannehme.“
Leone streckte dem Seewolf die Hand entgegen. „Ich bin dir unendlich dankbar, Sir.“
„Willst du deine Tartane mitnehmen?“ fragte Hasard.
„Gern, aber …“
„Hievt sie hoch und zurrt sie auf dem Achterdeck fest“, sagte der Seewolf zu seinen Männern, dann wandte er sich wieder seinem eigenartigen Gast zu. Er griff nach der ihm dargebotenen Hand und drückte sie. „Übrigens, meine Freunde nennen mich Hasard.“
„In Ordnung, Hasard, Sir. Du wirst es nicht bereuen, dem Ritter Hubertus geholfen zu haben. Eines Tages werde ich mich für deine Großzügigkeit revanchieren.“ Leone strahlte jetzt über das ganze Gesicht.
„Mit diesem merkwürdigen Ritter werden wir noch unseren