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lachte. „Nein, dann komplimentieren wir sie in ihre Boote zurück, Ed. So nennt man das.“

      „Hol’s der Henker“, brummte der Narbenmann. „So fein werde ich mich nie ausdrücken können. Ist denn das so schlimm?“

      „Eigentlich nicht“, entgegnete sein Kapitän. „Aber du solltest dir merken, daß wir hier Gäste sind und keine Leute ins Hafenwasser befördern dürfen, nur weil uns ihre Nase vielleicht nicht paßt.“

      „Wie? Ihre Nase? Und was ist, wenn sie uns begaunern?“

      „Dem einen oder anderen mag das so im Blut liegen“, sagte Hasard. „Aber auch das ist kein Grund dafür, gleich rüde Methoden anzuwenden. Halte dich bitte zurück.“

      „Aye, Sir.“

      „Man soll seinen Nächsten lieben wie sich selbst“, sagte der Kutscher mit einem feinen Zucken in den Mundwinkeln.

      Der Profos fuhr zu ihm herum. „Das steht in der Bibel, wie, was? Na schön, ich habe nichts gegen die Bibel, du Bratfloh. Aber ich kann deine schlauen Reden nicht ausstehen, Kutscher. Halt gefälligst dein Schott, sonst setze ich dich auf der nächsten Feluke aus, da kannst du dann als Bordkaplan deine weisen Sprüche von dir geben.“

      „Aye, Sir“, sagte der Kutscher.

      Hasard hatte den Zwillingen einen Wink gegeben. Philip und Hasard junior beugten sich über das Schanzkleid, steckten die Finger in den Mund und stießen beide einen schrillen Pfiff aus, der die Händler verstummen ließ. Dann rief Philip junior etwas, das in den Ohren ihres Vaters und seiner Männer wie „Bysgidiorus“ und „Schasgiorsudüs“ klang, und deuteten auf den einen und anderen der Burnusträger.

      Ihre Worte wirkten wie ein Zauberspruch. Mit geradezu unglaublicher Eilfertigkeit und Geschicklichkeit enterten die sechs Auserwählten an der von Blacky inzwischen ausgebrachten Jakobsleiter auf und balancierten ihre Körbe und Krüge auf ihren Häuptern und Händen.

      Die anderen, die in den Booten bleiben mußten, blickten recht betroffen drein, doch die Zwillinge beschwichtigten sie mit ein paar schnell ausgestoßenen, zungenbrecherischen Worten.

      „Was habt ihr ihnen gesagt?“ wollte ihr Vater von ihnen wissen.

      „Daß sie auch noch drankommen, Dad, Sir“, antwortete Hasard junior.

      „Wir werden sehen“, sagte der Seewolf. Er war sich noch nicht schlüssig darüber, ob er auch die anderen alle an Bord lassen sollte. Vielleicht genügte ihm die Ware, die jetzt von dem halben Dutzend Turbanmänner auf die Kuhl gehievt wurde. Diese sechs Männer schienen tatsächlich das beste Obst und Gemüse zu veräußern. Wie es allerdings mit dem Wein war, ließ sich erst nach einer Geschmacksprobe beurteilen.

      Hasard hütete sich davor, die ganze Schar an Bord aufzunehmen. Bei anderen Gelegenheiten hatte sich schon erwiesen, daß es ein großer Fehler sein konnte, denn oft wurden Bumboote und Proviantschaluppen nur als Tarnmittel benutzt. Oft genug hatten verkleidete Beutelschneider und Marodeure die „Isabella“ zu kapern versucht, und auch in Neapel hatte es ein ähnliches Abenteuer gegeben, bei dem die Seewölfe leicht den kürzeren hätten ziehen können.

      Bei aller gegenseitigen Gastfreundschaft war auch im Heiligen Land Vorsicht geboten. Der Seewolf vergaß dies keine Minute, weil ein gebranntes Kind bekanntlich das Feuer scheut.

      Die Händler setzten ihre Körbe und Krüge auf den Planken ab und begannen wieder, die Qualität der Waren in den lautesten Tönen anzupreisen. Der Kutscher trat mitten zwischen sie, beugte sich über die duftenden Fenchel, über Artischokken, Stielmangold, Sellerie, Rosmarin und Salbei und begutachtete sie mit kritischer Miene. Er nahm Orangen und Zitronen in die Hände und ließ seinen Blick argwöhnisch über die grünen und schwarzen Oliven wandern.

      Mit Oliven hatten die Seewölfe auch nach ihren vielen Reisen in fremde Länder nicht viel im Sinn, doch alles andere brauchten sie dringend. Wenn kein Sauerkraut an Bord war, dann mußte die Mannschaft die Abwehrstoffe gegen Skorbut und andere Mangelkrankheiten aus anderen Nahrungsmitteln beziehen. Obst und Gemüse konnten aus diesem Grund nicht reichlich genug in den Vorratsräumen gestaut werden.

      Der Kutscher begann mit seiner Auswahl, und wenig später bedeutete Hasard seinen Söhnen, sie sollten die Händler dazu veranlassen, noch mehr volle Körbe an Bord zu holen. Diesmal beteiligte er auch die anderen Zubringer, die in den Booten geblieben waren, so daß am Ende keiner von ihnen leer ausging.

      Einer der Burnusträger auf der Kuhl hob unterdessen seinen Weinkrug von den Planken hoch und goß die von Stenmark und Luke Morgan rasch herbeigeholten Mucks mit rubinroter Flüssigkeit voll.

      Der Mann war hochgewachsen und hager, sein braungebranntes, asketisch wirkendes Gesicht war im Gegensatz zu seinen Begleitern bartlos. Er begleitete seine Tätigkeit durch aufmunterndes Nicken und Lächeln.

      Rasch waren alle gewünschten Frischwaren an Bord geholt. Die Weinprobe verlief positiv. Hasard übernahm zehn Fässer Rot- und Weißwein, die von Blakky, Batuti und Matt Davies aus den Booten an Bord gehievt wurden. Ziemlich schnell wickelte der Seewolf nun auch die Bezahlung ab, indem er sich auf ein großes Handeln gar nicht erst einließ, sondern rigoros die Preise bestimmte.

      Die Händler zeigten sich einverstanden, nahmen ihre Münzen entgegen und verabschiedeten sich wort- und gestenreich. Sie versicherten Hasard und seinen Männern, daß Allahs Segen ihnen gewiß sei, verbeugten sich mehrfach und wandten sich schließlich dem Schanzkleid und der Jakobsleiter zu, um die „Isabella“ zu verlassen.

      Als letzter ging der Hagere, doch er drehte sich am Schanzkleid überraschend wieder um, als die anderen bereits außenbords abenterten.

      Hasard, der die kleine Gruppe bis hierher begleitet hatte, sah als erster, welchen Gegenstand der Mann blitzschnell unter seinem Gewand hervorholte.

      Es handelte sich um eine Steinschloßpistole mit achteckigem Lauf. Ihre Mündung wies genau auf Hasards Brust.

      Hasard stand wie erstarrt auf der Kuhl. Ben Brighton, Carberry, die Zwillinge und alle anderen in seiner Nähe erblickten die Steinschloßpistole jetzt ebenfalls und griffen fluchend zu ihren Waffen.

      Der Burnusmann stieß einen zischenden Warnlaut aus.

      „Ganz ruhig bleiben“, sagte Ben Brighton langsam. „Laßt eure Pistolen stekken, Männer, ihr gefährdet Hasard.“

      „Hölle und Teufel“, sagte der Profos. „Was hat dieser lausige Kümmeltürke vor?“

      „Das ist doch klar“, flüsterte Blakky erbost. „Er will unser Geld und unser Gold. Verdammt, jetzt sind wir doch in eine Falle gegangen.“

      „Philip“, sagte der Seewolf zu seinem Sohn, der rechts neben ihm stand und den Händler entgeistert ansah. „Erklär ihm, daß er keine Chance hat. Er hat nur eine Kugel, und die muß er auf mich abfeuern. Ich kann mich auf ihn stürzen und die Kugel mit meinem Leib auffangen, und dann geht es ihm an den Kragen. Dann verläßt er die ‚Isabella‘ nicht lebend, sondern mausetot und mit einem Gewicht an den Füßen.“

      Philip junior wollte gerade zum Sprechen ansetzen, da entgegnete der Burnusmann zu ihrer aller Überraschung in ziemlich gutem Englisch: „Nein, das glaube ich nicht. Ich werde leben, und ihr werdet mich auf eurem Schiff mitnehmen, denn dein Mut kann nicht so groß sein, daß du dich für deine Männer opferst, Kapitän.“

      „Wie denn, was denn?“ rief Carberry. „Er kann Englisch? Hölle und Kanonenrohr, dann ist er also gar kein Türke?“

      „Vielleicht ein Hebräer“, meinte Blacky.

      „Oder ein Araber“, sagte Stenmark.

      Ben Brighton schüttelte den Kopf. „Unsinn, es ist völlig ausgeschlossen, daß ein Eingeborener dieses Landstrichs unsere Sprache beherrscht. Ich glaube, daß er ein Europäer ist. Seht euch doch mal seine Augen an.“

      „Sie sind nicht dunkel, sondern hell“, sagte der Kutscher verblüfft. „Hellblau.“

      „Es ist unser Pech, daß uns das nicht eher aufgefallen

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