ТОП просматриваемых книг сайта:
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 165. Fred McMason
Читать онлайн.Название Seewölfe - Piraten der Weltmeere 165
Год выпуска 0
isbn 9783954394890
Автор произведения Fred McMason
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Bookwire
„Eine halbe Stunde noch, dann ist er weg und legt sich endgültig schlafen. Sieh dir nur die See an, wie sie ständig die Farbe wechselt. Das ist nicht gut.“
„Ja, von flaschengrün bis fast schwarz, und weiter hinten ist sie sogar rötlich.“
Der Profos rülpste laut.
„Das ist von der Tomatensoße“, behauptete er trocken. „Gary hat nämlich vorhin gekotzt, er verträgt keinen Haifisch, und schon gar keinen mit Tomatensoße. Aber gut war es trotzdem, oder findest du das nicht?“
Tucker grinste. Der Profos vollführte mitunter Gedankensprünge, über die man nur lachen konnte.
„Ja, natürlich.“
Bis zum Abend flaute der Wind noch mehr ab und schob den Segler nur noch langsam durch das Wasser. Dann, als die Nacht hereinbrach, herrschte geisterhafte Stille. Die Segel hingen schlaff von den Rahen, sie bewegten sich nicht mehr, und damit lag die „Isabella“ bewegungslos in der spiegelglatten See.
„Auf dein Holzbein ist auch kein Verlaß mehr“, sagte der Seewolf zu O’Flynn. „Jetzt sitzen wir vorerst fest.“
„Sind wir jetzt schon in diesem, hm, verdammten Meer?“ fragte der Alte beklommen.
Hasard schüttelte den Kopf.
„Das Sargassomeer ist auf keiner Karte genau abgegrenzt, niemand weiß so richtig, wo es beginnt und wo es endet. Ich weiß nur, daß es schon hier Abdriften und Strömungen gibt und wir langsam aus dem Kurs laufen, trotz des Segeltuchankers. Wir driften nach Steuerbord ab, wenn mich nicht alles täuscht.“
„Das bedeutet, daß wir unser Ziel verfehlen“, murmelte O’Flynn.
„Das bedeutet noch gar nichts. Wenn die Kalme vorbei ist, werden wir unseren Kurs neu berechnen, und dann geht es weiter.“
Am fernen, unsichtbaren Horizont ging der Mond auf. Dunkelgelb und blaßrötlich strahlte er auf das geheimnisvolle Meer, das in allen Farben zu leuchten begann.
Still wie gegossenes Blei lag das Meer da. Jeder der Seewölfe hatte das Gefühl, sich auf festem Land zu befinden und nicht über einer Tiefe von etlichen tausend Faden zu liegen.
An Schlaf dachte niemand, die Szenerie dieser eigenartigen Nacht schlug sie alle in ihren Bann, und so wurde vorerst kaum ein Wort gesprochen.
Lediglich der alte O’Flynn räusperte sich hin und wieder und krächzte sich die Kehle frei. Ihn traf es wieder einmal am meisten, denn in Gedanken sah er sich von spukenden Seegeistern umgeben, die unsichtbar um das Schiff herumschwammen.
Die „Isabella“ schien allein auf der Welt zu sein, es gab nirgendwo Anzeichen weiteren Lebens, kein Schiff, kein Land, nichts, außer dieser bunten erstarrten Wüste aus Wasser.
Auch die graue Bank am Horizont war jetzt verschwunden, als hätte sie nie existiert.
„Die richtige Zeit für einen Schluck Rum“, sagte der Profos und unterbrach damit die gespenstische Ruhe.
„Keine Einwände“, erwiderte der Seewolf. „Wer etwas trinken möchte, kann es sich holen.“
Merkwürdig, dachte er, niemand rührte sich. Wenn von Rum die Rede war, leckten sich die Kerle bereits im voraus genüßlich die Lippen, aber diesmal waren sie anscheinend taub.
Der Profos schickte den Jüngsten los, Bill, den Moses, der auch gleich mit einer Flasche zurückkehrte.
Ed entkorkte sie, setzte sie an und trank einen Schluck, dann reichte er die Buddel weiter an Ferris Tucker.
Der Schiffszimmermann trank nur einen winzigen Schluck. Er hielt die Flasche abschätzend in der Hand und grinste.
„Wenn ich sie jetzt in die See werfen würde“, sagte er leise, „dann habe ich das Gefühl, als würde sie auf der Oberfläche aufprallen und in tausend Stükke zerspringen.“
„Beschwöre das bloß nicht herauf“, sagte Donegal. „Das Meer sieht tatsächlich so aus, als wäre es fest. Ich traue mich nicht mal, über Bord zu spucken.“
„Das darfst du hier auch nicht“, sagte Luke Morgan, der neben dem Alten stand und ihn ansah. „Wenn du jetzt über Bord spuckst und triffst einen Meermann auf den algenumwachsenen Schädel, dann ist es aus mit uns.“
„Wenn du mit dem Gefasel nicht aufhörst, Luke“, sagte der Profos ruhig, „dann wringe ich dich aus und hänge dich zum Trocknen in die Wanten. Verstanden, Mister?“
„War nur ein Spaß“, schwächte Luke Morgan ab.
An Schlaf dachte niemand, sie konnten einfach nicht schlafen, obwohl die meisten sich betont gleichgültig gaben, als wäre die scheinbar erstarrte See um sie herum etwas ganz Alltägliches. Aber bei einigen kreisten doch die Gedanken um unheimliche und unerklärliche Dinge, denn es war vor allem die absolute Stille, die ihnen auf die Nerven ging.
Nicht der geringste Lufthauch war zu spüren, das vertraute Knarren der Blöcke fehlte ebenso wie das Ächzen und Knacken des Holzes. Alles schien tot, abgestorben und wirklichkeitsfremd.
Es war eine Welt für sich, in der nur der Mond unmerklich über den Himmel wanderte.
Die ersten gingen gegen Mitternacht in ihre Kojen, bis auf Batuti und ein paar andere, die es vorzogen, in diesen Breiten an Deck zu schlafen. Zwei Wachen genügten für die Nacht, in der ohnehin nichts passierte.
Daher wurden Matt Davies und Dan O’Flynn eingeteilt, die eine unruhige Runde nach der anderen über das Deck marschierten, sich wieder trafen und ab und zu flüsternd unterhielten.
„Ich weiß nicht, Matt“, sagte Dan nach einem Rundgang, „ich habe ein mulmiges Gefühl im Bauch. Diese verdammte Stille regt mich auf, sie ist unnatürlich.“
„Ja, alles ist wie tot“, sagte der grauhaarige Matt Davies, der an Stelle der rechten Hand eine stählerne Hakenprothese trug. „Du bist doch sonst immer so ruhig. Hat dich dein Alter mit seinen Worten angesteckt?“
„Nein, das ist es nicht, du weißt, daß ich nicht an Geister und diesen ganzen Unsinn glaube. Es hängt einfach irgend etwas in der Luft, das spüre ich überdeutlich.“
Davies sah sich um, er wurde das Gefühl nicht los, als würden sie von tausend unsichtbaren Augen belauert. Aber natürlich war das Unsinn, weit und breit gab es kein anderes Lebewesen auf dem Wasser. Von den berüchtigten Tanginseln war ebenfalls nichts zu entdecken. Was, zum Teufel, sollte also passieren? fragte er sich immer wieder.
„Ich spüre, wie wir driften“, sagte Dan nach einer Weile. „Eine Strömung zieht uns fort. Als ich eben auf den Kompaß sah, entdeckte ich, daß wir uns ganz langsam im Kreis drehen. Man kann es gut an der Stellung des Mondes erkennen.“
„Verdammt“, sagte Matt unruhig. „Fällt dir am Himmel eigentlich nichts auf, Dan?“
„Es ist mir schon lange aufgefallen. Es gibt keine Wolken, und trotzdem sieht man keinen einzigen Stern, nirgendwo auch nur das kleinste Blinken.“
In der Kuhl entstand ein schabendes Geräusch. Die beiden Männer zuckten unwillkürlich zusammen, als sich eine Gestalt erhob und langsam nach achtern zum Niedergang des Decks humpelte.
„Dein Vater“, raunte Matt dem jungen O’Flynn zu. „Sicher kann er nicht schlafen.“
Der alte O’Flynn, eine leicht gebeugte Gestalt, ein drohender, irgendwie verunstalteter Schatten, rückte näher. Obwohl er sich bemühte, kein Geräusch zu verursachen, war doch das dumpfe Klack seines Holzbeins überdeutlich und fast schmerzhaft in dieser geisterhaften Stille zu hören.
Das Geräusch schien immer lauter zu werden. Nervtötend hallte das eigentümliche Klopfen durch das ganze Schiff. Dan glaubte, das Deck erzittern zu sehen, und aus dem Klacken wurde ein wildes dröhnendes Hämmern, so als schlüge jetzt jemand mit einem gewaltigen Hammer auf die Planken.
Dann erstarb das Geräusch. Der Alte blieb dicht neben dem hölzernen Niedergang