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Hai getötet hatten, steckte noch Leben in ihm, und das äußerte sich in einem wilden Sprung, bei dem sich der Riesenkörper wild durchbog.

      Die Belastung für das Tau wurde zu stark, und es brach mit einem hellen Knall.

      Der große Hai fiel polternd und unter lautem Getöse auf die Planken der Kuhl und ließ das ganze Deck heftig erzittern.

      Der Gambia-Neger Batuti, der schwarze Herkules aus Afrika, sprang mit einem wilden Fluch zur Seite, als der Körper dicht neben ihm aufschlug, aber Batuti war nicht mehr schnell genug.

      Der Schwanz peitschte ein letztes Mal über Deck und erwischte den Herkules. Der schwere riesengroße Mann wurde weggefegt, als wäre er eine Feder. Der Schlag warf ihn quer durch die Kuhl, über die Gräting weg bis zur anderen Seite des Schanzkleides, wo er hart dagegenkrachte.

      „Himmel!“ rief der Kutscher. „Der hat sich jeden Knochen einzeln gebrochen, der arme Kerl.“

      Er rannte zu Batuti hinüber, doch der dunkle Riese erhob sich und schüttelte seine mächtige Faust.

      „Mistfisch!“ schrie er, „Trittarsch, Krummhund! Verdammich, hat viel Kraft, das elende Hai. Batuti fressen auf, ganz allein.“

      Der Neger wurde ungläubig angeblickt, als wäre ein Wunder geschehen. Er aber trug nicht die geringste Verletzung davon. Dafür fluchte er lauthals auf den hinterhältigen Fisch.

      „Und dir fehlt wirklich nichts?“ fragte der Kutscher staunend.

      „Batuti nix fehlen“, wehrte der Neger unwirsch ab. „Aber verdammichtes Hai gleich alles fehlen, was hat.“

      Die Spannung löste sich in einem befreienden Gelächter, als Batuti haarklein schilderte, was er dem nun endgültig toten Fisch noch alles antun würde.

      „Das waren die letzten Reflexe“, sagte der Kutscher. „Ich bin sicher, daß Ferris ihn getötet hat, aber in Zukunft wißt ihr etwas besser Bescheid.“

      „Damit konnte niemand rechnen, du Kombüsenquietscher“, sagte der Profos. „Er hing schon oben zum Ausschlachten, und nur weil das verdammte Tau brach …“

      Er winkte ab, und dann gingen sie wieder daran, den Riesenfisch zum Ausschlachten hochzuhieven. Diesmal rührte er sich nicht mehr.

      Der Hai wurde zerlegt, zerteilt, und die eßbaren Teile in große Stücke geschnitten. Einige davon wollte der Kutscher als Freßreserve, wie er sagte, zum Trocknen an Deck hängen, für schlechte Zeiten, der Rest sollte für ein paar Tage schmackhaftes Essen abgeben.

      Am Mittag, als die Sonne ihren höchsten Stand überschritten hatte, war es dann soweit. Der Kutscher hatte Wort gehalten.

      Aus dem Tomatenvorrat hatte er eine dicke Brühe gekocht, und dazu gab es dickgeschnittene, in der Pfanne gegarte Fischstücke.

      Darüber goß der Kutscher eine dicke Schicht Tomatensoße.

      „Und da behauptet man immer, die Haie seien Mistviecher“, sagte Carberry verzückt. „Mir hat selten ein Hai so gut gefallen wie dieser.“

      „Ja, das merkt man“, sagte Luke Morgan sarkastisch. „Du frißt ihn ja auch fast allein.“

      „Was?“ rief Ed. „Ich habe erst drei oder vier Stücke gegessen.“

      „Und jedes Stück wiegt zwei Pfund. Außerdem war es dein fünftes Stück Fisch“, warf der Kutscher ein.

      Aber dafür hatte Carberry nur ein verächtliches Lachen übrig.

      „Normalerweise steht einem Profos der ganze Hai zu“, sagte er laut. „Aber so bin ich nun mal zu euch Rübenschweinen, jeder kriegt trotzdem seinen Teil.“

      Da konnten die Seewölfe nicht umhin, gerührten Herzens Carberrys Großmut und seine Freigebigkeit zu loben, bis dem Profos tatsächlich der Appetit auf weiteren Fisch verging. Aber das lag wohl hauptsächlich daran, daß er jetzt schon das sechste Stück verdrückt hatte.

      Vier Tage noch blies der Wind genau aus Norden, dann, am Morgen des fünften Tages, als sie sich dem nördlichen Wendekreis näherten, begann der unberechenbare Geselle zu drehen und wehte aus Nordost.

      Das bedeutete, daß die „Isabella“ jetzt platt vor dem Wind laufen konnte und so gut wie keine Segelmanöver mehr ausgeführt werden mußten.

      Das war das, was man als ideales Segelwetter bezeichnen konnte. Nur dem Seewolf gefiel es nicht, und ein paar anderen erging es ähnlich.

      „Zu dieser Jahreszeit und in dieser Ecke der Welt“, sagte der Seewolf, „folgt dem Drehen des Windes meist eine Flaute. Ich halte meinen Kopf dafür hin, daß wir spätestens morgen in einer prächtigen Kalme liegen.“

      Ben Brighton und Dan pflichteten ihrem Kapitän bei. Der Atlantik in dieser Ecke war schon immer unberechenbar gewesen. Sie hatten diese Erfahrung mehr als einmal am eigenen Leib kennengelernt. Etwas später briste es jedoch auf, und Old O’Flynn rieb sich die Hände.

      „Der Wind steht“, behauptete er. „und er bleibt stehen, sonst hätte ich längst mein Holzbein gespürt. Aber es klopft nicht, und es zieht auch nicht. Wir kriegen vielleicht sogar einen kleinen Sturm, der uns über das Wasser jagt.“

      „Ich hätte nichts dagegen“, sagte Dan. „Lieber einen kräftigen Sturm, als in den Kalmen zu hängen. Denn wenn wir drinhängen, befinden wir uns genau in deinem Lieblingsgewässer, Dad, im Sargassomeer nämlich.“

      „Willst du wohl deinen vorlauten Schnabel halten“, fuhr der Alte auf. „Du beschwörst das Unglück ja geradezu mit deinen lästerlichen Worten herauf! Ich habe absichtlich vermieden, darüber zu sprechen, und jetzt fängst du damit an!“

      „Ich spreche nur von Tatsachen“, erwiderte Dan.

      Der Wind, der jetzt achterlich stark einfiel, briste auch in der nächsten Stunde noch härter auf, so daß der Papagei Mühe hatte, sich auf der Rah zu halten. Aber er blieb oben und flog nicht herab. Im Gegensatz zu ihm hockte der Schimpanse Arwenack an Deck und tollte mit den Zwillingen herum.

      Noch etwas später wurde der Nordost böig, und da wußten alle, was es an Bord der „Isabella“ geschlagen hatte.

      Außerdem gab es zwei weitere untrügliche Anzeichen für eine Wetteränderung. Sir John hatte sich aufgeplustert und war durch keinen Leckerbissen dazu zu bewegen, seine luftige Höhe zu verlassen. Er hörte auch nicht auf den Profos, seinen Liebling, obwohl der ihn öfter rief. Auch Arwenack hockte lustlos herum und bleckte die Zähne, wenn ihn jemand streicheln wollte.

      „Die Tiere spüren das viel eher als wir“, sagte Ben Brighton, dem die Haare wirr vom Kopf abstanden. „Immer wenn das Wetter umschlägt, haben sie schlechte Laune und sind reizbar.“

      Bis zum Nachmittag blieben die Böen, dann wurden sie schwächer, der Wind schralte und über die See fuhren Schleier, die wie ein großes Waschbrett aussahen.

      In den Augen der Seewölfe lag Besorgnis. Nicht, daß sie es besonders eilig hatten, aber das Gefühl, sich bald in einer Kalme zu befinden, war für jeden Seemann unbehaglich. Unter Umständen konnte das den sicheren Tod bedeuten. So manche Mannschaft war schon verhungert oder verdurstet, weil der Wind das Schiff nicht mehr weiterbewegte und die Vorräte zur Neige gingen.

      O’Flynn murmelte leise Beschwörungen vor sich hin und verfluchte sein Holzbein, das diesmal keinen Wetterumschwung angezeigt hatte.

      Auch die See wurde zusehends ruhiger. Aus der prachtvoll rollenden Dünung wurden lange flache Wellen, die merklich an Kraft verloren.

      Weiter flaute der Wind ab, und zum erstenmal sah man jetzt, wie am Horizont bleigraues Wasser direkt in der Luft zu schweben schien. Es war eine lange graue Bank, die sich nicht bewegte, eine Bank aus ruhigem Wasser, das die Wärme scheinbar in den Himmel hob und dort festhielt.

      Der Profos stieß einen ellenlangen Fluch aus, als das Großsegel zu schlagen begann, sich aber noch einmal mit Wind füllte. Er stand an Deck, blickte zu den Flögeln hinauf und sah so grimmig aus, als würde er gleich ins Wasser springen,

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