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erwischt hätte!“ schrie Smoky.

      „Sie hätte Al vielleicht zerquetscht!“ rief Carberry. „Aber dir hätte sie nichts getan, denn dein Schädel ist härter als die Rah!“

      „Fahr zur Hölle!“ brüllte Smoky.

      „Vielleicht tue ich dir diesen Gefallen heute nacht noch, du Hirsch!“ schrie der Profos zurück. „Aber wenn’s mich erwischt, fährst du bestimmt mit, haha!“

      Sie hätten sich noch weitere Freundlichkeiten an den Kopf geworfen, wenn Bill nicht plötzlich einen Schrei ausgestoßen hätte. Carberry, Smoky, Al Conroy und auch die anderen Männer, die sich auf der Back und dem Hauptdeck befanden, fuhren zu ihm herum – und überschlugen sich mit einemmal fast, denn Bill hatte mit der einen Hand seinen Halt an einem der Taue verloren und wurde von dem nächsten Brecher, der sich rauschend über die „Isabella“ ergoß, mitgerissen, obwohl er sich verzweifelt mit der linken Hand festklammerte.

      Jack Finnegan, der sich in diesem Augenblick ganz in Bills Nähe befand, handelte geistesgegenwärtig. Er gab selbst seinen Halt auf, wurde ebenfalls von dem Brecher mitgenommen, handelte aber mit eiskalter Berechnung.

      Er schoß auf Bill zu, packte dessen Arm und griff gleichzeitig nach der Nagelbank des Großmastes. Auch Bill versuchte verzweifelt, sie zu erreichen, war jedoch zu weit von ihr entfernt. Jack indes schaffte das fast Unmögliche – er hakte seinen Arm hinter die Nagelbank und blieb hängen.

      Ein harter Ruck lief durch seinen Oberkörper, er hatte das Gefühl, das Schultergelenk werde ihm ausgekugelt. Er fluchte und zerrte Bill mit aller Kraft näher zu sich heran.

      Bills Arm drohte seinem Griff zu entgleiten, doch Bill wand sich wie eine Katze und brachte es fertig, mit der freien Hand ebenfalls die Nagelbank zu packen. Mit Brausen und Zischen lief das Wasser durch die Speigatten ab. Sie richteten sich pudelnaß wieder auf, grinsten sich verbissen an und dachten beide das gleiche: Das ist noch mal gutgegangen!

      Regengüsse und Hagelschauer prasselten auf die „Isabella“ ein, das Wetter wollte kein Ende nehmen. Es bestand keine Aussicht auf Besserung. Die Männer fochten einen grimmigen Kampf gegen die Unbilden der Natur.

      Ausgerechnet Mac Pellew, der im Gefecht von St. Augustine verwundet worden war, war auch in dieser Nacht wieder vom Pech verfolgt. Nach dem Sturz der Vormarsrah auf die Back kroch er in der Kombüse umher, um nachzusehen, ob hier noch alles in Ordnung war.

      Einer der Kessel hatte sich selbständig gemacht und polterte wie verrückt hin und her. Mac Pellew stolperte im Stockdunkeln umher und versuchte, den Kessel festzuhalten, geriet dabei aber mit ihm ins Gehege. Er strauchelte, stürzte und knallte mit dem Kopf gegen das Kombüsenschott.

      „Heiliger Strohsack“, murmelte er noch, dann wurde er ohnmächtig.

      Wenig später fanden ihn die Zwillinge. Sie schleppten ihn in den Krankenraum hinüber, wo er sofort vom Kutscher behandelt wurde.

      „Armer Mac“, sagte Philip junior. „Das Schicksal meint es wirklich nicht gut mit ihm.“

      „Das stimmt“, pflichtete Hasard junior ihm bei. „Erst erwischt es ihn am Achtersteven, dann am Kopf – ausgerechnet an den empfindlichsten Körperteilen. Die Welt ist nicht gerecht.“

      „He, ihr beiden!“ rief der Kutscher im neuerlichen Donnern eines Brechers, der die „Isabella“ hochhob und dann absacken ließ. „Haltet euch nicht mit dem Philosophieren auf! Helft mir lieber!“

      Der Seewolf stand unterdessen immer noch auf dem Achterdeck. Er hatte seinen Posten nicht verlassen. Die Zwischenfälle an Deck, die Smoky, Al und Bill um ein Haar das Leben gekostet hätten, hatte er ziemlich genau verfolgen können, denn immer wieder leuchteten Blitze auf, die das Schiff für kurze Zeit in ihr unwirkliches Licht tauchten. Auch von Mac Pellews Mißgeschick erfuhr er wenig später. Er begann sich mit Vorwürfen zu plagen. Hätte er nicht lieber in St. Augustine bleiben sollen, wo er im Dunkeln leicht in einer versteckten Bucht hätte ankern können?

      Er sollte jedoch noch erfahren, daß sein Entschluß, das Fort so schnell wie möglich zu verlassen, richtig gewesen war. Die Streitmacht, die dort inzwischen eingetroffen war, hätte die „Isabella“ sehr leicht entdecken und zusammenschießen können. So gesehen, war es immer noch besser, gegen einen Sturm wie diesen zu kämpfen.

      Vorerst aber ahnte Hasard noch nichts von den Geschehnissen, die sich weiter nördlich abspielten. Sie sollten noch ihren Einfluß auf das weitere Schicksal der „Isabella“ und ihrer Männer haben, aber auch davon konnten die Arwenacks zu diesem Zeitpunkt nichts wissen. Selbst Old Donegal Daniel O’Flynn, der sonst immer den Teufel in den schwärzesten Farben ausmalte, hatte noch keine Vorstellung davon, welche Verwicklungen sich schon bald ergeben sollten.

      Was in dieser Nacht vorging, war ihnen auch schon genug. Zornig hieben die Böen und die Brecher auf die „Isabella“ ein, ihr Wüten schien bis in die Ewigkeit dauern zu wollen. Das Bangen der Männer um ihr Schiff dauerte fort.

      Die „Lady“, wie sie sie liebevoll zu nennen pflegten, war zwar aus harter Eiche gebaut, aber sie war nun mal nicht aus Eisen. Da sie durch das Gefecht ohnehin schon ramponiert war, konnte sie dem Toben der Urgewalten nicht mehr sehr lange trotzen.

       2.

      Stunden höchster Dramatik erlebten auch die Spanier in Fort St. Augustine, die sich von dem furchtbaren Kampf, der hier getobt hatte, noch nicht wieder erholt hatten. Brüllend fegte der Sturm von Norden nach Süden über die Küste weg und zerstörte das, was von den vernichteten Hafenanlagen noch übriggeblieben war. Er rüttelte auch an den Palisaden der Festung und raste durch den Sumpf, riß ein paar Dachschindeln von der Mission Nombre de Dios und sorgte vor allem unter den Frauen und Kindern, die hier Zuflucht gesucht hatten, für neue Panik.

      Don Lope de Sanamonte, sonst ein selbstsicherer und überheblicher Mann, war selbst der Verzweiflung nahe. Hatte sich alles gegen ihn verschworen? Sollte St. Augustine untergehen? War dies die Strafe Gottes für die Habgier und Grausamkeit der Spanier, die die Hugenotten aus Florida vertrieben und auch unter den Indianern schrecklich gewütet hatten?

      Fast war er soweit, wirklich daran zu glauben – da traf doch noch der Verband von acht Galeonen ein, auf den er schon so lange gewartet hatte. Am Ende hatte er auf ein Erscheinen des Konvois nicht mehr zu hoffen gewagt, er war so weit gewesen, mit einem Unglück zu rechnen, das Don Augusto Medina Lorca, den Generalkapitän und Verbandsführer, getroffen haben mußte.

      Jetzt aber segelten die acht stolzen Schiffe unter Sturmsegeln in die Mündung des Rio Matanzas ein, schemenhaften Giganten gleich, deren letzte Zuflucht in diesem Hafen lag. Es waren stark armierte Dreimastgaleonen, deren Kapitäne den Auftrag hatten, den Schatz aus den Kammern der Festung abzuholen und direkt nach Spanien zu überführen, wo er König Philipp II., Seiner Allerkatholischsten Majestät, übergeben werden sollte.

      Noch ahnte Don Augusto Medina Lorca nichts von der bösen Überraschung, die ihn erwartete. Er stand breitbeinig an der Achterdecksbalustrade seines Flaggschiffes, der „Santa Veronica“, warf einen Blick auf das Fort, das sich undeutlich vor ihm in der Finsternis abzeichnete, und atmete auf.

      Endlich war es geschafft, er hatte St. Augustine erreicht! In Havanna hatte es eine Verzögerung gegeben: Piraten hatten angegriffen, waren aber in die Flucht geschlagen worden. Verspätet war der Verband nach Florida ausgelaufen, dann aber von dem Sturm überrascht worden.

      Mit Ach und Krach war es den Kapitänen, die unter Don Augustos Kommando segelten, gelungen, gegen den Sturmwind aufzukreuzen und schließlich auf Nordwestkurs zu gehen, mit letzter Kraft hatten die Besatzungen die Galeonen in die rettende Flußmündung manövriert. Das Wasser war hier etwas ruhiger, die vorgelagerten Inseln und Landzungen nahmen dem Sturm zumindest im Bereich des Flusses etwas von seiner zerstörenden Macht.

      Don Augusto spähte aus schmalen Augen zu dem Platz, an dem er von früheren Besuchen her die Piers wußte. Täuschte er sich – oder war von den Anlagen wirklich nichts mehr übrig?

      Die Galeonen segelten, von

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