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Mann kannte er!

      Das war Yves Grammont, einer der wildesten Korsaren der Bretagne!

      Dieser Grammont konnte niemals ein Hugenotte sein, der gegen die verräterischen Engländer kämpfte, um Frankreich vor einem Komplott Spaniens zu bewahren!

      Er faßte nach Montbars’ Arm und wollte etwas sagen, doch kein Wort drang über seine Lippen. Die Überraschung hatte ihm die Sprache verschlagen.

      Er dachte an sein Gespräch im Wald mit Servan, als er ihn und Bauduc aufgestöbert hatte.

      Dieser Scheißkerl von Servan!

      Le Testu hätte sich in diesem Augenblick, als es ihm wie Schuppen von, den Augen fiel, selbst ohrfeigen können.

      Servan hatte ihm einen Bären aufgebunden, und er, Le Testu, der sich immer für einen der raffiniertesten Wegelagerer Frankreichs gehalten hatte, war darauf hereingefallen wie ein Narr!

      Le Testu hatte das Gefühl, vor Zorn über seine eigene Dummheit platzen zu müssen. Für einen kurzen Moment sah er das gesunde Auge Grammonts auf sich gerichtet, und er wußte instinktiv, daß Servan schon von ihm gesprochen hatte.

      Jetzt wurde es ernst.

      Er ahnte, daß es jetzt um sein und Montbars’ Leben ging. Er dachte an die Waffentransporte aus Brest, die von spanischen Spionen organisiert wurden, und plötzlich wußte er auch, woher die englischen Waffen, die er bei den Überfällen erbeutet hatte, stammten.

      Es waren Beutestücke Grammonts und seiner Piraten, die sie den Engländern abgenommen hatten!

      Verdammt, und diese Engländer, die dort hinten in der Bucht von Sillon de Talbert geankert hatten, waren keine Verräter, sondern kämpften gegen die Franzosen, die mit Hilfe der Spanier ein Komplott gegen die französische Krone schmiedeten, um dann gemeinsam gegen das protestantische England vorzugehen!

      Le Testu zitterte vor Wut.

      Was nutzten ihm jetzt noch seine Erkenntnisse?

      Pierre Servan mußte inzwischen wissen, woher die Waffen stammten, die er ihm in der kleinen Fischerhütte gezeigt hatte. Und damit hatten sie einen gefährlichen Feind in ihre Falle gelockt, aus der es kein Entrinnen mehr gab.

      Le Testu blickte sich hastig um. Sein Blick streifte die beiden englischen Galeonen an der Kimm, die unter vollen Segeln heranrauschten.

      Wir müssen über Bord springen! dachte er voller Panik. Vielleicht fischen uns die Engländer heraus!

      Wieder wandte er sich Montbars zu, der langsam zu begreifen schien, daß hier etwas faul war.

      „Das sind keine Hugenotten!“ zischte Le Testu. „Servan hat uns hereingelegt! Der Kerl da oben mit der Augenbinde ist Yves Grammont, ein Pirat, der mit den Spaniern zusammenarbeitet. Ihm haben die Waffen gehört, die wir zwischen Brest und Rennes bei unseren Überfällen erbeutet haben!“

      Das Gesicht des Korsen wurde noch um eine Spur bleicher.

      „Wir müssen runter vom Schiff!“ fuhr Le Testu leise fort. „Sie werden uns sonst an die nächste Rah hängen!“

      Montbars preßte die Lippen aufeinander. Er dachte wohl daran, daß er mit seiner verwundeten Schulter kaum eine Meile schwimmen konnte, aber bevor er sich von den Piraten aufhängen ließ, wollte er lieber im Meer versaufen.

      Le Testu schob sich schon näher zum Schanzkleid hin. Seine Augen waren auf die Galerie des Achterdecks gerichtet. Yves Grammont und Pierre Servan waren nicht mehr zu sehen. Sie hatten sich wieder zurückgezogen.

      Montbars folgte ihm. Aber der Korse war mißtrauischer als Le Testu, und er schaute auch über die Schulter. Er sah die beiden Gestalten, die sich langsam auf ihn und Le Testu zuschoben, und mit einem Schrei, der die Köpfe der Piraten herumrucken ließ, stieß er Le Testu an und versuchte, über die Lafette eines Geschützes aufs Schanzkleid zu gelangen.

      Er schaffte es nicht.

      Plötzlich spürte er einen harten Griff an seinem linken Fuß, und mit einem Ruck wurde er zurückgerissen. Er prallte mit dem linken Oberarm gegen die Lafette und brüllte vor Schmerzen auf. Vor seinen Augen tanzten bunte Ringe. Er hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen.

      Mehrere Arme hielten ihn umschlungen, als er wieder richtig bei Besinnung war. Trotz des fürchterlichen Stechens und Brennens in der Schulterwunde begann er, um sich zu schlagen. Seine Faust traf einen Mann auf die Nase. Jaulend wich der Pirat zurück, aber schon waren andere bei ihm und klammerten sich an ihn.

      Aus den Augenwinkeln sah er, wie ein Gegenstand auf seinen Kopf zusauste. Er versuchte noch, dem Schlag auszuweichen, doch dann spürte er den harten Schlag an der Schläfe, und von einem Augenblick zum anderen war es dunkel um ihn.

      Le Testu hatte dem gedrungenen, dicken Mann, der sich auf ihn gestürzt hatte, mit zwei kurzen Haken die Luft genommen. Japsend war der Kerl in die Knie gegangen, ein Fußtritt Le Testus in seinen Hintern warf ihn gegen die Kumpane, die heraneilten, um Le Testu zu packen.

      Mit einem Rundschlag schaffte er sich Luft. Zwei Piraten fielen um, ein weiterer stolperte über ein Lafettenrad, bevor er seine Hände in Le Testus Kleidung krallen konnte.

      Vom Achterdeck klang Servans schrille Stimme über die Kuhl: „Packt den Kerl! Laßt ihn nicht entwischen!“

      Zorn war dem Gefühl der Angst gewichen. Le Testu wehrte sich wie ein Besessener, und auf einmal sah er das Loch in der Meute seiner Gegner zum Schanzkleid hin.

      Mit ein paar mächtigen Sätzen hastete er darauf zu. Bevor ihn jemand pakken konnte, hechtete er mit einem wahren Panthersatz über das Schanzkleid und stürzte sich kopfüber ins Wasser.

      Als er aufschlug und ihm die Kälte des Meeres fast die Besinnung raubte, dachte er an den Engländer, den sie gefangengenommen hatten und der ihnen dann entwischt war, nachdem er über Bord der Fischerjolle gesprungen war.

      Ich muß tauchen! dachte er. Solange wie möglich unter Wasser bleiben!

      Aber er war kein guter Schwimmer. Er verzweifelte fast, aber es gelang ihm nicht, tiefer unter Wasser zu gelangen. Er wurde das Gefühl nicht los, daß sein Hinterteil beim Schwimmen über die Wasseroberfläche ragte und er gegen eine Strömung anschwamm und kaum vorankam.

      Als er dachte, seine Lungen müßten platzen, stieß er mit dem Kopf durch die Wasseroberfläche und schnappte keuchend nach Luft. In seinen Ohren war ein Rauschen, als ob er unter einem Wasserfall stünde.

      Aber da war noch ein anderes Geräusch.

      Er brauchte eine Weile, um zu begreifen, daß es schallendes Gelächter war. Er wandte den Kopf und mußte zu seinem Entsetzen bemerken, daß er kaum mehr als zwanzig Körperlängen hinter sich gebracht hatte.

      Die Strömung trieb ihn langsam an der „Louise“ vorbei, und er sah, daß er tatsächlich gegen sie angeschwommen war. Diesmal nahm er die andere Richtung und merkte, daß er jetzt wesentlich leichter und schneller schwamm.

      Aber die Piraten waren nicht untätig gewesen. Sie hatten inzwischen eins der Fischerboote bemannt und pullten nun hinter ihm her. In wenigen Augenblicken hatten sie ihn eingeholt.

      Le Testu krallte sich an einem der Riemenfest, und versuchte, ihn dem Piraten zu entreißen. Aber er saß in der Dolle fest.

      Ein Schlag mit dem Ruderblatt eines anderen Riemens traf ihn auf dem Kopf, und gurgelnd ging er unter. Instinktiv strampelte er mit den Beinen, und dann fühlte er sich von mehreren harten Fäusten gepackt und ins Boot gezerrt.

      Er wehrte sich nicht mehr. Immer wieder würgte er Salzwasser hervor. Ihm war hundeelend zumute. Im Moment war ihm alles gleichgültig. Sollten sie ihn doch aufhängen, wenn sie Freude daran hatten.

      Er ließ sich wie ein nasser Sack hängen, als sie ihn an Bord hievten und auf die Decksplanken der Kuhl warfen. Er sah weder Montbars, der mit gefesselten Händen an der Lenzpumpe saß, noch Yves Grammont und Pierre Servan, die sich breitbeinig vor ihm aufgebaut hatten und auf ihn hinuntergrinsten.

      „Er

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