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fort gewesen. Bevor Ramsgate jedoch seine Geschichte erzählen konnte, ließ der Seewolf ihm durch den Kutscher erst etwas zu essen bringen.

      Für sein Alter hatte Ramsgate wahrhaftig eine erstaunliche Kondition. Er aß wie ein Ausgehungerter, trank dazu eine Muck voll Rum und hustete, aß weiter, trank erneut. Danach fühlte er sich so, als sei überhaupt nichts vorgefallen.

      „Die Kerle haben mir einen Bewacher geschickt“, sagte er, „meist haben die Burschen sich abgewechselt, aber sie werden bald merken, daß ich nicht mehr da bin.“

      „Was wollten sie denn überhaupt?“ fragte Hasard.

      Ramsgate, der nie ruhig oder lange auf dem Hintern sitzen konnte, ging zwischen den Männern auf und ab. Seine Stimme klang zornerfüllt, seine grauen Haare hatten sich durch den leichten Wind aufgerichtet, er fuchtelte mit den Fäusten durch die Luft.

      „Sie faselten ständig von den Plänen des neuen Schiffes. Sie wollten alles darüber wissen. Aber das war nicht der einzige Grund. Der eine Kerl brüllte mich ständig an und fragte, wo der Hundesohn von einem Killigrew das Gold versteckt habe.“

      Hasards Lippen wurden schmal.

      „Das Gold?“ fragte er. „Von welchem Gold sprach der Kerl denn?“

      „Allgemein nur von Gold. Vielleicht vermutet er reiche Schätze bei Ihnen, Sir, weiß der Teufel. Von Gold und den Plänen war jedoch ständig die Rede. Sie haben mich geprügelt und mir erzählt, was sie mir alles antun würden, wenn ich nicht rede.“

      Hasard fiel bei dieser Eröffnung aus allen Wolken.

      „Wir scheinen hier ja schon wieder eine Menge Feinde zu haben. Man entführt Mister Ramsgate, will die Pläne und die angeblichen Schätze. Wer, zum Teufel, mag nur dahinterstecken?“

      „Ich kenne die Kerle leider nicht, habe sie nie vorher gesehen“, sagte Ramsgate bedauernd.

      „Und was haben Sie ihnen gesagt, Mister Ramsgate?“

      Ramsgate lächelte flüchtig. Er unterbrach seine Wanderung und blieb vor den verblüfften Seewölfen stehen.

      „Ich habe überhaupt nichts verraten. Wer bin ich denn? Als sie mir eins über den Schädel schlugen, tat ich so, als sei ich geistig nicht mehr ganz da, und habe dummes Zeug vom Teufel erzählt. Sie hielten mich auch wirklich für verrückt, aber sie gaben mir nichts zu trinken und zu essen und wollten den Aufpasser wieder zur Mühle schicken. Der hat mir dann immer in den fürchterlichsten Farben ausgemalt, was mir alles passieren würde, wenn ich nicht rede.“

      Hasard gab dem alten Burschen impulsiv die Hand.

      „Das haben Sie prächtig gemacht, Mister Ramsgate. Ich danke Ihnen im Namen aller Männer. Und ohne Mac Pellew hätten wir Sie wahrscheinlich nie gefunden.“

      Ramsgate sah sich um.

      „Jetzt aber nichts wie zur Werft“, sagte er, „ich muß mich um das neue Schiff kümmern. Die Pläne habe ich übrigens so gut versteckt, daß sie kein Mensch findet. Ist auf der Werft alles in Ordnung?“ wollte er dann wissen.

      Der rothaarige Schiffszimmermann Ferris Tucker nickte beruhigend. „Ich bin meist dort, es ist alles in Ordnung. Bisher hat man keinen weiteren Versuch unternommen, die Werft in Trümmer zu legen.“

      „Dann können wir jetzt gehen?“ fragte Ramsgate eifrig. Er hatte nur noch das neue Schiff im Kopf, dafür lebte er, alles andere interessierte ihn nicht sonderlich.

      Dafür interessierte es die Seewölfe um so mehr.

      „Langsam, Mister Ramsgate“, sagte Hasard. „Das neue Schiff läuft uns nicht weg, und wenn es eine Stunde später fertig wird, so ist das auch kein Beinbruch.“

      „Aber es verzögert sich um etliche Tage, Sir, vielleicht sogar auch um einige Wochen.“

      „Kein Problem, Mister Ramsgate. Lassen Sie sich ruhig noch etwas Zeit. Wir bringen Sie später zur Werft hinüber. Erst einmal müssen Sie neue Kräfte sammeln. Nein, keine Widerrede“, sagte er entschlossen, als der alte Schiffbauer wieder seine Wanderung aufnahm.

      Dann wandte er sich an Ben Brighton, der der Erzählung mit offenem Mund gelauscht hatte.

      „Was will ein Fremder mit den Plänen, Ben, kannst du dir das vorstellen? Was hat er davon?“

      Ben fand das auch seltsam.

      „Ich kenne die Hintergründe nicht, aber ich nehme an, diese Kerle, die da dahinterstecken, möchten das Schiff auskundschaften, möchten etwas über Verstecke, Geheimkammern und was der Dinge mehr sind, in Erfahrung bringen.“

      „Du meinst, um bei einem späteren Hickhack keine unangenehmen Überraschungen zu erleben. Man kennt die Schwächen seines Gegners und kann ihn dadurch leichter bezwingen.“

      „Ja, das meinte ich ungefähr.“

      „Das ist auch meine Ansicht“, sagte Ramsgate. „Denn dieses Schiff wird ein gutes Schiff, das verspreche ich euch, es wird besser und noch wendiger als die alte ‚Isabella‘ werden, und jedem möglichen Gegner wäre mit genauen Einzelheiten gedient.“

      „Und woher nehmen die Kerle an, wir hätten jede Menge Gold mitgebracht?“ fragte der Profos.

      Das konnte Ramsgate zwar nicht beantworten, doch die Antwort lag auf der Hand. Hasard sagte sie ihm.

      „Bisher sind wir immer mit reicher Beute nach England zurückgekehrt, und jetzt nimmt man an, daß es diesmal nicht anders sei. Ohne Gold oder Geld können wir ja schließlich keinen Neubau finanzieren.“

      Ramsgate hatte jetzt doch mal ein paar Minuten Ruhe gefunden und nahm auf der kleinen Gräting Platz. Er blickte von einem zum anderen, und man sah ihm an, daß es ihm unter den Fingernägeln brannte. Am liebsten wäre er schnurstracks zu seiner Werft geeilt.

      Aber Hasard hatte da noch ein paar Fragen, wenn er sich davon auch nicht allzuviel versprach.

      Wer waren die Gegner? Wer, zum Teufel?

      „Wie sahen die Kerle aus, die alles so genau wissen wollten, Mister Ramsgate?“

      „Wie gesagt, ich glaube nicht, daß ich sie schon mal gesehen habe“, antwortete der Schiffbaumeister, „aber beschreiben kann ich sie. Der eine kam mir zwar irgendwie bekannt vor, möglich, daß ich ihn viel früher schon mal gesehen habe. Er ist ein fetter Kerl, nicht mehr der Jüngste und sieht aus, als hätte er eine lange Krankheit hinter sich. Er hat einen grauen Bart und leicht stechende Augen.“

      Hasard entsann sich nicht. Nein, diese Beschreibung sagte ihm gar nichts.

      „Und der andere?“ fragte er.

      „Der war etwa im selben Alter, nur dürrer, mit schmalem Gesicht und unruhig flackernden Augen. Ich weiß nur, daß er Angst vor Verrückten hat, denn als ich so tat, als ob, begann er zu quieken. Der Mann war überhaupt recht zappelig, und ich glaube, er hat da oben nicht alle“, sagte Ramsgate mit einer bezeichnenden Geste an die Stirn.

      „Haben sie sich untereinander mal mit Vornamen angeredet?“

      „Nein, Namen nannten sie nicht. Der Dürre hatte nur immer so verrückte Vorschläge und Ideen. Der Kerl mit dem Bart war auf alle Fälle der Klügere von beiden.“

      Nach diesem Bescheid sahen sich die Seewölfe ratlos an. Allgemeines Achselzucken, fragende Blicke.

      „Haben wir jemanden in Plymouth, auf den die Beschreibung paßt?“ erkundigte sich Hasard.

      „Unsere damaligen Gegner sind längst tot“, sagte Dan O’Flynn. „Und über Nacht sind bestimmt keine neuen nachgewachsen.“

      „Wahrscheinlich doch“, widersprach Matt Davies, „sonst hätten sie Mister Ramsgate ja nicht entführt und den ganzen Zauber auf der Werft veranstaltet.“

      „Ich wüßte jedenfalls keinen“, meinte Sam Roskill.

      „Ich auch nicht.“

      „Keine

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