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      Impressum

      © 1976/2020 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-96688-010-7

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Frank Moorfield

       Lügner, Lords und Lumpenpack

       Der Graf von Essex treibt ein teuflisches Intrigenspiel

      Eine Schar hungriger Möwen kreiste mit lautem Geschrei über der silbrig schimmernden Wasserfläche der Themse. Die Aprilsonne des Jahres 1598 meinte es gut mit den Armen und Reichen von London.

      McNeil, der seit mehr als einer Stunde scheinbar dösend auf einem lecken Weinfaß hockte, interessierte sich jedoch nicht im geringsten für den aufkeimenden Frühling.

       Dafür waren seine kleinen, geröteten Augen unentwegt auf die am Ufer vertäute Schebecke gerichtet. Seine lauernden Blicke verfolgten nahezu jede Bewegung des Seewolfs und seiner Männer …

       Die Hauptpersonen des Romans:

      Robert Devereux – der Graf von Essex, ein Höfling, der seine Stellung eifersüchtig verteidigt und sich als hinterhältiger Intrigant erweist.

      Elisabeth I. – die englische Königin. Sie kennt ihre „Pappenheimer“ und versteht es, richtig mit ihnen umzugehen.

      Bill McNeil – ein kleiner Spitzel, der im Intrigen-Karussell des Grafen für die Seewölfe zur Schlüsselfigur wird.

      Jenny-Rose – eine resolute „Lady“ aus dem Hafenmilieu. Sie wird als Lockvogel mißbraucht.

      Philip Hasard Killigrew – der Seewolf ist das Hauptziel der Intrigen des Grafen und gerät in eine schwierige Situation.

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       1.

      Normalerweise war Bill McNeil die Ruhe in Person, und an der Kimm mußten schon ziemlich dunkle Wolken heraufziehen, wenn er nervös werden sollte.

      Die rothaarige Jenny-Rose schaffte es jedoch spielend, ihm auf den Geist zu gehen. Ja, sie ging regelrecht auf seinem Gemüt spazieren – exakt dreißig Schritte hin und dreißig Schritte zurück. Und das seit geraumer Zeit.

      Bereits zum dritten Mal blieb sie vor McNeil stehen und versuchte ihr Glück mit einem verführerischen Augenzwinkern.

      „Nun, mein Süßer, bist du wirklich so müde, oder tust du nur so?“ Sie beugte sich ein Stück zu ihm hinunter und fügte wispernd hinzu: „Dein Mittagsschläfchen wirst du hinterher doppelt genießen, das verspreche ich dir.“

      Offenbar hatte die nicht mehr ganz taufrische Lady gewaltigen Durst auf Dünnbier und Brandy, aber in der mittäglichen „Saure-Gurken-Zeit“ noch keinen spendablen Freier gefunden.

      Auch McNeil ließ sich nicht locken.

      „Laß mich in Ruhe!“ zischte er mit gedämpfter Stimme. „Mit mir kannst du nicht ins Geschäft kommen. Zumindest nicht heute. Verschwinde endlich.“

      Solche unfreundlichen Worte schüchterten Jenny-Rose jedoch keineswegs ein. Sie baute sich mit wogendem Busen vor McNeil auf und stemmte die Hände auf die breiten Hüften. Ihre Augen signalisierten Verteidigungsbereitschaft, während das handgearbeitete blaue Veilchen über der linken Augenbraue erkennen ließ, daß sie Schwierigkeiten nicht aus dem Weg ging.

      „Hast du was dagegen, wenn eine Lady in der ersten Frühlingssonne am Themseufer spazierengeht, du Schlafmütze?“ Ihre Stimme klang jetzt herausfordernd.

      McNeil vollführte eine unwirsche Geste.

      „Du gehst nicht spazieren, sondern suchst einen Freier“, sagte er sachlich. „Und was die ‚Lady‘ betrifft – darüber kann ich nur lachen. Versuche doch mal woanders und hör endlich auf, mir ständig vor der Nase herumzutanzen.“

      Jenny-Rose bedachte den schmächtigen Mann mit einem giftigen Blick.

      „Was kann ich dafür, daß du das Zipperlein hast, Opa?“ erwiderte sie. „Wenn du den Anblick einer Lady nicht ertragen kannst, solltest du in dein Wasserfaß kriechen und die Holzwürmer zählen. Ich kann dann wenigstens in Ruhe auf den Landgang der Jungs dort drüben warten. Wie man hört, sind die Burschen gut betucht, außerdem sehen sie verdammt gut aus. Das sind nicht so duftende Knoblauchfresser, wie du einer bist …“

      Jetzt reichte es McNeil. Er schoß in die Höhe, schniefte laut und ballte die Hände zu Fäusten. Schließlich hatte man ihm für seine Beobachtungen eine gute Bezahlung in Aussicht gestellt. Er dachte nicht daran, sich das Geschäft von einer Hafenhure wie Jenny-Rose verderben zu lassen.

      „Zum letztenmal“, drohte er. „Verschwinde jetzt, oder ich halte dich kopfüber in die Themse, damit du mal den Unterschied zwischen Wasser und Brandy kennenlernst.“

      Jenny-Rose atmete tief ein, und selbst dem erbosten McNeil entging nicht, daß ihr mächtiger Busen dadurch an Umfang zunahm.

      „Solltest du Läuseknacker wagen, mit deinen Spinnenfingern auch nur den Saum meines Kleides zu berühren“, versprach sie, „schreie ich wie eine tugendhafte Jungfrau um Hilfe. Ich bin sicher, daß es die Männer auf dem Schiff als eine Ehre betrachten, eine Lady vor einem üblen Sittenstrolch zu beschützen. Wollen wir das mal ausprobieren, Kleiner?“

      McNeil kochte vor Wut. Seine geröteten Schweinsäuglein glänzten tückisch.

      „So was wie dich sollte man als Hexe verbrennen“, schnaubte er. „Und wenn es sein muß, finde ich jederzeit ein paar Freunde, die bezeugen werden, daß du auf einem Besen über den Tower geritten bist. Dir wird’s ganz schön warm werden, wenn erst das Feuerchen unter deinem drallen Hintern knistert.“

      Das wiederum war zuviel für Jenny-Rose.

      „Was sagst du da? Ich – eine Hexe? Das wirst du bereuen, Freundchen. Kerlen wie dir muß man immer gleich was auf die Nase geben, das sagte schon meine selige Großmutter.“

      Die füllige Jenny-Rose setzte ihre ererbte Lebensphilosophie sofort in die Tat um. Ihre rechte Hand ballte sich zu einer beachtlichen Faust, schnellte vor und fegte McNeil neben sein Wasserfaß.

      Das brüllende Gelächter, das vom Deck der ranken Dreimast-Schebecke herüberdröhnte, ließ erkennen, daß man dort längst auf das sich anbahnende Schauspiel aufmerksam geworden war. Gleichzeitig aktivierte es

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