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Pascual. Aber so sehr es dir auch zusetzt, es wird wieder vergehen.“

      „Danke, Senor“, sagte Pascual mühsam. „Wenn Sie das sagen, glaube ich es.“

      „Senor Capitán“, sagte der Profos verhalten hinter Don Gaspars Rükken. „Darf ich mir eine Bemerkung erlauben? Es hat doch keinen Zweck, daß Sie …“

      „Nein, dürfen Sie nicht“, unterbrach der Kapitän ihn schroff. Dann wandte er sich wieder dem kranken Mann zu. „Es wird alles wieder gut werden, denn es kann keine schlimme Krankheit sein, verstehst du?“

      „Ja, aber – aber Sie werden sich hier anstecken, Senor.“

      „Ich kann mich auch im Achterdeck schon angesteckt haben, denn dort liegen ebenfalls drei Patienten: der Erste Offizier, der Bootsmann und der Zweite Steuermann“, sagte de Arce ruhig. „Darum brauchst du dir wirklich keine Sorgen zu bereiten, Pascual. Ich habe auch keine Angst vor dieser Krankheit, weil ich weiß, daß sie wieder abklingt, ohne Spuren zu hinterlassen.“

      „Ich bin froh darüber, Senor Capitán.“

      Don Gaspar blickte dem kranken Mann in die Augen und nickte ihm lächelnd zu. Wenn Pascual ihn gefragt hätte, wie er in seiner Vorhersage so sicher sein könne und ob er denn überhaupt wisse, um welche Krankheit es sich handele, hätte er keine Antwort darauf gewußt. Er war froh, daß dem armen Teufel keine Zweifel an der Glaubwürdigkeit seiner Darstellung der Dinge aufstiegen.

      Und wenn es hundertmal eine Lüge war – Don Gaspar wußte, daß seine Worte den Widerstandsgeist in diesem Mann stärken würden. Wenn ein Mann kämpfte und sich nicht selbst aufgab, hatte er größere Chancen, doch noch zu überleben.

      „Pascual“, sagte Don Gaspar langsam. „Was würdest du davon halten, wenn ich dich und die anderen vorläufig an Land absetzen würde – mit einigen Betreuern und dem nötigen Proviant?“

      „An Land?“ Pascual keuchte, griff sich an den Kopf und bäumte sich unter der Hitze und den Krämpfen auf, die seinen Leib schüttelten.

      Der Profos brachte einen kalten Umschlag, und Don Gaspar selbst legte ihn dem Kranken auf die Stirn, nachdem er das Tuch weggenommen hatte, das sich auf dem Gesicht des Mannes erwärmt hatte.

      „An Land“, wiederholte Pascual. „Das – wäre eine gute Idee, und die anderen wären vor der – Ansteckung bewahrt, nicht wahr? Die ‚Vadavia‘ könnte bis nach Manila segeln und wieder zurück …“

      An dieser Stelle brach er ab und wurde ohnmächtig.

      Don Gaspar wandte den Kopf und blickte zu den anderen Männern, vorbei an dem Profos, der ihn nur verständnislos ansah.

      Der Decksmann Aurel war soeben zu sich gekommen. Da er nicht schwadronierte, sondern bei klarem Bewußtsein zu sein schien, stand Don Gaspar von der Koje Pascuals auf und ging zu dem Mann hinüber, um ihm die gleiche Frage zu stellen.

      Als die Dämmerung über die See kroch und die „Vadavia“ mit ihren Schleiern gefangensetzte, ertönte aus dem Vormars der Ruf des Ausgucks: „Deck ho, Backbord voraus! Land in Sicht!“

      Die Männer der Deckswache hoben die Köpfe und spähten voraus, aber sie vermochten in dem bleigrauen, verklingenden Büchsenlicht nichts zu erkennen, das wie ein Streifen Küste über die Kimm hinauswuchs.

      Don Gaspar, der inzwischen wieder das Achterdeck betreten hatte, stellte sich mit dem Spektiv bewaffnet an die Schmuckbalustrade und richtete seinen Blick durch die Optik nach vorn. Bald sichtete er wie einen Schemen den schmalen schwärzlichen Streifen an der östlichen Kimm und gab den Befehl, Kurs auf die Erscheinung zu nehmen.

      „Kurs Osten liegt an!“ meldete ihm kurz darauf Ruben Dario, der Zweite Offizier, der inzwischen die Aufgaben von de Rivadeneira und de Andrade mit zu versehen hatte.

      Eine halbe Stunde später war die Insel im letzten ersterbenden Licht des Tages vor der „Vadavia“ zu erkennen. Daß es eine Insel und kein Festland war, stand außer Zweifel, denn auf dieser Position zwischen Indien und Malakka gab es keine Kontinentalmasse.

      Die Sonne zeigte den letzten Rest ihrer roten Scheibe über dem westlichen Horizont, dann verschwand auch dieser von einem Augenblick auf den anderen, wie es in den Tropen üblich war. Die Nacht senkte sich auf das Schiff und die See.

      Don Gaspar drehte sich im Dunkeln zu Ruben Dario und zu Bernardo Altez, seinem Ersten Steuermann, um. Er konnte die beiden und die Gestalt des Rudergängers gerade noch erkennen.

      „Senores, wir segeln dicht unter Land, geien die Segel auf und gehen vor Anker. Es hat keinen Zweck, die Insel während der Nacht erkunden zu wollen. Wir warten das Morgengrauen ab, segeln einmal um die Insel herum, um festzustellen, wie groß sie ist und welche Beschaffenheit sie hat, setzen dann mit einem Trupp von Männern über und erforschen ihr Inneres.“

      „Jawohl, Senor Capitán“, antworteten sie.

      Pedro Gavena, der Profos, stand zu diesem Zeitpunkt an der Nagelbank hinter dem Großmast und konnte deutlich verstehen, welche Anweisungen sein Kapitän erließ.

      Ja, dachte er, gut so, und hoffen wir, daß die Insel menschenleer ist, damit wir die Kranken dort zurücklassen können. Damit der Kapitän sein angekratztes Selbstvertrauen bald wiedergewinnt und den Don Gaspar herauskehrt, den wir von ihm gewohnt sind.

      Er mußte sich plötzlich an der Nagelbank festhalten. Eine heiße Welle schoß durch seinen Körper und fuhr ihm bis in die Knie. Er begann zu zittern und spürte, wie ihm der kalte Schweiß auf die Stirn trat und an seinem Gesicht niederrann.

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