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ein gerütteltes Maß an Abenteuern und heißen Kämpfen bereitgehalten. Kämpfen, die noch längst nicht vorbei waren, wie sich Hasard klarmachte. Die drei spanischen Galeonen fielen jetzt ab, segelten vor dem Wind auf die Insel zu, und für die Meuterer unten in der Bucht wurde die Lage kritisch.

      „Zurück!“ peitschte Carlos Ingarras Stimme. „Wir gehen an Bord, wir müssen auslaufen!“

      Seine Leute tauchten aus ihren Deckungen auf und setzten sich hastig in Bewegung. Der mörderische Beschuß hatte aufgehört, aber die Meuterer wußten, daß das nur eine Galgenfrist war und ihre Gegner jetzt zur Sache kommen würden. Die Galeonen dort draußen hatten die Festung sturmreif geschossen, der Sturm würde nicht auf sich warten lassen.

      Für Carlos Ingarra und seine Kerle bestand die einzige Chance darin, die „Maria Mercedes“ zu erreichen und auf und davon zu segeln. Aber sie mußten sich beeilen und sich etwas einfallen lassen, um einem Seegefecht mit dem überlegenen Gegner zu entgehen.

      Hasard hielt das ganze Fluchtunternehmen für sinnlos. Er richtete sich vorsichtig auf und zog sich ein Stück vom Klippenrand zurück.

      Luana lächelte ihm zu. Sie lehnte an einem Felsen, in eine viel zu große Männerjacke gewickelt. Auch sie hatte die Explosion in der Höhle nicht ohne Schrammen überstanden, aber sie war schön wie eh und je.

      Flüchtig dachte Hasard daran, wie er ihr zum erstenmal begegnet war, bei ihrer Flucht von Sala-y-Gomez, wo sie Carlos Ingarras jüngeren Bruder erstochen hatte, als er sie vergewaltigen wollte. Damals war Luanas Boot von einem riesigen Menschenhai angegriffen worden. Der Seewolf hatte sie gerettet.

      Und später, bei dem Fest, das die Polynesier auf der „Insel der Steinernen Riesen“ gaben, war er nach allen Regeln der Kunst verführt worden. Der Engländer Jack Henry, der seit zehn Jahren bei den Polynesiern lebte, hatte ihm gerade noch zuflüstern können, daß es eine tödliche Beleidigung und eine unentschuldbare Verletzung des Gastrechts sein würde, die schöne Häuptlingstochter zurückzuweisen.

      Es wäre ohnehin sehr schwer gewesen, ihr zu widerstehen. Hasard lächelte in der Erinnerung an jene Nacht. Aber nur für einen Augenblick, dann konzentrierte sich seine Aufmerksamkeit wieder voll auf die reichlich verworrene Lage.

      Er atmete tief durch.

      „Schauen wir uns mal an, was die Burschen treiben“, sagte er. „Ben, Ed, Dan, Ferris, ihr kommt mit! Die anderen warten hier. Bleibt mit den Köpfen unten! Die Kerle auf den Galeonen brauchen uns nicht unbedingt zu entdecken.“

      „Aye, aye“, klang es zurück.

      Ben Brighton, Ed Carberry und Dan O’Flynn setzten sich bereits in Bewegung: sie hatten am meisten unter Carlos Ingarras Brutalität gelitten und genossen es, daß die Meuterer jetzt Zunder kriegten. Hasard und Ferris Tukker folgten ihnen. Im Schutz der Felsen schlichen sie quer über die vorgeschobene Landzunge. Ein paar Minuten später konnten sie die Bucht auf der Nordseite der Insel überblicken.

      Das Lager der Spanier lag geschützt hinter einer Felsenbarriere.

      Ein Weg führte zum Strand hinunter, die „Maria Mercedes“ schwoite friedlich um die Ankerkette. Ein paar Steine polterten in der Nähe. Schritte näherten sich, eilige, überhastete Schritte. Als sich Hasard ein Stück vorwärtsschob, sah er die ersten Spanier hinter einer vorspringenden Felsennase auftauchen.

      Sie liefen zu den Booten, die hoch auf dem Strand lagen.

      Oder vielmehr: sie wollten es.

      „Da!“ zischte Dan O’Flynn.

      Als Hasard den Kopf drehte, sah er das Flaggschiff des spanischen Verbandes wie eine Geistererscheinung aus dem Halbdunkel tauchen.

      Fahl schimmerten die Segel im Mondlicht.

      Die zweite Galeone tauchte auf, dann die dritte. Sie waren raumschots an der Insel entlanggesegelt, jetzt gingen sie mit dem Heck durch den Wind und rauschten über Steuerbordbug auf die Bucht zu wie zornige Schwäne.

      Unmittelbar vor der Einfahrt fiel die erste Galeone ab und zeigte der „Maria Mercedes“ die Backbordseite.

      Wie hungrige Mäuler klafften die Stückpforten auf. Aus den Mündungen der schwarzen Rohre leckten Feuerzungen. Pulverdampf wölkte auf, das Rollen des Kanonendonners ließ die Luft zittern. In das Prasseln der Treffer mischte sich ein vielstimmiger Aufschrei.

      Die „Maria Mercedes“ wurde wie von einer Gigantenfaust durchgerüttelt.

      Der Besanmast knickte weg, die Großrah krachte an Deck, zerrissene Wanten und Pardunen verwirrten sich zu Knäueln. Unter der Wucht der Einschläge krängte das Schiff nach Backbord über. Nur langsam richtete es sich wieder auf, doch da war schon die zweite Galeone abgefallen, um an der Einfahrt der Bucht vorbeizulaufen.

      Die Backbordkanonen des Schiffes brüllten auf.

      Der „Maria Mercedes“ wurde das Ruder weggeschossen, Teile des Schanzkleides zersplitterten, Bugspriet und Blindenrah wirbelten ins Wasser. Ein paar von den Kugeln hatten die Bordwand zerschlagen, und eine davon mußte unter Deck die Verbände des Fockmastes getroffen haben. Der Mast neigte sich, als wolle er sich verbeugen, bevor er auf das Backbordschanzkleid krachte, halb ins Wasser tauchte und das Schiff schwer überholen ließ.

      Wilde Flüche erklangen. Die spanischen Meuterer hatten sich am Strand versammelt. Hilflos mußten sie zusehen, wie ihr Schiff vor ihren Augen in Fetzen geschossen wurde.

      Die nächste Breitseite erwischte die „Maria Mercedes“ voll unter der Wasserlinie.

      Die Bordwand splitterte, die Kugeln rissen riesige Lecks, durch die das Wasser in hellen Strömen in den Bauch der Galeone eindrang. Die „Maria

      Mercedes“ sackte weg und neigte sich nach Backbord, vom Gewicht des immer noch festhängenden Fockmasts gezogen. Nur Sekunden später kenterte das Schiff, der Großmast klatschte ins Wasser, und nach vier, fünf weiteren Sekunden ließ der gewaltige Sog die Wellen über dem sinkenden Schiff zusammenschlagen.

      Nur das Zischen und Brodeln des Wassers war noch zu hören.

      Pulverdampf schwebte über der Bucht gleich Nebelfetzen. Die Spanier am Strand standen starr, schweigend, wie versteinert. Die „Maria Mercedes“ war ihre letzte Hoffnung gewesen. Jetzt gab es keine Chance mehr für sie, von der Insel zu entkommen. Daß ihre Gegner es damit nicht genug sein lassen würden, zeigten die nächsten Minuten.

      Die erste Galeone des spanischen Verbandes hatte gehalst und lief hart am Wind über Backbordbug auf die Bucht zu.

      Die beiden anderen staffelten sich hinter ihr und drehten in derselben Sekunde bei, in der auf dem Flaggschiff die Rahen gegengebraßt und Segel weggenommen wurden. Das Kommando „Fallen Anker“ schallte laut und deutlich über die Bucht. Wenig später wurden auf allen drei Galeonen die ersten Boote außenbords geschwenkt und abgefiert.

      Männer enterten an den Jakobsleitern ab – bis an die Zähne bewaffnete Männer.

      Die vorderste Galeone schwenkte leicht herum. Die Spanier am Strand konnten sehen, wie die achteren Drehbassen bemannt wurden.

      Carlos Ingarra stieß einen ellenlangen spanischen Fluch aus.

      Wut, Haß und aufkeimende Verzweiflung zitterten in seiner Stimme. Er schrie irgend etwas von „kämpfen“, „verschanzen“ und „zusammenschießen“. Aber angesichts von schußbereiten Drehbassen und der Übermacht der Gegner in den Booten dachten die Meuterer nicht mehr daran, den Befehlen ihres Anführers zu folgen.

      In panischem Entsetzen wandten sie sich zur Flucht.

      Ingarra schrie sich die Kehle heiser – vergeblich. Es dauerte nur Minuten, bis der selbsternannte Capitan allein am Strand stand, während seine Leute in alle Richtungen auseinanderliefen.

      Dann, als der erste Musketenschuß peitschte und die Kugel dicht vor Ingarras Zehen den Sand aufspritzen ließ, warf auch er sich herum und floh.

      „Hoffentlich erwischen sie diesen Affenarsch und ziehen ihm die Haut ab“, brummte Ed Carberry oben zwischen

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