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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 294. Roy Palmer
Читать онлайн.Название Seewölfe - Piraten der Weltmeere 294
Год выпуска 0
isbn 9783954396917
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Bookwire
„Habt ihr das gehört?“ flüsterte Jean Ribault seinen Kameraden zu. „Womöglich legen die uns in Ketten und verfrachten uns in ein Lager, wo wir Zwangsarbeit verrichten müssen.“
„Gibt’s denn so was auch in Frankreich?“ erkundigte sich Juan.
„Natürlich“, erwiderte Jean Ribault. „Denkst du etwa, meine Landsleute sind Engel? Gerade unter Heinrich von Bourbon hat die Verfolgung der Hugenotten wieder stark zugenommen.“
„Wenn Le Testu jetzt hier wäre“, sagte Ferris Tucker. „Dann würden die Franzmänner vielleicht was zu hören kriegen.“
„Das würde auch nicht viel nützen“, sagte Ben Brighton. „Glaubst du, er könnte mehr ausrichten als Jean?“
„Natürlich nicht“, brummte der rothaarige Schiffszimmermann. „Aber es wurmt mich höllisch, daß Le Testu, Montbars und alle unsere Freunde ahnungslos drüben auf den Schiffen hocken und auf uns warten.“
„Wenn ich bloß ein Messer hätte“, flüsterte Dan O’Flynn. „Dann würde ich schon von hier verschwinden, das schwöre ich euch. Aber sie haben uns ja durchsucht und uns alles abgenommen. Der Teufel soll sie holen.“
„Schreien wir doch mal alle zusammen“, schlug Jerry Reeves vor. „Das hören unsere Leute doch bestimmt.“
Douglas und der Lieutenant waren jedoch zu ihnen zurückgekehrt, und Douglas sagte mit verzerrtem Gesicht: „Wenn jetzt noch einer Scherereien versucht, wenn auch nur einer einen Ton von sich gibt, dann lasse ich ihm in die Beine schießen.“
Der Lieutenant bedeutete seinen Leuten durch eine Gebärde, mit den Musketen auf die Gefangenen anzulegen. Wieder hoben sich die Waffenläufe, wieder wuchs die Bedrohung, der Hasard und seine elf Begleiter ausgesetzt waren.
Deshalb gab der Seewolf seinen Leuten mit den Augen ein Zeichen, sie sollten schweigen und sich ruhig verhalten. Jean Ribault übersetzte noch für Reeves und Mulligan, die kaum ein Wort Französisch konnten, was Douglas gesagt hatte, dann verstummte auch er.
Stoker wurde aus der Gasse zurück auf den Platz geschleppt, die Soldaten legten auch ihm Fesseln an. Die Gefangenen wurden unter den barschen Worten des Lieutenants abgeführt, ein Weg ins Ungewisse lag vor Hasard und seinen Männern.
René Douglas folgte dem Trupp. Seine Züge hatten sich wieder etwas geglättet, ein schales Grinsen kerbte sich in seine Mundwinkel. Diese Kerle waren ausgekocht und mit allen Wassern gewaschen, doch ihn konnten sie nicht hereinlegen. So hatte er sich auch durch die wiederholten Erklärungen dieses Ribault, es läge ein fataler Irrtum vor, nicht im geringsten beeinflussen lassen. Nach wie vor war er fest davon überzeugt, daß die Bande Concarneau hatten plündern und vielleicht sogar niederbrennen wollen.
Douglas ließ seine Gefangenen zunächst einmal in die Hafenfeste bringen. Dort wollte er mit Martier beratschlagen und entscheiden, was mit ihnen geschehen sollte.
Dumpf hallten die Schritte der Männer und der Hufschlag der Pferde von den Mauern der eng beieinanderstehenden Häuser wider. Die Finsternis hing wie eine Gewitterwolke über der Stadt.
Die Nacht sollte noch voller Überraschungen sein.
Old Donegal Daniel O’Flynn hatte den Befehl auf der „Hornet“, bis Hasard wieder an Bord zurückkehrte. Allerdings hätte er sich gewünscht, diese Aufgabe unter etwas glücklicheren Bedingungen zu versehen. Concarneau wollte ihm nicht gefallen, er witterte überall Unrat: im Wasser des Hafens, zwischen den Piers, am Kai und zwischen den hohen Steinhäusern, die sich gegeneinanderlehnten, als müßten sie sich gegenseitig vor dem Umfallen bewahren. In der Festung, die sich würdig über all dem erhob, schien sowieso das Unglück zu nisten.
„Die Sache stinkt“, sagte er zu Smoky, dem Decksältesten, der ihm auf dem Quarterdeck der Galeone Gesellschaft leistete. „Hier ist was oberfaul, glaub es mir, Smoky.“
„Mal doch nicht schon wieder den Teufel ans Schott.“
„Es ist keine Unkerei. Man wird uns eine Falle stellen. Vielleicht ist es schon geschehen.“
Smoky hob die Augenbrauen und blickte in das zerknitterte Gesicht des Alten, das wie ein zerfurchter Acker wirkte. „Du meinst, wir sollten nachsehen, was mit Hasard, Shane, Ferris und den anderen ist?“
„Das müssen wir mit Sicherheit.“
„Zur Hölle, Donegal“, sagte Smoky, der jetzt allmählich auch unruhig wurde.
Old O’Flynn hob den Kopf. „Was war das? Hat da nicht jemand gerufen?“
„Das scheint mir nicht der Fall zu sein.“
„Ich war schon immer der Ansicht, daß du gelegentlich auf deinen Ohren sitzt, Mann“, sagte der Alte mit verdrossener Miene.
„Hör mal, jetzt reicht’s mir aber.“ Smoky enterte das Achterdeck und trat in den rötlich-dämmrigen Schein der Hecklaterne, die sie auf Hasards Befehl hin entfacht hatten. Er blickte zur „Fidelity“ hinüber und erkannte George Baxter, der ebenfalls ganz achtern auf der Kampanje stand.
„Baxter!“ rief er hinüber. „Hast du eben einen Schrei oder so was Ähnliches gehört?“
„Nein, habe ich nicht. Wer soll denn geschrien haben?“
„Das wissen wir nicht.“
„Es kam aus der Stadt“, sagte Old O’Flynn, dessen Gesichtsausdruck jetzt noch grimmiger geworden war. „Da besteht kein Zweifel.“
Baxter wandte sich seinerseits dem schwarzen Schiff zu, das unweit der „Fidelity“ ankerte, und erkundigte sich bei Arne, Eike, Olig und dem Stör, ob sie etwas vernommen hätten.
Aber auch die vier Wikinger verneinten.
„Zum Donner“, brummelte Old O’Flynn. „Da wird man doch glatt für verrückt erklärt. Aber ich hab mir das nicht eingebildet. Und ich sehe auch keine Gespenster.“
„Sir“, sagte Bill, der eben seinen Posten im Großmars räumte und auf das Hauptdeck abenterte. „Ich habe auch jemanden rufen hören, aber nur ganz schwach.“
„Gut.“ Der Alte zeigte ein freudloses Grinsen. „Wenigstens einer, der mich unterstützt. Ihr anderen werdet schon noch sehen, daß ich recht habe.“
„Wenn das so ist, dann hat Albert uns vielleicht hereingelegt“, sagte Carberry, der jetzt von der Kuhl zum Quarterdeck hochstieg. „Montbars nimmt den Kerl auseinander, wenn’s wirklich der Fall ist. Und es kann gut sein, daß ich ihm dabei helfe.“
„Unsinn“, erklärte Smoky. „Albert hat viel zuviel Angst vor dem Korsen. Ich glaube, daß er die Wahrheit gesagt hat. Außerdem, was für ein Interesse sollte er daran haben, uns hereinzulegen?“
„Das fragst du auch noch.“ Old O’Flynn sah Smoky aus zornblitzenden Augen an. „Natürlich ist der Hund immer noch darauf aus, entweder mit Grammont oder mit do Velho zusammenzuarbeiten.“
„Kann sein“, meinte Smoky. „Aber weder der eine noch der andere wird hier aufkreuzen. Grammont hat damit zu tun, seine Wunden zu lecken. Und do Velho, Quintaval, Bonano und Lucille scheinen ertrunken zu sein.“
„Denk, was du willst“, sagte der Alte.
Plötzlich regte sich etwas auf dem Hauptdeck, und die Männer fuhren herum.
Blacky und Jaek Finnegan näherten sich aus Richtung des Vordecks, und Blacky fragte: „Was ist denn los? Sind Hasard und die anderen schon zurück?“
Carberry beugte sich über die Querbalustrade zwischen Kuhl und Quarterdeck und sagte: „Siehst du sie hier irgendwo, du Molch? Wir haben uns nur darüber unterhalten, ob sie do Velhos Kasse gefunden haben oder nicht. Das ist alles. Und du? Wieso hast du deinen Posten verlassen?“
„Um nach dem