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Seewölfe Paket 6. Roy Palmer
Читать онлайн.Название Seewölfe Paket 6
Год выпуска 0
isbn 9783954394951
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Bookwire
„Sie sind noch nicht in der Reichweite unserer Kanonen“, erwiderte der Kriegsschiff-Kommandant. „Wir dürfen uns nicht zu voreiligen Handlungen hinreißen lassen. Wir müssen kaltblütig sein.“
Das saß. Sabreras schwieg.
Aurelio de Vargas hatte selbst Schwierigkeiten, sich innerlich zu bezwingen. Der kalte Schweiß trat ihm auf die Stirn.
Hasard blickte vom Achterdeck aus noch einmal zu den brennenden spanischen Schiffen zurück. Sie waren noch zu sehen, doch er wußte jetzt, daß sie ihm nicht mehr gefährlich werden konnten. Zu weit waren sie achteraus zurückgeblieben.
In dem nun folgenden Gefecht hatte er die Luvposition. Sie wäre ihm genommen worden, wenn sich die angeschossenen drei Gegner wieder an ihn herangepirscht hätten. Aber diese Chance hatten sie zwangsläufig verspielt. Sie konnten nicht aktiv werden.
Finsteres Grau lag in dunstigen Streifen auf dem Pazifik. Die vier Feindschiffe im Norden waren eine breite Phalanx, die auf den ersten Blick keinen Durchlaß erlaubte. Aber der Seewolf blieb eiskalt.
Er setzte alles auf eine Karte. An diesem Punkt angelangt, hatte er keine andere Wahl mehr. Sieg oder Niederlage – für einen Korsaren gab es keinen faulen Kompromiß. In jedem Seegefecht warf er alles in die Waagschale, was er hatte: sein. Schiff, seine Beute, sein Leben.
Dan rief: „Im Osten haben wir eine Dreimast-Karavelle, und der Kahn direkt neben ihr kann nur die ‚Esperanza‘ von Sabreras sein!“
„Hidduk hat uns das Schiff oft genug beschrieben“, sagte Hasard zu Ben und den anderen auf dem Achterdeck. „Es gibt also keinen Zweifel. Wir halten direkt auf diese gottverdammte Galeone zu.“
Ben Brighton eilte zu Pete Ballie hinunter, um ihm entsprechende Anweisungen zu geben.
Wenig später stanzten die Geschütze der Spanier grellgelbe Schlitze in die Dämmerung. Wieder heulten die Kugeln auf die „Isabella“ zu. Sie stoben ins Wasser und wühlten es zu Gischttürmen auf, wenn sie zu kurz angesetzt waren. Sie rasten über das Deck der „Isabella“, wenn sie zu weit gezielt waren.
Es gab auch zwei, drei Treffer, aber: „Die können uns überhaupt nicht jucken!“ schrie Ferris Tucker im Brüllen und Orgeln der Geschütze. Und jucken konnte ihn so gut wie überhaupt nichts, solange keiner der Kameraden verwundet wurde oder so schwere Schäden am Schiff entstanden, daß sein Zimmermannsgeschick für eine Reparatur nicht mehr ausreichte.
Hasard steuerte weiter auf die „Esperanza“ zu. Er präsentierte dem Gegner somit nur die Bugpartie der „Isabella“ und damit die geringste Angriffsfläche.
Siri-Tong trieb ihren schwarzen Segler parallel zur „Isabella“ voran. Sie befand sich fast eine Dreiviertel-Meile nach Westen versetzt auf gleicher Höhe mit Hasard und lief die zweite Galeone und die Zweimast-Karavelle an.
Und beide warteten sie auf den entscheidenden Moment.
Noch schwiegen ihre Kanonen.
Die Wirkung der ersten Breitseite der Spanier war sozusagen verpufft, und Dan O’Flynn richtete sich hoch im Großmars auf. „Ho, da haben wir’s – die Dons fallen ab und halsen!“
„Jetzt können wir ihnen gleich den Arsch versengen“, sagte Carberry. Er hätte auch Achtersteven sagen können, aber er drückte sich lieber klar und deutlich aus.
„Sie wollen uns ihre Steuerbordbreitseite vor den Kopf hauen!“ rief Dan O’Flynn. Er stand immer noch aufrecht. Zu dem Schimpansen Arwenack, der gleich vor ihm auf dem Rand der Segeltuchverkleidung hockte, sagte er: „Junge, verzieh dich lieber. Hier gibt es nämlich gleich Zunder, und zwar ganz dick.“
Arwenack enterte daraufhin nur noch ein Stück höher in den Mast auf. Er fletschte die Zähne und schwenkte drohend einen Koffeynagel. Im Sturm hatte er Angst. Dann verbündete er sich sogar mit dem Papagei Sir John, gegen den er sonst glühende Eifersucht hegte. Aber im Gefecht, da langte er mit zu und schleuderte Wurfgeschosse, wenn der Feind ihnen zu nahe auf den Leib rückte.
Hasard beobachtete wieder durch den Kieker. „Sie liegen jetzt vor dem Wind und segeln vor uns her, die Burschen. Gleich luven sie wieder an, aber jetzt zeigen wir ihnen, was wir von Taktik halten.“
„Sie befinden sich jetzt in Reichweite unserer Culverinen“, sagte Ben Brighton.
„Die Distanz reicht auch für Drehbassenschüsse aus“, erwiderte der Seewolf. „Al Conroy“, rief er zum Vorkastell hinüber.
„Sir?“ tönte es zurück.
„Versuche das Ruder der Dreimast-Karavelle zu treffen!“
„Aye, aye, Sir.“
Al hantierte an der rechten Drehbasse auf der Back. Das dauerte nur wenige Sekunden, dann zündete er und spähte wie gebannt über den Vorderabschluß des Vordecks.
Die Kugel fauchte auf das Heck der Karavelle zu und ereilte sie, als sie sich noch mitten in der Halse befand. Es klirrte und schepperte.
Und Dan O’Flynn schrie: „Es hat bloß die Hecklaterne und ein Stück Reling erwischt!“
„Mist“, fluchte Al Conroy. „Hasard, es ist noch zu dunkel für einen sicheren Schuß. Oh, ich könnte mir selbst in den Hintern beißen.
„Jagt sofort einen. Brandsatz hinterher!“ befahl Hasard.
Kurz darauf zuckte das gleißende Geschoß flach über die See. Und diesmal saß es! Flammen schossen aus dem Ruder der Karavelle hoch. Gleichzeitig knirschte es, und ganz deutlich konnten die Seewölfe durch ihre Fernrohre erkennen, wie Holztrümmer lodernd vom Schiff wegbrachen.
Vom schwarzen Schiff aus huschten ebenfalls Brandsätze los. Sie rasten gen Norden und erreichten die zweite Galeone und die lateinergetakelte Karavelle. Siri-Tong hatte die Luken im Vorkastell öffnen lassen. Fast pausenlos feuerten ihre Männer die Geschosse von den bronzenen Gestellen ab. Als Hasard seinerseits dann auch noch das Brandpfeilfeuer eröffnen ließ, schien ein regelrechtes Feuerwerk den Himmel zu erhellen.
Die Dreimast-Karavelle konnte ihr Manöver nicht mehr vollenden, sie segelte stur nach Norden weiter. Die anderen drei Spanier schwenkten jedoch herum, wandten sich mit dem Bug nach Osten – und ließen die Steuerbordgeschütze sprechen.
Stakkatohaftes Wummern dröhnte über die See. Hasard hatte die Stückpforten des Gegners zählen können und wußte, daß er wieder mehr als vierzig Kanonen gegen sich hatte – wie beim ersten Angriff der Sabreras-Männer.
„Hinlegen!“ schrie er.
Sie machten sich auf den Decksplanken platt. Es war keinesfalls eine übertriebene Vorsichtsmaßnahme, denn der Abstand zwischen beiden Gegnern war erheblich geschrumpft. Diesmal lagen die Schüsse der Spanier denn auch gezielter. Es krachte, heulte und knackte, und der „Isabella“ knickte plötzlich fast das gesamte Vorgeschirr weg. Das Schanzkleid mußte wieder ganze Teile einbüßen, und in den Segeln klafften Löcher.
Schreie ertönten. Der Seewolf fuhr zusammen, als er hörte, daß seine eigenen Männer sie ausgestoßen hatten. Er sah zu Ben, Ferris, Old O’Flynn, aber die waren nach wie vor wohlauf. Er kroch zur Five-Rail und daran vorbei, glitt über den Niedergang der Steuerbordseite aufs Quarterdeck und dann auf die Kuhl und hastete zur Crew.
Der Kutscher lief ihm entgegen, sie stießen fast mit den Köpfen zusammen. Ein Wehlaut war zu vernehmen, diesmal über ihnen. Sie blickten beide auf und sahen Batuti, der sich hoch oben im Vormars festhielt. Er kauerte unnatürlich verkrümmt da.
„O Hölle und Teufel!“ brüllte Shane aus dem Großmars. „Sie haben ihn erwischt, diese Schweinehunde!“
„Schieß Pulverpfeile ab, Shane!“ schrie Hasard.
„Aye, Sir – Pulverpfeile!“
Wieder war ein Schmerzenslaut