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auf der „Wappen von Kolberg“ kämpften, quittierten das mit einem lauten „Ar-we-nack!“ Doch Hasard hatte den Faden gedanklich längst weitergesponnen. Wenn bis jetzt schon zwei Galeeren aus dem Nebel aufgetaucht waren, dann konnten auch noch weitere folgen, denn die Polen waren oft in Verbänden unterwegs. Also mußte der Kampf auf Arnes Galeone jetzt so rasch wie möglich entschieden werden, denn mit insgesamt fünf Männern und zwei Jungen war die „Isabella“ kaum manövrierfähig und erst recht nicht voll gefechtsfähig.

      Der Seewolf wandte sich an seine Männer, die das große Aufräumen längst fortsetzten.

      „Was ist los mit euch?“ brüllte er. „Beeilt euch gefälligst! Früher habt ihr zu so was nicht mal die Hälfte der Zeit gebraucht!“

      Wumm – das saß, und zwar direkt in der moralischen „Wasserlinie“!

      „Schinkenspeck und Rübensuppe!“ fluchte Edwin Carberry und schnaubte dabei wie ein wildgewordener Büffel. „Jetzt fängt unser Kapitän auch noch an zu motzen! Der versenkt da drüben Schiffe, indem er Al mal kurz husten läßt, und wir wischen immer noch mit diesen Rübenschweinen hier die Decks auf!“

      „Recht hat er!“ brüllte Ferris Tukker zurück. „Wir müssen jetzt auch mal ein bißchen Dampf dahinter machen. Es können ja noch mehr von diesen Torfkähnen auftauchen!“ Erneut mähte er mit dem Stumpfteil seiner langen Axt um sich.

      Auch Carberry und die anderen Männer explodierten in jähen Ausfällen. Gerade jetzt wollten sie ihrem Kapitän zeigen, was in ihnen steckte.

      „Lahmärsche sind wir noch lange nicht!“ rief Matt Davies und ließ seinen spitzgeschliffenen Eisenhaken, der ihm die fehlende rechte Hand ersetzte, durch die Luft zischen.

      Wie entfesselte Teufel räumten sie die Decks der „Wappen von Kolberg“ leer – mit voller Unterstützung Arnes und seiner Männer. Kein Wunder, wenn der Kampf bis jetzt angedauert hatte, denn die Polen hatten Arne und den Seewölfen nahezu die doppelte Anzahl an Soldaten und Ruderknechten entgegenzusetzen gehabt. Bis zu diesem Zeitpunkt aber hatte sich die Zahl der Kampftüchtigen gewaltig vermindert.

      Ed Carberry hatte eine Spake aufgelesen und raste damit von Backbord nach Steuerbord und von vorn nach achtern. Wer ihm in die Quere geriet, bezog Dresche.

      Stenmark, Luke Morgan und Jan Ranse waren in üble Messerkämpfe verwickelt. Auch Blacky hatte gerade einen solchen Kampf siegreich beendet, aber er blutete aus einer Fleischwunde am rechten Unterarm.

      „Bist du verletzt?“ rief der Kutscher, der immer noch mit einem Belegnagel wütete.

      „Nur ein Mückenschiß!“ rief Blakky zurück. „Das kannst du später noch in Ordnung bringen.“

      „In Ordnung“, sagte der Kutscher, der jetzt ohnehin keine Gelegenheit gehabt hätte, seines Amtes als Feldscher zu walten, denn er hatte sich mit einem breitschultrigen Ruderknecht angelegt. Niemand hätte dem blonden und etwas schmalbrüstigen Mann die Schlagkraft und Gewandtheit zugetraut, die er dabei an den Tag legte. Überall dort, wo er seinen Belegnagel hinsetzte, war gewiß, daß es Arbeit für den Feldscher der Gegenseite geben würde.

      Bob Grey, ein flinker und drahtiger Bursche, hatte bis jetzt mit den Fäusten gekämpft und gerade einen polnischen Soldaten ins Reich der Träume befördert. Da registrierte er zu seiner Rechten einen Ruderknecht, der gerade zum Messerwurf auf ihn ausholte.

      Doch da hätte sich der Pole besser nicht mit Bob Grey angelegt, der selber als Experte auf diesem Gebiet galt.

      Bob warf sich blitzschnell zur Seite, so daß das Messer drei Handbreiten entfernt an ihm vorbeizischte und irgendwo hinter ihm auf die Planken polterte.

      „So was Mieses!“ maulte er. „Der hat sich eingebildet, ich würde seinen Angriff nicht bemerken.“

      Mit einer fließenden Bewegung zauberte Bob sein eigenes Messer aus dem Gürtel, und einen Lidschlag später raste es durch die Luft und fuhr dem heimtückischen Angreifer in die Brust.

      Der Mann stieß einen gurgelnden Laut aus, preßte beide Hände gegen den Leib und sank langsam in sich zusammen.

      Die Decks der deutschen Galeone leerten sich zusehends, zumal Hein Ropers, Arnes Bootsmann, und Paddy Rogers wieder einmal damit beschäftigt waren, eine ganze Reihe von Polen über das Schanzkleid zu hieven.

      „Man stolpert ja sonst darüber“, sagte Paddy beinahe entschuldigend.

      Die Polen hatten längst keine Chance mehr. Seit sie miterlebt hatten, wie die Engländer mit einem einzigen Drehbassenschuß eine ihrer Galeeren versenkt hatten, lag keine Kraft und keine Motivation mehr in ihrer Gegenwehr. Normalerweise hätten sie längst die Flucht ergriffen, aber wohin sollten sie jetzt noch ausweichen? Ihre eigene Galeere war bereits auf Tiefe gegangen und einfach im eiskalten Wasser davonschwimmen – darauf waren sie auch nicht gerade scharf.

      Der eine oder andere von ihnen hatte längst eingesehen, daß es verkehrt gewesen war, dieses Schiff entern zu wollen. Sie hätten von Anfang an mit dem Eingreifen der englischen Galeone rechnen müssen. Aber jetzt war es zu spät, es blieb ihnen nur noch die Möglichkeit, mit dem Mut der Verzweiflung zu kämpfen – bis zur bitteren Neige.

      Philip Hasard Killigrew, der sehr wohl bemerkt hatte, welche Reaktion seine „motzige“ Bemerkung ausgelöst hatte, konnte ein Grinsen nicht mehr unterdrücken. Schließlich kannte er seine Pappenheimer und wußte nur zu gut, wie er sie richtig in Fahrt bringen konnte. Doch er hatte es aus einer zwingenden Notwendigkeit heraus getan.

      Jetzt winkte er kurz zu seinem Vetter hinüber, und der winkte mit einem breiten Grinsen zurück.

      Nach weiteren zehn Minuten war der Kampf endgültig entschieden. Die „Wappen von Kolberg“ war freigeräumt, rings um beide Schiffe strampelten die Polen im Wasser.

      „Wenn es den Kerlen nur um ein erfrischendes Bad ging“, sagte Jack Finnegan, „dann hätten sie das auch gleich haben können.“

      Von dem Dank Arnes und seiner Mannen wollten die Seewölfe nichts wissen.

      „Das war selbstverständlich“, sagte Ben Brighton. „Ihr könnt dafür an der nächsten Tanzveranstaltung bei uns teilnehmen.“

      Auch Edwin Carberry steuerte schon wieder völlig andere Gedankenkurse. Er stemmte die mächtigen Fäuste in die Hüften und sah den Kutscher und Mac Pellew strafend an.

      „Ihr beide“, knurrte er, „habt wohl auch nichts anderes zu tun, als euch herumzuprügeln, was, wie? Daß es längst Zeit ist zum Backen und Banken – das interessiert euch wohl nicht, he? Uns hängt der Magen schon bis auf die Stiefelspitze!“

      „Dann paß bloß auf, daß du nicht drüberstolperst und auf die Futterluke fällst“, sagte Mac bissig. „Sonst könnte es nämlich sein, daß du die Räucherheringe, die es heute wieder einmal gibt, nicht samt Köpfen herunterschlingen kannst!“

      Die Arwenacks wechselten wieder auf die „Isabella“ über. Während sich der Kutscher und Mac Pellew, die für den Inhalt der Kochtöpfe zuständig waren, in die Kombüse verzogen, gingen beide Schiffe wieder auf ihren alten Kurs.

      Der Nebel riß auf, und die ersten spärlichen Sonnenstrahlen versuchten, die Reste der wabernden, dunstigen Masse zu durchdringen.

      Zum morgendlichen Backen und Banken sollte es jedoch vorerst nicht kommen. Dafür sorgten fünf weitere Galeeren, die aus Nordosten herangerudert wurden. Ihre Riemen erinnerten an riesige Spinnenbeine, aber die Männer auf der „Isabella“ und der „Wappen von Kolberg“ wußten nur zu genau, daß diese Schiffe weit gefährlicher waren als bissige oder giftige Insekten.

      3.

      Der Profos der „Isabella“ fluchte fürchterlich.

      „Alles nur wegen dieser verdammten Klunkerchen! Himmel, Arsch und Knoblauchduft, die schicken eine ganze Armada los, nur weil sie Angst haben, daß ihnen irgendwer sämtliche Bernsteinchen vor der Nase wegschnappt! Ob rechtschaffene Seeleute noch

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