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verdammte Diego, der Schildkrötenwirt, nichts erfahren. Dafür ist gesorgt. Niemand kennt unsere Männer auf Tortuga. Nur einer, so ein verdammter Bastard, der sich zu gerne in der Schildkröte vollaufen ließ und dann dämliche Reden führte, der ist über die Rutsche zu den Haien gegangen. Das war auch gut für die anderen, denn von diesem Moment an wußten sie, was ihnen blühte, wenn sie das Maul an der falschen Stelle aufreißen würden.“

      Barabas starrte Miguel an.

      „Es ist sicher, daß dieser Kerl nichts Wichtiges ausgeplaudert hat?“ fragte er.

      Miguel nickte.

      „Ja, ich war dabei. Absolut sicher.“

      Barabas nickte.

      „Gut, Miguel. Hast du es selber gesehen, daß der Wikinger davongesegelt ist, oder hat man dir das berichtet?“ fragte er dann.

      „Keine Sorge, so etwas überlasse ich anderen nicht. Ich selber habe es mit meinen eigenen Augen gesehen. Sie kehrten mit sieben Schiffen von Tortuga zurück, ein paar Tage später verließ der Schwarze Segler des Wikingers die Schlangeninsel. Er kehrte nicht zurück.“1)

      Wieder nickte Barabas. Auf Miguel konnte er sich verlassen. Aber sein Unterführer war noch immer nicht fertig.

      „Noch eines solltest du wissen, Barabas. Die Schlangeninsel ist eine nahezu uneinnehmbare Festung. Sie arbeiten dort immer noch wie verrückt an weiteren Befestigungsanlagen. Ich habe das beobachtet. Wahrscheinlich haben sie damals auf Tortuga Kanonen und Pulver und andere Waffen bei den Spaniern erbeutet. Ich habe mir auch die Felsen angesehen. Sehr genau sogar, Barabas. Nur eine einzige Stelle gibt es, um auf die Insel zu gelangen. Aber ich halte es für möglich, daß auch die Rote Korsarin und ihre Leute diese Stelle kennen und sie bewachen lassen. Und dann – auch wenn du diese Siri-Tong hast, auch wenn sie dir verrät, wo die Schätze liegen, wie willst du sie holen? Ganze zwölf Mann sind wir …“

      Barabas sah seinen Unterführer an. In seinen dunklen Augen tanzten Lichter, Reflexe des flackernden Feuers in der Grotte, aber er wirkte in diesem Moment wie der Leibhaftige auf Miguel.

      „Darüber habe ich längst nachgedacht, Miguel. Ich weiß, wie ich die Schätze kriege. Wenn ich das nicht wüßte, würde ich gar nicht erst den Versuch wagen. Ich denke gar nicht daran, diese Siri-Tong zu unterschätzen. Ich kenne sie noch aus Caligus Zeiten, ich weiß, wie mißtrauisch und wie vorsichtig sie ist. Genau darauf gründet sich mein Plan.“

      Er wandte sich endgültig ab, ohne seinem Unterführer eine weitere Erklärung zu geben.

      „Komm jetzt“, sagte er über die Schulter, während er bereits auf die Felsengrotte zuschritt, „du wirst mir jetzt die Umrisse der Schlangeninsel in den Sand zeichnen, ganz besonders aber diejenige Stelle, von der du glaubst, daß sie sich dazu eignet, auf die Insel zu gelangen.“

      Miguel blieb nichts anderes übrig – er folgte seinem Anführer. Aber er war bei weitem nicht so überzeugt vom Gelingen ihres Planes wie Barabas. Er hatte sich in allen möglichen Tarnungen jetzt wochenlang vor der Schlangeninsel herumgetrieben, und er hatte so einiges gesehen, was ihn sehr bedenklich stimmte. Er schwieg sich jedoch aus, denn er kannte Barabas. Der war von seinem Plan sowieso nicht mehr abzubringen.

      In der Grotte zeichnete er die Schlangeninsel in den Sand, nachdem ein paar Männer einen Teil des Sandes, der den Boden bedeckte, angefeuchtet und glattgestrichen hatten. Zum Zeichnen benutzte Miguel die Spitze seines Messers, und das ergab scharfe, klare Linien. Es war alles genausogut zu erkennen, als wenn er es auf Pergament gezeichnet hätte. Und es erwies sich dabei, daß Miguel Talent zum Zeichnen besaß. Zum Schluß stellte er die Felsen sogar noch perspektivisch genau im richtigen Verhältnis zueinander dar.

      Barabas saß dabei, stellte hin und wieder ein paar Fragen, verhielt sich ansonsten aber still.

      „Es ist gut und schlecht zugleich“, sagte er schließlich, „daß diese Stelle“, er deutete ebenfalls mit der Spitze seines Messers darauf, „in der Nähe des Felsendoms liegt. Wir werden verdammt auf der Hut sein müssen, und wir brauchen eine absolut dunkle Nacht.“

      Er starrte in den Sand, und keiner der Männer wagte, auch nur einen Laut von sich zu geben. Doch dann wandte er plötzlich den Kopf und sah seinen Unterführer an.

      „Eine wichtige Information hast du mir noch nicht gegeben. Hast du beobachtet, wann jener Strom einsetzt, bei dem diese Hunde die Insel verlassen oder anlaufen können? Wir müssen unseren Plan zu einer Zeit durchführen, in der sie mit keinem ihrer Schiffe aus der Insel heraus können. Nur wenn wir das genau wissen, ist unser Plan durchführbar. Also?“

      Miguel nickte.

      „Ich habe mir das sogar ganz genau gemerkt, Barabas“, antwortete er. „Hochflut ist die Zeit, in der sie durch den Felsendom in die Bucht der Insel einlaufen können. Einsetzende Ebbzeit, also das Kentern des Stroms, die Zeit, in der sie mit ihren Schiffen die Insel verlassen können.“

      Einer der Männer, ein scharfgesichtiger Bursche von hagerer, fast schmächtiger Gestalt, starrte Miguel an.

      „He, wenn das so einfach ist, wieso ist es dann bisher keinem gelungen, in diese verdammte Bucht einzulaufen? Da stimmt doch was nicht!“

      Miguel blickte unwillig auf.

      „Du solltest dein Maul nur aufmachen, Pedro, nachdem du überlegt hast. Aber trotzdem will ich dir antworten. Erstens ist es Don Bosco gelungen, in die Bucht einzulaufen …“

      „Ja, aber mit dem Schiff des Seewolfs und nur mit seiner Hilfe, weil der Seewolf am Ruder gestanden hat …“

      „Stimmt. Und das sagt doch alles. Wir kennen die Bucht nicht. Wer sie je kennenlernte, gegen den Willen der Bewohner der Schlangeninsel, hat das nicht überlebt. Es gibt da hinter dem Felsendom also noch etwas, was keiner zu überwinden vermag, ohne daß er genau Bescheid weiß. Hast du schon mal was vom Höllenriff gehört?“

      Pedro schüttelte den Kopf, aber er war doch wesentlich nachdenklicher geworden. Barabas beendete das Palaver aber sowieso.

      „Los, weiter, Miguel. Wie ist das nun mit den Zeitabständen? Wann können sie raus aus der Schlangeninsel, wann wieder rein?“

      „Etwa alle sechs bis sieben Stunden. Bei auflaufender Flut rein, bei einsetzendem Ebbstrom wieder raus. Wir können das also ungefähr hier sehen, denn die Schlangeninsel ist nur rund hundert Meilen von uns entfernt. Und die Flut verschiebt sich jeden Tag um rund eine Stunde, ebenso die Ebbe.“

      Barabas hörte kaum noch hin. Er begann zu rechnen. Miguel ebenfalls.

      „Wir müßten also übermorgen abend absegeln. Wenn wir mit unserer Schaluppe rund zwanzig Stunden brauchen, sind wir ein paar Stunden vor Einbruch der Nacht bei der Schlangeninsel. Wir brauchen aber einen Tag, an dem die Flut gegen Mitternacht einsetzt, oder jedenfalls bei Dunkelheit. Das wäre von heute an gerechnet in drei Tagen der Fall. Dann ist der Mond auch nicht mehr am Himmel, es wird eine stockfinstere Nacht sein. Bevor die Ebbe dann wieder einsetzt und sie daran denken können, uns zu verfolgen, vergehen fast acht Stunden, mindestens aber sieben. Das gibt uns den Vorsprung, den wir benötigen. Nur müssen wir uns bis zum Einsetzen der Dunkelheit irgendwo verbergen, am besten irgendwo außerhalb der Sichtweite auf See warten, so, als ob wir Fischer wären.“

      Miguel nickte, aber wieder war es Pedro, der sich einmischte.

      „Und natürlich wartet dann die Rote Korsarin auch schon am Strand, damit ihr dieser Katze eins auf die Rübe klopfen und sie dann von der Insel entführen könnt …“

      Barabas sprang auf. Mit einem Satz war er bei Pedro und packte ihn. Dann schlug er ihm ins Gesicht.

      „Ich habe dich Dreckskerl nicht um deine gottverdammte Meinung gefragt, und ich rate dir, von jetzt an dein Maul zu halten!“ brüllte Barabas. Er riß den schmächtigen Mann hoch und warf ihn kurzerhand in hohem Bogen aus der Grotte auf den Strand.

      Dann sah er sich mit funkelnden Augen um.

      „Noch jemand, der dämliche Fragen hat?“

      Die

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