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so gespannte Atmosphäre wirkte gelöst und heiter, denn jetzt feuerten die Seewölfe die in den Drachenbooten sitzenden Chinesen mit lautstarkem Gebrüll an, weiter Leuchtkörper in den Himmel zu jagen.

      „Mann, wie das knallt“, sagte Ferris Tucker bewundernd. „So was habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Schau dir das an, Junge“, sagte er zu dem Bengel Bill, der mit leuchtenden Augen dem Schauspiel folgte. „So was kriegst du vielleicht nie wieder zu sehen.“

      Auch das Mädchen „Flüssiges Licht“ war an Deck erschienen und zu Hasard getreten. Fassungslos sah sie diesem einmaligen Schauspiel zu.

      „Du mußt doch eine Erklärung dafür haben“, sagte Hasard. „Dir sind doch die Sitten und Gebräuche dieses Landes bekannt.“

      Zu seiner Verwunderung schüttelte sie den Kopf.

      „Ich habe es noch nie gesehen. Es hat mit den Blumenbooten nichts zu tun, aber offenbar ist es ein Fest, das gefeiert wird. In der Provinz, aus der ich stamme, gibt es das nicht.“

      Immer noch lagen Heulen, Knattern und das Donnern der Explosionen in der Luft. Dazwischen zuckten die farbigen Blitze in den Himmel. Manche von ihnen blieben lange dort stehen, ehe sie auseinanderstrebten und vergingen. Einige rasten grün in den Himmel, zerteilten sich da zu einer gewaltigen Woge und regneten purpurrot auf das Wasser nieder.

      Zwei Drachenboote legten weiter vorn an der Pier an, und nach und nach folgten auch die anderen, nachdem sie ihre Brandsätze verschossen hatten.

      Jetzt stiegen nur noch vereinzelte Feuer auf, und die Dunkelheit begann sich wieder über den Hafen zu senken.

      Hasard fuhr herum, als er eine dünne piepsige Stimme von der Pier her vernahm.

      „Ist es erlaubt zu fragen, wie dem hohen Herrn des Schiffes es gefallen hat?“

      Einige der Seewölfe hatten Lampen entzündet, und in deren milchigem Schein erkannte Hasard die abgezehrte Gestalt des Dolmetschers, der auf den Bohlen stand und sich ständig verbeugte.

      „Laßt ihn an Bord“, sagte Hasard, als er den Dolmetscher des Kuan in dem Mann erkannte.

      Er ging in die Kuhl und lächelte, als der magere Bursche sich so tief verneigte, daß er gleich mit dem Schädel die Planken berühren würde. Seine langen Haare fielen auf das Deck, und immer, wenn er sich wieder aufrichtete, warf er sie schwungvoll zurück.

      „Ich verstehe nicht ganz“, sagte Hasard auf Portugiesisch, als die vielen Bücklinge endlich ein Ende gefunden hatten.

      „Es war ein Fest zu Ehren der hohen Herren des Schiffes“, erklärte der Chinese umständlich. „Der ehrenwerte hohe Herr Kuan hat es angeordnet, damit sich der hohe Herr des Schiffes daran freuden würde. Hoffe, hohen Herrn hat alles sehr gut gefallen, und hoher Herr sein froh darum. Mit viel Ehrerbietung von ehrenwerten hohen Herrn Kuan.“

      „Vielen Dank“, murmelte Hasard verblüfft und bemühte sich, die durcheinandergesetzten Worte richtig zu rücken. „Es hat uns sehr viel Freude bereitet.“

      „Dann gut, alle froh. Hoher Herr Kuan hat kommen lassen fünf mal zehn Feuerwerker aus ganzer Provinz. Vielen Dank, vielen Dank“, murmelte der magere Bursche, und bevor Hasard noch ein weiteres Wort sagen konnte, hatte er sich schon über das Schanzkleid bis auf die Pier zurückgedienert und war entschwunden.

      Brighton sah den Seewolf an, der mit dem Zeigefinger nachdenklich über seine Narbe an der rechten Stirn fuhr.

      „Fünfzig Feuerwerker“, sagte Ben Brighton staunend, „und das hat er alles wegen uns getan. Das ist nicht zu fassen. Beinahe hätten wir die Burschen unter Feuer genommen. Hier hören die Mißverständnisse wohl nie mehr auf, was?“

      „Das scheint mir auch so“, erwiderte der Seewolf und war unendlich erleichtert darüber, daß er den Feuerbefehl immer wieder hinausgezögert hatte. Und wegen Luke Morgan, dem übereifrigen Hitzkopf, hätte es beinahe ein Chaos gegeben.

      Hasard konnte das nicht auf sich beruhen lassen, denn damit hätte er die Borddisziplin ernstlich gefährdet, und er hatte auch nicht die Absicht, die Zügel so schleifen zu lassen, wie es mitunter auf dem schwarzen Segler geschah, obwohl die Rote Korsarin mitunter hart durchgriff.

      „Luke Morgan soll auf das Achterdeck kommen“, sagte er zu Ben. Sein Gesicht war hart und kantig, als Ben nickte.

      Luke Morgan stieg den Niedergang hinauf, trotzig und ein wenig verärgert. Verärgert auch über sich selbst, weil er sich so unbeherrscht benommen hatte. Er konnte nichts dafür, entschuldigte er sich vor sich selbst.

      Er sah in Hasards eisblaue Augen und schluckte unwillkürlich.

      „Es kotzt mich an“, sagte der Seewolf hart, „einen Mann aus meiner Crew bestrafen zu müssen, Luke Morgan. Aber ich kann deine verdammte Hitzköpfigkeit nicht immer entschuldigen. Du sollst dir dieses vorschnelle Handeln endlich einmal abgewöhnen.“

      Morgan stand mit hängenden Schultern da. Seine Hände waren zu Fäusten geballt und hingen kraftlos am Körper herab.

      „Ja, Sir“, sagte er leise.

      „Weißt du, welche Folgen dein unüberlegter Schuß beinahe für uns alle gehabt hätte?“

      „Das Feuer hätte uns gelten können“, erwiderte Luke hitzig. „Sollen wir vielleicht jedesmal warten? Ich habe einfach geschossen, weil mir die Nerven flatterten.“

      „Ich weiß, die Situation war sehr brenzlig. Trotzdem hattest du keinen Befehl zum Feuern erhalten. Es geht nicht, daß jeder wild drauflosballert, Luke Morgan. Hoffentlich geht das auch in deinen verdammten Dickschädel.“

      „Aye, aye, Sir“, murmelte Luke.

      „An Bord meines Schiffes ist schon lange kein Mann aus der Crew bestraft worden, aber es geht nicht anders. Du erhältst nur drei Hiebe, Luke Morgan, damit dir in Zukunft nicht mehr die Nerven durchgehen. Verstanden?“

      „Aye, aye, Sir.“

      „Gut. Der Profos wird das erledigen, aber ich schiebe die Bestrafung so lange auf, bis wir wieder auf See sind. Wir brauchen keine schadenfrohen Gaffer, weder an Land noch die Leute des schwarzen Seglers. Diese Bestrafung bleibt unter uns. Und jetzt verschwinde, Luke Morgan!“

      „Aye, aye, Sir“, sagte Morgan leise. Er drehte sich um und ging zurück, daß er Carberry fast in die Arme lief.

      Der Profos hielt ihn fest.

      „Sei froh, du Rübenschwein“, sagte er leise, „jeder andere hätte dich vor aller Augen auspeitschen lassen und dir die Schadenfreude gegönnt. Du meldest dich freiwillig bei mir, wenn wir aus diesem lausigen Hafen heraus sind.“

      „Ich werde es bestimmt nicht vergessen“, sagte Luke.

      Damit war der Vorfall vorerst erledigt, und es wurde auch nicht mehr davon gesprochen.

      Ein Mann würde seine Strafe erhalten, das war das Gesetz der See, und Luke Morgan war dabei mit drei Schlägen noch verdammt glimpflich davongekommen.

      Etwas später kehrte auf der „Isabella“ Ruhe ein.

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