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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 119. Fred McMason
Читать онлайн.Название Seewölfe - Piraten der Weltmeere 119
Год выпуска 0
isbn 9783954394432
Автор произведения Fred McMason
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Bookwire
Er glaubte, leises Flüstern aus den Booten zu hören, unwirkliche Stimmen, die nur schwach durch die Finsternis drangen. Dann versuchte er, seine Leute an Deck zu erkennen, aber selbst das war wegen der Dunkelheit nicht möglich.
Luke Morgan stand fiebernd vor Ungeduld an der Culverine, die glimmende Lunte hielt er in der Hand versteckt. Der gedrungen wirkende dunkelblonde Engländer wurde von einer unheimlichen Wut erfaßt. Er haßte es zu warten, bis die anderen anfingen, und versuchte immer wieder, etwas zu erkennen. Einmal hatte er es ebenfalls kurz aufblitzen sehen, und so hatte er das Rohr der Culverine etwas höher in Stellung gebracht. Es zeigte jetzt genau auf jene Stelle, die er einmal kurz erkannt hatte.
„Warum, verdammt noch mal, läßt der Seewolf nicht endlich feuern?“ fragte er seinen Nebenmann Gary Andrews. „Will er warten, bis wir ein Trümmerhaufen sind?“
„Halt die Schnauze, Luke“, flüsterte Gary Andrews zurück. „Es soll nicht gequasselt werden.“
Dem Seewolf war das kurze Flüstern ebenfalls nicht entgangen, und während er noch überlegte, wer es wohl gewesen sein könnte, ging es urplötzlich los.
Schlagartig schien der ganze Hafen zu explodieren.
Aus allen Richtungen rasten funkenspeiende, kreischende und heulende Brandsätze in die Nacht. Sie rasten steil in den Himmel, explodierten dort in farbenprächtigen Wolken, knallten bestialisch, wenn sie ihren Scheitelpunkt erreicht hatten, und regneten dann nach allen Seiten langsam zur Erde zurück.
Brandsätze, die wie kleine Sonnen aussahen, erschienen weit oben am Himmel, dazwischen jagten schlangengleiche grüne, gelbe und rote Linien hinauf.
In diesem Augenblick fuhr Lukes Hand nach unten. Er drückte die Lunte auf das Zündkraut und sprang zur Seite, als der Funke sich blitzschnell durch das Kraut fraß.
Der donnernde Abschuß der Culverine, die wild auf ihrer Lafette zurückfuhr, übertönte das Knallen und Bersten der Brandsätze.
Haarscharf neben dem nun hell erleuchteten Drachenboot schlug die Siebzehn-Pfünder-Kugel ins Wasser und warf eine große Fontäne nach oben, die im Schein der bunten Lichter farbig in sich zusammenfiel.
„Ihr verdammten Drecksäcke!“ brüllte Luke, mit dem die Wut jetzt durchging. Dann drehte er sich um und sah in erstarrte Gesichter.
„Weshalb feuert ihr nicht!“ brüllte er, außer sich vor Zorn. „Gleich brennen wir wie ein Strohhaufen!“
Niemand rührte sich. Allen stand die Überraschung im Gesicht geschrieben, denn sie sahen, was Luke nicht mehr sah. Die Fontäne hatte das Boot kentern lassen, und jetzt trieben vier wild um sich schlagende Chinesen deutlich sichtbar im Hafenwasser und versuchten ein anderes Boot zu erklimmen.
Hasard hatte die Augen zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen. Er war unwillkürlich zusammengezuckt, als die Culverine unvermittelt losdonnerte.
Er wußte im ersten Augenblick nicht, wer gefeuert hatte, aber jetzt hörte er Morgan brüllen und toben. Er sah auch, daß selbst der Profos sich nicht rührte. Steif und hölzern stand er neben der Culverine und dem Waffenmeister Al Conroy, der sich ebenfalls nicht aus seiner Erstarrung lösen konnte.
Es war zuviel, was da von allen Seiten auf sie einstürzte, deshalb kümmerte sich der Seewolf auch nicht weiter um die Männer. Das, was er soeben entdeckt hatte, beschäftigte ihn viel zu sehr.
Es waren keine der normalen Brandsätze, die die Chinesen verwendeten, um andere Boote in Brand zu schießen. Diese Brandsätze waren nicht in der Lage, irgend etwas zu entzünden, und sie dienten daher einem völlig anderen Zweck, den Hasard noch nicht durchschaute. Ausnahmslos jede der unzähligen farbigen Kugeln zerplatzte in der Luft, und noch bevor sie herabregneten, erloschen sie, ohne den geringsten Schaden anzurichten.
Allerdings hatte der Schuß aus der Culverine die Chinesen in Verwirrung gebracht, denn jetzt wurden die Brandsätze spärlicher gezündet, und nur noch vereinzelt stiegen sie in den Himmel, um sich dort in unvorstellbarer Pracht zu entfalten.
„Das gilt nicht uns“, sagte Hasard erleichtert.
„Aber was hat es dann zu bedeuten?“ fragte Dan erstaunt.
„Ich weiß es nicht. Wer kann sich schon in die Gedanken dieser Leute hineinversetzen?“
Nein, die Brandsätze waren harmlos, auch wenn ihre Feuerblumen, die immer wieder zerplatzten, gefährlich aussahen. So dachten jetzt alle, und die Starre fiel von ihnen ab. Neugierig blickten sie jetzt auf die Wasserfläche des Hafens, die mitunter taghell erleuchtet war und zu brennen schien, wenn sich die Feuerrosen darin spiegelten.
Nach und nach, als die Chinesen in den Drachenbooten sich von ihrem Schock erholt hatten, wurde das Schauspiel farbenprächtiger und lauter.
Der Himmel schien jetzt zu brennen, als immer mehr der feuerspeienden Dinger steil hinaufrasten, dort mit Getöse und riesigem Krach detonierten und dann auseinanderspritzten.
Gold und Silber regnete aus der Dunkelheit, dazwischen wanden sich heulende und knatternde Schlangen, die lange feurige Schwänze hinter sich herzogen, ehe auch sie in einem ohrenbetäubenden Krachen vergingen.
Einer nach dem anderen begann zaghaft zu grinsen, als sie merkten, daß dem Schiff nichts geschah, und dies alles andere war als ein Angriff auf sie und die „Isabella“.
Jetzt sahen sie auch die Drachenboote deutlicher, die auf einander zusteuerten, bis sie sich in der Hafenmitte begegneten.
Die Abschußrohre ihrer bronzenen Gestelle wiesen immer noch in schrägem Winkel oder mitunter steil in den Himmel, und immer wieder wurden neue Brandsätze hineingeschoben und entzündet.
Als wieder eine der goldenen Sonnen hoch über dem Schiff auseinanderplatzte, blickte der Profos mißtrauisch über Deck, als die Teile abregneten. Im hellen Widerschein fand er zwei kleine dunkle Körner, die er vorsichtig berührte.
Sie waren lauwarm, wie er erstaunt feststellte, und sie waren auch keinesfalls mit jenen identisch, die auf dem Holz sofort zu glühen begannen und sich hineinfraßen.
Er sah finster auf Luke Morgan und warf ihm aus dem Handgelenk eins der schwarzen Körner zu.
„Und du karierter Affenarsch hast gefeuert“, stellte er mißbilligend fest. „Das gibt noch ein Nachspiel, das verspreche ich dir schon jetzt.“
„Sollte ich vielleicht warten, bis die uns erledigt hätten?“ rief Luke wütend zurück.
„Du hattest keinen Befehl zum Feuern“, sagte Ed kurz.
Er wandte Luke seinen breiten Rücken zu und betrachtete das Schauspiel. Er genoß es jetzt sichtlich und sah, daß auch die anderen immer wieder grinsten, wenn besonders farbenprächtige Dinger auf ihrem Feuerschweif in den Himmel jagten.
„Hast du eine Ahnung, wozu das gut sein soll?“ fragte Carberry den Waffenmeister.
Al Conroy zuckte mit den Schultern.
„Nicht die geringste Ahnung“, gab er zu. „Aber Old O’Flynn hat eine Erklärung!“
„Tatsächlich?“ Carberry fixierte den Alten, der sich anfangs mit der Bemerkung verdrücken wollte, hier seien tausend Teufel persönlich durch die Lüfte gefahren und dementsprechend würde es auch nach Schwefel stinken, aber der jetzt an dem Schauspiel ebenfalls seine Freude hatte.
„Damit vertreiben sie die Drachen“, sagte O’Flynn todernst. „Etwas anderes kann es gar nicht bedeuten.“
„Dann paß bloß auf, daß sie dich nicht gleich mitvertreiben“, erwiderte der Profos grinsend. „Und erzähl uns ja nicht, daß ihr das auf der ‚Empreß of Sea‘ auch schon gehabt hättet.“
Der Alte sah den Profos nur verächtlich an und gab keine Antwort. Aber in seinem granitharten Gesicht spiegelte sich der Schein