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die letzte die bessere ist. Sie können das Schiff auf die Klippen setzen, anzünden oder absaufen lassen. Damit verschwinden auch die Unterlagen, und ihr kehrt nach England zurück, wo man euch ganz sicher nicht finden wird.“

      „Das ist eine sehr gute Möglichkeit“, sagte der Decksälteste spontan.

      „Die zweite ist besser.“ Hasard lächelte. „Ihr vernichtet die Unterlagen wie Logbuch, das wahrscheinlich ohnehin gefälscht ist, und auch die Musterrolle. Dann segelt ihr in Richtung Süden nach Deutschland zur Pommerschen Bucht. Dort werdet ihr bestimmt Käufer für das Schiff finden, wenn ihr ein wenig mit dem Preis heruntergeht. Dieses Geld verteilt ihr gerecht unter der Mannschaft, trennt euch, kehrt nach England zurück oder heuert irgendwo anders an. Deutlicher brauche ich wohl nicht zu werden. Die Ausreden, warum ihr das Schiff verkauft, werden euch wohl selbst einfallen. Mit dem Geld habt ihr jedenfalls einen guten Start in ein neues Leben. In Deutschland wird keiner große Fragen stellen, das Schiff werdet ihr sehr schnell verkaufen.“

      Ein Sturm der Begeisterung brach an Bord der „Goliath“ los. Die Leute schrien und brüllten freudig durcheinander.

      Einer der Männer drängte sich zu Hasard vor und überreichte ihm ein in feines Leder gebundenes Buch.

      „Eine kleine Erinnerung an unsere Begegnung, Sir. Das ist das Logbuch des Earl of Cumberland.“

      „Werfen Sie es über Bord“, wollte Hasard erst sagen, doch dann besann er sich anders, streckte die Hand aus und nahm das Logbuch in Empfang. Wer weiß, dachte er, wegwerfen kann ich es immer noch.

      Vielleicht aber konnte man es eines Tages auch verwenden, als kleinen Trumpf im Ärmel, wenn sich beispielsweise herausstellen sollte, daß es gefälscht war, und falls der Earl, was unwahrscheinlich war, eines Tages doch wieder seinen Weg kreuzte.

      „Vielleicht ist es ganz gut so“, sagte er sinnend. „Und noch etwas: Wir selbst wissen von nichts, wir haben nichts gesehen und nichts gehört, falls ihr Bedenken habt. Wir sind der ‚Goliath‘ nicht einmal begegnet. Wir alle werden über die Geschehnisse an Bord Stillschweigen bewahren.“

      Wieder brach Freudengeheul los, und Prook und Winley wurden spontan gewählt, um das Schiff zu führen.

      Damit war die Geschichte bereinigt und erledigt. Die Seewölfe verabschiedeten sich von freien Männern, lösten die Leinen und setzten die Segel, um wieder auf Ostkurs zu gehen.

      Cheers, Hochrufe und freudiges Gebrüll klangen ihnen nach. Die Besatzung der „Goliath“ war schier aus dem Häuschen. Sie segelten einem hoffnungsvolleren Schicksal entgegen.

      4.

      An Bord der „Isabella“ nahm die Routine bald wieder ihren Lauf.

      So ganz nebenbei hatte Hasard nach einem Blick in das Logbuch festgestellt, daß es tatsächlich von den ehrenwerten Gentlemen gefälscht worden war. Da war von regem Handel und Wandel die Rede, von Ankäufen von Bernstein und famosen Geschäften.

      Folglich hatten die Halunken doch etwas mit dem Schiff geplant, dachte er, denn in den Laderäumen hatte nur gähnende Leere geherrscht. Die ganze Clique hätte dieses Logbuch später nach dem Untergang dann zu ihrer Entlastung vorgelegt und ihr tiefes Bedauern über den Tod vieler braver Seeleute ausgesprochen.

      Noch nachträglich kriegte Hasard die kalte Wut, wenn er an den Earl dachte.

      Jetzt aber ging es vorwärts, der Kurs war nach den Karten des Lord Cliveden auf Wisby, auf die Insel Gotland, abgesteckt. Diesen Hafen wollte Hasard anlaufen, denn der Hafenkapitän von Helsingör hatte ihm augenzwinkernd einen Tip gegeben und den Namen eines Mannes genannt, der unter der Hand billig Bernstein verkaufe, das Gold der Ostsee, das England als Handelsobjekt für die Mittelmeerländer und den Orient brauchte.

      Wisby war also der erste Ansteuerungspunkt, doch dann kam zwei Tage später etwas dazwischen.

      An diesem 16. Februar stand die „Isabella“ südlich von Ystad unter der schwedischen Küste, und da ging das Theater an Bord los.

      Der Kutscher und Mac Pellew bereiteten das Mittagessen vor. Während der schmalbrüstige Kutscher leise vor sich hin summte, putzte Mac mit dem üblichen sauertöpfischen Gesicht das Gemüse und feuerte es in den großen Kessel.

      Mac konnte nichts dafür, daß er immer so aussah, als käme er gerade von einer Beerdigung oder ginge dahin. Dieses Essiggesicht war ihm angeboren, und die Crew der „Isabella“ sagte Mac nach, daß schon seine Amme immer das Heulen gekriegt hätte, sobald sie den kleinen Mac nur erblickte. Auch seine Umgebung sei wegen diesem unendlich traurigen Gesicht ständig in herzzerreißendes Schluchzen ausgebrochen.

      Das war natürlich wieder auf Carberrys Mist gewachsen, aber etwas blieb ja immer hängen, wenn so geredet wurde.

      Mac putzte ausgesprochen langsam, und der Kutscher nahm das zum Anlaß, ihm einen kleinen Hieb zu verpassen.

      „Bis morgen muß das Gemüse geputzt sein, Mac“, sagte er grinsend, „obwohl die Mannschaft ja lieber heute essen würde. Da segeln wir zwischen Schweden und Bornholm durch, und da darf man keine Abfälle mehr über Bord werfen.“

      Mac Pellew drehte sich um. Zum erstenmal verschwand das Sauertöpfische aus seinem Gesicht, und in seinen Augen erschien ein fast überirdischer Glanz.

      „Bornholm“, sagte er langgezogen und andächtig. „Mein Gott, Bornholm! Wer hat das gesagt? Stimmt das?“

      „Klar stimmt das“, versicherte der Kutscher. „Ich hab’s von Dan, und der muß es ja wissen, wenn er selbst den Kurs absteckt.“

      Mac Pellew lächelte verklärt, was den Kutscher zu der Frage veranlaßte, ob er sich nicht wohl fühle.

      Doch, doch, er fühle sich verdammt wohl, sehr wohl sogar, erklärte Mac. Das sei hauptsächlich die Erinnerung an unvergessene Tage und Nächte.

      „Sag bloß, du warst schon mal auf Bornholm?“ fragte der Kutscher mißtrauisch.

      „Nee, das nicht“, sagte Mac tiefsinnig. „Aber ich hatte mal eine dänische Freundin.“

      „Mann, du kriegst ja direkt fiebrige Augen“, staunte der Kutscher.

      „Svanhild hieß sie“, sagte Mac träumerisch. „Svanhild Detlevsen, ein berauschendes Weib und so.“

      „Was heißt – und so?“ fragte der Kutscher.

      „Na, eben und so. Mit der habe ich die tollsten Nächte verbracht – und so. Die hat mir immer von geräucherten Heringen aus Bornholm vorgeschwärmt.“

      „Auch nachts?“ fragte der Kutscher süffisant grinsend.

      „Klar, gerade nachts, da hauptsächlich – und so.“

      „Hattet ihr denn nachts nichts anderes zu tun?“

      „Doch, das schon. Aber über Bornholmer Räucherheringe haben wir mitunter sehr lange gesprochen.“

      „Muß ja ein tolles Weib gewesen sein, deine Svanhild“, meinte der Kutscher anzüglich. „Liegt mit dem guten Mac in der Koje und palavert über Räucherheringe. Laß das bloß den Profos nicht hören, Mann.“

      „Kann er ruhig hören, von mir aus. Aber an den geräucherten Heringen ist was dran, hat sie immer gesagt. Äh, du weißt ja, Kutscher, wenn man so in der Koje liegt, mit so ’ner – äh …“

      „Svanhild“, half der Kutscher aus.

      „Ja, mit der Svanhild – Detlevsen hieß sie übrigens.“

      „Hast du schon gesagt.“

      „Ach, bring mich doch nicht durcheinander! Also, äh – immer geht das ja auch nicht die ganze Nacht – und so, na, du weißt schon, was ich meine. Man wird müde – und so. Und da hat sie gesagt: Jetzt einen Räucherhering von Bornholm, Mac, und du bist sofort wieder putzmunter. Der weckt auch die müdesten Krieger schlagartig wieder auf.“

      „Ein

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