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nachgereicht. Das Geballer wurde immer wütender und wilder.

      Als für kurze Augenblicke einmal kein Schuß fiel, sprang der Wikinger wieder auf die Beine. Donnernd entluden sich beide Pistolen in seinen Fäusten.

      Dann krachte ein einzelner Schuß, fast überlaut.

      Im selben Augenblick hatte der Wikinger das Gefühl, jemand habe ihm einen riesigen Schmiedehammer auf den Schädel gedonnert. In seinem Helm erklang ein Schlag wie das Hallen einer riesigen Glocke. Der Helm paßte nicht mehr richtig. Er wurde immer enger und drückte hart auf Thorfins Schädel.

      Der Riese sah nur noch wirbelnde Sterne, die wie in einem Kaleidoskop bunt durcheinanderrasten. Einmal glaubte er kopfzustehen, dann wieder den Felsen hinabzufallen. Er verlor die Orientierung und begann zu taumeln.

      Ein weiterer Musketenlauf folgte jeder seiner Bewegungen und schien nur darauf zu warten, bis der Gigant ein ruhigeres Ziel bot.

      „Dieser Ochse“, sagte Carberry voller Inbrunst, „man sollte ihm seine nordischen Hammelbeine mal kräftig langziehen.“

      Er wollte aufspringen und feuern, doch der taumelnde Nordmann stand genau in der Schußlinie und torkelte immer noch hin und her.

      Eike, Arne und Olig hatten hinter den Felsen Deckung gesucht und merkten gar nicht, in welch haarsträubender Lage sich ihr Kapitän befand. Sie hatten im Moment keine Einsicht auf die Höhle und die Geschehnisse davor.

      Aber der Stör, der dem Nordmann wieder an der Pelle klebte, war rasch zur Stelle. Thorfin war inzwischen Hören und Sehen vergangen. Er wußte überhaupt nicht mehr, wo er sich befand. Immer noch funkelten bunte Sterne vor seinen Augen.

      Der Stör sprang ihn mit einem wilden Satz an und riß ihn einfach zu Boden. Dicht vor einem Felsen prallten beide auf das Geröll. Jetzt sahen die anderen Wikinger, was los war, und zogen Thorfin mit einem schnellen Ruck aus der Schußlinie.

      Er lag kaum zwischen den Felsen, als es schon wieder krachte. Der spanische Schütze hätte fast noch Thorfins Bein getroffen.

      Im Schutz der Felsen und lose herumliegenden großen Steinen zerrten sie den Wikinger zurück.

      „Fein hat er das wieder hingekriegt“, höhnte Shane. „Ein heroischer Alleingang war das. Ist er verletzt?“

      „Ich glaube ja“, sagte der Stör.

      Thorfin hockte mit glasigen Augen auf dem Boden, wollte nach seinem Helm greifen und langte immer wieder daneben.

      „Es ist so neblig“, brummte er.

      „Wahrscheinlich läßt du den Dampf aus deinem Schädel ab“, sagte der Profos. „Zieht ihm doch mal den verdammten Eimer von seiner dämlichen Rübe.“

      Smoky und der Stör zerrten gemeinsam an der „Hirnkappe“, wie der Profos des Wikingers Kupferhelm manchmal auch nannte. Es ging ziemlich schwer, bis sie das Ding endlich herunter hatten und dem Wikinger eine Flut rotgrauer Haare über den Schädel quoll.

      Die Bleikugel aus der Muskete hatte den Helm getroffen, ihn kräftig eingebeult und eine tiefe handlange Riefe hinterlassen, daß der Helm von der Seite wie gespalten wirkte.

      Arkana befühlte Thorfins Schädel.

      „Nichts Ernstes“, sagte sie, „er hat Glück gehabt. Er hat nur eine heiße Schramme am Kopf und eine Beule. Die wird allerdings noch sehr dick anschwellen.“

      Immer noch war der Wikinger wie benebelt. Er sah nicht klar, alles wirkte verschwommen und tanzte vor seinen verschleierten Blicken immer wieder auf und ab.

      „Vorwärts“, brummte er, „jetzt kriegen sie den Rest.“

      Sein mächtiger Oberkörper pendelte hin und her. Dann schüttelte er ein paar Male den Kopf und blickte die Männer verwundert an, die ihn umringten.

      Als er das harte narbige Gesicht des Profos dicht vor dem seinen sah, zuckte er verstört zusammen.

      „He, was ist los?“ fragte er. „Was stiert ihr mich alle so an? Gib gefälligst meinen Helm her, Mister Carberry. Was tust du damit?“

      „Ich wollte nur mal nachsehen, ob da vielleicht nordische Baßtölpel drin brüten“, sagte Ed. „Kann ja sein, daß sie dein Gehirn als Nistkasten benutzt haben.“

      Der Wikinger, jetzt wieder klar im Schädel, riß dem Profos den Helm aus den Händen, betrachtete ihn fassungslos und starrte die Riefe an.

      „Mein schöner Helm“, beklagte er sich, die haarige Situation total mißachtend, „wenn das Gotlinde sieht!“

      „Andere Sorgen scheint dieser nordische Riesenlümmel wohl nicht zu haben“, sagte Shane beißend. „Sei froh, daß der Stör rechtzeitig zur Stelle war und dich aus der Gefahr holte, sonst hättest du jetzt mit Sicherheit ein Loch im Schädel. Ein Spanier hat dir das Ding verpaßt, und du warst geistig wohl etwas weggetreten. Wie auf dem Präsentierteller hast du dich den Dons dargeboten mit deinem Alleingang.“

      „Mir fehlt für ein paar Augenblicke wirklich die Erinnerung“, murmelte der Wikinger. „Der Stör war’s also, na ja, hm-hm.“

      Ein Wort des Dankes oder der Anerkennung wollte aber trotzdem nicht über seine Lippen. Er begnügte sich lediglich damit, dem verlegen grinsenden Stör einen Blick zuzuwerfen, was dieser immerhin stolzgeschwellt zur Kenntnis nahm, denn er faßte es als ein dickes Lob auf. Thorfin war ohnehin recht sparsam mit Dankesworten. Lieber verteilte er seine nordischen Kopfnüsse oder beutelte seine Leute mal ein bißchen.

      Zwischen Spaniern und Verteidigern war jetzt eine Art Patt-Situation eingetreten. Jeder lauerte darauf, daß sich der andere eine Blöße gab.

      Tauchte einer aus der Deckung auf, krachten drüben aus der Höhle sofort die Musketen. Schwieg das Feuer, dann schossen die Seewölfe zurück.

      Der Wikinger nutzte die Lage, um an seinem Helm herumzuklopfen. Inzwischen wuchs auf seinem Schädel eine so mächtige Beule, daß ihm der Helm vorerst sowieso nicht mehr passen würde. Das hinderte ihn jedoch nicht, liebevoll an seiner „Hirnkappe“ herumzuhämmern, was den Profos wieder mächtig in Rage brachte.

      „Ohne den Eimer siehst du viel besser aus“, knurrte er. „Wirf ihn doch einfach weg!“

      Thorfin blickte entrüstet auf. „Wegwerfen? Der Helm ist mein Leben. Wirft man denn einfach sein Leben weg?“

      „Du hast es eben fast getan.“

      „Aber mein Helm hat mich gerettet“, behauptete der Nordmann stur.

      „Der Stör hat dich gerettet“, korrigierte Ed trocken.

      „Aber wenn der Helm nicht gewesen wäre, hätte ich jetzt ein Loch im Schädel, und der Stör hätte mich nicht mehr retten können. Also verdanke ich mein Leben in erster Linie dem Helm.“

      Das war des Wikingers trockene Logik, und davon wich er keinen Deut ab, obwohl er mit Carberry fast darüber in handfesten Streit geriet.

      Kurze Zeit später griffen Schlangenkrieger und Seeleute noch einmal gemeinsam an.

      Einen sichtbaren Erfolg konnte jedoch keine Seite verbuchen. In der Höhle gab es ein paar Verwundete. Auf der anderen Seite traf es einen Mann von Ramsgates Leuten, einen Werftarbeiter. Er trug nur eine kleine Fleischwunde davon und wurde gleich darauf von den Kriegerinnen Arkanas verarztet.

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