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mochte wissen, was da vorging und was es mit der geheimnisvollen Schaluppe auf sich hatte. Zweifellos gehörte sie zu den spanischen Kriegsschiffen, denn sie hielt genau auf das Flaggschiff zu.

      Etwas später war eine Bewegung auf der Schaluppe zu erkennen. Ein Schatten sprang in die Jolle. Das kleine Boot löste sich von der Schaluppe und nahm Kurs auf die „Empress“ Old Donegals.

      Beide, Karl von Hutten und Arkana, griffen gleichzeitig zum Kieker. Mit einem Lächeln überließ von Hutten der Schlangenpriesterin das Spektiv.

      Die Jolle hielt weiterhin Kurs auf die „Empress“, während die Schaluppe unter vollem Preß genau auf das Flaggschiff zusegelte, als wollte sie es rammen.

      Von Hutten sah, wie sich die schlanke Gestalt der Schlangenpriesterin plötzlich verkrampfte. Ihre Lippen zuckten. Sie setzte den Kieker ab und blickte von Hutten fassungslos an.

      Er zuckte heftig zusammen, denn in jenem Augenblick, als sie gerade etwas sagen wollte, erklang eine schmetternde Detonation. Aus dem Bug der Schaluppe stieg eine Flammensäule in den Himmel, deren Licht vorübergehend heller als die Sonne war.

      Das Flaggschiff der Spanier wurde in Rauch und grelles Feuer gehüllt. Der Donner der Explosion klang nach und rollte über die Schlangen-Insel, bis er sich weit draußen auf der See verlor.

      Von Hutten zuckte erneut zusammen, als ihm Arkanas durchdringend helle Stimme in die Ohren drang. Der Schrei war so laut und gewaltig, daß er mühelos über die ganze Insel zu hören war.

      „Hasard! Es ist Hasard! Er ist zurückgekehrt. Hört ihr mich? Hasard ist zurückgekehrt, er ist der Mann in der Jolle.“

      Und ob sie es hörten! Sie rief die Worte so laut und gellend, daß von Hutten fast taub wurde.

      Fassungslos blickte er der Jolle nach. Nur einen flüchtigen Blick hatte er für das Flaggschiff übrig, das durch die brüllende Explosion aus allen Nähten zu platzen schien.

      Sein Herz klopfte plötzlich, als er die vertraute Gestalt in der Jolle erkannte.

      Ja, kein Zweifel, das war der Seewolf – von den Toten auferstanden und zurückgekehrt wie ein Racheengel. Er kehrte nicht einfach still und bescheiden zurück. Er brachte sich gleich mit Feuer, Rauch und Donner in Erinnerung. Von Hutten, Sohn einer indianischen Häuptlingstochter, fuhr die Ankunft des Seewolfs wie ein glühendes Schwert in den Leib. Der trotz seiner blonden Haare so exotisch wirkende Mann sprang auf und schrie ebenfalls seine Freude hinaus. Sein Temperament ging mit ihm durch.

      Aber Hasards Ankunft motivierte nicht nur ihn. Er fuhr auch den anderen hart in die Knochen, und das war wie eine Droge, die auch den müdesten Krieger blitzartig aufputschte.

      Wie ein Ruck ging es durch alle, denn ausnahmslos jeder hatte Arkanas wilden Schrei vernommen.

      Über die Schlangen-Insel brandete wie aus heiterem Himmel der alte Schlachtruf der Seewölfe.

      „Ar-we-nack!“ erklang es aus rauhen Kehlen.

      Hasard war zurückgekehrt, und das brachte die Kerle wild auf die Beine. Aber er war nicht nur einfach so zurückgekehrt. Er war es, der diesen tollkühnen Angriff mit dem Brander auf das Flaggschiff gefahren hatte. Der Seewolf war noch nicht richtig da, und schon zeigte er den Dons die Zähne.

      Das brachte das Blut in Wallung, das heizte auf, das törnte die Kerle so richtig an.

      Der erste, dem dieses Aufputschmittel sofort bis in den Kupferhelm drang, war der Wikinger und Nordmann Thorfin Njal.

      Er tat einen Satz, reckte seinen mächtigen Brustkasten und stieß einen brüllenden Freudenschrei aus. Natürlich mußte er sich Luft verschaffen, und so hieb er in seiner Freude dem Stör auf die Schulter, daß dem Hören und Sehen verging.

      „Auf, ihr tranigen Nordlichter!“ röhrte er mit seiner Bärenstimme. „Der Seewolf hat das Flaggschiff in die Luft geblasen. Jetzt blasen wir die Kerzen von den jämmerlichen Figuren aus.“

      Mit den „jämmerlichen Figuren“ meinte er jenen Landungstrupp, der sich unter der Führung eines Teniente der Seesoldaten inzwischen in einer Höhle des Osthanges an der Innenbucht des hohen Westmassivs verschanzt hatte. Das waren insgesamt siebzig Mann gewesen, die in zwei Landungswellen den Teil der Insel erobert hatten.

      Durch den vorherigen Angriff des Wikingers und der Schlangenkrieger war ein Teil der gelandeten Spanier jedoch bereits getötet oder verwundet worden. Annähernd dreißig Mann waren damit ausgefallen.

      Etwa fünfundvierzig, so schätzte man, hatten sich in der großen Höhle verbarrikadiert.

      Eine dritte Landungswelle erreichte das Land jedoch nicht mehr.

      De Vallejo hatte das Landen zwar noch befohlen, doch jetzt hatte sich ganz überraschend die Sache mit dem Brander ereignet.

      Das warf die Pläne der Dons erheblich durcheinander. Die Jollen, ohnehin stark mit Sturmtruppen überladen, drehten kurz vor Land wieder ab, um die Schiffbrüchigen des sinkenden Flaggschiffs zu bergen und zu den vier restlichen Galeonen zu bringen.

      In das weitere Kampfgeschehen konnten die vier Galeonen vorerst auch nicht mehr eingreifen. Sie konnten das Landeunternehmen auch nicht mehr unterstützen, denn sie hatten jetzt alle Hände voll zu tun, um die im Wasser treibenden Landsleute an Bord zu holen.

      Der Wikinger stürmte brüllend vor, gefolgt von den Männern der Werft, den Arwenacks, Kolbergern, den anderen Crews und den Schlangenkriegern und ihren Frauen, die gnadenlos auf die Spanier eindrangen.

      Die Dons hatten sich jedoch gut verbarrikadiert. Die große Höhle war mit Steinen abgesichert und stellte einen unüberwindlichen Wall dar, hinter dem die Dons mit geladenen und schußbereiten Musketen lauerten.

      Thorfin Njal blieb stehen und ging hinter einem Felsen in Deckung, als ein Musketenschuß dicht an ihm vorbeipfiff. Als er sich zur Seite duckte, trat er dem Stör auf die Füße, der wie eine Klette an dem Wikinger hing. Die anderen Männer suchten ebenfalls hinter den Felsen Deckung und beobachteten die Höhle.

      „Verdammt noch mal“, knurrte der Wikinger den Stör an, „mußt du mir dauernd an der Pelle kleben, du Rappelkopf? Du hängst immer so dicht unter meinem Bart, daß ich dich noch einmal aus Versehen untermangeln werde.“

      Der Stör verzog sein langes Gesicht, als eine Kugel den Felsen traf, ein höllisches Zwitschern von sich gab und plattgedrückt mit einem schrillen Jaulen davonflog.

      „Ich will dich doch nur beschützen“, murrte er leise.

      „Seh ich aus wie einer, der einen Beschützer braucht?“ Der nordische Poltermann kriegte schon wieder das gefürchtete Funkeln in den Augen. Meist wurde er dann fuchsteufelswild.

      „Beschützer braucht“, echote der Stör auch noch. „Ich denke dabei doch nur an deine Gemahlin, an Gotlinde.“

      Der Wikinger fuhr herum und sah den Stör mit einem so flammenden Blick an, daß man meinen konnte, er wolle ihm den Hals umdrehen.

      „So!“ sagte er wild. „An meine Gemahlin denkst du! Ha, ich weiß längst, wo die Glocken bimmeln, du lausiger Schürzenjäger. Wenn das hier rum ist, werde ich dich in die Mangel nehmen, damit dir das Gedenken an meine Gemahlin vergeht, und zwar gründlich. Außerdem verbiete ich dir, sie Gotlinde zu nennen! Für dich Hering ist meine Gemahlin immer noch Madam Thorfin Njal.“

      Der Stör sah seinen Kapitän fassungslos und erschüttert an. Er war schwer beleidigt, daß der Wikinger wieder mal wegen seiner grundlosen Eifersucht alles in den falschen Hals kriegte.

      „Aber – aber alle nennen sie Gotlinde“, sagte er verbiestert. „Und ich kann sie doch nicht mit Madam Thorfin ansprechen, sie heißt doch jetzt Gotlinde Njal.“

      „Das bestimme ich“, sagte der Wikinger mit seiner durchschlagenden Logik. „Und ich werde dir Thors Hammer ins Kreuz feuern, wenn du wieder den verliebten Blick drauf hast. Und jetzt verpiß dich zur anderen Seite.“

      „Du verstehst das alles ganz falsch“, jammerte der Stör. „Jeder mag deine Gemahlin,

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