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Donegal lauschte dem Krachen und Bersten und dachte über den entsetzlich lauten Krach nach, das Getöse, mit dem etwas zu Bruch gegangen war.

      Wieder wurde er von einer Seite zur anderen geworfen. Dann stellte sich die Galeone urplötzlich auf den Kopf und raste in die Tiefe. Donegal schrumpfte immer mehr zusammen. Er wurde regelrecht zusammengepreßt und konnte sich nicht dagegen wehren.

      Als sich die Lady noch dazu auf die Seite legte, war es vorbei. Er konnte sich nicht mehr in der Koje halten und wurde hinauskatapultiert.

      Mit dem Kopf voran landete er an einem Schapp, dessen Tür im Rhythmus der wilden See hin und her pendelte.

      Rrummms! Das Schapp flog donnernd zu. Der Alte rappelte sich halbbenommen auf, hielt sich fest und trat mit dem Holzbein nach dem Kammerschott.

      Dann wankte er hinaus, die Haare zerzaust, Grimm im Gesicht, daß „man“ ihn in seinen Träumen gestört hatte.

      Blieb noch das Schott zu öffnen, das jetzt an Deck führte. Dann würde er endlich wissen, was passiert war – dachte er.

      Als er auch dieses Schott öffnete – die See ballerte es sofort wieder zu –, stand er sekundenlang wie vom Donner gerührt da.

      Sie schienen mitten in die Hölle zu reiten! Da war alles pechschwarz, so finster, daß er nicht einmal die Planken sah.

      Das Heulen, Jaulen und Tosen hatte sich unglaublich verstärkt. Aus mehr als tausend wilden Schlünden fauchte es heran und nahm ihm die Luft.

      Und dann diese unvorstellbar riesigen Brecher! Er konnte sie zwar nicht sehen, aber er spürte die Bewegungen und fühlte, wie es wieder brausend herantoste und sich brüllend über die Decks ergoß.

      Fraglos lenzten sie vor Topp und Takel, denn die Galeone ließ sich nicht mehr steuern. Es knatterte auch kein Segel.

      Er rief etwas zum Achterdeck hoch, doch der Sturm zerfetzte und zerfaserte die Worte. Niemand hörte ihn.

      „Ja, da soll doch gleich der Satan persönlich dreinfahren!“ brüllte er wild.

      Dann schlug er um sich und grapschte verzweifelt nach einem Halt, als eine donnernde Woge das Schiff tief in die See drückte.

      Er gurgelte, schnappte nach Luft, erhielt einen mächtigen Schlag auf den Schädel und verlor endgültig den Halt.

      Wasser, nur noch Wasser war um ihn her. Das Wasser hob ihn hoch, trug ihn in schwindelnde Höhen, hob ihn bis in den Himmel, und dann glaubte er für einen verrückten Augenblick, tief unter sich das Schiff zu sehen. Es war nur ein Schatten, ein Phantom, in einem pechschwarzen, aufgewühlten und brüllenden Meer.

      Er fühlte sich wie ein Dämon, der auf einer riesigen Woge in die Nacht ritt wie seinerzeit der unselige Jonas, den auch die See auf Nimmerwiedersehen geschluckt hatte. Der war ebenfalls hohnlachend auf einer gewaltigen Welle davongeritten.

      Dem grantigen Alten wurde jetzt mulmig zumute. Einmal hatte er das Gefühl, alles sei nur ein ganz böser Traum, dann wieder merkte er, daß das hier alles verdammt echte Wirklichkeit war.

      Gewaltige Wassermassen wirbelten ihn durcheinander, bis er nicht mehr wußte, wo oben und unten war.

      Sein Körper tauchte tief in das schwarze Wasser, erhob sich daraus wieder und setzte die unglückselige Reise fort.

      Dann sah er deutlich einen wilden schaumigen Streifen vor sich, spürte ein rasend schnell vorbeigleitendes Ungeheuer, das mit einer mächtigen Schwanzflosse die See peitschte, ihn hart streifte und in der Finsternis verschwand.

      Das Ungeheuer, das so rasend schnell mit quirliger Flosse vorbeigestrampelt war, zeigte nur noch ein wild auf und ab tanzendes, verwaschenes Licht. Danach verschwand es in einem düsteren Abgrund. Das Licht erlosch.

      So ganz allmählich dämmerte Old O’Flynn die Erkenntnis, daß er soeben abgekantet war. Er konnte es zwar noch nicht glauben, aber es war eine Tatsache: Die gewaltige Woge hatte ihn aufgehoben und weit achteraus außenbords wieder abgesetzt.

      Jetzt konnte er sich vor Verblüffung nicht einmal den Schädel kratzen, denn schon drückte ihn ein Riesenberg erneut unter Wasser.

      Auf der „Santa Barbara“ war sein Verschwinden völlig unbemerkt geblieben. Fast alle waren unter Deck, und niemand wäre auf die Idee verfallen, daß ausgerechnet Old O’Flynn jetzt eine nächtliche Exkursion unternehmen würde. Ausnahmslos alle wähnten ihn in der Koje.

      Gibt es einen einsameren und verlasseneren Menschen als den, der mutterseelenallein, dazu noch nachts, in einer wildbewegten See treibt, die keinen Anfang und kein Ende hat?

      No, Sir! Das ist nur schlecht vorstellbar.

      Seltsamerweise hatte Old O’Flynn, als er jetzt langsam in die Tiefe sank und dann wieder aufwärtstrieb, das Empfinden, es habe sich auf der Galeone eine gewaltige Explosion zugetragen, ein Riesenknall, der das Schiff zerfetzt hätte.

      Er glaubte immer noch, dieses entsetzliche Krachen zu hören.

      Dann überfiel ihn die Erkenntnis wie ein wildes reißendes Tier. Kaum hatte er seinen Schädel wieder über Wasser gebracht, da begann er aus Leibeskräften zu brüllen. Er brüllte keine zusammenhängenden Worte, er brüllte nur aus Verzweiflung. Er schrie aus Angst darüber, daß mit dem Schiff auch andere Männer nach der Explosion untergegangen sein könnten und jetzt ebenfalls im Wasser trieben. Er brüllte ganz einfach nach Leidensgefährten.

      Niemand antwortete ihm. Nur der Sturm toste und heulte fürchterlich.

      Old O’Flynn wurde wieder emporgehoben. Da sah er – meilenweit entfernt – erneut ein schwaches Licht auf der See tanzen.

      Es war die Hecklaterne der „Santa Barbara“, die ihm in wildem Auf und Ab ihren verschwindenden Strahlenkranz zeigte, als wollte sie ihm ein letztes Mal in der Finsternis heimleuchten und den Weg weisen.

      Da wußte er, daß es keine Explosion gegeben hatte, die anderen alle wohlauf an Bord waren und nur er allein hier in der See trieb.

      Sie hatten nicht einmal gemerkt, daß er achtern abgekantet war – wie sollten sie auch! Es war ja finster und kaum ein Mann an Deck.

      Old O’Flynn war ein altes Rauhbein, ein granitharter Bursche, den nicht so leicht etwas aus der Fassung brachte. Er war auch stur und bockig, aber er hing am Leben wie alle anderen.

      Jetzt jedoch dämmerte ihm die Ausweglosigkeit der Situation, und in dieser beklemmenden Todesangst überfiel ihn eine erstaunliche Scharfsichtigkeit.

      Die Arwenacks konnten nicht umkehren, selbst wenn sie sein Verschwinden bemerkt hätten. Das war ausgeschlossen. Sie würden ihn erst dann vermissen, wenn es für ihn zu spät war. Eine lange Zeit würde er sich im Wasser halten können, etliche Stunden, selbst bei dieser kochenden See, in diesem brodelnden Hexenkessel. Aber dann würden seine Kräfte nach und nach erlahmen. Die See würde ihn in sich aufsaugen. Gierig, mit schmeichelnden Armen und lockenden Wellen, würde sie ihn aufnehmen in ihr nasses Grab. Ein lyrischer Tod …

      Als er daran dachte, bäumte er sich wild auf.

      „Scheißlyrik!“ brüllte er in die schwarzen Wogen. „Ich werde ersaufen wie ein alter müder Hund. Oder die Haie fressen mich vorher.“

      Einen Augenblick dachte er an Matt Davies, der auch einmal über Bord gegangen war. Als sie ihn schließlich doch noch retten konnten, da hatte er auf einer Gräting gesessen, und seine Haare waren grau geworden.

      Er aber hatte keine Gräting, und seine Haare waren ohnehin schon grau und silbrig. Also würde ihn auch niemand retten, das jedenfalls war seine augenblickliche Logik.

      Er schluckte Wasser, als die wilden Wogen über ihm zusammenschlugen. Sein Holzbein schwamm auf, und so überlegte er einen Augenblick, ob er das Hindernis nicht lieber abschnallen sollte. Und da er oft mit sich allein sprach, verkündete er seine Gedanken auch jetzt wieder lauthals.

      „Lieber ersaufe ich mit dem Holzbein als ohne. Kommt gar nicht in Frage, vielleicht brauche ich es noch.“

      Das

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