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Wasser nehmen, die sie hart krängen ließen.

      Wer sich unter Deck nicht schleunigst einen festen Halt verschaffte, der flog von einer Seite zur anderen und konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten.

      „Das ist kein harmloses Wüstenwindchen mehr, das ist ein ausgewachsener Orkan, der über uns wegzieht“, sagte Blacky. Er hatte sich an der Back mit Händen und Füßen so verhakt, daß die pausenlosen Roller ihn nicht umwarfen. Die anderen Arwenacks verschafften sich auf ähnliche Weise festen Halt.

      An Würfeln oder Kartenspielen war unter diesen Umständen nicht zu denken. Selbst aus dem Klönen wurde nicht viel, denn hier unten toste und brüllte es ebenfalls mit vehementer Gewalt. Die Lady schien koppheister zu gehen. Genauso gebärdete sie sich.

      Als der Profos einmal das Schott öffnete, um nachzusehen, fand er sich übergangslos in einer brüllenden Hölle aus Schaum und gischtendem Wasser wieder. Die Wellenberge waren nur undeutlich zu erkennen. Dafür waren sie besser zu spüren.

      Auf und ab ging es in einem wahren Höllentempo. Die Lady wurde von einer Seite zur anderen geworfen. Nur ihrem hervorragenden Metazentrum war es zu verdanken, daß sie sich wieder aufrichtete und nicht kenterte.

      Brecher schlugen immer wieder über ihr zusammen und überfluteten die Decks bis weit nach achtern. Der Profos sah die Hand vor den Augen nicht mehr. Als er das Schott wieder schließen wollte, donnerte es ein heranfegender Brecher mit aller Gewalt zu. Ein Schwall Salzwasser begleitete Edwin Carberry nach unten.

      Die Gesichter der Mannen wurden immer besorgter. Sie lauschten auf das Krachen und Knacken, auf das Ächzen und Stöhnen der Planken und hörten den Anprall eines gigantischen Hammers, der das Schiff in Stücke zu schlagen drohte.

      In der Luft war das schrille Heulen von Tausenden wilder Teufel zu hören, die sich mit aller Gewalt austobten.

      Dann folgte übergangslos ein so harter Schlag, daß die Lady zur Seite geworfen wurde. Die Rahnocken schleiften durchs Wasser, die Krängung nach Backbord nahm weiter zu. Alles, was nicht niet- und nagelfest war, ging auf Reisen und sauste mit ungeheurer Wucht durch die Räume.

      Ein wüster Brecher nahm das Schiff auf und trug es in schwindelnde Höhen empor. Auf dem Scheitelpunkt des Brechers hielt die Lady eine Sekunde lang die Luft an. Dann begann die Höllenfahrt in eine bodenlose Tiefe, in einen pechschwarzen Abgrund ohne Ende.

      Der Schlag, der danach folgte, war so gewaltig, daß er das ganze Schiff von vorn bis achtern hart erschütterte. Es krachte und polterte überlaut, und dieses wilde Krachen setzte sich zerstörerisch fort.

      „Da sind Schotten gebrochen!“ schrie Smoky. „Oder eine der Kanonen hat sich losgerissen und das Schanzkleid durchschlagen!“

      Er wollte hoch, doch die See ließ es nicht zu. Hilflos in einer Ecke festgenagelt, mußte er mitanhören, wie es noch einmal laut polterte und krachte, als sei Holz zersplittert.

      Der Profos zog eine Grimasse und nickte grimmig zu Smokys Worten.

      „Ja, zum Teufel, da ist etwas zu Bruch gegangen. Nichts wie raus und an Deck.“

      Sie hatten alle Mühe, die Stufen vom Forecastle zu erklimmen. Das Schott war kaum zu öffnen, denn eine Woge nach der anderen donnerte dagegen. Als sie es dennoch geschafft hatten, rauschten riesige Wassermassen in den Raum.

      Sie mußten aufgeben, es war einfach unmöglich, an Deck zu gehen. Oben hätten sie sich auch kaum auf den Beinen halten können.

      Lady Barbara schwamm nämlich nicht mehr auf dem Wasser, sondern mehr oder weniger darunter. Nur Masten und Aufbauten ragten zeitweilig noch aus der pechschwarzen Brühe. Ein Brecher nach dem anderen wälzte sich darüber und drückte die Galeone immer tiefer unter Wasser.

      „Wir können noch nicht raus!“ schrie Carberry. „Wir müssen abwarten, bis es etwas ruhiger geworden ist. Das wird wohl hoffentlich recht bald der Fall sein. Ich habe nämlich so ein lausiges Gefühl.“

      Das lausige Gefühl hatten die anderen ebenfalls. Sie wußten nur, daß etwas gebrochen, zermalmt, geborsten war. Nur was es war, das ließ sich vorerst nicht feststellen. Es konnte nicht nur ein Schott oder eine Planke sein. Vielleicht war sogar einer der Masten durch den Sturm beschädigt worden, oder eine Rah war an Deck gekracht und weggeschwemmt worden.

      Und sie konnten nichts tun. Wie Ratten in der Falle hockten sie im Forecastle und warteten. Sie konnten nur fluchen, und das taten sie besonders ausgiebig.

      2.

      Old O’Flynn war inzwischen längst in seine Traumwelt abgeentert. Allerdings sah die ganz anders aus, als er sich das vorgestellt hatte, und lieblich war diese Traumwelt keinesfalls.

      Da war zwar seine liebe Snugglemouse, doch sie schien heute ausgesprochen üble Laune zu haben.

      Old O’Flynn sah zu seinem Entsetzen, daß sie eine Bratpfanne nach der anderen ergriff und sie ihm mit aller Kraft und recht boshaft über den Schädel schlug. Aus ihrer lieblichen Reibeisen-Stimme war ein Resonanzeffekt geworden, der schrill und bösartig klang. Dazwischen erklang der wummernde Ton der eisernen Bratpfannen. Unaufhörlich landete eine nach der anderen auf seinem bedauernswerten Schädel.

      Das schlimmste aber war die Tatsache, daß diese Bratpfannen immer größer wurden. Es waren jetzt Riesenbratpfannen, die nach ihm hieben und auch jedesmal ihr Ziel trafen. Ihre Dimensionen wuchsen beständig.

      So langsam wurde Old O’Flynn grantig und übellaunig. Jetzt hatte er den langen Törn über die Weltmeere hinter sich, und das war der liebevolle Empfang durch seine Mary. Vielleicht war sie ja verärgert darüber, daß er so lange weggeblieben war. Dennoch war das kein Grund, ihm sämtliche Küchenutensilien über den Schädel zu donnern.

      Wieder traf ihn eins dieser höllischen Dinger mit solcher Urgewalt, daß er einen brüllenden Schrei ausstieß. Mit einem Fluch auf den Lippen verließ er panikartig seine Traumwelt und kehrte in die nüchterne Wirklichkeit zurück.

      Die war noch schlimmer. Er konnte im ersten Augenblick zwar noch nicht genau zwischen Traum und Realität unterscheiden, aber so langsam dämmerte ihm doch, daß etwas nicht stimmte.

      Allerdings war da immer noch die Bratpfanne. Mary O’Flynn war ihm offenbar aus seiner Traumwelt gefolgt und kujonierte ihn weiter.

      „Hölle und Teufel!“ brüllte er wild. Dann setzte er sich mit einem Ruck auf – und stieß sich erneut den Schädel.

      Er flog in der Koje hin und her, als spiele ein Riese Ball mit ihm.

      Fluchend suchte er nach einem Halt, um sich in der Koje zu verkeilen. Ein Roller ließ ihn an die Wand krachen.

      Erst jetzt dämmerte ihm, was es mit der Snugglemouse und den verdammten Bratpfannen auf sich hatte. Niemand hatte ihm eine Bratpfanne über den Schädel gezogen. Er hatte sich durch die wilden Roller nur immer wieder den Kopf am Holz gestoßen.

      Er hörte einen berstenden Schlag, der die Galeone von vorn bis achtern hart durchschüttelte und erzittern ließ. Im nächsten Augenblick wäre er fast aus der Koje geflogen.

      „Heute spielt wohl alles verrückt“, knurrte er erbost. Er tastete nach seinen Klamotten und hatte die allergrößten Schwierigkeiten, überhaupt hineinzufinden, so sehr schlingerte die Lady.

      Sehr umständlich zog er sich in der Koje an. Auf den Dielen der Kammer wäre es unmöglich gewesen.

      „Wird wohl am Absaufen sein, der Kahn“, grummelte er vor sich hin. „Hört sich ganz danach an.“

      Das beunruhigte ihn jedoch nicht sonderlich, denn Old O’Flynn war aus einem ganz besonderen Holz geschnitzt. Seegang war wenigstens eine handfeste Sache, ganz im Gegensatz zu Geistern und Dämonen, denen man nicht beikommen konnte. Gegen dicke See war seiner Meinung nach jedoch immer noch ein Kraut gewachsen. Notfalls behalf man sich mit Schwimmen, oder man fand ein Trümmerstück, an das man sich klammern konnte.

      Beunruhigend war lediglich das Heulen, Jaulen und Klagen, als stießen

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