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       4.

      Nach ein paar Stunden Arbeit sah die „Santa Barbara“ wieder manierlich und sauber aus. Die Decks waren von der schmierigen Asche gesäubert worden, aber feine Staubreste hingen immer noch in der Luft und sorgten für neuen Dreck.

      „Jetzt werden wir uns mal um die Blessuren kümmern“, sagte der Kutscher. „Wir haben ja alle ziemlich viel abgekriegt.“

      Sie hatten Wasser in die Waschbalje geschöpft und sich Ruß, Schmiere und Dreck abgewaschen. Jetzt fühlten sie sich bedeutend besser, wenn auch die Körper noch von den höllischen Funken brannten.

      Der Kutscher besah sich mit langem Gesicht das, was die Dons unter dem Begriff „Medizinkiste“ verstanden. Die Kiste enthielt einen weiteren kleinen Kasten mit ärztlichem Besteck. Als der Kutscher einen Blick in den Kasten warf, wurde sein Gesicht noch länger. Mac Pellew blickte gottergeben drein.

      „Ich sag’s ja, ich sag’s ja“, klagte er. „Diese Lausekerle lassen alles verkommen und vergammeln. Ihre Degen sind immer blitzblank und rosten nicht, aber hier ist alles verrostet. Da können wir jahrelang putzen, bis wir das wieder sauber haben.“

      „Jahrelang ist zwar ein bißchen übertrieben, aber im Prinzip hast du recht. Mit dem Besteck ist wirklich nicht viel los. Die haben nicht einmal eine Salbe gegen Brandverletzungen. Jetzt stehen wir aber schön da.“

      „Nehmen wir eben Olivenöl“, schlug Mac grämlich vor. „Das Zeug tut’s ja schließlich auch und so.“

      „Schön, nehmen wir Olivenöl. Davon haben wir eine ganze Menge an Bord. Dann füll mal was ab.“

      „Das Zeug stinkt“, stellte Mac beim Abfüllen in einen kleinen irdenen Topf fest. „Das ist so alt wie Seine Allerkatholischste Majestät, der König von Spanien. Ranzig ist der Mist.“

      Dem Kutscher platzte fast der Kragen.

      „Himmel, Arsch und Olivenöl!“ brüllte er den zusammenzuckenden Mac Pellew an. „Seit wir auf diesem Eimer sind, hast du ständig was zu meckern und stinkst den ganzen Tag lang herum. Wir haben nun mal nichts anderes, also behelfen wir uns mit ranzig riechendem Öl. Hättest ja die Dons fragen können, ob sie für uns nicht ein besser ausgerüstetes Schiff hätten!“

      Der Kutscher fummelte weiter in der Kiste herum. Sie enthielt Verbandszeug, Pülverchen in kleinen Tüten mit spanischen Bemerkungen und zwei kleinen Fläschchen, die irgendeine übelriechende Tinktur enthielten. Zu was das Zeug gut war, wußte nicht einmal der Kutscher. Viel mehr war in der Kiste nicht zu entdecken. Alles sah vergammelt und verwahrlost aus.

      Der Kutscher kehrte mit dem kleinen Öltopf an Deck zurück und tupfte den ersten Männern das Olivenöl auf die Brandwunden.

      Als Carberry an der Reihe war, begann er mißtrauisch zu schnüffeln. Dann blickte er Mac Pellew an, der ein Gesicht zog, als bestehe die ganze Welt nur noch aus Leid und Elend.

      „Na, Mister Seltenfroh“, knurrte er, „was ist denn das für ein stinkendes Dreckzeug? Glaubst du, ich will hier wie ein Stinktier durch die Gegend laufen?“

      „Erstens kann hier niemand durch die Gegend laufen, weil’s gar keine Gegend gibt“, wurde er von Mac belehrt. „Und zweitens ist das das Beste vom Allerbesten, was die Dons gegen Brandwunden haben. Und drittens will ich das mit dem Mister Seltenfroh überhört haben, sonst stech ich dir ein Loch in die Pelle.“

      „Hast wohl heute dein starkes Hemd an, was, wie? Ist das Zeug denn wirklich so gut?“

      „Sag ich doch – das Beste, was wir an Bord haben. Und wenn es stinkt, dann ist es ganz besonders gut.“

      „Riecht aber nach ranzigem Öl“, stellte Carberry fest.

      „Ist auch ranziges Öl“, erwiderte Mac trocken. „Wir haben einfach ein Faß altes Olivenöl geöffnet.“

      Der Profos lachte kurz, während Mac weiter an ihm herumtupfte.

      „Du mit deinen Witzen“, sagte er. „Das mußt du schon einem Dümmeren verklaren.“

      „Da werde ich aber lange suchen müssen.“

      Der Profos dachte noch über die letzte Bemerkung nach und wie sie aufzufassen war, doch war Mac schon bei Smoky und grinste auf eine Art, als hätte man ihm alle Zähne gezogen und Seewasser zum Nachspülen gegeben.

      „Weiß der Satan“, brummte der Profos. „Wenn ich diesen Mister Seltenfroh nicht so gut kennen würde, dann möchte ich wetten, daß er wahrhaftig ranziges Stinköl genommen hat.“

      „Riecht jedenfalls komisch“, stimmte Smoky zu. „Der verpestet hier das ganze Schiff von vorn bis achtern.“

      Mac Pellew ließ sich jedoch durch die Bemerkungen nicht weiter aus der Reserve locken. Er und der Kutscher gingen von einem zum anderen und tupften Olivenöl auf die Brandwunden, bis auch der letzte Mann behandelt war.

      Danach roch es allerdings wirklich merkwürdig auf der „Santa Barbara.“

      „Was ist das für ein Zeug?“ erkundigte sich selbst Hasard interessiert. „Es riecht so eigenartig.“

      „Olivenöl, Sir, etwas alt schon, aber es erfüllt dennoch seinen Zweck. Für Brandwunden ist es gut geeignet.“

      „Ich verstehe. Es ist also nichts anderes da. Du mußt improvisieren, Kutscher?“

      „So ist es. Große Medizinmänner waren hier ganz sicher nicht an Bord. Alles ist vernachlässigt worden.“

      „Nicht nur, was die Medizin betrifft – das meiste andere auch. Ferris hat mir gerade gemeldet, daß der Kahn ein wenig suppt. Es ist kein großes Leck, nur eine angeknackste Planke. Der Schaden wird bald behoben sein.“

      „Wie weit mögen wir jetzt von der Küste entfernt sein?“ wollte der Kutscher wissen.

      Hasard mußte seit langem mit einer Antwort passen. Auch Dan O’Flynn, der sich zu ihnen gesellt hatte, zuckte mit den Schultern.

      „Wir können es nicht einmal annähernd abschätzen, weil wir keinerlei Orientierungspunkte haben. Aber einen Jakobsstab haben wir gefunden, mit dem wir die Gestirnshöhe messen können.“

      „Dazu müßten wir erst einmal die Sonne sehen“, sagte der Kutscher gedankenverloren.

      Hasard blickte aufs Meer, dann zum Himmel.

      Es schien alles immer noch unwirklich zu sein. Es gab nicht mehr das Blau des Himmels und des Meeres, das sich bis zur Kimm erstreckte.

      Düsteres Grau umgab sie jetzt, mit einem schmutzigen Fahlgelb. Selbst das Meer hatte seine Farbe genau dem Himmel angepaßt. Es ähnelte giftigem Schwefel, und so roch es auch noch immer. Die Sicht betrug im Augenblick bestenfalls, eine Kabellänge. Von da ab wurde alles undefinierbar und unübersichtlich wie in einer Waschküche.

      „Die Farben haben sich verändert“, sagte Dan. „Es scheint, als würde die Suppe immer dichter und dicker.“

      „Richtiger Nebel wäre mir lieber“, meinte Hasard. „Da weiß man, daß man in einer Nebelbank steckt und auch wieder hinausgelangt. Hier sieht das absolut trostlos aus, und es zeichnet sich immer noch kein Ende ab.“

      Die See plätscherte lustlos an die Planken. Das Wasser dünte ganz schwach. Tauwerk und Blöcke knarrten und ächzten. Und doch hatten sie immer noch das Gefühl, als würden sie durch das Wasser geschoben. Hasard ging von einem Deck zum anderen. Überall sah er winzige kleine Löcher von schwärzlicher Farbe in den Planken – die Narben des feurigen Bombardements.

      Als er an der Kombüse vorbeiging, hörte er Mac Pellew meckern. Er sprach zu sich selbst und stieß hin und wieder eine leise Verwünschung aus.

      Einen Augenblick lauschte der Seewolf lächelnd.

      „… mistiges Ratten- und Kakerlaken-Schiff. Aber euch ziehe ich noch das Fell über die Ohren, das könnt ihr laut singen.“

      „Der

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