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der scharfen Suppe setzte ein unbändiger Brand ein. Die Zwillinge waren mit dem Geschirrspülen und Nachschenken ebenfalls pausenlos beschäftigt.

      „Old Donegals Rutsche“ war eine wahre Goldgrube. Sie lief noch besser als die „Bloody Mary“ in Plymouth, und das wollte etwas heißen.

      „Nur ein bißchen Stunk fehlt noch“, sagte der Profos behaglich. „Will denn keiner der Kerle Streit anfangen?“

      Aber die Kerle waren satt und träge und wollten keinen Streit.

      Old O’Flynn, der das genau beobachtete und ständig zu Carberry blickte, zeigte mit seinem knochigen Finger auf die versteckte und getarnte Röhre, die Rutsche, durch die es abwärts ging. Er wußte genau, daß Ed nur allzu gern die Standfestigkeit der Felsenwände prüfen wollte.

      Aber das war mit der Gefahr verbunden, tief unten zwischen den Haien in der Bucht zu landen. Außerdem bedeutete das das Ende von Bier, Rum und Calaloo.

      So blieb der Profos friedlich, trank und erzählte. Nun ja, man mußte ja nicht alles gleich zertrümmern, was neu war, aber irgendwann würde sich schon mal eine Gelegenheit ergeben.

      Die drei Männer von der „Le Vengeur“ unterbreiteten Jean Ribault ihren Vorschlag, Krabben, Fische und Krebse zu holen und so für den erforderlichen Nachschub beizutragen.

      „Hier auf der Insel gibt es nicht viel. Was sich hier am Strand tummelt, wird immer gleich gefangen“, sagte Jean.

      „Ich kenne eine Insel oder ein Inselchen nördlich der Schlangen-Insel. Es ist eine kleine Gruppe. Dort wimmelt es nur so von den Dingern. Und Fische kann man da ebenfalls prächtig fangen. Wenn wir mit der kleinen Jolle hinsegeln dürfen, ist das Problem vorerst gelöst“, sagte der Franzose Roger Lutz.

      „Meinetwegen, aber nicht länger als ein bis zwei Tage“, sagte Ribault. „Nehmt die Jolle, rüstet sie aus und segelt morgen früh los. Ich weiß selbst am besten, wie schwierig es mit der Versorgung mitunter ist.“

      „Dann segeln wir drei zusammen“, sagte Roger.

      Ribault war einverstanden. Die Kerle hatten etwas zu tun und wurden nicht übermütig, und für Nachschub war ebenfalls gesorgt. Marys Calaloo war unglaublich begehrt und wurde regelrecht verschlungen. Auch dafür hatte Jean Ribault volles Verständnis. Außerdem waren Roger und Grand Couteau dick befreundet und bildeten mit Mel Ferrow eine verläßliche Mannschaft. Vielleicht trafen sie unterwegs auch auf die „Wappen von Kolberg“, die ihren Patrouillendienst zwischen den Inseln versah.

      Die drei verabschiedeten sich dann auch bald darauf, weil sie am anderen Tag nicht mit dicken Schädeln in See gehen wollten.

      In „Old Donegals Rutsche“ aber ging es weiter. Da feierten die anderen bis fast zum Morgengrauen durch. Seltsamerweise blieb trotzdem alles recht friedlich.

       2.

      Eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang wurde die kleine Jolle mit Angeln, kleinen Köderfischen, Netzen und Keschern ausgerüstet. Sie nahmen auch ein paar Musketen und Pistolen mit. Mel Ferrow lud Proviant für zwei Tage sowie ein Wasserfäßchen ins Boot, weil er nicht genau wußte, ob es auf der Insel Trinkwasser gab.

      Es war gerade dämmrig, aber schon sehr warm, als Mel sein Hemd auszog und sich an die Pinne der Jolle setzte.

      Der Engländer mit den wasserhellen Augen zog sehr selten sein Hemd aus, denn sobald er das tat, blickte er jedesmal in entsetzte und fassungslose Gesichter.

      Auch Grand Couteau und Roger Lutz, den beiden Franzosen, verging das erwartungsvolle Grinsen, obwohl sie die Narbe nicht zum ersten Male sahen. Sie sah fürchterlich aus.

      Von der breitausladenden Schulter zog sich bis weit über den Rücken und einen Teil der Brust eine dunkelrote, mehrmals durch fast weiße Stellen unterbrochene Narbe hin. Die dunkleren Punkte, groß wie ein Daumen, und sehr tief, zeigten die Abdrücke der Zähne eines Haifisches, der einmal zugeschnappt hatte, dann aber von seinem Opfer gleichzeitig aufgeschlitzt worden war. Das war Mels letzte Reaktion mit dem fürchterlichen Hai gewesen. Er hatte ihm gerade noch das Entermesser durchziehen können, danach war er bewußtlos und aus zahlreichen Wunden blutend an die Oberfläche getrieben worden.

      Wochenlang hatten sie ihn zusammengeflickt und nicht geglaubt, daß er überleben würde. Die Rippen waren auf der Narbenseite krachend gebrochen, die rasiermesserscharfen Zähne des Hais hatten ihm tiefe Furchen gegraben, und die Haut hatte er ebenfalls eingebüßt.

      Aber Mel Ferrow, zäh wie hundert Katzen, überlebte.

      Daß er für Haie seither nichts mehr übrig hatte, war verständlich. Er hatte geradezu einen regelrechten Haß auf die Biester entwickelt und kriegte beim Anblick eines Hais „Zustände“.

      Das war jedesmal wie ein kleiner Schock, er verkrampfte sich, sah wieder deutlich die Szene vor seinem geistigen Auge und entspannte sich danach nur langsam. Wie viele Haie er seither getötet hatte, wußte er nicht, aber es waren sehr viele.

      Roger setzte das Segel, Grand Couteau, der schwarzhaarige Franzose, der so flink mit dem Messer war und so explosiv wie Luke Morgan, löste die Leine.

      Das Wasser über dem Höllenriff war in kräuselnder Bewegung. Deutlich war zu sehen, daß sich der Mahlstrom nach draußen in Bewegung setzte.

      Als sie durch den domartigen Bogen segelten, ging die Sonne auf und warf Silberblitze aufs Meer. Der Tag begann, ein verrückter Tag, der ihnen noch viel Kummer bereiten sollte.

      Sie freuten sich, mal ganz allein für ein oder zwei Tage auf einer der kleinen Inseln Krabben fangen und ungestört fischen zu können.

      Mel prüfte die Angelleinen und sah nach den lebenden Ködern, die sie auf der Schlangen-Insel in der Bucht gefangen hatten. Es waren handlange Fische, auf die besonders gern Zackenbarsche losgingen. Die Angelleinen hatten als Vorlauf dünne Eisenketten, denn die riesigen Barsche veranstalteten wilde Wassertänzchen, wenn sie erst einmal am Haken hingen. Manche zerfetzten oder zerbissen dann die starken zähen Sehnen, aus denen die Leinen bestanden, und verschwanden wieder.

      Die Vorlaufkette aber schafften sie nicht.

      Der Wind blies handig. Jeder der drei Männer hing seinen Gedanken nach oder döste etwas vor sich hin.

      Vier Stunden später sahen sie die Inselgruppe vor sich, die ihr Ziel war. Es war eine Gruppe winziger Eilande, die im nördlichen Bereich der Caicos-Inseln lagen. An der Ostseite, dem Atlantik zugekehrt, gab es Korallenriffe, die Westseiten der Inselchen waren schneeweiß, mit langen fast unberührten Stränden, von Kokospalmen bewachsen und mit üppiger tropischer Vegetation. Nordwestlich der Inselgruppe verlief die Caicos-Passage.

      Weit und breit gab es keinen Menschen. Kein einziges Schiff war auf dem Meer zu sehen. Sie hatten das Gefühl, als wären sie die einzigen Menschen auf der Welt.

      „Die dritte Insel ist es“, sagte Roger, „da laufen Tausende von den Viechern herum. Couteau und ich fangen die Krabben, und du gehst inzwischen angeln, Mel. Einverstanden?“

      „Klar“, sagte Mel strahlend, „angeln ist meine Leidenschaft, und hier gibt es jede Menge Fische, auch Zackenbarsche.“

      Das Inselchen mit dem weißen Strand und den Hainen voller Kokospalmen wurde angesteuert. Dann lief die Jolle leicht auf den Sand und die Körbe zum Einfangen der Krebse und Krabben wurden entladen.

      „Da gibt es auch Trinkwasser“, sagte Roger, „hier kann man es schon eine Weile aushalten.“

      Sie nahmen die Musketen und Pistolen aus der Jolle, ließen aber jeweils eine Waffe im Boot, ein paar Pulverflaschen und den Proviant, den sie glatt vergaßen. Sie sahen nur auf den Dickichtgürtel und zu jener Stelle, wo die hohen Palmen standen.

      „Seht euch nur mal die Dwarsläufer an“, sagte Couteau staunend, „da hast du aber nicht übertrieben, Roger. Die brauchen wir nur noch in die Körbe zu scheuchen.“

      Die Dwarsläufer, handtellergroße Krabben, krebsten

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