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selten. Sein Gesicht war entspannt, und obwohl er seit ein paar Tagen nicht mehr rasiert war, schienen sich auch seine Bartstoppeln friedlich geglättet zu haben.

      „Erzähle die Geschichte, Pater“, wurde er von allen Seiten ermuntert.

      Hasard lehnte sich entspannt zurück und beobachtete seine Männer.

      Eigenartig ist dieser Weihnachtszauber, dachte er. Die Kerle sehen alle so friedfertig und entspannt aus, als könnten sie kein Wässerchen trüben. Und der Profos, der andächtig und mit leuchtenden Augen dahockt, sieht aus wie ein Kind, obwohl er doch wirklich und wahrhaftig ein Rabauke und Poltermann ist.

      Aber sie alle dachten in diesem feierlichen Augenblick auch an ihre Kameraden und fragten sich, was die jetzt wohl tun mochten. Auch an Fred Finley dachten sie, der mit gebrochenem Fuß bei den Indios in der Hütte lag.

      Der Pater begann mit dem Erzählen der Weihnachtsgeschichte.

      „Es begab sich also zu der Zeit, daß ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, daß alle Welt geschätzt würde.“

      Bis auf seine Stimme war alles ruhig. Die Männer hörten gebannt zu, als der Pater mit seiner tiefen Stimme sprach. Sie kannten die Weihnachtsgeschichte alle, und doch war sie jedes Mal wieder neu und schlug sie in ihren Bann.

      Eine ganze Weile ging das so. Da war der Pater an der Stelle angelangt, an der der Engel sprach: „Fürchtet euch nicht …“

      Aus dem hinteren Teil der Höhle war ein leises Schnauben zu vernehmen, dann scharten Hufe, und dann folgte der unausbleibliche donnernde Knall, der den Männern durch Mark und Bein fuhr. Diego hatte wieder seine Drehbasse abgefeuert.

      „Jetzt muß dieses Stinktier schon wieder anfangen“, sagte der Profos unwillig. „Dem verdammten Furzaffenarsch ist aber auch gar nichts heilig.“

      „Er kennt die Geschichte eben noch nicht“, sagte der Pater trocken.

      Das Halbeselchen, der verdammte „Furzaffenarsch“, wie Carberry ihn tituliert hatte, benahm sich aber auch weiterhin mehr als ungebührlich.

      Er schnaubte empört, scharrte wütend mit den Vorderhufen und drängte sich an den Männern vorbei, als wolle er ins Freie. Dort donnerte er wieder weiter, wobei er den Achtersteven aus der Höhle streckte.

      „Wenigstens hat er Anstand“, sagte Stenmark lachend.

      „Da gibt es gar nichts zu grinsen“, knurrte der Profos. „Der Pater hat so schön vom Christuskind erzählt, und da muß dieser Trompeter ihn dauernd unterbrechen.“

      „Laß ihn doch schnarchen“, schlug Dan vor. „Du kraulst ihn ein wenig unter dem Kinn, und schon pennt er ein. Dann haben wir wenigstens Ruhe.“

      „Ein guter Vorschlag.“

      Der Profos war jetzt echt sauer, aber Dan hatte recht. Wenn er Diego kraulte, dann gab das Biest vielleicht Ruhe.

      Unwirsch stand er auf und verließ seinen Platz. Diego scharrte immer noch am Eingang mit den Vorderhufen, hob und senkte blitzschnell den Schädel und bleckte die Zähne, als Ed heran war.

      „Laß bloß dein dämliches Grinsen, du Affenarsch“, sagte Ed. „Das paßt heute überhaupt nicht hierher.“

      Er streckte die Hand aus, um Diego zu kraulen, doch der liebe Diego erwies sich als recht kratzbürstig und eigensinnig. Er drängte noch weiter in die kalte Nacht hinaus.

      „Dir werde ich es schon zeigen.“

      Carberry ging hinaus und packte den Zügel. Als er Diego zurückziehen wollte, warf er mehr zufällig einen Blick in östliche Richtung.

      Da war leichter Flackerschein zu erkennen, der zweifellos von einem Feuer stammte.

      Verblüfft stellte er fest, daß sie in der Einsamkeit der Berge nicht mehr allein waren. Der Profos stierte sich die Augen aus, konnte aber in der Ferne nur das leise Flackern sehen. Es schien auf und nieder zu hüpfen wie ein Elmsfeuer.

      „Und das hast du bemerkt?“ fragte er ungläubig den Halbesel. Der nickte wieder – wie zur Bestätigung.

      Sehr nachdenklich kehrte der Profos zurück. Pater David wollte gerade weiter zitieren, als Ed ihn unterbrach.

      „Tut mir leid, Leute, aber da draußen ist etwas. Im Osten scheint ein Feuer zu flackern. Oder gibt’s Elmsfeuer auch in den Bergen?“

      Hasard sprang auf die Beine, Dan O’Flynn ebenfalls. Auch die anderen standen auf.

      „Elmsfeuer in den Bergen habe ich noch nicht gesehen“, sagte der Seewolf.

      Der Profos lauschte wieder. Durch die klare Luft waren Töne zu hören, sehr dünn zwar, aber es klang wie Gesang.

      „Da singen welche“, sagte er fassungslos. „Aber das hört sich nicht nach weihnachtlichem Gesang an, wie er dem heutigen Abend angemessen wäre. Nein, da grölen ein paar Kerle.“

      Jetzt gingen sie alle zum Ausgang und blickten in die von Ed angegebene Richtung.

      „Tatsächlich“, sagte Dan. „Da flackert ein Feuer. Aber man sieht nur den Widerschein an einer Felswand. Offenbar befindet sich dicht davor eine Mulde.“

      Dann lauschten sie mit angehaltenem Atem in die Finsternis.

      Ja, das war Grölen, aber kein Gesang. Ein paar Kerle sangen wüst durcheinander, ohne auf die Harmonie zu achten.

      „Das muß ich mir ansehen“, sagte Hasard. „Du gehst mit, Ed, und Pater Aloysius auch, wenn er möchte.“

      „Aber sicher doch. Ich hatte schon immer eine Schwäche für grölende Musikanten.“

      Hasard, Carberry und der Pater pirschten los. Der Pater übernahm fast automatisch die Führung. Jetzt waren sie doch neugierig geworden und wollten sich das ansehen, was Diego als erster gewittert hatte.

      Carberry klopfte seinem Maultier noch schnell den Hals.

      „Braves Diegoleinchen“, sagte er anerkennend.

      Etwa dreihundert Yards weit pirschten sie sich vorwärts. Dann blieben sie unter einer Felsennase stehen und sahen in eine tiefere Felsmulde.

      Dort flackerte ein Feuer, dessen Schein von den Felswänden zurückgeworfen wurde. Auf und nieder hüpfte es, und verzerrte die Gestalten um das Feuer immer wieder ins Riesenhafte.

      „Ich krieg mich nicht mehr ein“, flüsterte Ed, „das sind ja wieder mal liebe Dons. Und stockbesoffen sind sie auch noch.“

      Es waren acht Soldaten, die um ein Feuer hockten. Sieben Maultiere hatten sie dabei, die nahe an einer Felswand standen.

      „Sogar ein Capitán ist dabei“, sagte Hasard erstaunt.

      „Und der säuft am meisten“, sagte Ed fast neidisch.

      Die acht Spanier waren stark angetrunken. Sie reichten sich gegenseitig Weinflaschen zu und soffen, was das Zeug hielt. Wenn sie die Buddeln absetzten, fingen sie an zu grölen. Dem Text nach handelte es sich um reichlich zotige und unanständige Lieder, die sie da in die Nacht brüllten.

      Neben den Maultieren standen längliche Holzkisten, die der Profos mit einem leisen Schauern musterte.

      „Die haben Särge dabei“, sagte er leise, „da, neben den Mulis stehen sie an der Wand. Richtig unheimlich ist das.“

      „Särge? Was sollten die hier wohl mit Särgen?“

      „Weiß ich nicht. Vielleicht pennen sie darin, wegen der Kälte und so. Die Dons kriegen das fertig.“

      Aloysius lächelte sparsam und schüttelte den Kopf.

      „Das sind keine Särge. Ich kenne diese typischen Holzkisten und weiß, was sie enthalten. Silberbarren aus Potosi befinden sich darin, die Ausbeute aus dem Cerro Rico, unterwegs nach Arica. Empfänger, so der Herr im Himmel will, ein gewisser geldgieriger Philipp, seines Zeichens König von Spanien.“

      „Damit

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