ТОП просматриваемых книг сайта:
Seewölfe Paket 23. Roy Palmer
Читать онлайн.Название Seewölfe Paket 23
Год выпуска 0
isbn 9783954397822
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Bookwire
Eben deshalb gab der Korse keinen dritten Schuß mehr ab. Er hätte Carrero töten können, wenn er es gewollt hätte. Aber er wollte ihn lebend, und er wollte ihn an der Rah zappeln sehen, an die er gehörte.
An Bord der „Estrella“ wurde es zunehmend lebendig. Luke Morgan fluchte immer noch und rannte durch den engen Schiffsgang zum Niedergang, stürmte ihn hoch und hastete weiter. Er prallte mit Al Conroy zusammen, und sie stießen gemeinsam die übelsten Verwünschungen aus. Die anderen Männer hatten nun auch das Oberdeck erreicht und stürzten zum Schanzkleid, wo auch Ben, Shane und Araua erschienen.
„Bist du verrückt?“ brüllte Luke Al an.
„He, ich wollte doch nur sehen, was mit dir los ist!“
„Nichts ist los!“
„Wo ist Carrero?“
„Abgehauen!“ brüllte Luke, und zusammen rasten sie zum Niedergang.
Paddy Rogers stolperte derweil über den reglosen Körper seines besten Freundes Jack Finnegan. Wie vom Donner gerührt verharrte er, bückte sich und ließ sich neben dem wie tot daliegenden Jack nieder.
„Mann, mach keinen Scheiß“, sagte er erschüttert. „Jack – he! Komm zu dir!“
Montbars hatte eine schlechte Entscheidung getroffen, wie sich jetzt herausstellte. Zwar drang immer mehr Wasser in die Jolle, aber der Spanier schaffte es doch – wider Erwarten und allen Berechnungen zum Trotz –, sie an das westliche Ufer der Bucht zu pullen, bevor sie auf Tiefe ging.
Knirschend schob sich der Bug auf den schmalen Sandstreifen. Carrero raffte die erbeuteten Waffen zusammen, sprang an Land und begann zu laufen. Er malte sich aus, daß sie wieder mit Musketen auf ihn feuern würden, doch er irrte sich. Kein Schuß peitschte.
Er befand sich außerhalb der Reichweite der Handfeuerwaffen. Zwar war es an Bord der „Estrella de Málaga“ Al Conroy, der mit einem gebrüllten Fluch an eine der Drehbassen sprang, doch bevor er das Schwenkgeschütz justiert hatte und Hasard junior ein Becken mit glühender Holzkohle zum Entfachen der Lunte brachte, war Luis Carrero verschwunden.
Er tauchte zwischen den Steilfelsen unter und war nicht mehr zu sehen. Seine Augen waren zusammengekniffen, er gab sich Mühe, alle Unebenheiten des Geländes zu erkennen, um nicht zu stürzen. Keuchend begann er mit dem Aufstieg.
Er schwitzte immer noch, aber es kümmerte ihn nicht. Seine Atemzüge gingen immer heftiger, die Steigung setzte ihm zu. Aber auch das war nebensächlich. Die Hauptsache war, daß er diesem Pack entgangen war, wie er geplant hatte. Er kletterte höher und blickte sich nicht um. Jede Sekunde war kostbar. Je mehr Distanz er zwischen sich und die Bastarde legte, desto größer wurde auch die Aussicht, etwaigen Verfolgern zu entgehen.
Carrero triumphierte schon jetzt. Er hatte schließlich die Waffen. Wenn es diesen Hunden wirklich einfiel, ihn zu verfolgen, konnte er sie aus dem Hinterhalt niederknallen.
Es würde genügen, ein oder zwei von ihnen abzuservieren, dann zogen die anderen sich zurück. Sie spielten sich auf die Kerle, die vor nichts zurückschreckten, aber wenn es ihnen wirklich an den Kragen ging – so dachte er –, steckten sie sehr schnell zurück und entpuppten sich als Feiglinge.
Diesen einen Punkt überdachte er nicht richtig, und seine Wertung war völlig falsch. Aber in seiner Siegeseuphorie konnte er nicht anders denken. Er arbeitete sich in den Felsen hoch, einem Labyrinth, in dem er schwerlich wiederzufinden war.
6.
An Bord der „Estrella de Málaga“ und der „San Lorenzo“ war inzwischen der Teufel los. Ben Brighton kochte vor Zorn über, trotz seiner sonst so ruhigen und beherrschten Art. Er hatte allen Grund zu toben. Wenn es Luis Carrero gelingen sollte, sich nach Arica durchzuschlagen, dann war Hasards Trupp mit Sicherheit verloren. Die Spanier in Arica würden unverzüglich Potosi alarmieren, durch berittene Boten oder vielleicht auch durch Fuß-Melder, das spielte keine Rolle. Es gab nicht den geringsten Zweifel daran, daß Potosi daraufhin hermetisch abgeriegelt werden würde.
Die zwölf Mann des Trupps, Pater Aloysius mitgerechnet, hatten dann überhaupt keine Chance. Sie ahnten von nichts und liefen in die Falle, die sich für sie öffnete. Man würde sie festnehmen und keine Gnade kennen. Sie konnten noch von Glück sagen, wenn man sie zur Zwangsarbeit in die Minen steckte und in Eisen legte. Aber aller Wahrscheinlichkeit nach würde der Provinzgouverneur sie auf Carreros Drängen hin hängen oder durch ein Peloton erschießen lassen.
Das waren die Aussichten – all die bitteren Aussichten, die sich aus Carreros Flucht ergaben. Ben hatte das Gefühl, das Blut würde ihm in den Adern gefrieren.
Luke Morgan torkelte auf der Kuhl herum. Erst jetzt sahen Al Conroy und die anderen, daß sein Kopf blutüberströmt war.
„O Hölle“, stieß Luke immer wieder hervor. „Wo ist der Kerl? Ich breche ihm sämtliche Knochen, wenn ich ihn erwische!“
Araua eilte zu ihm. „Sei still, Luke. Setz dich erst mal hin“, drängte sie. „Sei vernünftig.“
„Wo ist der Dreckskerl!“
„Zum Ufer entkommen.“
„Wir müssen ihn schnappen, wieder einfangen!“
„Ja, natürlich.“
„Daß dieser Hund mich so ’reingelegt hat! Auf diese Tour!“ Luke stöhnte und hielt sich an einer Kanone fest. „Mann Gottes. Aber das zahle ich ihm heim, verlaß dich drauf.“
Jack Finnegan lag nach wie vor regungslos auf den Planken. Mac Pellew war zur Stelle und kümmerte sich um ihn.
Und Paddy Rogers stammelte immer wieder: „Hölle, was ist denn bloß los? Was ist mit ihm, Mac?“
„Reg dich nicht auf“, brummte Mac. „Er lebt noch.“
„Wie lange noch?“
„Eine Ewigkeit. So schnell stirbt man nicht.“
Das Fatale an der Situation war, daß die Männer der „Estrella“ zur Zeit kein Boot zur Verfügung hatten. Sie konnten also nicht die Verfolgung des Spaniers aufnehmen. Ben ballte die Hände in ohnmächtiger Wut zu Fäusten. Ihm waren die Hände gebunden, er konnte nichts unternehmen. Was nützte es schon, mit den Kanonen zwischen die Felsen zu feuern? Nichts – er vergeudete nur Munition. Und er wußte auch, daß er nicht in Hasards Sinn gehandelt hätte.
Jan Ranse hatte drüben, an Bord der „San Lorenzo“, von Montbars erfahren, was sich zugetragen hatte. Alle Mann waren an Deck versammelt, und der Korse stieß einen saftigen Fluch aus.
„Dreck!“ brüllte er. „Ich dachte, er säuft mit der Jolle ab, verflucht noch mal!“
„Wir müssen sofort an Land!“ schrie Baxter. „Dem Hurensohn nach! Wir können ihn noch erwischen!“
„Abentern!“ rief Jan. „Drei Mann mit mir! Piet, George und Montbars! Los! Wir müssen erst zur ‚Estrella‘ rüber und uns mit Ben abstimmen!“
In Windeseile enterten sie in die Jolle ab, die längsseits lag, und griffen zu den Riemen. Jan stieß das Boot von der Bordwand ab, die Männer begannen wie die Irrsinnigen zu pullen.
Rasch glitt die Jolle zur „Estrella“ hinüber und überbrückte die Distanz in kürzester Zeit. Jan stand breitbeinig vor der achteren Ducht und rief den Männern der Karavelle zu: „Ich stelle euch meine Jolle zur Verfügung, Ben!“
„Ja! Danke! Habt ihr gesehen, an welcher Stelle Carrero zwischen den Felsen verschwunden ist?“
„Montbars hat ihn am Westufer landen sehen!“
„Ich auch!“ schrie Al Conroy. „Aber wo genau?“
„Ich weiß, wo die Stelle ist!“ rief Montbars. „Ich finde sie wieder!“
„Shane!“