ТОП просматриваемых книг сайта:
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 273. John Curtis
Читать онлайн.Название Seewölfe - Piraten der Weltmeere 273
Год выпуска 0
isbn 9783954396702
Автор произведения John Curtis
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Bookwire
Der Wikinger und die anderen Männer grinsten. Sie dachten an das schwere Bombardement, mit dem sie den Hafen und die gesamte umliegende Gegend dem Erdboden nahezu gleichgemacht hatten als Vergeltung für den heimtükkischen Angriff Don Boscos auf die Schlangeninsel.
„Den Kerlen saß die Angst noch im Nacken, und sie wußten, daß es auf der Westseite der Insel, am Hafen, nur eine sichere Stelle gibt, die kein Bombardement der Welt erschüttern kann – nämlich das Gewölbe meiner Kneipe. Und was glaubt ihr, was diese dreimal verdammten Dummköpfe taten? Sie stürmten zur Schildkröte hinauf und verschafften sich Einlaß. So schnell, wie das ging, vermochte ich die eben geöffneten Flügel der schweren Bohlentür gar nicht wieder zu schließen. Und damit begann auch für mich der Ärger.“
Diego lehnte sich im schweren Bohlensessel zurück. Für einen Moment schloß er die Augen, die lange Erzählung hatte ihn sichtlich angestrengt. Aber dann gab er sich einen Ruck und setzte sich bolzengerade auf.
„Der Rest ist rasch erzählt. Und erspart mir bitte die Einzelheiten, denn sie sind scheußlich.“
Er fuhr sich abermals mit der Hand über die Stirn, auf der der Schweiß in dicken Perlen stand.
„Also, die Spanier hatten das natürlich beobachtet. Und so rückten sie ebenfalls, bewaffnet bis an die Zähne, zur Schildkröte hinauf. Allen voran ein großer, hagerer Kerl mit einer wahren Geiernase im Gesicht und harten stechenden Augen. Admiral Cortejo, wie ich zu meinem Leidwesen schon verdammt bald erfahren sollte. Was wollte ich tun? Die Kerle erschienen vor der Schildkröte und donnerten mit den Kolben ihrer Musketen gegen die Bohlentür. Ob ich nun wollte oder nicht, ich mußte öffnen, denn gegen diese verfluchten Spanier hatten wir ja nicht die geringste Chance.“
Diego starrte vor sich hin. Erinnerungen tauchten vor seinem geistigen Auge auf. Und sie schienen verdammt übel zu sein, das sahen sie an seinen Zügen, die sich verzerrten. Der Wikinger legte ihm seine Pranke auf die Schulter.
„Du bist in Sicherheit, Diego“, sagte er. „Der Kerl wird seine Drecksfinger nie wieder nach dir ausstrecken, das schwöre ich dir!“ Und wieder klang die Stimme des Wikingers wie fernes, unheilvolles Donnergrollen.
Diego nickte.
„Was dieser Kerl eigentlich auf Tortuga will oder wollte, weiß ich bis jetzt noch nicht. Aber als ich die Bohlentür zusammen mit meinem Schankknecht öffnete, drangen die Spanier sofort wie eine wilde Horde in die Felsgrotte ein. Sie stürzten sich auf die Schnapphähne und Beutelscheider und warfen sie kurzerhand aus der Felsgrotte heraus. Wer nicht sofort verschwand, den schossen sie über den Haufen oder hieben ihm einen Säbel über den Kopf. Nur drei der Schnapphähne hielten sie fest und schleppten sie zu dem Kerl mit der Geiernase. Und dann ging alles verdammt schnell. Der Admiral stellte ihnen ein paar Fragen, die ich zunächst jedoch nicht verstand, denn ich hatte mich bis hinter den Tresen zurückgezogen. Aber dann schnappte ich doch ein paar Brocken auf. Der Admiral wollte wissen, wer über die auf Tortuga versteckten Piratenschätze Bescheid wisse. Und als einer der spanischen Seesoldaten dem Befragten in unmißverständlicher Weise sein Messer an den Hals setzte, deutete der Kerl in seiner bodenlosen Angst auf mich und sagte dabei etwas, was ich wiederum nicht verstand.“
Diego atmete schwer.
„Es war zu spät. Die Kerle fielen über mich her wie eine Horde reißender Bestien, und dann schleppten sie mich vor den Admiral. Der sah mich nur an. Du also bist dieser verdammte Kerl, sagte er dann, der das Versteck des Seewolfs kennt und auch weiß, wo seine ungeheuren Schätze lagern. Du bist der Kerl, der dem Seewolf immer alle Informationen über spanische Geleitzüge liefert. Warte, Mann, das sollst du uns büßen. Aber bevor du stirbst, wirst du reden, das schwöre ich bei der Mutter Gottes.“
Wieder unterbrach Diego seinen Bericht, und wieder atmete er schwer.
„Die Kerle schafften mich zum Hafen hinab. Dort zimmerten sie ein hölzernes Gestell, auf das sie mich schnallten. Ich konnte kein Glied mehr rühren. Danach ging’s los. Der Admiral fragte, und als ich nicht antwortete, ließ er mit der Folter beginnen. Es war höllisch, sage ich euch, und ich verlor schon bald das Bewußtsein.“
Diego streifte seine Oberbekleidung ab, und die Männer, die ihn umstanden, sahen die furchtbaren Wundmale, die seinen Körper bedeckten.
Der Wikinger stieß einen Fluch aus, der sogar den Boston-Mann erblassen ließ.
„Verdammt, Diego“, brüllte er dann, „was hat dieser Hundsfott von einem Schnapphahn denn dem Admiral erzählt?“
„Ich weiß es nicht genau, aber er muß behauptet haben, daß ich das Versteck eurer Schätze und das Geheimnis der Schlangeninsel kenne. Er hat wohl auch von Don Bosco und den damaligen Ereignissen was rausgelassen und mich als euren Vertrauten hingestellt, der ich ja in gewisser Weise auch bin. Und jetzt glaube ich, daß dieser Admiral sein Glück mit der Schlangeninsel versuchen will, wie schon andere vor ihm. Aber unterschätzt den Kerl nicht, der hat eine Menge Soldaten an Bord seiner Schiffe, und die beiden Kriegsgaleonen sind verdammt gut bewaffnet.“
Der Wikinger nickte grimmig, und durch die Männer, die Diego umstanden, ging ein Raunen.
„Er soll nur kommen, dieser Admiral. Wir sind schon mit ganz anderen Burschen fertig geworden!“ stieß Eike, einer der Wikinger, grimmig hervor. „Er wird sich eine blutige Nase holen wie alle anderen vor ihm!“
Der Wikinger sah Eike an.
„Stimmt, aber nur wenn wir Arkana, Ribault und Siri-Tong auf der Schlangeninsel warnen. Nur wenn wir herausfinden, was dieser Admiral im Schilde führt. Und vergiß nicht, Ribault und von Hutten haben außer der nur schwach armierten Galeone Arkanas noch immer kein Schiff. Ihre ‚Le Vengeur zwei‘ hat dieser verfluchte Don Bosco zu den Fischen geschickt. Bleiben Siri-Tong und wir, denn der Seewolf mit seinen Männern ist weit weg. Wir werden uns verdammt noch mal etwas einfallen lassen müssen!“
Der Wikinger versank ins Grübeln, aber dann sah er Diego plötzlich an.
„Wie bist du diesem Kerl entwischt, Diego?“ fragte er.
„Ich habe die Folter nicht ausgehalten, Wikinger. Ich verlor das Bewußtsein, und die Kerle begossen mich zwar mit Wasser, um mich wieder wach zu kriegen, aber das half nichts. So ließen sie mich auf dem Holzgestell hängen und nahmen sich ein paar andere vor. Darüber wurde es Abend, dann Nacht. Ob sie mich für tot gehalten haben oder nicht, ich weiß es nicht. Jedenfalls erwachte ich erst irgendwann nachts. Und ich spürte, wie sich jemand an meinen Fesseln zu schaffen machte. Ich sah gerade noch, daß der Soldat, der mich bewachen sollte, verschwunden war.
Der Mann, der sich an mir zu schaffen machte, löste meine Fesseln, dann griffen ein paar derbe Fäuste zu und schafften mich weg. Die Spanier grölten in der Schildkröte herum, das hörte ich noch. Dann verlor ich abermals das Bewußtsein.“
Diego sah die Wikinger an.
„Ich weiß nicht, wer die Männer waren, die mich losgebunden und auf diese Weise gerettet haben. Ich weiß aber, daß ich eine ganze Menge Freunde auf der Insel habe. Als ich wieder zu mir kam, befand ich mich in meiner Schaluppe, die ich in der geheimen Bucht im Süden der Insel für alle Fälle liegen habe. Die Burschen, die mich retteten, wußten also auch darüber Bescheid. Sie müssen auch den Eingang zu jener Grotte gekannt haben, in der ich meine Schaluppe verborgen hielt. So gut es ging, hatten sie meine Wunden versorgt, dann schoben sie mich ins offene Wasser hinaus, richteten den Mast auf und setzten das Lateinersegel.
Hole Hilfe, Diego, sagten sie. Du weißt, wo. Diese Spanier hausen wie die Bestien auf Tortuga. Wenn sie sich hier einnisten, sind wir alle verloren, und auch deine Schildkröte wird es nicht mehr geben. Dieser Cortejo ist ein wahrer Teufel.