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haltet es im Logbuch fest“, sagte der Alte. „Mary Snugglemouse hat mir, dem Admiral Donegal Daniel O’Flynn, heute, am 15. April im Jahre des Herrn 1595, zum ersten Male recht gegeben.“

      „Und wo befindet sich dieses Logbuch, Mister O’Flynn?“ fragte Mary angriffslustig. „Nun? Kannst du mir das verraten? Ich habe so ein Ding an Bord dieser Segelkiste noch nie gesehen.“

      „Ich hab’s ja gewußt!“ zischte Old O’Flynn. „Das letzte Wort muß sie doch haben.“

      Unterdessen ging der Kampf der Tümmler gegen den Blauhai weiter. Immer wieder schnellten die Tiere aus dem Wasser. Der Hai schien sich in der Luft zu drehen. Peitschend schlug sein Schwanz ins Wasser. Er wand und krümmte sich und versuchte, sich die Gegner vom Leib zu halten. Aber die Tümmler ließen nicht von ihm ab.

      Mel Ferrow, der Mann mit dem Haizeichen, stand am Schanzkleid der „Golden Hen“. Seine Augen hatten einen merkwürdigen Glanz. Sie schienen zu glitzern – und er hatte auch schon ein Messer zur Hand.

      Jan Ranse, der Holländer, trat neben ihn. „Was ist los? Packt es dich wieder mal?“

      „Das weißt du ganz genau!“ stieß Mel hervor und nahm den Blick nicht von dem riesigen Hai, der sich, von den Tümmlern getrieben, unaufhaltsam der Karavelle näherte.

      „Vergiß es“, sagte Jan. „Da kannst du doch nichts ausrichten.“

      „Habe ich gesagt, daß ich das will?“

      „Nein. Aber steck das Messer weg.“

      Mel schien nicht auf ihn zu hören. Er haßte Haie wie die Pest. Wenn er sie sah, schien er den Verstand zu verlieren. Er war dann wie besessen, stürzte sich am liebsten ins Wasser und nahm den Kampf gegen die grauen Mörder auf. Es wäre nicht sein erster Hai gewesen, der ihm unterlag.

      Doch alles spielte sich rasend schnell ab, und er konnte in das Geschehen im Wasser nicht mehr eingreifen. Außerdem – hätte er wirklich entsprechende Anstalten getroffen, dann hätte Jan Ranse nicht gezögert, ihm die Faust mit voller Wucht unters Kinn zu rammen.

      Die wilde Jagd näherte sich der „Golden Hen“, die Distanz schrumpfte zusehends zusammen. Die Tümmler und der Blauhai waren wie toll und schienen keine Notiz von dem Schiff zu nehmen.

      So passierte das Verrückte, schier Unmögliche, an das keiner der Männer auch nur im entferntesten dachte oder gar in Rechnung gestellt hätte.

      Vielleicht blind vor Schmerz und völlig außer sich, raste der Hai auf die Karavelle zu. Er befand sich jetzt in Höhe des Achterschiffes.

      „He“, sagte Jean Ribault noch. „Was hat denn das zu bedeu…“ Weiter gelangte er nicht.

      Der Hai donnerte mit voller Wucht unter Wasser gegen das Ruderblatt. Dies hatte augenblicklich an Bord der „Golden Hen“ einige fatale Folgen: Oben an Deck wurde Piet Straaten, der am Ruder stand, vom jähen Ausschlag der Pinne regelrecht von den Füßen gefegt. Unten brach das zerborstene Ruderblatt aus den Fingerlingen. Die „Golden Hen“ schoß mit kreischenden Gaffelruten und schlackernden. Segeln in den Wind.

      „Verdammt!“ brüllte Grand Couteau auf der Kuhl. „Festhalten, zum Teufel!“

      Der Blauhai, von dem Aufprall offenbar halb betäubt, wurde nun vollends Opfer der Tümmler. Sie fielen über ihn her wie Wölfe über ein Schaf, und immer wieder setzten sie ihm mit ihren spitzen Nasen zu.

      „Hölle und Verrat“, sagte Jonny, der einen raschen Blick über das Schanzkleid warf. „Die machen ihn wirklich fertig.“

      „Ja, aber uns hat der Hai auch fertiggemacht“, sagte Tom Coogan mit finsterer Miene. Er hatte bereits begriffen, was die Stunde geschlagen hatte.

      Karl von Hutten war geistesgegenwärtig an die Pinne gesprungen. Dave Trooper stand im Großmars und gab pausenlos die saftigsten Flüche von sich. Mel Ferrow lachte wie ein Irrer, aber er empfing von Jan Ranse eine krachende Maulschelle.

      Mit verzerrtem Gesicht fuhr Mel zu Jan herum. „Bist du wahnsinnig?“ schrie er.

      „Nein, aber du!“

      „Du hast sie ja nicht mehr alle!“

      „So? Aber du nimmst wieder Vernunft an, oder?“

      „Ja“, sagte Mel Ferrow. „Sicher.“

      „Dann steck dein verdammtes Messer weg“, sagte der Holländer.

      Piet Straaten lag derweil an Deck und rieb sich dösig den Schädel.

      „Verflucht und zugenäht“, murmelte er. „Wie konnte mir das bloß passieren? Wie bloß, Mann, wie?“

      Karl von Hutten stand an der Pinne und versuchte, die „Golden Hen“ wieder zum Abfallen zu bringen, aber es gelang ihm nicht.

      „Mist!“ stieß er hervor. „Da ist keine Ruderwirkung!“

      „Was ist los?“ schrie Jean Ribault.

      „Das Ruder ist im Arsch“, erwiderte von Hutten grimmig.

      „Fiert weg die Segel!“ brüllte Ribault. „Und raus mit dem Treibanker! Los, bewegt euch!“

      Unverzüglich führten die Männer seine Befehle aus. Jetzt war es allen klar. Der Hai hatte das schier Unglaubliche fertiggebracht – er hatte das Ruder der Karavelle demoliert. Seine Panik und der Todeskampf mußten ihm immense Kräfte verliehen haben. Jetzt trieb er in der See nach unten ab und sank blutend dem Grund entgegen. Die Tümmler ließen von ihm ab. Sie schienen begriffen zu haben, daß sie gesiegt hatten.

      Old O’Flynn stand mit völlig fassungsloser Miene mitten auf dem Deck der „Empress of Sea II.“.

      „Ja, gibt’s denn das?“ rief er. „Aber das gibt’s doch gar nicht! Oder hat’s das schon mal gegeben?“

      „Ja, Sir, es ist wahr“, erwiderte Mulligan. „Die Tümmler scheinen den Hai erledigt zu haben.“

      „Und? Und die Ramming?“

      „Die ist uns auch nicht entgangen“, entgegnete Ray Hoback. „Der Hai ist voll ins Ruder der ‚Henne‘ gekracht. Da scheint was kaputt zu sein. Hört ihr das Gebrüll?“

      „Zur Hölle mit dem Gebrüll“, sagte der Alte aufgebracht. „Es ist auch so klar, was passiert ist. Warum ist die ‚Henne‘ denn sonst wohl in den Wind geschossen?“

      „Eins ist sicher“, sagte Mulligan mit sachkundigem Blick zur Karavelle. „Das Ruder ist im Eimer. Da ist nichts mehr zu machen.“

      „Was? Nichts mehr zu machen?“ Der Alte begann, sich fürchterlich aufzuregen. „Du bist wohl nicht mehr ganz dicht, was? Es kann höchstens ein bißchen verwackelt sein, das verdammte Ruder, mehr aber auch nicht!“

      Mulligan schüttelte bedächtig den Kopf. „Diesmal irrst du dich. Donegal. Tut mir leid.“

      „Ich will dir mal was sagen!“ schrie Old O’Flynn. „Meiner Meinung nach müssen Haie schon ziemlich dusselig sein, wenn sie Schiffe rammen!“

      „Vergiß nicht, daß dies im Kampf geschehen ist“, sagte Mulligan.

      „Im Kampf, im Kampf!“ brüllte der Alte und lief dabei bedrohlich rot im Gesicht an. „Mir ist völlig schnuppe, ob sich so ein Hai mit Tümmlern herumbeißt oder wie! Aber kein übergeschnappter Hai kann ein so solides Ruder wie das …“

      „So solide, wie du denkst, ist es eben nicht!“ sagte Mulligan.

      „Ach, hast du eine Ahnung!“

      Noch während dieses Palavers zwischen den beiden luvte Mary, die bei der „Empress“ am Ruder stand, einfach an. Sie gab Martin Correa und Ray Hoback über Old O’Flynns und Mulligans Köpfe hinweg ein Zeichen. Sie verstanden und grinsten. Dann begannen sie, die Schoten dichtzuholen, und Mary ging mit der „Empress“ bei der „Golden Hen“ längsseits.

      Es war eine

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