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Seewölfe Paket 26. Roy Palmer
Читать онлайн.Название Seewölfe Paket 26
Год выпуска 0
isbn 9783954399949
Автор произведения Roy Palmer
Жанр Языкознание
Серия Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Издательство Bookwire
So fluchten, brüllten und schrien sie sich vor Wut die Kehlen heiser, bis Prado eingriff.
„Haltet jetzt eure Schnauzen“, knurrte er. „Ich bin genauso enttäuscht wie ihr. Oder glaubt ihr, mir gefällt es, daß die Bastarde das Gold abräumen? Wir werden es uns schon noch holen.“
„Und wie stellst du dir das vor?“
„Die Kerle wissen nichts von uns und nehmen an, daß wir längst abgehauen sind. Daher werden sie auch nicht besonders aufmerksam sein. Noch vor Mitternacht segeln wir hinüber und holen uns das, was uns zusteht. Dann wird angegriffen, und zwar blitzartig.“
Die Worte Prados richteten die Kerle zwar noch nicht auf – dafür war ihre Enttäuschung zu stark, aber sie waren sich zumindest darüber einig, daß es höchste Zeit wurde, die Karavelle anzugreifen, zu entern und sich in den Besitz des Goldes zu bringen.
Tagsüber hatte das natürlich keinen Zweck, da hatten sie keine Chance gegen die Drehbassen. Aber wenn der Angriff nachts erfolgte, würde die Überraschung um so größer sein.
Der Kieker ging wieder reihum. Sie starrten sich die Augen aus und zählten die Kisten mit, die an Bord gebracht wurden. Mit leeren Kisten kehrte die Jolle jedesmal zum Strand zurück.
Der Anblick der Kisten reizte die Kerle bis zur Weißglut, aber Prado verstand es, sie auch in dieser Hinsicht zu beruhigen.
„Das spart uns doch nur die mühsame Buddelei“, sagte er. „Wenn wir den Kahn entern, haben sie bereits alles schön sauber verpackt, und wir brauchen nur noch loszusegeln. Diesmal schaffen wir es ganz bestimmt.“
Der Tag verging für die Meute quälend langsam und wollte kein Ende nehmen. Sie konnten nicht einmal schlafen oder dösen, denn das, was sie auf der anderen Insel sahen, beschäftigte sie pausenlos und ließ ihnen keine Ruhe.
Unterdessen pausierten die Kerle auf der Nordinsel einmal in aller Ruhe und schlugen sich die Bäuche voll. Danach gingen sie wieder an die Arbeit, und eine Kiste nach der anderen verschwand auf dem kleinen Dreimaster.
Dann wurde es langsam dunkel. Sie sahen, daß am Strand der anderen Inseln Fackeln entzündet wurden. Aber die Gestalten waren nur sehr schlecht bei der Dunkelheit zu erkennen.
Immer noch verging die Zeit quälend langsam. Dann gab Prado endlich den erlösenden Befehl.
„Schiebt das Floß ins Wasser – und dann nichts wie hinüber.“
Das taten sie nur allzu gern. Das Floß wurde ins Wasser geschoben und das kleine Segel gesetzt. Die sechs Kerle hielten ihre Musketen schußbereit.
„Dann segeln wir jetzt los und fangen sie gleich hinter der Insel ab, sobald sie gerundet haben“, sagte Old O’Flynn.
Am Strand brannten immer noch Fackeln, und es hatte ganz den Anschein, als würde dort immer noch gebuddelt. So sollte es für die anderen ja auch aussehen.
Etwas später lag die „Empress“ feuerbereit auf der Lauer im Sichtschutz der Insel.
Dann tauchte das Floß auf. Es segelte langsam und schwerfällig, hielt aber stur Kurs auf die nördliche Insel, wo am Strand die Fackeln brannten.
Die Karavelle rauschte dem Floß entgegen. Die vorderen Drehbassen waren ausgerichtet.
„Feuer frei!“ rief Old O’Flynn. „Zeigt es den Halunken!“
Zwei Drehbassenschüsse fetzten in das Floß und rissen es auseinander. Holz splitterte, Kerle stürzten ins Wasser.
Ein dritter Schuß folgte und zerriß brüllend die Nacht. Der Blei- und Eisenhagel fetzte noch einmal hinein. Vom Floß blieben nur noch Trümmer, von den Kerlen war keiner mehr zu sehen.
Prado und seine Meute waren ein bißchen klüger gewesen als Acosta mit seiner Horde, aber für Old Donegal und seine Crew eben doch nicht klug genug.
Jetzt hatten auch die letzten sechs Kerle ausgespielt. Auf den Inseln herrschte wieder Ruhe …
ENDE
1.
Es war eine sonderbare Stimmung, die die ganze Stadt erfaßt zu haben schien. Etliche Einwohner Havannas schoben es auf das Wetter, das für sie, die sie in einer Hafenstadt lebten, besondere Bedeutung hatte. Da sie ausnahmslos ziemlich abergläubisch waren, werteten sie das Aussehen des Himmels als ein eindeutiges Zeichen.
Der Himmel über Havanna wollte nicht mehr aufklaren. Diesen Anschein hatte es jedenfalls. Dabei gab es nicht das winzigste Zeichen, das auf einen bevorstehenden Sturm hingedeutet hätte. Im Gegenteil, es wehte fortwährend ein derart laues Lüftchen durch die Gassen der kubanischen Hauptstadt, daß ältere Leute über Schweißausbrüche und Herzjagen klagten.
Die Hafendirnen stellten hingegen fest, daß ihre Dienste häufiger in Anspruch genommen wurden als gewöhnlich. Die Vergnügungssucht der männlichen Schenkenbesucher steigerte sich von Tag zu Tag. Das war beileibe nicht nur auf die längere Liegezeit der Schiffe zurückzuführen, die aus den ungünstigen Winden resultierte.
Es waren keineswegs nur Seeleute, die in diesen warmen Nächten dafür sorgten, daß viel Geld den Besitzer wechselte und Rum und Wein faßweise flossen. Auch jener Teil der Bevölkerung Havannas, der bei Tageslicht seltener anzutreffen war, ging verschwenderisch mit jenen Münzen um, die meist auf nicht ganz saubere Weise erworben worden waren.
Wüste Gelage in Bodegas und Cantinas, aber auch in Gassen und Hinterhöfen, waren die Folge.
Die Nächte in Havanna gehörten dem zwielichtigen Teil der Einwohner und den Seeleuten, die zu eben jener Kategorie paßten.
Den ehrbaren Bürgern der großen Stadt bereiteten all die absonderlichen Umstände dieser letzten Junitage des Jahres 1595 Unbehagen.
Sie registrierten eine gewisse aufmüpfige Stimmung unter dem gemeinen Volk, wie sie es zu nennen pflegten. Das mochte einerseits vom Alkohol herrühren, der ja bekanntlich in ungewöhnlichen Mengen genossen wurde. Hochwohlgeborenen Señoras geschah es, daß sie aus Hauseingängen oder Torwegen mit unflätigen Bemerkungen bedacht wurden, sofern sie sich in offenen Kutschen zur Schneiderin oder zu einem Nachmittagskränzchen fahren ließen.
Nach Einbruch der Dunkelheit wagten sich die Señoras nicht mehr aus dem Haus. Und in den Gesprächsrunden der Señores wurde immer häufiger der Ruf nach einer eisernen Hand laut, die in Havanna einmal gründlich aufräumen müsse.
Zusammengefaßt hatte die Stimmung des Pöbels etwas von einer frechen bis unverschämten Aufgekratztheit.
Der Alkohol mochte vordergründig dafür verantwortlich sein, und das Wetter mochte als Ursache herangezogen werden. Den Bürgern lief dennoch mancher Schauer über den Rücken. Denn deutlicher als sonst wurde ihnen in diesen Tagen bewußt, daß sie auf einem Pulverfaß lebten.
Das Pulverfaß war besagter Pöbel.
Die Lunte glomm nur nachts.
Doch wann würde diese Lunte auch bei Tage nicht mehr erlöschen?
Das Verhängnis für Havanna nahm seinen Anfang in den späten Vormittagsstunden des 20. Juni 1595.
Auf dem weiten Platz vor der Residenz herrschte die gewohnte Geschäftigkeit. Bauern aus der Umgebung und Händler aus der Stadt hatten schon früh ihre Plätze bezogen. Auf Tischen und Bänken boten sie ihre Waren an, die sie mit Handkarren, Pferdefuhrwerken oder auch nur auf dem gebeugten Rücken herbeigeschafft hatten.
Die Fruchtbarkeit des Landes zeigte sich in dem vielfältigen Angebot an frischen Früchten und köstlichem Gemüse. Welch gute Verbindungen eine Hafenstadt wie Havanna zu den übrigen Teilen der Welt hatte, bewiesen die Kleinhändler mit einer üppigen Pracht an Waren. Da dufteten Gewürze aus der