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bleiben hartnäckig bestehen. Es ist einfach zu verstehen, dass sie mit ihrem Schicksal hadern und zornig sind. Ich habe bei vielen meiner Patienten Fibromyalgie festgestellt, und genau wie bei Brenda wurde dieses Krankheitsbild in der Regel nicht richtig diagnostiziert.

      Verinnerlichter Zorn kann dazu führen, dass sich Muskeln verspannen. Wenn man einen Muskel anspannt, erzeugt er Milchsäure, was wiederum Schmerzen hervorruft. Das andauernde Anspannen der Muskeln verbraucht viel Energie, was wiederum Müdigkeit verursacht.

      Obwohl Brenda es in ihrer Geschichte nicht erwähnt hat, wurde sie auch wegen Schmerzen operiert, die von einer Kiefergelenksentzündung im Temporomandibulargelenk herrührten. Diese Schmerzen werden durch das Anspannen der Kiefermuskeln, meistens in der Nacht, hervorgerufen und sind immer mit Zorn verbunden. Brenda hatte nicht wenige Gründe, frustriert zu sein: Sie wurde von der Ärzteschaft irregeführt und musste als allein erziehende Mutter ein hartes Leben bewältigen; ihre Situation war tragisch. Sie hat Hilfe gesucht und trotz der klassischen Symptome, die nicht zu übersehen waren, hat ihr niemand richtig zugehört oder geholfen.

      In Kapitel 7 (vgl. S. 77) beschreibe ich ausführlich, wie ich Patienten mit Fibromyalgie behandle, und zwar indem ich mich mit dem Grund ihres Zorns und Frusts befasse und ihre Hormone wieder ins Gleichgewicht bringe.

      Ich kann nicht oft genug erwähnen, welche Bedeutung die richtige Anwendung von Hormonen hat. Einige Frauen reagieren empfindlicher auf körperfremde Substanzen als andere. Brenda spürte, dass es ihr mit Presomen® nicht gut ging. Sie hat das zwar ihrem Arzt mitgeteilt, doch er hat ihre Empfindungen in keiner Weise ernst genommen. Es ist schon fast eine Ironie, dass sie unter Hitzewallungen und Kopfschmerzen litt, als sie von sich aus versuchte das Presomen® auszuschleichen. Wenn körperfremde Substanzen sich erstmal im Gewebe befinden, dann ist es für den Körper sehr schwierig, sie wieder abzubauen. Bei den meisten Frauen, die Presomen® absetzen, sind die Entzugserscheinungen fast mit denen eines Heroinentzugs zu vergleichen; sehr heftige Entzugserscheinungen wie Kopfschmerzen, Hitzewallungen, nächtliche Schweißausbrüche usw. sind die Regel.

      Ein hormonelles Ungleichgewicht wieder ins Lot zu bringen, lässt einen Patienten meist schneller gesund werden, als dies mithilfe von Medikamenten und Operationen möglich wäre.

      Schuld an Hitzewallungen und nächtlichen Schweißausbrüchen kann LH (luteinisierendes Hormon) sein. Dieses Hormon wird von der Hypophyse (Hirnanhangdrüse) produziert, um die Eierstöcke (Ovarien) zu stimulieren, damit diese mehr Östrogen, Progesteron oder andere Hormone herstellen. Alles, was den LH-Spiegel erhöht, zu wenig Östrogen, Progesteron und vielleicht sogar Testosteron, erzeugt bei Frauen einen so genannten vasomotorischen Effekt wie Hitzewallungen und nächtliche Schweißausbrüche. Wenn man also jemandem Östrogen entzieht, kann das Hitzewallungen verursachen. Manchmal reagiert aber die Hirnanhangsdrüse auch auf zu niedrige Progesteronwerte, indem man also Progesteron verabreicht, können die Hitzewallungen auch verschwinden.

      In einem anderen Kapitel (vgl. S. 116) beschreibe ich, wie man vorgehen sollte, wenn man Presomen® absetzen möchte. Sie sehen, dass es viel Fingerspitzengefühl erfordert, um die Hormone eines Menschen wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

      Warum hat das medizinische Forschungszentrum der Duke-Universität bei Brenda J. versagt?

      Das medizinische Forschungszentrum der Duke-Universität ist eines der angesehendsten in der ganzen Welt. Brenda hat sich dort behandeln lassen, weil sie sich nicht wohl fühle. Es wurden Tests im Wert von 20 000 US-Dollar durchgeführt und am Ende von sechs Wochen wurde sie mit den Worten: „Ihnen fehlt nichts, gehen Sie zu einem Psychiater!“ nach Hause geschickt. Wie konnte so etwas passieren? Wie konnte ein bedeutendes medizinisches Forschungszentrum es versäumen, eine Diagnose zu stellen, nachdem Untersuchungen im Wert von 20 000 US-Dollar durchgeführt wurden?

      Einer der Gründe ist der Folgende (das erlebe ich immer wieder bei konventionell arbeitenden Ärzten): Sie behandeln nicht Patienten, sondern Laborwerte! Sehr wenige Ärzte setzen sich noch mit ihren Patienten zusammen und sprechen mit ihnen. Wenn die Ärzte sich für Brenda Zeit genommen hätten, wäre es unmöglich gewesen, die Vielzahl ihrer Symptome zu übersehen.

      Hinzu kommt, dass die meisten Ärzte zwar Blutproben entnehmen, aber nicht immer auch Hormonwerte untersuchen. Und wenn sie es denn machen, dann meistens nicht die richtigen Hormone. Ich habe mich mit genügend Fällen von hormonellem Ungleichgewicht befasst, sodass ich bereits wusste, dass Brenda unter einer Östrogendominanz und Schilddrüsenunterfunktion leidet, bevor ich ihre Laborwerte zu sehen bekam. Ihre Symptome waren so typisch!

      Es überrascht mich nicht, dass ein medizinisches Forschungszentrum dieser Größenordnung Brendas Symptome übersah. Die Ärzte an der Duke-Universitäz sind sicherlich gute Ärzte, jedoch sind die meisten im akademisch-wissenschaftlichen Denken verhaftet und würden niemals eine untraditionelle Behandlung in Betracht ziehen, solange diese nicht durch doppelblinde Studien bestätigt wurde. Universitäten und deren angeschlossene Krankenhäuser und Kliniken tendieren zum medizinischen Konservatismus. Sie werden auch stark von Pharmafirmen beeinflusst, die die wichtigsten Arzneimittelforschungen finanzieren und so eine Aura von Legitimität im Dunstkreis ihrer Produkte erzeugen. In diesem Zusammenhang werden Ärzte, die natürliche Heilmittel anwenden, nicht ernst genommen. Das medizinische Establishment tendiert dazu, sowohl diese Ärzte als auch deren Behandlungskonzepte abzulehnen.

      Unterfunktion der Schilddrüse

      Zu viel Östrogen und zu wenig Progesteron waren nicht Brendas einzige hormonelle Probleme. Sie litt zusätzlich an einer Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose). Als ihr Körper die richtige Dosis an Schilddrüsenhormonen erhielt, verbesserte sich ihr Stoffwechsel und sie war in der Lage, Fett zu verbrennen. Mit den schwindenden Fettreserven kam ihr Optimismus zurück.

      Die Diagnose der Ärzte lautete zwar, dass Brenda eine Unterfunktion der Schilddrüse habe, aber sie wurde nicht ausreichend therapiert. Die meisten Ärzte wissen nicht, dass es zwei unterschiedliche Schilddrüsenhormone gibt (T3 und T4) – und man beide im Blick behalten muss. Trotz teurer und unzähliger Laboruntersuchungen haben die Ärzte nicht festgestellt, dass Brenda nicht ausreichend Trijodthyronin (T3) produzierte – das Schilddrüsenhormon, welches zu 90 Prozent für die Schilddrüsenfunktion verantwortlich ist. Sie verordneten ihr lediglich ein T4-Präparat (Thyroxin), das eigentlich „nur“ ein Speicherhormon ist, denn T4 muss noch in T3 umgewandelt werden, um überhaupt eine Wirkung entfalten zu können. Brendas Körper war jedoch gar nicht in der Lage, T4 in T3 umzuwandeln (sie litt an einer so genannten – wenig bekannten – Konversionsstörung), weshalb das verabreichte T4-Präparat keine Wirkung zeigen konnte. Ich werde mich eingehend mit der Funktion der Schilddrüse und deren Behandlung in Kapitel 3 befassen (vgl. S. 47).

      Der Einfluss der Pharmafirmen spielt auch hier eine wesentliche Rolle: T4-Monopräparate werden so intensiv beworben, dass die meisten Ärzte nur diese Medikamente zur Behandlung von Schilddrüsenhormonstörungen kennen und nicht wissen, dass es auch Kombinationspräparate (T4 und T3) sowie reine T3-Präparate gibt.

      Sechs Wochen nach ihrem ersten Besuch in meiner Praxis kam Brenda zu einem neuen Termin und wir unterhielten uns, sie erzählte: „In meinem ganzen Leben habe ich habe mich noch nie so wohl gefühlt.“ Das sagt bereits alles über die potente Wirkungskraft der Hormone aus.

      Ein bisschen Prävention

      Ich bin der Meinung, dass Brendas Lebensgeschichte und ihr Kampf mit Östrogen uns etwas sehr Wichtiges lehrt: Es ist einfacher, einer Krankheit vorzubeugen, als sie zu behandeln. Deshalb ist es erforderlich, dass Ärzte sich über Hormone informieren. Dieses Wissen ist fundamental: Wenn man ein hormonelles Ungleichgewicht wieder ins Lot bringt, lässt dies einen Patienten meist schneller gesund werden, als dies mithilfe anderer Medikamente und Operationen möglich wäre. Brenda ist ein typisches Beispiel für die wunderbare Wirkung einer bioidentischen Hormonersatz-Therapie.

      3. Die zwei Arten von Schilddrüsenhormonen

      Die

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