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und im Labor hergestellt. Man kann sie auf Rezept von einer Apotheke beziehen, die dafür zertifiziert ist, individuelle Rezepturarzneimittel selbst herzustellen – solche Apotheken werden als „Compounding Pharmacy“ bezeichnet. Die Zahl dieser Apotheken in den USA, aber auch in Deutschland, wächst (Adressen siehe S. 227).

      Die neue (nicht so viel bessere) Medizin

      Die umfassende Idee, Krankheiten zu verhindern, ist eigentlich einleuchtend – welches Argument könnte dagegensprechen? Früher war die Hauptaufgabe von Krankenversicherungen, Krankheiten zu verhindern, indem eine präventive Medizin stattfinden konnte, weil sie erstattet wurde. In den frühen 1970er-Jahren habe ich als Arzt für die beiden größten US-amerikanischen Krankenversicherungsgesellschaften (Kaiser und Ross-Loos) gearbeitet. Damals wurde jede Laboruntersuchung sowie jede erbrachte medizinische Leistung noch bezahlt. Die Erstattung jeglicher Medikamentenverordnung war selbstverständlich und ich hatte pro Patient etwa eine Stunde Zeit zur Verfügung. Am Anfang wurden diese Versicherungen noch von Ärzten geleitet, deren Hauptaufgabe es war, sich um das Wohlbefinden der Patienten zu kümmern. Irgendwann übernahmen große Konzerne die Krankenversicherungen; präventive Medizin wurde von der Agenda gestrichen und durch das Steuerungsmodell der „Managed Care“ ersetzt (dieses Modell versucht Angebot, Nachfrage und Finanzierung miteinander zu verknüpfen; erste Ansätze dieses Modells werden deutlich in dem Ansatz der „Integrierten Versorgung“. Hierbei wird versucht, die Gesundheitskosten zu senken, ohne die Qualität der ärztlichen Versorgung zu verschlechtern; Anm. d. Übers.). Dahinter stand wahrscheinlich der Gedanke: „Mit wie wenig Geld können wir den Patienten gerade noch am Leben erhalten?“ Das ist ein Zustand, der verständlicherweise weder Ärzte noch Patienten dienlich ist, und sicherlich bald auch den Versicherungen nicht mehr, da der Einfluss durch den Gesetzgeber zunimmt.

      Unter dem Einfluss der Versicherungsgesellschaften hat sich die Medizin verändert. Die zunehmende Spezialisierung der Ärzte hat den Status des Hausarztes gemindert. Die Versicherungsgesellschaften haben die Beitragssätze erhöht, während sie die Leistungen reglementiert haben. Ich hatte irgendwann das Gefühl, dass die Medizin gar nicht mehr in der Lage ist, die Menschen umfassend zu versorgen. Insbesondere war es den Menschen nicht mehr möglich, Vorsorgeangebote in Anspruch zu nehmen. Teure Behandlungen, die höhere Profite versprachen als die gängigen Herangehensweisen, wurden zum medizinischen Standard. Hohe Investitionen wurden getätigt, um die neuesten medizinischen Geräte anzuschaffen, und um diese Kosten zu rechtfertigen, mussten die Patienten herhalten, damit sich diese Investitionen auch irgendwann rechneten. Ärzte wurden zu Technologen. Sie hatten kein Interesse mehr an natürlichen, nicht-invasiven Vorgehensweisen.

      Eine weitere Veränderung zeichnete sich ab, als die Pharmafirmen begannen, größere medizinische Studien, die in Fachzeitschriften veröffentlicht wurden, zu finanzieren. So fingen diese Firmen an, großen Einfluss auf das zu nehmen, was die Ärzte lesen, und auch auf die medizinische Ausbildung. Die Motive der Pharmaunternehmen waren nicht ganz uneigennützig: Es war Teil ihrer Strategie, den Markt zu beeinflussen, nicht anders, als es in der Industrie gemeinhin üblich ist.

      Wie auch immer, Thema dieses Buch sollen nicht amerikanische Medizinstandards sein. Mein Bestreben ist es, einen logischen und verständlichen Zugang zu verschiedenen Behandlungskonzepten darzustellen, die sich von traditionellen Herangehensweisen unterscheiden. Dieses Buch versucht in verständlicher Weise zu erklären, wie der Körper funktioniert, sodass der Leser verstehen kann, wie eine Krankheit entsteht und welche Möglichkeiten es gibt, sie zu heilen.

      Meine Beobachtungen und Empfehlungen in diesem Buch basieren auf 35 Jahren klinischer Erfahrung. Sie werden deshalb keine Hinweise wie Fußnoten, Literaturangaben oder pharmazeutische Doppelblind-Studien finden. Keine der Informationen in diesem Buch sind geheim, aber vieles davon ist revolutionär. Viele Ärzte sind heutzutage der gleichen Meinung wie ich, was die konventionelle medizinische Vorgehensweise betrifft. Es ist eine Bewegung entstanden, die, so glaube ich, innerhalb der nächsten zehn Jahre das Verhalten der Ärzte gegenüber den Patienten grundlegend verändern wird. Unzufriedene, aber informierte Patienten werden von ihren Ärzten verlangen, ihren Gesundheitszustand durch Ausgleichen ihre Hormonhaushaltes mithilfe bioidentischer Hormone zu behandeln.

      Was ist mit der Menopause?

      Besonders kontrovers, mystifiziert und inadäquat ist heutzutage möglicherweise die Herangehensweise der Medizin an die Hormonersatz-Therapie (Hormone Replacement Therapy, HRT). Erst seit Kurzem fangen Frauen an, die Sicherheit von Östrogenen und anderen Hormonen zu hinterfragen, deren Anwendung sich in den letzten 40 Jahren etabliert hat.

      Östrogen kann aggressive Krebserkrankungen, Herzinfarkte, Schlaganfälle und andere Erkrankungen hervorrufen. In Anbetracht durchgeführter Studien, insbesondere der amerikanischen WHI-Studie (Womens Health Initiative) zwischen 1997 und 2002, wird Frauen empfohlen „ihre speziellen Gesundheitsprobleme mit ihren Ärzten zu besprechen“. Leider wissen aber die Ärzte häufig genau so wenig wie ihre Patientinnen. Wenn sie über Hormonersatz-Therapie, insbesondere über die Östrogenersatz-Therapie, gut informiert wären, würden sie diese Hormone erst gar nicht verordnen. Der beste Rat, den diese Ärzte Frauen geben können, ist häufig: „Machen Sie sich keine Sorgen“, oder: „Der Nutzen ist größer als das Risiko“, oder sie geben die Verantwortung zurück an den Patienten mit den Worten: „Entscheiden Sie selbst.“

      Das Niemandsland begrenzten Wissens hat jetzt eine Gruppe von Hormonexperten betreten, die neue Alternativen anbieten. Zum ersten Mal werden Frauen auf bioidentische Hormone aufmerksam. Dennoch darf man den Begriff „bioidentisch“ nicht mit „sicher“ gleichstellen. Das wäre falsch. Ich widme ein gesamtes Kapitel dem korrekten Einsatz bioidentischer Hormone zur Linderung von Wechseljahresbeschwerden (siehe S. 109).

      Etwas ist falsch

      Ich bin besorgt, dass Östrogen immer noch sehr häufig verschrieben wird, obwohl es mit sechs verschiedenen Krebserkrankungen in Verbindung gebracht wird. Obschon es für Patienten mit Osteoporose empfohlen wird, gibt es bisher keine Studien, die einen Nutzen belegen. Es wird zur Vorbeugung von Herzerkrankungen empfohlen, obwohl die letzten fünf größeren Studien eine signifikante Zunahme von Schlaganfällen und Herzerkrankungen unter der Einnahme von Östrogenen gezeigt haben. Und nicht zu vergessen, Östrogen ist lipogen, das heißt, es sorgt dafür, dass der Körper verstärkt Fett einlagert, und führt zu Cellulite.

      Mit Sorge beobachte ich außerdem, dass die am häufigsten verschriebenen Medikamente zur Osteoporose-Therapie oft der Grund sind, warum Menschen zum Gastroenterologen überwiesen werden; diese Medikamente haben große Nebenwirkungen auf den Magen-Darm-Trakt. Ich bin besorgt, dass das am meisten verordnete Medikament für Frauen, die bereits an Brustkrebs erkrankten – derzeit nehmen etwa 700 000 Frauen in den USA das Mittel ein –, noch nie überzeugend eine präventive Wirkung gezeigt hat.

      Es erschreckt mich, dass Ärzte möglicherweise das falsche Hormon für die Entstehung von Prostatakrebs verantwortlich machen, eine Erkrankung, die letztendlich jeden Mann trifft, so er denn lange genug lebt. In diesem Buch werde ich auf diese Probleme und Bedenken eingehen, die mit dem Einsatz der richtigen Hormone aus der Welt geschafft werden können.

      Zuhören

      Eine der häufigsten Beschwerden, die Patienten in meiner Praxis äußern, ist, dass ihr Arzt ihnen nicht zuhört. Während meiner Ausbildungszeit auf der Universität wurde uns gelehrt, dass eine Diagnose zu 90 Prozent aus der Zeit besteht, die sich der Arzt nimmt, um mit dem Patienten zu sprechen. Heutzutage hetzen die meisten Ärzte durch den Tag und versuchen, so viele Patienten wie möglich zu behandeln. Sie haben nicht mehr die Zeit, wirklich zuzuhören. In der Regel bleiben einem Arzt für einen Patienten ungefähr vier Minuten. Doch auch wenn er sich genügend Zeit nimmt für das Gespräch, so tendiert er oder sie dennoch dazu, die Symptome einer Erkrankung statt deren Ursache zu behandeln. Deshalb geht es dem Patienten nach dem Arztbesuch auch meist nicht besser.

      Meine Patienten sind überrascht, wenn ich mir für das erste Gespräch mit ihnen mehr als eine Stunde Zeit nehme. Mich interessiert nicht nur die Krankheitsgeschichte des

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