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gebauten Gerätes wahrnehmen könnte? Was wäre, wenn diese Kraft genau die Ergebnisse hervorbringen könnte, die die Menschen, die den Rekorder aufstellten, erwarten? Auch das erschien absurd. Wie könnte die schwerfällige, alte Mutter Natur den Menschen austricksen? Ist es schließlich nicht nur eine Frage der Zeit, bis wir unsere Umwelt völlig beherrschen? Wir bauen Straßen und fahren mit Autos, wir errichten Einkaufszentren und geben Geld aus, wir bauen Häuser und regeln das Klima darin. Darin sind wir recht gut. Im Laufe der Zeit werden wir sogar immer besser. Oder haben die Naturkräfte und die Wirkkräfte des Universums andere Pläne für uns?

      Diese Ausgangsfrage, die mein Dozent so beiläufig einfließen ließ, entwickelte ein Eigenleben. Er hat damit sicherlich noch einen „Hinweis“ auf unseren Englischkurs verbunden, doch ich erinnere mich an gar nichts mehr, was er nach dieser täuschend verzwickten Frage sagte. Ich vermute, er hat mich tatsächlich aufgeweckt – aber anders, als er es beabsichtigt hatte. Ich erinnere mich kaum, wie ich den Kurs verließ und nach draußen ging. Die frische Morgenluft schlug mir ins Gesicht und ich blickte hinauf in einen wolkenlosen, blauen Himmel.

      Vor fast vierzig Jahren hörte ich diese Frage also zum ersten Mal. Damals glaubte ich, wir hätten bereits die meisten Antworten und unsere wissenschaftliche Methode würde bald alles entdecken, was wir brauchten, um unser Schicksal zu meistern. Und als Meister unseres Schicksals würden wir glücklich und endlich im Frieden sein. Inzwischen sehen wir die Dinge anders.

      Das klassische Doppelspaltexperiment der Quantenmechanik belegt, dass der Vorgang des Beobachtens den Ausgang eines Ereignisses verändert. Dem Geist nach hat die neue Wissenschaft die Frage beantwortet, die mein Englischlehrer vor so langer Zeit stellte. Wir wissen jetzt mit absoluter Gewissheit: Wenn im Wald ein Baum umfällt und jemand da ist, der das beobachtet, dann läuft das Ereignis anders ab. Und nun halten Sie Ihren Hut, Ihre Kappe fest: Die neuesten Untersuchungen legen nahe, dass jedes Ereignis nur eine Möglichkeit ist [engl.: potential]. Das heißt aber, es gibt unendlich viele Möglichkeiten, wie sich die Dinge entwickeln können. Eine Situation bleibt gleichsam in Saatform und entwickelt sich erst dann, wenn sie beobachtet wird!

      Bleiben Sie ganz ruhig! Sie brauchen hier keine Grundkenntnisse der Quantenphysik. Glücklicherweise setzt Ihr innerer Friede kein intellektuelles Verständnis dafür voraus. Ich erwähne es nur, um Ihnen eine andere Sichtweise auf Ihre Welt vorzustellen. Denn wie Sie bald erkennen werden, ist eine Änderung der Sichtweise der erste Schritt hin zu einem sinnvollen Leben, das frei von Leiden ist und in dem sich Ihr tiefster Wunsch erfüllt.

      Zwei einfache Regeln

      Ein „Umschalten“ Ihrer Wahrnehmung kann viel Verwirrung aus Ihrem Leben beseitigen. Ich möchte Ihnen zwei einfache Regeln vorstellen; sie erleichtern Ihrem Verstand diesen Wechsel der Sichtweise, der selbst erzeugte Leiden massiv lindern kann. Mein ganzes Erwachsenenleben hindurch habe ich mich von diesen beiden einfachen Einsichten leiten lassen. Sie haben mir Trost gespendet und eine Richtung gewiesen:

      • Die erste Einsicht lautet: „Das Leben ist Harmonie.“ Das heißt, es herrscht immer eine Ordnung im Universum, auch wenn es nicht so erscheint.

      • Das zweite Diktum lautet: „Die Welt ist nicht so, wie ich sie wahrnehme.“ Mir ist es unmöglich, in jeder sich mir bietenden Situation alles zu wissen, zu fühlen oder wahrzunehmen – deshalb ist mein Verständnis zwangsläufig lückenhaft.

      Diese schlichten Sentenzen haben meine persönliche Entwicklung tiefgehend beeinflusst. Wenn die Welt nicht in Harmonie wäre, könnte ich Leiden oder eine Einschränkung als natürlich akzeptieren. Wenn ich den Eindruck hätte, meine Sicht der Welt sei vollständig, dann könnte ich meine Einstellung als die „korrekte“ empfinden. Wann immer ich ins Stocken geriet oder mich in eingefahrenen Geleisen bewegte, rief ich mir selbst ins Gedächtnis, dass das Leben im Grunde genommen freudvoll sei und dass meine Wahrnehmung diese Fülle nicht widerspiegele.

      Schon bald schaute ich hinter die Kulissen. Allmählich brachten die beiden einfachen Regeln mich dazu, meinen Griff zu lockern und das Leben wie eine dahinplätschernde Melodie an mir vorüberziehen zu lassen. Das ist übrigens eine recht gute Analogie. Wir genießen Musik dann am intensivsten, wenn wir die Melodie wie einen Fluss durch unser Bewusstsein strömen lassen. Falls wir auch nur an einer einzigen Note festhalten, entgeht uns die Gesamtwirkung der Komposition. Unser Leben sollte, genau wie Musik, frei dahinfließen können. Indem wir an Menschen, Vorstellungen und Dingen festhalten, unterbrechen wir den Fluss und machen die Melodie zunichte.

      Sie und ich, wir sind gleich und wir sind völlig verschieden. Wir verbinden uns miteinander über unsere Gleichheit. Unsere Unterschiede verleihen unserer Gleichheit Süße. Wenn diese beiden Gegensätze ins Gleichgewicht kommen, profitiert davon alles. Das war immer schon das Rezept für ein erfülltes und erfolgreiches Leben. Ich teile Ihnen dies hier nicht deshalb mit, weil ich glaubte, Sie wüssten es nicht, sondern weil Sie es vergessen haben könnten.

      Nach diesen beiden genannten Prinzipien also lebe ich, nicht aufgrund einer umständlichen Philosophie, sondern weil sie aus meinem früheren Leben als Kind zu mir kamen. Sie waren die Leitsterne der Kindheit, bevor ich die Zeit lernte und der Raum angefüllt wurde mit „notwendigen“ und „praktischen“ Werkzeugen für ein erfolgreiches Leben. Falls Sie die Gültigkeit dieser beiden einfachen Regeln überprüfen wollen, dann fangen Sie nicht an, sich an Vergessenes zu erinnern. Beginnen Sie da, wo Sie jetzt gerade sind, sodass nicht Ihre Hoffnungen oder Erinnerungen die Regie über Ihr Denken und Handeln gewinnen.

      Sie bekommen, was Sie erwarten

      Subtil und tiefgreifend wirken wir selbst auf alles und auf jeden um uns herum ein. Alles ist sozusagen unter Kontrolle – nur nicht unsere Art zu denken. Wir bewirken, dass Dinge geschehen, aber nicht durch unser Handeln. Veränderung vollzieht sich durch einfaches Beobachten. Und wer behauptet, Wissenschaft sei langweilig? Bis zur Entdeckung dieses Phänomens glaubten wir, wir könnten das Leben beobachten, ohne es zu verändern. Die klassischen Wissenschaftler lehrten uns, „objektive Beobachter“ zu sein. So etwas gibt es gar nicht, wie sich inzwischen herausgestellt hat. Wir können gar nicht existieren, ohne jedes andere Ding in der Schöpfung zu beeinflussen. Diese Entdeckung hat sehr tiefgreifende Konsequenzen. Was wir für offensichtliche Kontrolle über einen Gegenstand oder ein Ereignis halten, ist in Wirklichkeit eine illusionäre Kontrolle.

      Und zwar aus folgendem Grund: Bevor etwas geschaffen wird oder zustande kommt, ist es gemäß der Quantenphysik eine Wolke von Energie, die darauf wartet, dass ihr jemand (ein Beobachter) eine Richtung weist. Diese Energie nimmt um unsere Erwartungen herum Form an. Wenn wir ein Problem angehen, betrachten wir es zuerst. Sobald wir das Problem betrachten, beginnt der Same der Veränderung bereits zu sprießen. Schon der Beobachtungsvorgang setzt die Lösung in Gang – in die von uns erwartete Richtung. Nun ja, zugegeben, es ist etwas verzwickter, als hier beschrieben, sodass wir nicht immer das bekommen, was wir erwarten. Dennoch ist diese Entdeckung von beachtlicher Bedeutung. Sie besagt nämlich, dass sich Ereignisse in die von uns erwartete Richtung bewegen. Das verleiht unseren Erwartungen meiner Ansicht nach eine ziemliche Bedeutung.

      Interessant ist, dass die meisten von uns Probleme erwarten. Warum auch nicht? Unsere Eltern und deren Eltern taten das ja auch. Ja, das ganze Kollektivbewusstsein der Menschheit scheint mit Leiden und Kampf gerechnet zu haben, und zwar weit über die Erinnerung hinaus. Der Kreislauf ist ungebrochen, mal abgesehen von einigen wenigen Koryphäen und liebenswürdigen Gemütern in jeder Generation.

      Außergewöhnliche Menschen

      Es gibt Menschen, die andere Erwartungen hegen als die meisten von uns. Diese Menschen haben das Erwachsenenalter erreicht und dabei die Arglosigkeit, Freude und Kraft der Kindheit nicht verloren. Sie sind selten, aber vielleicht haben Sie das Glück, einen von ihnen persönlich zu kennen. Diese bemerkenswerten Menschen sind zufrieden, wie sie sind und wo sie sind, und sie sprechen stark auf Schönheit an. Sie werden weniger von egozentrischen Bedürfnissen angetrieben; dafür sind sie anderen gegenüber hilfsbereiter und für deren Bedürfnisse empfänglicher. Angst kennen sie weniger. Sie sind kreativ, erfinderisch und spielerisch. Sie sind liebenswert, schelmisch und humorvoll.

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