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es in Ruhe! [Engl.: Find it, fix it and leave it alone!] Dieses philosophische Prinzip bietet eine tiefe Einsicht, wie die universelle Ordnung sich manifestiert und wie Beobachten wirkt.

      Wie schwer ist es, den Schnitt heilen zu lassen, wenn Sie sich in den Finger geschnitten haben? Müssen Sie dem Schnitt gut zureden, ihn ermuntern, für ihn beten oder ihn bestechen, damit er heilt? – Sie brauchen nichts zu tun. Die Kraft oder Macht, die den Körper schuf, heilt ihn auch. Vielleicht sollten Sie etwas tun, um die Heilung zu unterstützen, etwa die Wunde säubern und ein Pflaster daraufkleben. Doch die Heilung vollzieht sich, weil die universelle Energie oder Ordnung sich als Leben in Ihrem Körper ausdrückt. Zum Vergleich: Reinigen Sie eine Wunde an einem Leichnam, kleben Sie ein Pflaster darauf und beobachten Sie, ob da ebenfalls Heilung stattfindet …

      Im Prozess des Sterbens sehen wir eine andere Energie bzw. Ordnung am Werk, die Ordnung des Abbauens, des Zerstörens. Auch sie ist ein Ausdruck der universellen Ordnung. Sie ist nicht schlecht, nur anders.

      Ohne diese Zerstörung, den Abbauprozess wären wir ganz schön in der Bredouille. Der Tod ist ein natürlicher Teil des Lebens und muss zugelassen werden, damit das Leben sich entwickeln kann. Wenn sich eine Knospe an einem Kirschbaum öffnet, freuen wir uns über ihre Schönheit. Wenn die Blüte zu verwelken beginnt und „stirbt“, freuen wir uns wieder, denn bald werden die Früchte schwer an den Kirschbaumzweigen hängen. Sobald die Früchte verfaulen und mit Samen zu Boden fallen, freuen wir uns erneut. Ein neuer Baum wird geboren und dann auch wieder sterben. Kein Ding, keine Idee und kein Ereignis sind von diesem kosmischen Kreislauf ausgenommen. Selbst der Wunsch, den Tod zu überwinden, wird sterben. Wenn das Verlangen, den Tod zu besiegen, schließlich stirbt, entsteht eine Lücke, die frei ist vom Willen. In dieser Lücke, jenseits des Wunsches zu leben, ist der Vorläufer des Selbst begründet, das, was nie geboren wurde und niemals stirbt.

      Falls Ihnen das alles zu geheimnisvoll oder mystisch klingt, verwerfen Sie dieses Denken dennoch nicht achtlos. Selbst die Sprache der Wissenschaft von heute klingt befremdlich rätselhaft und undurchsichtig. Doch das erscheint nur dem an bestimmte Begriffe gebundenen Verstand so. Was der Verstand nicht erfassen kann, das lässt sich ganz einfach und in einem einzigen Moment erfahren. In Kürze lernen Sie, aus Ihrem Verstand „herauszutreten“ und ein reiner Beobachter zu werden. Eine einfache Verlagerung der Sichtweise – und Ihr Leben wird sich für immer verbessern.

      Kerngedanken von Kapitel 2

      • Wir gehen Probleme so an, als ob wir eines Tages frei davon wären.

      • Wir können unsere Welt nicht mit der Brachialgewalt des Intellekts erobern.

      • Folgende beiden einfachen Regeln verändern unsere Wahrnehmung und befreien uns vom Leiden:

      1. Es herrscht immer Ordnung im Universum.

      2. Die Welt ist nicht so, wie ich sie wahrnehme.

      • Was wir für offensichtliche Kontrolle über einen Gegenstand oder ein Ereignis halten, ist in Wirklichkeit eine illusionäre Kontrolle.

      • Menschen, die die Transzendenz realisieren (vollziehen), haben ihr Gefühl von Individualität aufgegeben zugunsten des Gefühls von Universalität.

      • Langeweile ist ein sicheres Anzeichen dafür, dass Sie versuchen, Ihr Leben zu Ihrem persönlichen Vorteil zu kontrollieren.

      • Tun resultiert ganz natürlich aus dem Beobachten, nicht aber aus dem Planen.

      • Der Tod ist ein natürlicher Teil des Lebens und er muss zugelassen werden, damit das Leben sich entwickeln kann.

      3. Wie der Verstand funktioniert

      „Der Verstand muss lernen, dass jenseits des unruhigen Verstandes als Hintergrund das Gewahrsein existiert, das sich nicht verändert.“

       Nisargadatta Maharaj

      Der unbeaufsichtigte Verstand hat eine Welt voll Kummer hervorgebracht. Wir werden sehr davon profitieren, uns die Wirkungsweise des zerstreuten Verstandes kurz anzusehen.

      Denken

      Wenn Sie eine Handlung ausführen wollen – etwa: von Ihrem Stuhl aufstehen, das Zimmer durchqueren und das Licht einzuschalten –, was muss dann als Erstes in Ihrem Kopf stattfinden? – Richtig, Sie brauchen zuerst einen Gedanken, bevor Sie eine Handlung ausführen. Der Gedanke mag bewusst sein oder unbewusst, doch in beiden Fällen ist es ein Gedanke. Gedanken steuern und kontrollieren auch unsere Sinne. Allein das Betätigen eines Lichtschalters erfordert eine beträchtliche Koordination zwischen Geist und Körper. Ihr Sehsinn muss Ihre Hand zum Lichtschalter „geleiten“. Ihr Geist passt Ihre Handhaltung laufend neu an, wenn Sie zum Schalter greifen. Er spürt den Schalter und hört beim Einschalten das vertraute Klicken.

      Ihre Augen übermitteln Ihnen, dass Ihr Einsatz erfolgreich war, und als Folge davon ist Ihr Leben etwas heller und freundlicher. Diese einfache Meisterleistung ist unendlich komplizierter, als ich es hier beschrieben habe. Doch das Grundgerüst stimmt und ist für unsere Zwecke ausreichend vollständig.

      Ich würde gern kurz den Unterschied zwischen Gehirn und Verstand (oder Geist) erklären – zumindest, wie ich die beiden Begriffe im vorliegenden Buch benutze. Einige Quellen verwenden die Begriffe Gehirn und Verstand synonym. Manche behaupten, das Gehirn bringe den Verstand (den Geist) hervor, andere vertreten genau das Gegenteil. Für uns wäre es kontraproduktiv, uns in die schon lange währende Diskussion einzumischen. Das Gehirn ist eine physische Struktur, die physischen Gesetzen unterliegt. Der Verstand gehört ganz offensichtlich zum mentalen Modell. Und wie wir noch sehen werden, hat er mit Denken, Fühlen, Erinnern und ein paar anderen feinen Dingen zu tun, auf die ich bald eingehen werde.

      Fühlen

      Wir haben eben herausgefunden, dass Denken notwendig ist, damit Handeln stattfinden kann. Denken beeinflusst Handeln. Doch was beeinflusst unser Denken? – Wieder richtig: Das Fühlen beeinflusst das Denken. Bezweifeln Sie das? Wahrscheinlich schon, wenn Sie sich als jemanden betrachten, der an das Leben objektiv herangeht. Aber der wissenschaftliche Denker, der glaubt, er könne sich von Einflüssen fernhalten (darunter auch das Fühlen) und völlig objektiv sein, ist eine vom Aussterben bedrohte Spezies. Die Quantenmechanik hat eindeutig nachgewiesen: So etwas wie einen objektiven Beobachter gibt es nicht. Die rein logische, analytische und objektive Sichtweise ist eine Illusion.

      Auf der tiefsten Ebene des Lebens gibt es nur Wellen. Gedanken sind Wellen und Gefühle sind andersartige Wellen.

      Das Fühlen beeinflusst das Denken. Wenn Sie auf einen Freund wütend sind, hegen Sie ihm gegenüber wütende Gedanken. Die Wut wirkt dann wie ein Motor, der Ihre Gedanken antreibt. Vielleicht ertappen Sie sich sogar dabei, auf eine Art zu denken, die zu weniger emotionsgeladenen Zeiten lächerlich erscheint. Ein misstrauischer Liebhaber wird Untreue sehen, wo es gar keine Untreue gibt. Ein wütendes Kind wünscht sich vielleicht, seine Eltern seien tot. Gefühle können unser Denken völlig verzerren und uns die Wirklichkeit ganz anders wahrnehmen lassen. Das Denken wirkt auch auf die Gefühle ein.Von diesen beiden sind die Gefühle jedoch subtiler und wesentlich machtvoller.

      Sicherheit

      Was beeinflusst unser Fühlen? Was entscheidet, ob ein Gefühl erhebend und liebevoll oder zerstörerisch und schmerzlich ist? Einfach ausgedrückt werden unsere Gefühle davon beeinflusst, wie sicher wir unserer Meinung nach sind. Unsere Sicherheit stützt sich darauf, wie sicher wir die Lage wahrnehmen.

      Nehmen wir einmal an, Sie hätten 18 Jahre lang für eine Firma gearbeitet. Wie viele andere Unternehmen steht auch Ihres vor einem Berg von Problemen und eine Korrekturmaßnahme soll Stellenabbau sein. In Ihrem Büro sind schon mehrere Leute entlassen worden. Es kursiert das Gerücht, die ganze Abteilung werde aufgelöst.

      Sie sind ein vorbildlicher Mitarbeiter. Sie sind loyal, energiegeladen und haben in den 18 Jahren nur 17 Mal gefehlt. Sie sind ein Teamarbeiter

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