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Problemlösungsfähigkeit. Menschen, die Ihrem Selbst regelmäßig Zeit widmen, leben länger, friedlicher und dynamischer, als wenn sie das nicht täten. Und sie verursachen uns Übrigen weniger Probleme.

      Nun mögen Sie fragen: „Wie kann ich durchs Leben gehen, ohne zu denken? Werde ich da nicht nur ziellos umhertappen und gegen Dinge stoßen?“

      Machen Sie sich bereit für das Unglaubliche: Sie können beides – Sie können Ihres Selbst gewahr sein, während Sie gleichzeitig denken und fühlen und Kinder aufziehen. Ja, Sie werden sogar bei den profansten Haushaltspflichten mehr Freude empfinden, wenn Sie dabei des „unsinkbaren“ Selbst gewahr sind.

      Ihres Selbst gewahr zu sein, während Sie Ihren Tätigkeiten nachgehen, das ist die Erfüllung Ihres tiefsten Wunsches.

      Sie sehen, Sie können auf zwei Hochzeiten tanzen. Doch bevor wir diese Idee, dieses Konzept besser in den Griff bekommen, müssen wir noch ein wenig an den Grundlagen arbeiten. Ich bitte Sie, weiterhin ungefähr eine Minute pro Stunde Ihr Denken anzuhalten. Achten Sie darauf, wie das regelmäßige Erfahren des Selbst Ihr Leben verändert. Falls Sie irgendwann eine Form von Negativität erleben, erinnern Sie sich einfach daran, Erfahrung 1 häufig durchzuführen. Wenden Sie die Übung nicht an, um die Negativität zu bekämpfen. Das wird nicht klappen. Machen Sie einfach die Erfahrung und achten Sie auf alle Veränderungen. Verhindern Sie die Erfahrung nicht, beobachten Sie sie. Von Ihrem Üben werden Sie doppelt profitieren, weil dadurch auch der Inhalt der nächsten Kapitel für Sie mehr Sinn ergibt. Danach sind Sie bereit für weitere Erfahrungen.

      Kerngedanken von Kapitel 1

      • Glücksgefühle sind Teil des Problems, nicht das Heilmittel.

      • Innerer Friede ist nicht durch Anstrengung zu erreichen.

      • Es gibt nur eine Lektion zu lernen: Werden Sie Ihres Selbst gewahr!

      • Probleme lösen sich mühelos auf, wenn man des Selbst gewahr wird.

      • Innerer Friede ist eine Begleiterscheinung, ein Anzeichen von Selbst-Gewahrsein.

      • Der erste Ausdruck des reinen Gewahrseins ist das grenzenlose Selbst.

      • Das Selbst ist jenseits der Sinne und jenseits der Gedanken, es lässt sich aber leicht als Nicht-Erfahrung erfahren.

      • Das „Ich“ ist die individuelle Persönlichkeit, die sich im Laufe Ihres Lebens verändert (hat).

      • Selbst-Gewahrsein ist die Erfüllung Ihres tiefsten Wunsches.

      2. Mit neuen Augen sehen

      „Angesichts der Ideen und Konzepte, die sich inzwischen als fundamental für unser Verständnis der Natur erweisen, gleicht das Universum allmählich eher einem großen Gedanken als einer großen Maschine.“

       Sir James Jeans

      Die Art und Weise, wie wir derzeit unser Leben führen, uns verwirklichen und zum Ausdruck bringen, funktioniert nicht. Innerer Friede ist zum Gespenst geworden, zum Stoff für Märchen und Mythen. Warnzeichen finden wir rundum. Doch wir entscheiden uns dafür, Schlafwandlern gleich an ihnen vorüberzugehen, unseren Blick in die Zukunft gerichtet. Wir sind überzeugt: Wenn wir hart arbeiten, unsere Familie lieben und unsere Steuern bezahlen, dann werden wir mit den Dingen belohnt, die wir uns wünschen, die wir begehren. Diese Form des Schlafwandelns erreicht epidemische Ausmaße. Ein kurzer Blick auf unseren eigenen Zustand und den der übrigen Welt sollte uns rasch aus diesem Albtraum reißen. Das bloße Hinschauen sollte uns schon deutlich vor Augen führen, dass unsere vertraute Lebensweise nicht funktioniert.

      Warum ist das so? Ganz einfach, wir leben eine Lüge. Wir glauben, wenn wir nur weiterhin an unseren Problemen herumpickten, würden wir eines wunderbaren Tages aufwachen und alle unsere Probleme wären auf magische Weise gelöst. Ist das bisher Ihre Erfahrung? Kennen Sie jemanden, die oder der frei von Problemen ist? Haben Geld, eine gute Gesundheit, Wohltätigkeit oder irgendeine andere Bemühung jemals auch nur einen Menschen in den erhabenen Zustand der „Problemfreiheit“ versetzt? Keineswegs. Trotz erdrückender Gegenbeweise handeln wir weiterhin so, als wären wir eines Tages frei von Problemen.

      Das Erbe Newtons

      Haben Sie schon einmal den Spruch gehört: „Je mehr man weiß, desto sicherer weiß man, dass man nichts weiß.“? Oder wie steht es mit diesem: „Wenn ich ein Problem löse, treten zwei andere an seine Stelle.“? In diesen Aussagen verbirgt sich die Erkenntnis, dass wir unsere Welt nicht mit der Brachialgewalt des Intellekts bezwingen können. Der Einfluss der newtonschen Physik spornt uns an, mehr Informationen zu sammeln und auf das jeweilige Problem anzuwenden. Die Idee dahinter besagt: Wenn wir endlich genug Informationen zusammengetragen haben, werden wir unser Schicksal meistern. Das wird das Ende des Leidens bedeuten … Diese Herangehensweise funktioniert gut bei eng umrissenen Herausforderungen, etwa bei einem Leck in einem Rohr, bei einer quietschenden Schaukel im Garten, bei einem noch nicht perfekten Golfschlag, bei übermäßigem Essen oder beim Erlernen der japanischen Sprache. Dieser Ansatz kann aber nicht die schwerwiegenden Konflikte lösen, die unser Leben ausmachen.

      Und zwar deshalb nicht, weil unser Leben in seiner Komplexität unser Verständnis übersteigt. Wir können gar nicht alles wissen, was wir wissen müssten. Schon für die einfache Tätigkeit, dieses Buch zu halten und seinen Inhalt zu lesen, müssen Billionen von Nervenimpulsen pro Sekunde an den Synapsen feuern. Und dabei geht es nur um den physischen Vorgang des Lesens. Können Sie sich vorstellen, welcher ordnenden Kraft es bedarf, um diese elektrischen Impulse in Verständnis, in anwendbares Wissen umzuwandeln? Ich nicht. Das übersteigt mein geistiges Verständnis, weil es über meinen Verstand geht. Und jetzt kommen wir zum Kern des Problems.

      Die klassische Physik, die großenteils auf den Erkenntnissen von Sir Isaac Newton basiert, ist seit mehr als 200 Jahren der „Plan“, nach dem wir leben. Sie geht an die uns bekannte Welt mit den Sinnen heran, die Welt mit ihren Bäumen, dem Himmel, den Autos und Gebäuden, den Arbeitsplätzen und Familien. Doch in unserem Leben gibt es noch viel mehr als das, was wir sehen, schmecken oder hören. Da gibt es das ganz Große und das ganz Kleine, die Galaxien im Kosmos und die tanzenden Energien im Inneren der Atome. Diese Welten beeinflussen uns ebenso stark wie oder stärker als unsere Arbeit und unsere Familie. Solange wir glauben, sie wirkten sich nicht in nennenswerter Weise auf unsere Lebensweise aus, stecken wir sozusagen den Kopf in den Sand.

      Wenn im Wald ein Baum umfällt …

      Die Quantenphysik erforscht das „Leben“ jenseits unserer Sinne. Bedeutende Erkenntnisse der letzten paar Jahre sind so erstaunlich, dass sie schon fast mystisch sind. Eine solche Erkenntnis hilft uns, unser Problem mit den Problemen zu verstehen:

      Die Quantenmechanik zeigt uns, dass wir, wenn wir einen Vorgang beobachten, das Ergebnis dieses Vorgangs tatsächlich beeinflussen. In meinem ersten Studienjahr hatte ich einen Englisch-Grundkurs, der dreimal in der Woche morgens um acht Uhr stattfand. Ich liebte Englisch und hasste die frühe Zeit. An einem feucht-kalten Novembermorgen hingen die Wolken wie graue Baumwolle knapp über den Bäumen. Im Unterrichtsraum war es heiß und genauso trostlos wie das Wetter. Ich war schon bei meiner zweiten Tasse Kaffee und setzte mich an einen Tisch in der letzten Reihe. In seiner Begeisterung über seinen ersten Lehrauftrag war der junge Dozent weit enthusiastischer, als ein Englischlehrer das eigentlich sein durfte. War ihm denn nicht klar, welche Tageszeit es war? Ohne irgendeine Einleitung lächelte er uns an, als wollte er mit seinem Lächeln sagen: „Damit werde ich Sie aufwecken“, und fragte uns: „Wenn im Wald ein Baum umfällt und niemand es beobachtet, ertönt dann ein Geräusch?“

      Mein erster Gedanke war: Selbstverständlich macht ein umstürzender Baum ein Geräusch, wenn niemand da ist. Was für eine absurde Frage! Und dann drängte sich aus der hintersten Ecke meines Geistes ein anderer Gedanke nach vorn. „Und was wäre, wenn er kein Geräusch machte?“ Wie könnten wir das herausbekommen? Wir könnten eins der modernen Tonaufzeichnungsgeräte aufstellen, das würde die

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