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während der im darauffolgenden Jahr eintretenden neuen Schwangerschaft begleiteten wir zur psychischen Stabilisierung mit psychologischer Kinesiologie. Der Sohn Johannes wurde gesund geboren. Er war recht zierlich und in seiner Konstitution ein wenig empfindlich, aber grundsätzlich gesund. Leider konnten einige Belastungen im Lebensumfeld der Familie bislang nicht geändert werden; insgesamt jedoch sind Mutter und Sohn auch heute, fast zwanzig Jahre später, gesund und glücklich.

      Diesem zaghaften Einstieg folgten viele weitere Chancen, den analytischen Muskeltest in einer gut laufenden, meist vollen Landarztpraxis einzusetzen und zu erproben. Dank des positiven Feedbacks wichen meine Vorbehalte und ich konnte diese Hilfe immer selbstverständlicher anbieten. Ich bin dankbar für die vielen Tausend Male, in denen ich auf Bereitschaft zum Testen stieß; ich habe daraus unglaublich viel gelernt und davon wiederum haben inzwischen unzählbar viele Patienten profitiert. Darüber hinaus habe ich meine Kenntnisse und Erfahrungen in Seminaren an zahlreiche andere Therapeuten weitergeben dürfen, die ihrerseits wiederum mit der analytischen Kinesiologie nun schon seit vielen Jahren großartige Arbeit leisten.

      Im Alltag meiner Hausarztpraxis wandelte sich diese Muskeltestmethode der Kinesiologie, sie entfernte sich immer mehr vom ursprünglich Erlernten, sie machte sich sozusagen selbstständig. Sie wurde mehr und mehr zu einem flexiblen Instrument und fügte sich geschmeidig den Ansprüchen einer suchenden Medizin; sie wurde zu einem soliden Handwerkszeug und allmählich entdeckte ich durch die Reduktion auf das Wesentliche auch ihre Grundprinzipien und immer mehr Erklärungen für ihre Funktionsweise.

      Genau diese Facette ist es, die das Testverfahren geradezu sensationell erfolgreich macht, denn sie erlaubt Rückschlüsse und damit Erkenntnis – und welches andere Instrument kann das leisten?

      Dieser analytische Muskeltest stellt keine eigenständige Behandlungsform dar, sondern führt nur zur idealen Therapie hin. Er ist nicht wirklich eine „Methode“ (mit Alleinstellungsanspruch), sondern eher ein Prinzip, die praktische Umsetzung eines Naturgesetzes. Er ist schlicht und undogmatisch und so lässt er die wirklichen Segnungen der Schulmedizin gleichberechtigt stehen neben wirkungsvollen Alternativtherapien und der Erkenntnis der eigentlichen Krankheitsursachen. An dieser „Brücke“ zu bauen, die keine bestimmte medizinische Richtung vorschreibt, das ist mein größtes Anliegen.

      Die Kinesiologie, die heute ein vielfältiges Gesicht mit unterschiedlichsten Ausrichtungen zeigt, entwickelte sich in den Sechziger- und Siebzigerjahren des 20. Jahrhunderts in Amerika aus dem Zusammenwirken mehrerer Therapeuten. Die Chiropraktiker George Goodheart und John Thie erforschten Wechselwirkungen im menschlichen Organismus zwischen Muskulatur und Wirbelsäule einerseits und inneren Organen andererseits. Sie legten dabei im Wesentlichen das Meridiansystem der traditionellen chinesischen Medizin zugrunde, erarbeiteten die Bezüge der Meridiane zu spezifischen Muskeln und entwickelten die Methode, die Funktion dieser Muskeln und damit die Integrität des jeweiligen Meridians zu überprüfen. Energetische Beeinträchtigungen der Muskeln weisen dabei auf Störungen im zugehörigen Meridian hin, dem wiederum nicht nur Organe, sondern auch Drüsen, Gewebestrukturen, Sinnesorgane, Emotionen und mehr zugeordnet werden. Durch Stimulieren bestimmter Reflexpunkte lassen sich die gestörten Meridiane harmonisieren und „geschwächte“ Muskeln stärken.

      Damit integrierten Goodheart und Thie auch die Entdeckungen von Frank Chapman und Terrence Bennet in ihre Arbeit. Chapman fand Punkte und Zonen auf der Körperoberfläche, die mit den Meridianen reflektorisch verbunden sind. Eine leichte Reizung dieser Zonen, etwa durch Reiben, regt die Lymphzirkulation an und entgiftet auf diese Weise die entsprechenden Körperregionen. Bennet entdeckte, dass die Berührung bestimmter Punkte am Kopf die Durchblutung korrespondierender Gehirnareale steigerte – die Grundlage vor allem für emotionalen Stressabbau.

      Die Entwicklungsarbeit von Goodheart und Thie ist die Basis der meisten kinesiologischen Richtungen, vor allem des Touch for Health, das zur Selbsthilfe und Gesundheitsvorsorge entwickelt wurde. Auf dieser Grundlage entstanden weitere kinesiologische Varianten mit unterschiedlichen Anwendungsgebieten, von denen ich zwei besonders erwähnen möchte: die emotionale Balancierung und Brain-Gym® als Methode zur Förderung des Lernens.

      Die Amerikaner Gordon Stokes und Daniel Whiteside entwickelten die Grundlagen des Touch for Health weiter, um speziell an emotionalen Blockaden zu arbeiten. Mit ihren Techniken und Übungen, die sie unter dem Namen Three in One Concepts® zusammenfassten, lassen sich untaugliche, meist vor langer Zeit erworbene Reaktionsweisen aufdecken und in gewünschter Ausrichtung neu bahnen. Weitere Pioniere waren Wayne Topping (Das Muskeltest-ABC) und der Psychiater Dr. John Diamond, der mit seinem Buch Der Körper lügt nicht die Kinesiologie einem breiten Publikum zugänglich machte. (Beide Bücher sind im Verlag VAK erschienen.)

      Die Kinesiologie wurde und wird durch die unterschiedlichsten Bedürfnisse und Ideen ihrer Anwender ständig weiterentwickelt. Der Professional Kinesiology Practitioner und die Behavioural Kinesiology weisen zum Teil schon ein wenig in Richtung auf unsere Arbeit, indem sie die Einflüsse des Lebensumfelds auf den Organismus untersuchen. Andere Varianten widmen sich verschiedenen Spezialgebieten, bei denen die Kinesiologie als solche nur noch eine untergeordnete Rolle spielt.

      Hervorheben möchte ich noch eine äußerst effektive Richtung, die wir primär der Arbeit von Gail und Paul E. Dennison zu verdanken haben: die Edukinestetik mit ihrem Übungsprogramm Brain-Gym®. Diese Methode erreicht mit einfachen Bewegungsübungen die optimale Koordination beider Gehirnhälften und trägt damit zur Maximierung von Konzentration, Denkvermögen und Kreativität bei. Hierüber gibt es umfangreiche Literatur, die auch gut zum autodidaktischen Studium geeignet ist. Schulen öffnen sich zunehmend dieser überzeugenden Lernhilfe; interessierten Lehrern, Erziehern und Eltern wird eine große Auswahl von Kursen angeboten.

      In ähnlicher Weise hat sich die Kinesiologie in unseren Händen gewandelt und den Erfordernissen unserer Arbeit angepasst. Die Bedingungen in einer großen Hausarztpraxis ließen den umfassenden Einsatz etwa des klassischen Touch for Health zeitlich nicht zu; außerdem war meine Intention ohnehin nicht nur, eine regulierende Therapie zu finden. Ich erahnte im Muskeltest die Möglichkeit, eine Antwort auf meine eigentlichen Fragen nach Gesundheit und Krankheit zu finden. Ich brauchte einfache und praktikable Hilfsmittel, um individuell und effektiv zu klären:

      1. Was liegt vor?

      2. Wie ist es dazu gekommen?

      3. Welches ist die optimale Therapieform?

      Solange man, wie Goodheart und andere, auf der physiotherapeutischen Ebene arbeitet, ist das Touch for Health eine ideale Methode: Sie bleibt völlig im neuromuskulären Funktionssystem, sowohl diagnostisch wie therapeutisch wie auch klinisch betrachtet. Aber schon die damals erste Patientin, die verzweifelt Rat suchte und der ich den Test anbot, benötigte eine Antwort auf die Frage, warum ihr erstes Kind tot zur Welt gekommen war und was sie tun konnte, um dies beim zweiten Kind zu verhindern. Eine Balancierung mit Touch for Health allein hätte ihr sicherlich nicht dasselbe Vertrauen vermittelt wie die (für sie nachvollziehbare) Erkenntnis, was ihrem Körper geschadet hatte. Diese Erkenntnis ließ sich aber erst durch modifiziertes Arbeiten mit dem Muskeltest ermitteln.

      So entwickelte ich im Laufe der Jahre durch tausendfache praktische Anwendung in meinen Sprechstunden ein strukturiertes System, das mir über den Muskeltest eine Krankheitsanalyse und das Verständnis für die jeweiligen Ursachen und Auslöser vermittelte. Damit wird einerseits die Therapie zur logischen Antwort auf die ursächliche Schädigung, andererseits motiviert die Erkenntnis den Patienten eher zu den notwendigen Konsequenzen in der Lebensführung (beispielsweise Zahnbehandlung, Narbenentstörung, spezifische Toxinausleitung, Trauma-Aufarbeitung, Ernährungsumstellung oder Ähnliches). Diesen Weg möchte ich Ihnen als Gerüst für einen vielfältigen Einsatz im Sinne von Gesundheit und Heilung vorstellen.

      Die oben erwähnten Wechselwirkungen zwischen Reflexpunkten, Muskeln und inneren Organen sind therapeutisch zweifellos effizient. Wenn man sich in diesem System bewegt, finden sich deutliche Parallelen zu anderen Verfahren wie Akupunktur

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