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       Gemeinde

       III. Der Pfarrer <Einsetzungsworte und Abendmahlsvermahnung>

       IV. Gebet <Epiklese>

       Der Pfarrer

       V. Austheilung (während eines Communionsliedes der Gemeinde)

       VI. Gebet <Danksagung>672

       Chor

       Gebet

       Gemeindegesang

       Der Pfarrer <Segen>

       Bibliographie

       1. Abgekürzt zitierte Quellen und Literatur

       2. Quellen

       3. Literatur

       Fussnoten

       Seitenverzeichnis

      Vorwort

      Die Behauptung, dass die Reformierten eigentlich keine Liturgie hätten und entsprechend wenig zur Liturgik beitragen könnten, ist zwar nicht neu, aber definitiv falsch. Natürlich sind »wir« im Vergleich mit der großen lutherischen Schwester- und der noch größeren römisch-katholischen »Mutter«-Kirche schon numerisch betrachtet eine Minderheit. Es erstaunt auch nicht, dass der Reflexionsbedarf der reformierten Liturgietradition mit ihrem starken Akzent auf dem schlanken Predigtgottesdienst weniger ausgeprägt ist als in Traditionen, die sich nach der Messe richten. Wo keine Perikopen sind, gibt es auch keinen Bedarf, Perikopenordnungen zu diskutieren oder zu revidieren, und wo man keine Agenden (mehr) kennt, ist es schwierig, eine gemeinsame Referenz zu erkennen.

      Gleichwohl gibt es reformierte Liturgien und eine methodische Reflexion darüber, wie die Reformierten feiern, also eine reformierte Liturgik. Ersteres mag als eine Selbstverständlichkeit gelten. Wenn sich eine Gemeinde zum Gottesdienst versammelt, wird sie sich auch eine Ordnung geben oder wie Huldrych Zwingli dies programmatisch in seinem Entwurf einer Abendmahlsliturgie formulierte, ihre Aktion nach einem Brauch oder Ritus richten. Ich habe mich vor einigen Jahren eingehend mit der Liturgie und der Liturgik Zwinglis beschäftigt und den Begriff »Liturgik« etwas unvorsichtig verwendet. Denn die Reflexion der Riten, die man mit dem gräzisierenden Terminus belegt, ist noch nicht so alt. Die akademische Liturgik erwacht erst mit der Aufklärung zum Leben.

      Dass auch die Reformierten von Anfang an diese akademische Liturgik pflegten, sollte eigentlich nicht erstaunen, aber man kennt die Exponenten nicht mehr. Das mag auch damit zu tun haben, dass dem Protestantismus mit Daniel Friedrich Ernst Schleiermacher gleichsam ein Gigant erstanden ist, der alle anderen (reformierten) Theologen des 19. Jahrhunderts in den Schatten stellte. Mit dem vorliegenden Band wird das Werk eines Pioniers gewürdigt, der zur zweiten Generation der Liturgiker im 19. Jahrhundert gehörte und den großen Lehrer kritisch rezipierte. August Ebrard verdient es, dass man ihn auch aus dem Schatten des Vergessens holt. Denn er hat, wie diese Studie zeigen wird, einen eigenständigen Zugang zur Materie des Gottesdienstes. Vor allem gelingt es ihm, seine Reflexion der Riten auf gottesdiensttheologisch zu begründen. Darum lohnt es sich, die Impulse, die sich in seiner Liturgik finden lassen, wieder aufzunehmen und weiterzudenken. Es dürfte – in einer anderen Studie – auch reizvoll sein, die Fortsetzung dieser gedanklichen Linien zu verfolgen und aufzuzeigen, wo sie sich verloren haben und wo sie wieder auftauchen.

      Die vorliegende Untersuchung möchte ich auch deshalb gerne in einem größeren Zusammenhang sehen. Ich bin der Meinung, dass die Diskussion über die |10| angemessene Feiergestalt des Glaubens nicht nur als Disziplin zur akademischen Theologie gehört, sondern entscheidend zu ihrer Vitalität und Aktualität beiträgt. Dass wir eine eigenständige liturgische und liturgiewissenschaftliche Reflexion pflegen, ist darum mehr als notwendig. Der Gottesdienst der Kirche ist keine quantité négligeable, sondern Quelle und Grund ihres Lebens. Eine Theologie, die sich (noch) als »Funktion der Kirche« versteht, kann es deshalb nicht gleichgültig sein, ob und wie über aber auch vom Gottesdienst her theologisch gedacht wird. Wenn man in diesem großen Bogen denkt, ist es nun doch auffällig, dass die Reformierten im europäischen Kontext zur Gottesdiensttheologie in den letzten Jahren wenig Neues zu sagen wussten, während vor allem die amerikanische Diskussion seit einiger Zeit sehr lebhaft verlief. Auf solche »neuen« Entwürfe, die viel Anregungspotential haben, kommt auch Dr. Baschera in dieser Untersuchung zu sprechen. Es gelingt ihm damit, eine Brücke zwischen der alten und der neuen reformierten Liturgik zu schlagen. Man kann nun hoffen, dass der Funke springt!

      Denn was könnten wir unserer Kirche Besseres wünschen, als eine Erneuerung ihrer Liturgie?

      Das dezidiert theologische Interesse an der verwandelnden Kraft des Gottesdienstes ist eine der Pointen von Ebrards Liturgik. Ich wünsche dem Buch deshalb viele Leserinnen und Leser. Die Gefahr, dass eine Ebrard-Schule entsteht, erachte ich für relativ gering; die Chance, dass die Lektüre Lust macht, tiefer in die Materie zu dringen, ist intakt. Ich wünsche anregende Lektüre.

      Zürich am 1. Advent 2012

      Ralph Kunz

      Einleitung

      Vieles, was im 19. Jahrhundert auf den verschiedensten Gebieten unternommen wurde, lässt sich als Reaktion auf bestimmte, für problematisch gehaltene Entwicklungen und Tendenzen im Zeitalter der Aufklärung (18. Jh.) verstehen. Die Liturgik – die »praktisch–theologische Reflexion des öffentlichen Gebetsdienstes«1 – stellt in dieser Hinsicht keine Ausnahme dar.

      In der späten deutschen Aufklärung (ca. 1770–1815) rangen verschiedene Theologen um tiefgreifende Reformen des Gottesdienstes. Geleitet wurden sie dabei von der Überzeugung, der Gottesdienst in seiner traditionellen Gestalt könne angesichts der revolutionären Entwicklungen in Wissenschaft und Philosophie nicht mehr »als eine selbstverständlich gegebene, überkommene Einrichtung« betrachtet werden. Im neuen Zeitalter der Vernunft war die Existenz des Gottesdienstes ihrer Ansicht nach nur insofern zu rechtfertigen, als dieser Mittel zur Erreichung eines bestimmten Zwecks würde: »das moralische Verhalten als die eigentliche, wahre Religion zu fördern und die Menschen aller Stände zum vernünftigen Handeln anzuleiten«.2

      Im Gegensatz zu diesem ausgesprochen pädagogischen und vernunftzentrierten Gottesdienstverständnis betonte man später vielmehr die Zweckfreiheit des Gottesdienstes als Ausdruck von religiösen Gefühlen. So erklärte etwa Joachim Christian Gaß3 (1766–1831) bereits 1815 in seiner Abhandlung Über den chrstlichen Cultus, dass »alle Verehrung der Gottheit […] aus dem religiösen Gefühl und dem natürlichen Bedürfnis, es zu offenbaren«,4 entspringe, und bezeichnete den Gottesdienst als »die ganz natürliche Offenbarung einer Seele […], in der Religion und Frömmigkeit wohnen«.5 Diese und ähnliche Impulse aufnehmend, verhalf sodann Friedrich Schleiermacher in seinen Vorlesungen zur »christlichen Sitte« und zur Praktischen Theologie dem neuen Gottesdienstverständnis zur Reife.6 Auf Schleiermacher geht unter anderem die

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