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reichen die Informationen in atomaren Abständen nie für mehr als die Berechnung von Wahrscheinlichkeiten, wofür Quantenmechanik die perfekten Instrumente liefert.

      Philosophen haben auf den quantenmechanischen Tatbeständen »kühne Genieschwünge«Ausdruck Kants vollführt, bis hin zur Erklärung des Freien Willens, obwohl Quantenphänomene nicht erheblicher sind als anderes, das nur statistisch erfassbar ist wie das Verhalten der Moleküle von Gasen (Thermodynamik) oder Verkehr. Im Alltag erscheint vieles als a-kausal, also »zufällig«: Man trifft an entlegenem Ort den Nachbarn, oder der Blitz schlägt ein; das Zufällige daran ist, dass man die Weltreise des Nachbarn und die elektrischen Entladungen am Himmel nicht auf der Rechnung hatte. Beides hatte Ursachen, keines allerdings Intention, was im Alltag leicht verwechselt wird. Auch die thermischen Bewegungen der einzelnen Moleküle eines Gases haben Ursachen, nur sind sie rechnerisch nicht zu bewältigen. Populationen davon jedoch sind es und führen zu den thermodynamischen Gesetzen mit den Durchschnittsgrößen Dichte und Temperatur.

      Häufig werden Ursachen auf zu hoher Ebene gesucht: Es gibt beispielsweise keine »Verkehrsursache«, nur Ursachen für die einzelnen Verkehrsteilnehmer. Ebenso wenig gibt es eine »Menschen-Ursache«, sondern nur quasi unendlich viele Evolutionsschritte zu diesem hin.

      Die Einordnung als »Zufall« gründet also stets auf einem Mangel an Kenntnis oder ist das, was man nicht auf der Rechnung hatte oder das nicht Berechenbare (Einstein: »Das, wobei unsere Berechnungen versagen, nennen wir Zufall«) oder das, was als Hyperstase aus einem Substrat geworden ist, das unter der Erscheinung liegt.

      Kausalität ist nicht gleichzusetzen mit Determination (»anonyme Intention«). Dafür bräuchte es einen Plan, der das künftige Ergebnis im Voraus »weiß« und anstrebt – für das Kleinste wie für das Universum als Ganzes. Aber solche Pläne sind undenkbar, weil sie mit grundlegender Erkenntnis im Widerspruch stünden, insbesondere mit dem Hervorgehen von Denken aus biologischer Datenverarbeitung und allem Geist aus Denken.

      Könnte es nicht eine den Menschen verborgene Macht im Universum geben, die wirkt, verbindet, lenkt, dafür sorgt, dass jemand in London mitten in der Nacht aufschreit und es sich hinterher herausstellt, dass in diesem Augenblick der Bruder in Alaska gestorben ist etc. Unerklärlich ist vieles, aber es ist nichts gewonnen, dieses durch Unerklärtes zu erklären (etwa »es muss noch etwas geben«). Es bleibt unerklärlich, bis es geklärt ist. Es kann so viel Verborgenes geben, als man sich vorstellen will. Solange es verborgen bleibt, kann es nicht zur Erklärung dienen. Das Gebäude der Erkenntnis enthält jederzeit nur das, was bis dahin erkannt wurde. Alle Rede darüber hinaus ist leer.

      Fernwirkung, Kontinuum

      Werden Kinder gefragt, woraus die Sonne bestehe, sagen sie etwa: »Aus ganz kleinen leuchtenden Wolkenstücken«; oder wo der im Wasser aufgelöste Zucker nun sei: »So kleine Teilchen, dass man sie nicht sieht.« Die Vorsokratiker argumentierten ähnlich: Sie gelangten zum unteilbar Kleinen, aus dem alles zusammengesetzt sei. »Apeiron« hieß dies bei Anaximander, Heraklit fügte hinzu, dieses sei stets im Fluss, und Demokrit ergänzte, alles Reale bestünde aus Zusammensetzungen davon. Im Nachhinein ist zu erkennen: Das Kontinuum war keine Marotte von Anaximander, Plotin, Descartes oder Einstein, sondern Ausdruck der Natur des Denkens.

      Einstein nahm offensichtlich an, Descartes’ Äther sei starr mit Newtons absolutem Raum verbunden, was sich nicht verträgt mit der »Konstanz der Lichtgeschwindigkeit«, weshalb er die Idee eines Äthers ablehnte. Wird zugelassen, dass der Äther (oder wie immer das Kontinuum genannt wird) auch strömen kann, gibt es keinerlei Unverträglichkeiten zu den Anschauungen a priori mehr. Spätestens angesichts der Expansion des Universums kommt man um die Einsicht des Strömens nicht herum.

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      Anaximander, um 611–545 v. Chr.; Heraklit, um 545–475 v. Chr.; Demokrit, 460/459–400/380/370 v.Chr.

      Zwingend wird es, den Raum als mit einem Kontinuum angefüllt zu denken, bei der Frage nach Fernwirkungen: Wenn A auf B wirken soll, muss A mit B in Berührung sein. Dies gelernt zu haben, demonstriert der Säugling, wenn er an einer Unterlage zieht, auf der ein Gegenstand lagert, den er haben möchte. Die Übertragung von Wirkung schrieb Descartes seinem Äther zu: dessen Konstituenten würden aneinanderstoßen und so Impulse weitergeben. Alle Feldtheorien sagen nur das: Das Feld verbindet Ursachen und Wirkungen durch Kontakt in unendlich kleinen (mathematisch: »infinitesimalen«) Abständen.

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      Albert Einstein, 1879–1955; Isaac Newton,

       1643–1727

      Das Kontinuum ist seit Anaximander ein Analogon zu Luft, einem Gas aus Molekülen mit Potential (manifest in ihrer ununterbrochenen Bewegung) und Freiraum. Das Kontinuum ist und bleibt das nicht weiter reduzierbare »Ureine«, quasi der Sand im Sandkasten, aus dem Kinder Burgen bauen.

      Die Vorstellung vom leeren Raum braucht nicht nur zwingend permanente undurchdringbare Körper – sonst wäre der Raumbegriff unnütz –, sondern diese können und müssen sich bewegen, sonst wäre der Zeitbegriff unnütz. Das Kontinuum füllt den Rahmen, den die Anschauungen a priori vorgeben.

      Wäre das Kontinuum ein Gas, so stünden die Fundamentalkonstanten c, G und ħ für Temperatur, reziproke Dichte und freie Weglänge. Noch einmal: Die Konstituenten haben nicht schon Masse, nur Volumen, Abstand voneinander und Bewegung. Masse wird erst durch deren Dynamik konstituiert.

      Was heißt dann »Sein«?

      Wenn alle Erscheinungen auf Körper zurückzuführen sind, ist deren »Sein« durch das Sein bestimmt, das der Anschauung a priori »Körper« zugeordnet ist. Mit Permanenz und Undurchdringbarkeit ist schon alles gesagt, und »Sein« stellt sich als durch die Anschauungen a priori vorweggenommen heraus.

      Was ist Sein von Geist? »Materiell« ist Geist Information, und deren Essenz liegt gerade nicht im Körperlichen, sondern in Strukturen. Wird eingesehen, dass mit Undurchdringbarkeit von Körpern nicht ein beliebiger Tatbestand gemeint ist, sondern eigentlich eine Wechselwirkung, nämlich insofern, als Körper andern Körpern den Weg versperren, diese herumschubsen oder von diesen herumgeschubst werden – wie Kleinkinder Körper erfahren –, so wird im Analogieschluss klar, dass auch »Sein« von Information deren Wirkung meint. Information ist die Struktur, die sich mitteilt.

      Die Physik spricht von elektrischer Ladung, kann aber nicht angeben, was Ladung konstituiert, sondern misst Wechselwirkungen, denen sie als Ursache Ladung unterstellt. Ladungen sind Eigenschaften von Elementarteilchen und haben keinerlei isolierbare Existenz; Säure ist ihre saure Wirkung; durch die Mauer, die die Fledermaus wahrnimmt, kann sie nicht durch; »Haus« ist seine bergende Funktion. Das Dasein eines Menschen ist sein Wirken und Dulden – nicht seine Biomasse.

      All dies abstrahiert: »Sein« heißt »in Wechselwirkung stehen«. »Sein« erwächst dem Sprachgebrauch: Man sagt von einem Gegenstand, den man objektiviert, also vom Bezug auf sich selbst löst, er »sei«. Der Gegenstand ist Teil des Inventars der Welt des Sprechers. Er müsste eigentlich sagen, er hätte sich den Gegenstand gemerkt. Sein kann denn auch in jedem Satz ersetzt werden: Beeren sind/leuchten rot; Schüler sind/halten sich im Schulhaus auf; zwei und zwei sind/ergeben vier. Dass etwas sei, als Projektion des Sprechenden, ist, wie alles Sprachliche, allein durch Zweckmäßigkeit begründet.

      Erkenntnisgrenzen

      Wer sich der Wirklichkeit stellen will, muss auch sein Erkenntnisvermögen als Teil objektivierbarer Wirklichkeit betrachten, was mit der Einsicht anfängt, dass Kontinuum, Raum und Zeit nicht Teil des Bildinhaltes sind, nicht die Wirklichkeit sind, sondern Material und Rahmen für deren Vorstellung – Sand und Sandkasten, womit ein Modell der Welt gebaut werden kann.

      Die Anschauungen a priori sind hinzunehmen und weiter nicht zu deuten. Warum dann dieses Aufheben darüber? Weil der Rahmen für jegliches Philosophieren, den sie abstecken, nicht zu überschreiten ist, auch wenn einer über »außerhalb« nachzudenken meint. Die Philosophie war sich offenbar der Anschauungen a priori zu wenig sicher, um Einstein

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