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hätte, und Gott wurde erhoben“.

      Als er am nächsten Morgen aufwachte, sagte er: „Ich begriff, dass der Heilige Geist für immer in mir Wohnung genommen hatte. Mir war zumute wie: ‚Er führte mich ins Weinhaus, und die Liebe ist sein Banner über mir‘ (Hl. 2,4). Es ist unmöglich, die Freudefluten zu beschreiben, die nun folgten.“

      Rees Howells war kein geborener Redner. Er war normalerweise still und zurückgezogen. Als aber der Heilige Geist bei ihm einzog, löste er ihm die Zunge und erfüllte ihn mit seiner eigenen Kraft und Unverzagtheit. An jenem Morgen fand eine Lobpreisversammlung in einem Zelt statt, bei der etwa tausend Menschen anwesend waren, darunter um die zweihundert Pfarrer und Prediger. Der erste, den Rees erblickte, war sein eigener Pfarrer, und wenn irgendetwas ihn vom Sprechen hätte abhalten können, dann war es dessen Anwesenheit. Dennoch stand er während der Versammlung auf und berichtete allen klar und ruhig, dass der Heilige Geist, ebenso wie er damals an Pfingsten zu den Aposteln gekommen war, nun auch zu ihm gekommen sei und ähnliche Resultate hervorbringen würde. Er rief sie alle als Zeugen an. Die Folge davon war, dass in der darauffolgenden Woche, als sich eine große Menschenmenge versammelte, um einen berühmten Prediger zu hören, buchstäblich Hunderte zu Rees kamen und ihn darüber befragten, wie es abgelaufen war, als der Heilige Geist in ihm Wohnung nahm. Dies war der erste von jenen Strömen, die – wie Jesus sagte – aus dessen Leibe fließen sollen, der den Geist empfangen hat.

      Kapitel 6

       Die Liebe zu einem Ausgestoßenen

      Wenn der göttliche Eigentümer ein Eigentum in Besitz nimmt, hat er ein zweifaches Ziel: intensive Kultivierung und reiche Fruchtbarkeit. War der Boden bis dahin vernachlässigt worden, kann er ihn nur langsam, sozusagen Stück für Stück, kultivieren und fruchtbar machen. Wir werden ihm nun bei der Arbeit auf diesem neuen Stück Ackerland zusehen.

      Das erste Ackerstück, das er sich in Rees Howells vornahm, war das Gebetsleben. Rees war es gewohnt, allgemeingefasste Gebete zu beten. Wenn ihn jemand gefragt hätte, ob er wüsste, dass er auf seine Gebete eine Antwort bekommen würde, hätte er nichts darauf zu erwidern gewusst. Jetzt lehrte ihn der Geist: „Der Sinn des Gebets ist die Erhörung. Sieh zu, dass du nichts von dem verlierst, was ich dir gebe.“ Er sagte ihm auch, dass wirksames Gebet geleitetes Gebet sein müsse. Von nun an sollte er nicht mehr für alles Mögliche beten, wie es ihm in den Sinn kam, sondern er hatte sich auch im Gebet vom Heiligen Geist führen zu lassen.

      Damit verbunden war auch eine andere wichtige Lektion, und zwar sollte er Gott niemals mehr darum bitten, ein Gebet durch andere zu erhören, wenn er es auch durch ihn selbst erhören konnte. Das schloss auch sein Geld mit ein. Wenn beispielsweise um Geld gebetet wurde, musste er erlauben, dass auch sein eigenes gebraucht wurde. Der Heilige Geist zeigte ihm, dass er, als er noch nicht völlig ausgeliefert war, Gott lang und breit um Mittel für die Missionsfelder und ähnliche Zwecke hatte bitten können, ohne bereit zu sein, dass Gott dieses Gebet durch ihn selbst erhörte. Der Heilige Geist zeigte ihm, dass wir dem Herrn oft „lästig werden mit unserem Gerede“ (siehe Mal. 2,17). All dieses Unechte musste beseitigt und das Wort Gottes ganz praktisch verwirklicht werden.

      Das erste Gebet dieser Art, das der Heilige Geist durch ihn betete, war für einen jungen Mann namens Will Battery. Dieser lebte erst seit einigen Jahren in der Gegend und wohnte bei einem Onkel. Nach einer Hirnhautentzündung war er sehr geschwächt. In dieser Zeit hatte der Alkohol Macht über ihn gewonnen und es erging ihm immer schlechter. Die letzten beiden Jahre hatte er keine Nacht mehr im Bett geschlafen, stattdessen hatte er die Nächte im Heizkesselraum der Zinnhütte verbracht. Er war schmutzig und unrasiert. Er trug keine Socken und band nie seine Schnürsenkel zu. Als die Erweckung in dem Gebiet ihren Lauf nahm und Hunderte sich bekehrten, hatte doch niemand Will Battery erreicht. Für diesen Menschen, so stellte Rees Howells zu seinem eigenen Erstaunen fest, drängte ihn der Heilige Geist zu beten. Er sollte ihn hindurchbeten zu Gesundheit und zu seiner Errettung und sollte ihn lieben „nicht mit Worten, sondern mit Tat und Wahrheit“ (1. Joh. 3,18). „Mir selbst wäre es nie in den Sinn gekommen, ihn zu lieben“, sagte er, „aber wenn der Heilige Geist in einen kommt, bringt er die Liebe des Heilands mit sich. Mir war, als ob ich mein Leben für diesen Mann hingeben könnte. Es strömte eine solche Liebe aus mir hervor, wie ich sie nie zuvor gekannt hatte. Menschlich gesprochen wäre er der Letzte gewesen, mit dem ich meine Freizeit hätte verbringen wollen, und die Zinnhütte der letzte Ort, der mich anziehen konnte.“

      In seinen freien Stunden machte er diesen Mann zu seinem Freund und verbrachte alle Sonntage mit ihm. Er hatte mehr Freude daran, diesen einen zu gewinnen, als in der Kirche bei den anderen Gläubigen zu sein. Er ging sogar mit ihm im Dorf spazieren, obwohl er sich genierte, wenn sich die Leute nach ihnen umdrehten und ihnen nachstarrten. Doch „der Herr half mir auch da durch“, erzählte er später.

      Etwa zehn Tage vor Weihnachten fragte ihn der Heilige Geist, was er sich wünsche, da dies das erste Weihnachtsfest sei, seit er in sein Leben gekommen war. Rees’ Wunsch lag klar auf der Hand: Will Battery sollte gesegnet werden. Aber von diesem Tag an war Battery verschwunden!

      „Ich suchte ihn zehn Abende lang, wie eine Mutter ihr Kind sucht. Ich kannte die Wirkungsweise des Heiligen Geistes noch nicht und verstand nicht, dass er mein Vertrauen wollte.“ Dann, am letzten Tag vor Weihnachten, tauchte Battery plötzlich wieder auf. Er kam Rees besuchen. „Ich höre noch heute seine Schritte“, sagte Rees. „Welch ein Jubel war da in mir! Ich hatte bis dahin nicht die leiseste Idee von der Liebe des Heiligen Geistes zu einer verlorenen Seele, bis er es durch mich tat. Was für einen Abend hatten wir da zusammen! Am nächsten Tag hatte ich die Freude, mein erstes Weihnachtsfest zu feiern, seitdem der Heilige Geist in mich gekommen war – und zwar in der Zinnhütte zusammen mit diesem jungen Mann: Acht Stunden verbrachten wir miteinander. Meine Mutter gab mir einen Korb mit weihnachtlichen Speisen für uns beide mit, aber meine Freude war zu groß, als dass ich hätte essen können. Battery bekam alles. Um vier Uhr fragte er mich, ob er mit mir zum Gottesdienst kommen könne. Was für eine Freude war es, mit ihm dorthin zu gehen! Ich hatte ihn nie von mir aus gebeten mitzukommen – in der Befürchtung, ihn vor den Kopf zu stoßen.“

       Dieser Mann war einer der schlimmsten Trunkenbolde, und es erregte daher großes Aufsehen, als er während der Erweckungszeit seine Sünde erkannte und in einer Gebetsversammlung die Erlösung in Christus annahm.

      Aber das Werk an ihm war nicht in wenigen Wochen oder Monaten getan. Schritt für Schritt wurde er sozusagen emporgehoben, bis Rees ihm eine Unterkunft und Arbeit im Bergwerk besorgen konnte. Aber auch dann gab es noch Entgleisungen. So wurde Rees beispielsweise zu einer ärgerlichen Wirtin gerufen. Will Battery war mitsamt seiner Arbeitskleidung und den Stiefeln zu Bett gegangen! Ohne zu zögern, bat Rees sie, die Bettwäsche auf seine Kosten in die Wäscherei zu geben. Schließlich kam der Tag, an dem die Leute aus der Gemeinde erstaunt sahen, dass Battery ordentlich gekleidet im Gottesdienst saß. Allerdings verstrichen bis zum endgültigen Sieg drei volle Jahre. Erst dann gelang es Rees, seinen Freund dazu zu bringen, dass er zu seiner Mutter, die eine bekehrte Frau war und jahrelang für ihn gebetet hatte, nach Hause ging. „Auf diese Weise“, sagte Rees Howells, „fing ich bei der untersten Stufe an und liebte zunächst einen, und wenn man einen liebt, kann man auch viele lieben, und wenn man viele liebt, kann man alle lieben.“

      Der zweite Mensch, für den der Heilige Geist Rees beten ließ, war Jim Stakes, der eigentlich James Thomas hieß. Der Heilige Geist lehrte Rees durch diesen Fall, was „fürstliches Geben“ ist. Darüber sagte er später Folgendes: „Seitdem mein Geld dem neuen Menschen in mir gehört, hat der alte Mensch nicht mehr darüber zu bestimmen. Der neue Mensch in mir ist von Natur aus viel freigebiger als der alte. Der alte hat so lange in Ägypten und später in der Wüste unter dem Gesetz gelebt, dass es schon viel für ihn bedeutete, wenn er den Zehnten gab. Wenn daher der neue Mensch fürstliche Gaben geben möchte, stellt der Heilige Geist zuerst einmal die Realität der Übergabe auf die Probe. Erweist sie sich als echt, werden später keine Konflikte entstehen, wenn es einmal um große Summen geht.“ Die Probe bestand für Rees in der Person von Jim Stakes.

      Dieser Mann hatte einen

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