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Geist arbeitete weiter an mir, indem er die Wurzel dieser bösen Natur – das Ich – entlarvte. Jede Veränderung muss von der Wurzel her geschehen. Die Sünde war bezahlt. Nicht die Sünde war es also, mit der er sich nun befasste, sondern das Ich. Es ging um jene Natur, die aus dem Sündenfall hervorgegangen war. Er war nicht gewillt, sich mit einer oberflächlichen Übergabe zufriedenzugeben. Nein, er legte den Finger auf jeden einzelnen Teil meines Ich-Lebens, und ich hatte mich einfach zu entscheiden. Nicht einen einzigen konnte er ohne meine Zustimmung wegnehmen. In dem Augenblick, da ich diese Zustimmung gab, fand eine Reinigung statt (Jes. 6,5–7), und von da an konnte ich die betreffende Sache nie mehr antasten. Es war nicht so, dass ich sagte, ich sei gereinigt, während mir die Sache in Wirklichkeit weiter anhaftete – nein, es war ein vollkommener Bruch, und dann nahm der Heilige Geist sie unter seine Herrschaft. So ging es Tag für Tag weiter. Er kam als Gott zu mir, ich aber hatte bisher als Mensch wie alle anderen gelebt. So sagte er mir jetzt: ‚Was für einen Durchschnittsmenschen zulässig ist, wird dir nicht erlaubt sein.‘“

      Sein „Llandrindod-Erlebnis“ war die Wende, der sodann der Prozess der Heiligung nachfolgte (siehe sein Bericht darüber im 14. Kapitel), bei dem der Heilige Geist auf der Grundlage seiner ersten Übergabe Schritt für Schritt die Ich-Natur umwandelte und durch die göttliche Natur ersetzte (2. Petr. 1,5). Da war zuerst die Liebe zum Geld, diese „Wurzel allen Übels“, die Rees anfangs nach Amerika getrieben hatte. Gott sagte ihm, dass er jegliches Gefallen am Geld aus ihm entfernen würde sowie auch alles Streben nach Geldbesitz. „Ich musste überlegen, was das bedeutete“, sagte Rees. „Geld sollte für mich nicht mehr sein, als es für Johannes den Täufer oder für Jesus war. Bis zu einem gewissen Grad hatte ich mich damit schon bei meiner Wiedergeburt befasst. Nun aber ging der Heilige Geist an die Wurzel heran.“ Einen ganzen Tag hatte er mit dieser Sache zu tun, doch am Abend hatte sich seine „Einstellung zum Geld vollkommen gewandelt“.

      Als Nächstes kam die Tatsache, dass er nicht das Recht haben würde, nach eigenem Belieben eine Familie zu gründen. „Ich erkannte, dass ich niemals mein Leben einer anderen Person schenken konnte, um mit ihr und für diese Person allein zu leben. Konnte denn der Herr sein Leben und seine Aufmerksamkeit einer einzigen Person schenken – statt einer verlorenen Welt? So konnte es der Heilige Geist auch nicht. Er nahm sich reichlich Zeit, mir genau zu zeigen, was das bedeutete: Das Leben, das er in mir leben würde, galt der gesamten Welt. War ich dazu bereit?“

      Eine andere Sache, mit der er sich auseinanderzusetzen hatte, war sein Ehrgeiz. Wie war es ihm möglich, Ambitionen zu verfolgen, wenn der Heilige Geist in ihn gekommen war? Gott zeigte ihm das an folgendem Beispiel: Angenommen, er hätte eine Mission an einem Ort, und eine andere Mission ließe sich am gleichen Ort nieder: Wenn es dann zu Schwierigkeiten zwischen den beiden Missionen käme, sodass es für die Stadt besser wäre, nur eine Mission zu haben, müsste seine Mission sich zurückziehen. Oder wenn er und ein anderer Mann sich um die gleiche Stelle bewerben würden, müsste er die Stelle dem anderen überlassen. Oder wenn er mit einem Mann zusammenarbeitete, der weniger als er verdiente, obwohl er eine Familie hatte, dann konnte es sein, dass der Heilige Geist ihm befahl, dem anderen seine Stelle abzutreten. Würde er dazu bereit sein? Ja, er war dazu bereit.

      Am fünften Tag ging es um sein Ansehen vor der Welt. Er dachte an Männer der Bibel, die vom Heiligen Geist erfüllt waren, und da besonders an Johannes den Täufer, und der Herr sagte zu ihm: „Es ist möglich, dass ich durch dich ein ähnliches Leben führen werde wie durch ihn.“ Ein Mann, nur mit Kamelhaar bekleidet und abgeschieden in der Wüste lebend? Auch in dieser Sache, oder was die moderne Entsprechung davon sein mochte, musste eine gültige Entscheidung getroffen werden. „Wenn ich mein Leben in dir lebe, und dieses wäre die Art von Leben, die ich wähle, kannst du mich nicht daran hindern.“ So lautete Gottes Wort. Da der Herr selbst verachtet war, musste auch er bereit sein, verachtet zu werden.

      Bis Freitagabend hatte er sich allen diesen Punkten gestellt. Er wusste genau, worum es ging: Er hatte die Wahl zwischen zeitlichem und ewigem Gewinn. Der Heilige Geist fasste das Ergebnis wie folgt zusammen: „Auf keinen Fall werde ich dir erlauben, auch nur einen Gedanken an dein Ich zu hängen. Das Leben, das ich in dir leben werde, wird zu hundert Prozent anderen gelten. Du wirst dich niemals schonen können, ebenso wenig wie es Gott selbst konnte, als er auf der Erde war. Also, bist du bereit?“ Er hatte eine endgültige Antwort zu geben.

      An diesem Abend sagte ein Freund zu ihm: „Wenn einige von uns heute nach dem Treffen zu dir kämen, würdest du uns dann etwas über deine Stellung in Christus sagen?“ Sofort forderte ihn der Heilige Geist heraus: „Wie kannst du das denn? Du hast die Stellung der Überwinder zwar gesehen, aber du bist noch nicht in sie eingetreten. Ich habe fünf Tage an dir gearbeitet. Heute Abend um sechs Uhr muss deine Entscheidung fallen. Und denke daran: Dein Wille muss weichen. Auf keinen Fall werde ich dir erlauben, eine Gegenströmung hineinzubringen. Wohin ich dich sende, dorthin wirst du gehen. Was ich dir sage, das wirst du tun.“ Es war die Endschlacht um den Willen.

      „Ich bat ihn um mehr Zeit“, fuhr Rees fort, „aber er sagte: ‚Du wirst keine Minute nach sechs Uhr mehr haben.‘ Als ich das hörte, fühlte es sich so an, als ob ein wildes Tier in mir aufgeweckt würde. ‚Du hast mir einen freien Willen gegeben‘, begehrte ich auf, ‚und nun zwingst du mich, ihn aufzugeben.‘ – ‚Ich zwinge dich nicht‘, erwiderte er, ‚aber behauptest du nicht seit drei Jahren, dass du nicht dir selbst gehörst und den Wunsch hast, dein Leben so vollständig Gott auszuliefern, wie er das Seine für dich hingab?‘ Ich verstummte augenblicklich. Die Art, wie ich gesprochen hatte, stellte eine Beleidigung der Dreieinigkeit dar. ‚Es tut mir leid‘, sagte ich, ‚ich habe es nicht so gemeint.‘ – ‚Du wirst nicht gezwungen, deinen Willen aufzugeben‘, griff er die Sache von Neuem auf, ‚aber um sechs Uhr werde ich deine Entscheidung entgegennehmen. Danach wirst du nie mehr eine Gelegenheit haben!‘ Es war also das letzte Angebot, die letzte Chance! Ich sah den Thron (Offb. 3,21) und all meine Aussichten auf die Ewigkeit dahinschwinden. Da sagte ich: ‚Bitte vergib mir. Ich möchte es tun.‘

      Noch einmal kam die Frage: ‚Bist du bereit?‘ Es war zehn Minuten vor sechs. Ich wollte es tun, aber ich konnte nicht. Der Verstand ist messerscharf, wenn man so auf die Probe gestellt wird. Der Gedanke blitzte in mir auf: Wie kann das Ich bereit sein, das Ich aufzugeben? Nun war es schon fünf Minuten vor sechs. Mir schwindelte vor diesen letzten fünf Minuten. Ich konnte das Ticken der Uhr zählen. Dann sprach der Heilige Geist erneut zu mir: ‚Wenn du es nicht schaffst, bereit zu sein, willst du mir dann wenigstens erlauben, dir dabei zu helfen? Willigst du ein, dass ich dich willig mache?‘“

       „Ich wurde augenblicklich in ein anderes Reich versetzt.

       Dort hörte ich Gott zu mir sprechen, und seitdem lebe ich in diesem Reich.“

      „‚Sei bloß vorsichtig‘, flüsterte der Feind mir zu. ‚Wenn ein Stärkerer dir gegenübersteht und dich willig machen möchte, bereit zu sein, dann ist das doch dasselbe wie von vornherein bereit zu sein.‘ Während ich über diesen Punkt nachdachte, schaute ich wieder auf die Uhr. Es war nun eine Minute vor sechs. Da senkte ich den Kopf und sagte: ‚Herr, ich bin bereit.‘“

      Innerhalb einer Stunde hatte die dritte Person der Gottheit von ihm Besitz genommen. Es wurde ihm das Wort in Hebräer 10,19 gegeben: „Brüder, weil wir nun durch das Blut Jesu das zuversichtliche Vertrauen zum Eintritt ins Heiligtum haben (…).“ – „Ich wurde augenblicklich in ein anderes Reich versetzt“, sagte Rees, „innerhalb des Vorhangs, wo der Vater, der Sohn und der Heilige Geist leben. Dort hörte ich Gott zu mir sprechen, und seitdem lebe ich in diesem Reich. Wenn der Heilige Geist bei uns einzieht, kommt er, um auf ewig in uns zu wohnen. Dank dem Blut Jesu. Ihm sei die Ehre!

      Wie sehr verehrte ich die Gnade Gottes! Es ist Gott, der uns die Reue und Umkehr ermöglicht. Es war Gott, der mir half, meinen Willen aufzugeben. In dieser Woche hatte er mich um einiges gebeten, das ich hergeben konnte, weil ich Herr darüber war. Aber als er mich bat, mein Ich und meinen Willen aufzugeben, merkte ich, dass ich das nicht konnte – bis er mir durchhalf.“

      Ein Augenzeuge berichtet, dass das kleine Treffen an jenem Abend mit Worten nicht zu beschreiben sei: Die Herrlichkeit Gottes kam herab. Rees stimmte das Lied an: „Da ist Kraft in dem

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